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Armut trotz Arbeit
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Arbeitende Personen mit weniger als 2,15 bzw. 3,65 US-Dollar pro Tag, in absoluten Zahlen und in Prozent, 1991 bis 2023
Arbeitende Personen mit weniger als 2,15 bzw. 3,65 US-Dollar pro Tag, in absoluten Zahlen und in Prozent, 1991 bis 2023
Arbeitende Personen in Haushalten mit weniger als 3,65 US-Dollar pro Tag und Kopf, in absoluten Zahlen, 1991 bis 2023
Viele Menschen sind trotz Erwerbstätigkeit arm.
Wird die Einkommensgrenze bei unter 3,65 US-Dollar pro Tag und Kopf angesetzt, waren im Jahr 2023 weltweit 664 Millionen Personen trotz Arbeit arm. Im Jahr 2005 waren es noch 1,1 Milliarden.
In sieben von zehn Regionen waren die Zahlen rückläufig. Vor allem in Ostasien lag der Rückgang weit über dem Durchschnitt.
Trotz der insgesamt positiven Entwicklung in den letzten 25 Jahren sind immer noch knapp ein Fünftel der Beschäftigten trotz Arbeit arm.
Fakten
Nach Angaben der International Labour Organization (ILO) lag die Zahl der arbeitenden Personen, die in Haushalten mit einem Einkommen von unter 2,15 US-Dollar pro Tag und Kopf leben, im Jahr 2019 weltweit bei 228 Millionen. Im Jahr 2005 waren es noch 539 Millionen und 1991 noch 825 Millionen Personen (jeweils bezogen auf die 15 Jährigen und Älteren). Allein für den Zeitraum 2005 bis 2019 entspricht das einem Rückgang um 311 Millionen Personen bzw. um 57,7 Prozent. Durch die Corona-Pandemie stieg die Zahl der sogenannten working poor um 20 Millionen auf 248 Millionen Personen, stabilisierte sich aber in den Folgejahren leicht unterhalb dieses Niveaus (2023: 241 Mio.).
Wird die Einkommensgrenze bei unter 3,65 US-Dollar pro Tag und Kopf angesetzt, waren im Jahr 2023 weltweit 664 Millionen Personen trotz Arbeit arm. Im Jahr 2005 waren es noch 1,1 Milliarden. Das entspricht einem Rückgang um 435 Millionen bzw. um 39,6 Prozent. Von allen Beschäftigten, deren haushaltsgewichtetes Einkommen im Jahr 2023 unter der 3,65 US-Dollar-Grenze lag, lebten 42,5 Prozent in Südasien (davon 79 Prozent in Indien), 39,2 Prozent im subsaharischen Afrika sowie 6,8 Prozent in der Region Süd-Ostasien und Pazifik. 11,5 Prozent entfielen auf die verbleibenden Regionen. Das subsaharische Afrika und die arabischen Staaten (ohne Nordafrika) sind dabei die einzigen Regionen, in denen die absolute Zahl der 'working poor' zwischen 2005 und 2023 nennenswert gestiegen ist (3,65 US-Dollar-Grenze: plus 65,7 Mio. / plus 8,1 Mio.). In sieben von zehn Regionen waren die Zahlen rückläufig. Vor allem in Ostasien lag der Rückgang weit über dem Durchschnitt (minus 339 Mio. bzw. minus 94,3 Prozent). Die Entwicklung in Ostasien wird dabei maßgeblich von China geprägt, wo die Zahl der Personen, die trotz Arbeit arm sind, von knapp 600 Millionen 1991 auf rund 350 Millionen im Jahr 2005 zurückging und dann weiter auf unter 15 Millionen im Jahr 2023 sank.
Der Anteil der arbeitenden Personen, die in Haushalten mit einem Einkommen von unter 2,15 US-Dollar pro Tag und Kopf leben, an allen Beschäftigten weltweit verringerte sich zwischen 1991 und 2019 kontinuierlich von 37,0 auf 6,9 Prozent. Im Zuge der Corona-Pandemie stieg der Wert auf 7,7 Prozent im Jahr 2020, erreichte aber 2023 wieder das Vorkrisenniveau. Relativ zur jeweiligen Gesamtzahl der Beschäftigten ist das subsaharische Afrika mit Abstand am stärksten vom 'Armut trotz Arbeit'-Problem betroffen: Bezogen auf die 2,15 US-Dollar-Grenze war hier 2023 ein Drittel der Beschäftigten trotz Arbeit arm (32,8 Prozent). Darauf folgten die arabischen Staaten mit 12,6 Prozent, Südasien mit 8,0 Prozent und Nordafrika mit 5,0 Prozent.
Der Anteil der arbeitenden Personen, die in Haushalten mit einem Einkommen von unter 3,65 US-Dollar pro Tag und Kopf leben, an allen Beschäftigten weltweit sank zwischen 1991 und 2023 von 55,9 auf 19,1 Prozent. Vor allem Ostasien (insbesondere China) hat einen großen Anteil an dieser Entwicklung: Hier reduzierte sich der Anteil von 1991 bis 2023 von 80,5 auf 2,3 Prozent. Bezogen auf die Regionen war auch bei der 3,65 US-Dollar-Grenze der Anteil der Beschäftigten, die trotz Arbeit arm sind, im subsaharischen Afrika am höchsten (2023: 58,8 Prozent). Aber auch in Südasien war 2023 mehr als ein Drittel der Beschäftigten vom 'Armut trotz Arbeit'-Problem betroffen (36,9 Prozent), in den arabischen Staaten und Nordafrika war es rund ein Sechstel (jeweils rund 17 Prozent).
Viele 'working poor' arbeiten im informellen Sektor, also in einem meist schlecht bezahlten Beschäftigungsverhältnis ohne regulären Vertrag, ohne soziale Sicherung und ohne ausreichenden Arbeitsschutz. Ein besonderes Problem des informellen Sektors ist die Kinderarbeit. Die ILO geht davon aus, dass im Jahr 2020 weltweit 160 Millionen Kinder Kinderarbeit geleistet haben, darunter rund 89 Millionen Kinder im Alter von 5 bis 11 Jahren. Bezogen auf die einzelnen Welt-Regionen war im subsaharischen Afrika sowohl die absolute Zahl arbeitender Kinder als auch der relative Anteil der Betroffenen am höchsten: Knapp ein Viertel der 5- bis 17-Jährigen haben Kinderarbeit geleistet (23,9 Prozent) – deutlich mehr als 86 Millionen Kinder.
Das Problem 'Armut trotz Arbeit' ist nicht auf die ökonomisch sich entwickelnden Staaten begrenzt. In den ökonomisch entwickelten Staaten gelten diejenigen als 'working poor', deren Einkommen trotz Erwerbstätigkeit unter der jeweiligen Armutsschwelle liegt. So gehörten beispielsweise in den USA nach Angaben des U.S. Bureau of Labor Statistics im Jahr 2021 knapp 6,4 Millionen Erwerbstätige zur Gruppe der 'working poor'. Weiter lebten rund 3,3 Millionen Familien unterhalb der offiziellen Armutsgrenze, obwohl mindestens ein Familienmitglied mehr als die Hälfte des Jahres Arbeit hatte. In Deutschland waren im Jahr 2023 nach Erstergebnissen des Mikrozensus 8,2 Prozent aller Erwerbstätigen trotz Arbeit armutsgefährdet.
Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen
Grundsätzlich wird zwischen absoluter und relativer Armut unterschieden: Verallgemeinert bezeichnet die absolute Armut einen Zustand, in dem die Grundversorgung nicht gegeben ist. Dies betrifft alle Haushalte, in denen das gewichtete Einkommen unter 3,65 US-Dollar (Kaufkraft) pro Tag und Kopf liegt. Von extremer Armut wird gesprochen, wenn das gewichtete Haushaltseinkommen weniger als 2,15 US-Dollar (Kaufkraft) pro Tag und Kopf beträgt.
Von relativer Armut sind Personen betroffen, deren Einkommen unter der jeweiligen Armutsschwelle liegt – beispielsweise liegt diese Schwelle in Deutschland bei 60 Prozent des mittleren Einkommens. Dabei berücksichtigt die Einkommensberechnung sowohl die unterschiedlichen Haushaltsstrukturen als auch die Einspareffekte, die durch das Zusammenleben entstehen. Die Einkommen werden also gewichtet. Weitergehende Informationen zur Ermittlung des verfügbaren Einkommens bzw. des sogenannten Äquivalenzeinkommens finden Sie
Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO – International Labour Organization) ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen (UN – United Nations). Sie wurde im Jahr 1919 gegründet und hat ihren Hauptsitz in Genf. Die ILO verfügt über eine dreigliedrige Struktur: Die 187 Mitgliedstaaten sind durch Repräsentanten sowohl von den Regierungen als auch von Seiten der Arbeitnehmer und Arbeitgeber in den Organen der ILO vertreten.
Informationen zum Thema Kinderarbeit finden Sie
Armut trotz Arbeit
Arbeitende Personen mit weniger als 2,15 bzw. 3,65 US-Dollar pro Tag, in absoluten Zahlen und in Prozent, 1991 bis 2023
Arbeitende Personen in Haushalten mit einem Einkommen von unter 2,15 US-Dollar (Kaufkraft) pro Tag und Kopf 1 | |||||||||
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1991 | 1995 | 2000 | 2005 | 2010 | 2015 | 2019 | 2020 | 2023 | |
Anzahl, in Mio. | |||||||||
Welt | 825,5 | 748,8 | 713,0 | 538,7 | 426,9 | 262,3 | 227,7 | 248,0 | 241,1 |
davon: | |||||||||
Südasien | 159,8 | 161,5 | 178,7 | 161,8 | 133,3 | 93,7 | 63,9 | 76,9 | 60,9 |
subsaharisches Afrika | 97,9 | 116,2 | 128,4 | 128,3 | 124,5 | 124,7 | 129,6 | 135,8 | 145,3 |
Süd-Ostasien und Pazifik | 91,2 | 85,3 | 77,2 | 48,6 | 31,0 | 16,9 | 11,2 | 10,5 | 8,5 |
Lateinamerika und Karibik | 19,8 | 18,3 | 18,7 | 15,4 | 9,4 | 6,9 | 9,2 | 10,7 | 9,9 |
Ostasien | 446,4 | 353,9 | 296,8 | 173,8 | 120,5 | 12,2 | 3,3 | 3,0 | 3,1 |
Nordafrika | 2,8 | 2,9 | 2,1 | 2,0 | 1,6 | 1,3 | 2,1 | 2,4 | 3,5 |
arabische Staaten (ohne Nordafrika) | 0,9 | 0,3 | 0,3 | 0,3 | 0,3 | 2,3 | 5,2 | 5,6 | 7,1 |
Zentral- und Westasien | 4,9 | 7,4 | 9,3 | 8,3 | 6,2 | 4,2 | 3,1 | 3,1 | 2,6 |
Osteuropa | 1,5 | 2,9 | 1,4 | 0,2 | 0,03 | 0,02 | 0,03 | 0,01 | 0,01 |
Europa (ohne Osteuropa) | 0,3 | 0,2 | 0,1 | 0,1 | 0,04 | 0,02 | 0,01 | 0,01 | 0,01 |
Anteil an allen Beschäftigten, in Prozent | |||||||||
Welt | 37,0 | 31,7 | 27,6 | 19,5 | 14,4 | 8,4 | 6,9 | 7,7 | 6,9 |
davon: | |||||||||
Südasien | 42,7 | 39,0 | 36,7 | 30,7 | 22,8 | 14,9 | 9,5 | 11,6 | 8,0 |
subsaharisches Afrika | 53,5 | 56,9 | 54,9 | 47,2 | 40,6 | 35,4 | 33,0 | 34,1 | 32,8 |
Süd-Ostasien und Pazifik | 44,3 | 37,6 | 30,8 | 18,1 | 10,3 | 5,2 | 3,3 | 3,1 | 2,4 |
Lateinamerika und Karibik | 11,9 | 10,1 | 9,3 | 6,7 | 3,7 | 2,5 | 3,2 | 4,1 | 3,3 |
Ostasien | 59,5 | 45,4 | 36,1 | 20,4 | 14,0 | 1,4 | 0,4 | 0,3 | 0,4 |
Nordafrika | 8,2 | 7,5 | 4,8 | 3,9 | 2,6 | 2,1 | 3,3 | 3,8 | 5,0 |
arabische Staaten (ohne Nordafrika) | 4,4 | 1,3 | 0,9 | 0,9 | 0,8 | 4,9 | 10,0 | 10,9 | 12,6 |
Zentral- und Westasien | 10,1 | 14,8 | 18,3 | 15,4 | 10,5 | 6,4 | 4,4 | 4,5 | 3,6 |
Osteuropa | 1,0 | 2,1 | 1,0 | 0,2 | 0,02 | 0,01 | 0,02 | 0,01 | 0,01 |
Europa (ohne Osteuropa) | 0,2 | 0,1 | 0,1 | 0,04 | 0,02 | 0,01 | 0,01 | 0,01 | 0,00 |
Arbeitende Personen in Haushalten mit einem Einkommen von unter 3,65 US-Dollar (Kaufkraft) pro Tag und Kopf 1 | |||||||||
1991 | 1995 | 2000 | 2005 | 2010 | 2015 | 2019 | 2020 | 2023 | |
Anzahl, in Mio. | |||||||||
Welt | 1.247,9 | 1.245,9 | 1.259,4 | 1.099,7 | 953,5 | 749,1 | 628,5 | 650,7 | 664,5 |
davon: | |||||||||
Südasien | 295,2 | 316,2 | 359,9 | 360,5 | 360,5 | 330,8 | 265,0 | 284,2 | 282,6 |
subsaharisches Afrika | 133,6 | 155,2 | 177,8 | 194,9 | 204,7 | 217,7 | 230,6 | 240,0 | 260,6 |
Süd-Ostasien und Pazifik | 138,5 | 139,4 | 148,1 | 119,1 | 91,0 | 66,7 | 49,3 | 48,8 | 45,2 |
Lateinamerika und Karibik | 40,9 | 40,9 | 41,1 | 36,7 | 26,0 | 20,5 | 23,8 | 26,3 | 25,1 |
Ostasien | 604,3 | 551,0 | 492,8 | 359,2 | 247,7 | 89,6 | 31,9 | 23,0 | 20,5 |
Nordafrika | 10,8 | 12,2 | 10,5 | 11,4 | 9,8 | 8,2 | 11,0 | 11,4 | 12,2 |
arabische Staaten (ohne Nordafrika) | 3,8 | 2,4 | 1,8 | 1,7 | 1,9 | 5,3 | 7,8 | 8,0 | 9,7 |
Zentral- und Westasien | 11,7 | 15,0 | 16,3 | 14,2 | 11,5 | 10,1 | 8,8 | 8,9 | 8,4 |
Osteuropa | 8,0 | 12,8 | 10,8 | 1,7 | 0,3 | 0,2 | 0,1 | 0,1 | 0,1 |
Europa (ohne Osteuropa) | 1,0 | 0,9 | 0,4 | 0,3 | 0,1 | 0,1 | 0,1 | 0,1 | 0,05 |
Anteil an allen Beschäftigten, in Prozent | |||||||||
Welt | 55,9 | 52,7 | 48,8 | 39,7 | 32,2 | 23,9 | 19,1 | 20,2 | 19,1 |
davon: | |||||||||
Südasien | 78,8 | 76,3 | 74,0 | 68,4 | 61,5 | 52,6 | 39,4 | 42,8 | 36,9 |
subsaharisches Afrika | 73,0 | 76,0 | 76,0 | 71,7 | 66,7 | 61,8 | 58,7 | 60,3 | 58,8 |
Süd-Ostasien und Pazifik | 67,3 | 61,5 | 59,0 | 44,3 | 30,2 | 20,4 | 14,3 | 14,3 | 12,7 |
Lateinamerika und Karibik | 24,6 | 22,5 | 20,5 | 16,1 | 10,4 | 7,5 | 8,3 | 10,0 | 8,4 |
Ostasien | 80,5 | 70,7 | 60,0 | 42,2 | 28,7 | 10,3 | 3,6 | 2,7 | 2,3 |
Nordafrika | 31,3 | 32,1 | 23,9 | 22,4 | 16,4 | 13,2 | 17,0 | 17,9 | 17,3 |
arabische Staaten (ohne Nordafrika) | 19,7 | 10,4 | 6,6 | 5,2 | 4,5 | 11,2 | 15,0 | 15,7 | 17,2 |
Zentral- und Westasien | 24,1 | 30,1 | 32,3 | 26,5 | 19,4 | 15,2 | 12,6 | 13,1 | 11,3 |
Osteuropa | 5,6 | 9,6 | 8,2 | 1,3 | 0,2 | 0,2 | 0,1 | 0,1 | 0,1 |
Europa (ohne Osteuropa) | 0,6 | 0,5 | 0,2 | 0,1 | 0,1 | 0,04 | 0,03 | 0,03 | 0,02 |
Fußnote: 1 15-jährige und ältere Personen.
Quelle: International Labour Organization (ILO): Employment by sex, age and economic class – ILO modelled estimates, June 2024
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