Wie bei den Handelsbilanzen bestehen auch bei den Leistungsbilanzen große außenwirtschaftliche Ungleichgewichte zwischen den Staaten. Besonders auffällig sind dabei die USA: In den 35 Jahren von 1980 bis 2014 konnten die USA lediglich dreimal einen Leistungsbilanzüberschuss erzielen. Die Leistungsbilanzdefizite sind zudem überdurchschnittlich hoch.
Fakten
Im Durchschnitt der Jahre 1980 bis 1999 lag das Leistungsbilanzdefizit der USA bei 100 Milliarden US-Dollar, im Durchschnitt der Jahre 2000 bis 2014 bei 529 Milliarden US-Dollar. Im Jahr 2006 erreichte das Defizit das Rekordniveau von 807 Milliarden US-Dollar – das entsprach 5,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Im Jahr 2014 entsprach das Leistungsbilanzdefizit der USA 2,4 Prozent des BIP. Im Dreijahresdurchschnitt 2006 bis 2008 lag der entsprechende Wert bei 5,2 Prozent und im Durchschnitt der Jahre 2009 bis 2011 bei 2,9 Prozent.
Neben den USA haben sich auch in anderen Staaten die Leistungsbilanzdefizite seit Anfang des Jahrhunderts stark erhöht. So im Vereinigten Königreich (2014: 162 Mrd. US-Dollar), in Brasilien (91 Mrd. US-Dollar), in der Türkei (46 Mrd. US-Dollar) sowie in Australien (40 Mrd. US-Dollar). Im Jahr 2014 hatten auch Kanada (39 Mrd. US-Dollar), Indien und Frankreich (jeweils 30 Mrd. US-Dollar) hohe Leistungsbilanzdefizite, jedoch waren hier die Bilanzen im Durchschnitt der Jahre 2001 bis 2005 jeweils noch positiv.
Den Leistungsbilanzdefiziten stehen zunehmende Leistungsbilanzüberschüsse von Deutschland (2014: 288 Mrd. US-Dollar), China (210 Mrd. US-Dollar), den Niederlanden (90 Mrd. US-Dollar), Südkorea (89 Mrd. US-Dollar), der Schweiz (50 Mrd. US-Dollar) sowie von wichtigen Öl- und Gasexporteuren gegenüber. Bei Saudi-Arabien (2014: 106 Mrd. US-Dollar), Kuwait (71 Mrd. US-Dollar), den Vereinigten Arabischen Emiraten (49 Mrd. US-Dollar) und Katar (53 Mrd. US-Dollar) werden die Überschüsse aus den Handelsbilanzen, die maßgeblich auf der hohen Energienachfrage und insgesamt gestiegenen Energiepreisen beruhen, demnach nicht durch die Salden anderer Teilbilanzen kompensiert. In Saudi-Arabien entsprach im Jahr 2014 der Leistungsbilanzüberschuss 14,1 Prozent des BIP, in Katar waren es 25,1 Prozent und in Kuwait sogar 35,3 Prozent.
Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen
Die Leistungsbilanz fasst die Handelsbilanz (Saldo der Warenexporte und -importe), die Dienstleistungsbilanz (Saldo der Dienstleistungsexporte und -importe) sowie die Bilanz der Primär- und Sekundäreinkommen zusammen. Die Teilbilanz der Primäreinkommen umfasst grenzüberschreitende Zahlungen aus Erwerbstätigkeit und Vermögensanlagen, darunter Zins- und Dividendenzahlungen. Unter den Sekundäreinkommen werden regelmäßige Zahlungen verstanden, denen keine unmittelbare Leistung der anderen Seite gegenübersteht – so zum Beispiel Überweisungen von ausländischen Arbeitnehmern in ihre Heimatländer, die Zahlungen des Staates an internationale Organisationen wie die Vereinten Nationen oder Leistungen im Rahmen der Entwicklungshilfe.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) misst den Wert der im Inland hergestellten Waren und Dienstleistungen (Wertschöpfung), soweit diese nicht als Vorleistungen für die Produktion anderer Waren und Dienstleistungen verwendet werden. Das BIP ist gegenwärtig das wichtigste gesamtwirtschaftliche Produktionsmaß.