Öl ist immer noch der wichtigste Energieträger, Transport und Transportkosten hängen in großem Maße vom Rohöl bzw. Rohölpreis ab und auch die Preise für Kohle und Erdgas haben sich lange parallel zum Ölpreis entwickelt. Die Phase real sinkender Rohölpreise von 1980 bis 1998 hat den Prozess der Globalisierung stark beschleunigt. Denn niedrige Energie- und Transportkosten sorgen für steigende Wachstumsraten, begünstigen den Warenhandel und sind somit eine wichtige Voraussetzung für die Umsetzung globaler Unternehmensstrategien. Zwischen 1998 und 2015 ist der Rohölpreis insgesamt gestiegen, aber nicht durchgehend: Im Zuge der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 waren Warenhandel, Warenproduktion und Energieverbrauch rückläufig und der Rohölpreis reduzierte sich inflationsbereinigt um 36,4 Prozent. In den Folgejahren stieg der Rohölpreis wieder und stabilisierte sich bis 2013 auf hohem Niveau. Der Öl-Boom in den USA sowie die Ausweitung der Ölproduktion der OPEC-Staaten führten jedoch zu einem deutlichen Preisrückgang in den Jahren 2014/2015.
Fakten
Um die Entwicklung der Energiekosten zu erfassen, bietet sich eine Betrachtung des Rohölpreises an. Öl ist immer noch der wichtigste Energieträger (bezogen auf den Anteil an der Primärenergie-Versorgung), Transport und Transportkosten hängen in großem Maße vom Rohöl bzw. Rohölpreis ab und der Erdgaspreis war lange Zeit an den Erdölpreis gekoppelt. Zudem hat sich der Preis für Kohle, weltweit der zweitwichtigste Energieträger, über Jahrzehnte weitgehend parallel zum Rohölpreis entwickelt.
Der Rohölpreis schwankte in den vergangenen 155 Jahren erheblich. Die Schwankungen hatten sowohl ökonomische als auch politische Ursachen. Von 1860 bis 1970 ist der Rohölpreis (US-Dollar pro Barrel) tendenziell gefallen. Erst mit dem Ölpreisschock in den 1970er-Jahren kehrte sich dieser Trend massiv um: Von 1970 bis 1980 stieg der Ölpreis inflationsbereinigt um rund 780 Prozent.
Die sich anschließende Phase real sinkender Rohölpreise von 1980 bis 1998 hat den Prozess der Globalisierung stark beschleunigt. Denn ohne niedrige Energiepreise kann die theoretische Annahme, dass alle Regionen der Welt als potenzielle Orte der Produktion und des Absatzes in Betracht gezogen werden, nicht in die Praxis umgesetzt werden. Anders formuliert sind niedrige Transportkosten eine wichtige Voraussetzung für die Umsetzung der Unternehmensstrategie des "global sourcing". Wiederum hängen die Transportkosten stark vom Rohölpreis ab.
Indirekt ist auch der niedrige Rohölpreis der Vergangenheit für den insgesamt gestiegenen Preis seit 1998 verantwortlich. Denn relativ niedrige Rohölpreise begünstigten den Warenhandel, sorgten für steigende Wachstumsraten und trugen so dazu bei, dass mehr Öl nachgefragt wurde. Nach Angaben der Internationalen Energie Agentur (International Energy Agency, IEA) nahm die Versorgung mit Primärenergie allein zwischen 2002 und 2014 von 10.230 auf 13.699 Millionen Tonnen Öläquivalent zu. Das entspricht einer Steigerung von insgesamt 33,9 Prozent in nur zwölf Jahren.
Allerdings ist der Rohölpreis seit 1998 nicht durchgehend gestiegen. Die globale Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 führte zum stärksten Rückgang des Warenhandels seit 1950. Der reale Warenexport verringerte sich zwischen 2008 und 2009 um 12,1 Prozent. Gleichzeitig verringerte sich das reale Welt-Bruttoinlandsprodukt um 2,0 Prozent. Als Folge sank auch die Versorgung mit Primärenergie zwischen 2008 und 2009 von 12.267 auf 12.150 Millionen Tonnen Öläquivalent (minus 1,0 Prozent) und der Rohölpreis reduzierte sich inflationsbereinigt um 36,4 Prozent.
Das sich anschließende ökonomische Wachstum sowie der zunehmende Energieverbrauch führten zu einem inflationsbereinigten Anstieg des Rohölpreises um 60,3 Prozent in den Jahren 2009 bis 2011 und seiner Stabilisierung auf hohem Niveau in den Jahren 2012/2013. Zwischen 2013 und 2015 hat sich der Rohölpreis wiederum mehr als halbiert (minus 51,8 Prozent), sodass er 2015 leicht über dem Niveau von 2004 lag.
Die Hauptgründe für den Preisrückgang zwischen 2013 und 2015 sind der Öl-Boom in den USA und die Ausweitung der Ölproduktion der Mitglieder der Organisation der Erdöl exportierenden Länder (OPEC). Insbesondere durch das sogenannte Fracking haben die USA ihre Produktion zwischen 2008 und 2015 von 6,8 auf 12,7 Millionen Barrel pro Tag erhöhen können. Sowohl 2014 als auch 2015 waren die USA der größte Ölproduzent der Welt (Barrel pro Tag). An dem absoluten Zuwachs der Ölproduktion zwischen 2013 und 2015 hatten die USA einen Anteil von 52,1 Prozent, der Anteil der OPEC-Staaten lag bei 31,6 Prozent.
Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen
Bei der Darstellung der realen, das heißt inflationsbereinigten, Preisentwicklung des Rohöls können verschiedene Deflatoren genutzt werden. Häufig, so auch hier, wird der Verbraucherpreisindex der USA gewählt (Consumer Price Index-All Urban Consumers). Alternativ kann zum Beispiel auch der Exportpreis für verarbeitete Waren aus ökonomisch entwickelten Staaten als Deflator verwendet werden. Die Unterschiede können beträchtlich sein: Nach Angaben des HWWI war im ersten Fall Rohöl im Jahresdurchschnitt 2008 noch leicht billiger als 1980, im zweiten Fall ist der Preis seitdem um fast die Hälfte gestiegen. Wird hingegen der Preisanstieg zwischen 1998 und 2008 betrachtet, unterscheiden sich die Werte nur unwesentlich.
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Um die Energieträger vergleichbar zu machen, werden sie mithilfe einzelner Umrechnungsfaktoren auf das Öl bezogen (Öläquivalent). Nach Angaben des Energiekonzerns British Petroleum (BP) entspricht eine Tonne Öläquivalent beispielsweise in etwa 1,5 Tonnen Steinkohle, 1.111 Kubikmeter Erdgas oder auch 12 Megawattstunden (Primärenergie).
Mitglieder der Organisation der Erdöl exportierenden Länder – OPEC (Organization of the Petroleum Exporting Countries): Algerien, Angola, Ecuador, Gabun, Indonesien, Irak, Iran, Katar, Kuwait, Libyen, Nigeria, Saudi-Arabien, Venezuela sowie die Vereinigten Arabischen Emirate.
1 Barrel entspricht rund 159 Litern Öl.
1.000 Liter entsprechen 6,2898 Barrel Öl.
Hydraulic Fracturing (deutsch: hydraulische Risserzeugung), kurz auch Fracking genannt, ist eine seit Jahrzehnten bekannte, aber erst seit wenigen Jahren in großem Umfang angewandte Technik zur Erschließung unterirdischer Lagerstätten. Sie wird angewendet, um die Durchlässigkeit von Gesteinen zu steigern und dadurch die Förderung von Erdgas, Erdöl und geothermischer Energie zu verbessern oder in manchen Fällen überhaupt erst zu ermöglichen. Dazu wird das Gestein durch Einpressen einer Flüssigkeit unter hohem Druck aufgebrochen. Die durch Fracking technisch förderbaren nicht-konventionellen Öl- und Gasressourcen sind regional anders verteilt als konventionelle Öl- und Gasressourcen.