Viele Staaten sind in hohem Maße von ihren Rohstoffexporten und damit von der Entwicklung der Rohstoffpreise abhängig. Die realen Preise für die Rohstoffe Nahrungs- und Genussmittel sowie für Industrierohstoffe sind seit Mitte der 1970er-Jahre insgesamt gesunken. Ihren historischen Tiefststand erreichten die Preise in den Jahren 2001/2002. Bis zum Jahr 2011 hatten sich die realen Preise der Nahrungs- und Genussmittel-Rohstoffe verzweieinhalbfacht und die der Industrierohstoffe sogar verdreifacht. Seit 2011 sinken die Preise wieder: Bis 2015 gingen die realen Preise für Nahrungs- und Genussmittel-Rohstoffe um 37,7 Prozent zurück. Bei den Industrierohstoffen haben sich die Preise zwischen 2011 und 2015 mehr als halbiert. Die Preise für Nahrungs- und Genussmittel-Rohstoffe lagen damit in etwa auf dem Niveau des Jahres 2007, die Preise der Industrierohstoffe auf dem Niveau des Jahres 2004.
Fakten
Für zahlreiche ökonomisch sich entwickelnde Staaten haben die Rohstoffpreise eine große Bedeutung, da die Rohstoffexporte einen positiven Beitrag zur Handelsbilanz leisten bzw. einen nennenswerten Teil zu den privaten und öffentlichen Einnahmen beitragen. Zudem werden über die Rohstoffexporte Devisen eingenommen.
Die Abhängigkeit von Rohstoffexporten und damit von den Rohstoffpreisen reicht zum Teil sehr weit: Nach Angaben der United Nations Conference on Trade and Development (UNCTAD) lag im Durchschnitt der Jahre 2011 bis 2013 bei 22 Staaten/Gebieten der Anteil der eigenen Agrarexporte an den eigenen Gesamtexporten bei mehr als 45 Prozent (ausschließlich Staaten, deren Anteil an den weltweiten Agrarexporten bei mehr als 0,01 Prozent lag). Im selben Zeitraum lag bei 15 Staaten der Anteil des eigenen Exports von Mineralen und Minenprodukten an den eigenen Gesamtexporten bei mehr als 50 Prozent (ausschließlich Staaten, deren Anteil an den weltweiten Exporten von Mineralen und Minenprodukten bei mehr als 0,01 Prozent lag). Alle 37 Staaten sind ökonomisch sich entwickelnde Staaten oder gehören zur Region Süd-Osteuropa/GUS.
Bei Staaten, die in hohem Maße von Rohstoffexporten abhängig sind, kann die Preisentwicklung der Rohstoffe zu gesamtwirtschaftlicher Stabilisierung aber auch zu fehlenden Einnahmen und gegebenenfalls steigender Verschuldung führen. Die realen Preise für Nahrungs- und Genussmittel-Rohstoffe sowie für Industrierohstoffe sind seit Mitte der 1970er-Jahre insgesamt gesunken. Ihren historischen Tiefststand erreichten die Preise in den Jahren 2001/2002. Bis zum Jahr 2011 hatten sich die realen Preise (hier auf den USA-Lebenshaltungsindex bezogen) der Nahrungs- und Genussmittel-Rohstoffe jedoch verzweieinhalbfacht und die der Industrierohstoffe sogar verdreifacht (plus 152 Prozent seit 2001 bzw. plus 206 Prozent seit 2002). Trotz dieser Preissteigerung lag das Preisniveau der Nahrungs- und Genussmittel-Rohstoffe im Jahr 2011 noch 62,4 Prozent unter dem Maximalwert des Jahres 1974. Und auch der reale Preis für Industrierohstoffe lag 2011 noch 9,3 Prozent unter dem Wert von 1974.
Zwischen 2011 und 2015 sanken die realen Preise für Nahrungs- und Genussmittel-Rohstoffe um 37,7 Prozent. Bei den Industrierohstoffen haben sich die Preise im selben Zeitraum mehr als halbiert (minus 52,3 Prozent). Die Preise für Nahrungs- und Genussmittel-Rohstoffe lagen damit in etwa auf dem Niveau des Jahres 2007, die Preise der Industrierohstoffe auf dem Niveau des Jahres 2004.
Problematisch an den Preisentwicklungen der Vergangenheit ist, dass diese von starken, unvorhersehbaren Schwankungen geprägt sind. Einige rohstoffexportierende Staaten – häufig Exporteure von Energierohstoffen – haben deswegen versucht, unabhängiger von den Schwankungen der Einnahmen aus den Rohstoffexporten zu werden und haben sogenannte Staatsfonds eingerichtet. Staatsfonds verwalten ein breit gestreutes Portfolio in- und ausländischer Finanzwerte und werden im Unterschied zu anderen Anlagefonds aus staatlichen Mitteln (hier den Erlösen aus den Rohstoffexporten) und Währungsreserven finanziert.
Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen
Bei der Darstellung der realen, das heißt inflationsbereinigten, Preisentwicklung der Rohstoffpreise können verschiedene Deflatoren genutzt werden. Häufig, so auch hier, wird der Verbraucherpreisindex der USA gewählt (Consumer Price Index-All Urban Consumers). Alternativ kann zum Beispiel auch der Exportpreis für verarbeitete Waren aus ökonomisch entwickelten Staaten als Deflator verwendet werden. Die Unterschiede können beträchtlich sein.
Ausführliche Informationen, welche Staaten nach der Definition der UNCTAD zu den ausgewählten Exporteuren von Agrarprodukten bzw. ausgewählten Exporteuren von Mineralen und Minenprodukten gehören, finden Sie hier: Externer Link: http://unctadstat.unctad.org/EN/Classifications.html
UNCTAD – United Nations Conference on Trade and Development
GUS – Gemeinschaft Unabhängiger Staaten / CIS – Commonwealth of Independent States
Informationen zur Entwicklung der realen Austauschverhältnisse (Terms of Trade) erhalten Sie
Informationen zur Entwicklung der Energiekosten erhalten Sie
Die Handelsbilanz ist auf einen Zeitraum bezogen und gibt den Saldo der Warenausfuhren und -einfuhren eines Staates oder einer Staatengruppe an. Bei einem Handelsbilanzüberschuss bzw. -defizit erhöht sich die Gläubiger- bzw. Schuldnerposition gegenüber dem Ausland. Weitere Informationen zur Handelsbilanz erhalten Sie
Rohstoffpreise
Index (2015 = 100), in konstanten Preisen1, 1960 bis 2015
Nahrung und Genussmittel | Industrie- rohstoffe | |
---|---|---|
Preisindex (2015 = 100) | ||
2015 | 100,0 | 100,0 |
2014 | 121,7 | 135,8 |
2013 | 125,8 | 159,4 |
2012 | 145,7 | 166,9 |
2011 | 160,5 | 209,6 |
2010 | 128,0 | 179,7 |
2009 | 114,8 | 123,1 |
2008 | 132,5 | 170,4 |
2007 | 103,5 | 161,9 |
2006 | 85,0 | 145,9 |
2005 | 79,2 | 110,7 |
2004 | 80,8 | 95,6 |
2003 | 73,7 | 77,6 |
2002 | 69,5 | 68,5 |
2001 | 63,7 | 70,1 |
2000 | 69,5 | 77,9 |
1999 | 80,9 | 74,2 |
1998 | 104,0 | 78,2 |
1997 | 123,9 | 93,6 |
1996 | 122,2 | 98,6 |
1995 | 125,9 | 117,3 |
1994 | 124,6 | 98,5 |
1993 | 96,1 | 83,8 |
1992 | 94,9 | 99,8 |
1991 | 99,9 | 106,3 |
1990 | 109,6 | 126,6 |
1989 | 133,6 | 142,1 |
1988 | 153,4 | 161,3 |
1987 | 131,4 | 122,7 |
1986 | 160,5 | 107,2 |
1985 | 160,4 | 103,4 |
1984 | 196,3 | 119,0 |
1983 | 192,2 | 131,8 |
1982 | 181,5 | 122,1 |
1981 | 229,7 | 148,6 |
1980 | 298,1 | 198,0 |
1979 | 309,1 | 197,4 |
1978 | 310,7 | 168,9 |
1977 | 396,4 | 180,8 |
1976 | 329,0 | 193,2 |
1975 | 321,5 | 185,7 |
1974 | 427,1 | 231,2 |
1973 | 320,4 | 214,3 |
1972 | 226,9 | 138,9 |
1971 | 206,5 | 127,0 |
1970 | 209,3 | 140,8 |
1969 | 203,5 | 146,0 |
1968 | 200,6 | 136,3 |
1967 | 211,2 | 143,0 |
1966 | 218,0 | 161,2 |
1965 | 226,6 | 164,0 |
1964 | 264,2 | 159,5 |
1963 | 272,5 | 145,2 |
1962 | 219,1 | 144,0 |
1961 | 219,0 | 152,4 |
1960 | 228,2 | 160,6 |
Quelle: Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut (HWWI): Rohstoffpreisindex