In den letzten 70 Jahren hat der Mensch stärker Einfluss auf die Umwelt genommen als jemals zuvor in der Menschheitsgeschichte.
Dabei haben insbesondere schrumpfende Lebensräume zu einem massiven Artensterben geführt.
Von den weltweit 8 bis 15 Mio. Arten wurden bis Anfang 2025 gut 2,1 Mio. wissenschaftlich erfasst und 170.000 hinsichtlich ihrer Bedrohung bewertet.
Anfang 2025 waren knapp ein Fünftel aller bewerteten Wirbeltiere, knapp ein Viertel aller bewerteten Nichtwirbeltiere und rund 4 von 10 bewerteten Pflanzen vom Aussterben bedroht oder gefährdet.
Fakten
Die Schätzungen in Bezug auf die Anzahl der weltweit existierenden Tier- und Pflanzenarten gingen lange Zeit sehr weit auseinander und lagen zwischen fünf und 100 Millionen. Auch wenn Einigkeit darüber besteht, dass die Anzahl der Arten sehr schwer zu beziffern ist, halten gegenwärtig viele Wissenschaftler eine Anzahl von 8 bis 15 Millionen unterschiedlichen Arten für am wahrscheinlichsten. Bis Anfang des Jahres 2025 wurden 2,14 Millionen Arten wissenschaftlich erfasst und beschrieben. Lediglich 169.420 dieser beschriebenen Arten wurden dahingehend bewertet, ob sie bedroht sind oder nicht.
In den letzten 70 Jahren hat der Mensch stärker Einfluss auf die Umwelt genommen als jemals zuvor in der Menschheitsgeschichte – mit gewaltigen Folgen für den Artenreichtum: Die globale Umweltorganisation IUCN geht davon aus, dass gegenwärtig bis zu tausendmal mehr Arten pro Jahr sterben, als es ohne den Einfluss des Menschen der Fall wäre. Die Hauptgründe für das Artensterben sind schrumpfende Lebensräume insbesondere durch die Land- und Forstwirtschaft, die Verdrängung der heimischen Flora und Fauna durch die Einführung von fremden Pflanzen und Tieren, die Umweltverschmutzung bzw. Schadstoffbelastung sowie der Klimawandel.
Sowohl bei Wirbeltieren und Nichtwirbeltieren als auch bei Pflanzen verdeutlicht die von der IUCN veröffentlichte "Rote Liste", dass das Ausmaß der Bedrohung der Arten sehr hoch ist. So waren Anfang 2025 beispielsweise 1.363 Säugetiere gefährdet – das waren 22,6 Prozent aller hinsichtlich ihrer Gefährdung bewerteten Säugetiere. Bei den Amphibien, bei denen 90,4 Prozent der beschriebenen Arten auch bewertet wurden, war von den bewerteten Arten mehr als jede dritte bedroht (35,9 Prozent). Darauf folgten unter den Wirbeltieren die Reptilien, von denen 17,9 Prozent der bewerteten Arten bedroht waren, und die Fische (14,0 Prozent). Bei den Vogelarten, bei denen alle beschriebenen Arten auch bewertet wurden, war gut jede neunte Art gefährdet oder vom Aussterben bedroht (11,7 Prozent).
Bei der Beurteilung von Nichtwirbeltieren und Pflanzen besteht das Problem, dass die Anzahl der beschriebenen Arten und die Zahl der davon bewerteten Arten sehr weit auseinander liegen. Während der Anteil der bedrohten Arten unter den bewerteten Arten schnell hoch ausfallen kann, kann der Anteil der bedrohten Arten unter den beschriebenen Arten dazu verleiten, die Bedrohung zu unterschätzen. So wurden beispielsweise von den Insekten, die mit gut 1.000.000 beschriebenen Arten den größten Anteil unter den Nichtwirbeltieren haben, nur 13.442 bewertet. Bei 2.565 bedrohten Insektenarten Anfang 2025 galten damit 19,1 Prozent der bewerteten Insektenarten als gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Bezogen auf die beschriebenen Insektenarten schrumpft der Anteil jedoch auf 0,3 Prozent. Auch der zeitliche Vergleich verdeutlicht, wie schnell sich die Werte ändern können: 2004 waren von 771 bewerteten Insektenarten 559 bedroht, also mehr als 70 Prozent. Das heißt aber nicht, dass sich die Lage zwischen 2004 und 2025 verbessert hat – lediglich die Datenbasis hat sich verändert.
Zusammengefasst waren Anfang 2025 knapp ein Fünftel aller bewerteten Wirbeltiere, knapp ein Viertel aller bewerteten Nichtwirbeltiere und rund 4 von 10 bewerteten Pflanzen vom Aussterben bedroht oder gefährdet.
Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen
Ein vereinfachtes Beispiel soll dazu dienen, den Unterschied zwischen beschriebenen und bewerteten Arten zu verdeutlichen. Angenommen, es existieren von einer Tier- oder Pflanzengattung weltweit 75.000 Arten. Wenn von diesen 75.000 Arten nur 10.000 entdeckt und erfasst werden, liegt die Anzahl der "beschriebenen Arten" bei 10.000. Da es schwierig und extrem aufwändig ist, bei 10.000 Arten zu überprüfen, ob sie bedroht sind oder nicht, wird nur ein Teil der beschriebenen Arten "bewertet". Wenn beispielsweise 1.000 der 10.000 beschriebenen Arten bewertet werden und sich dabei herausstellt, dass 500 Arten vom Aussterben bedroht sind, entsprechen diese 500 Arten 50 Prozent der 1.000 bewerteten Arten und 5 Prozent der 10.000 beschriebenen Arten.
Die bewerteten Arten sind immer ein Bestandteil der beschriebenen Arten, denn jede Art, die bewertet wird, muss vorher auch erfasst worden sein.
IUCN – International Union for Conservation of Nature