Die deutsche Wirtschaft ist in hohem Maße exportorientiert. Rund jeder vierte Arbeitsplatz in Deutschland hängt vom Export ab. Gleichzeitig ist Deutschland als rohstoffarmes Land auch auf Importe angewiesen – vor allem im Energiebereich. Trotz dieser Import-Abhängigkeit liegen in Deutschland die Warenausfuhren seit Jahrzehnten über den Wareneinfuhren. In den Jahren 2014 bis 2019 wurden sogar Rekordüberschüsse bei der Handelsbilanz erzielt: Der Wert der exportierten Waren lag in allen sechs Jahren um mehr als 210 Milliarden Euro über dem Wert der importieren Waren.
Fakten
Im Jahr 2021 exportierte Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamtes Waren im Wert von 1.375 Milliarden Euro und importierte im Gegenzug Waren im Wert von 1.203 Milliarden Euro – nie zuvor war der Wert der Ex- und Importe höher. Insgesamt erhöhte sich der Warenexport beziehungsweise der Warenimport in den Jahren 1980 bis 2021 jährlich um 5,1 beziehungsweise 4,8 Prozent.
Im Jahr 2020 wurden – bezogen auf den Wert aller Waren – 32,7 Prozent der Inlandsnachfrage Deutschlands durch Importe abgedeckt. Wie hoch die Bedeutung des Außenhandels für Deutschland ist, zeigt auch die Außenhandelsquote. Die Außenhandelsquote entspricht dem prozentualen Anteil des Warenexports und -imports eines Staates/einer Region am jeweiligen Bruttoinlandsprodukt (BIP). Nach Angaben der United Nations Conference on Trade and Development (UNCTAD) stieg die Außenhandelsquote Deutschlands von 43,8 Prozent im Jahr 1990 auf 70,5 Prozent im Jahr 2008. Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise führte zu einem deutlichen Rückgang der Außenhandelsquote auf 60,2 Prozent im Jahr 2009. Allerdings wurde mit 72,9 Prozent bereits 2011 das Vorkrisenniveau übertroffen. Im Jahr 2019 lag die Außenhandelsquote Deutschlands bei 70,5 Prozent, 2020 sank sie aufgrund der Corona-Pandemie auf 67,3 Prozent.
Im Jahr 2008 konnte Deutschland seinen Titel als "Exportweltmeister" noch knapp gegen China verteidigen – sechsmal in Folge exportierte Deutschland mehr Waren als jedes andere Land. 2009 wurde Deutschland jedoch klar von China abgelöst. Nach Angaben der UNCTAD konnte China seinen Vorsprung gegenüber Deutschland immer weiter ausbauen, auf gut 1.200 Milliarden US-Dollar im Jahr 2020. Zudem lagen in den Jahren 2010 bis 2020 auch die USA wieder vor Deutschland – 2020 lag die Differenz bei 51 Milliarden US-Dollar.
Eine ganz andere Rangfolge ergibt sich, wenn der Warenexport pro Kopf verglichen wird: Bei dieser Betrachtungsweise lagen im Jahr 2020 die Handelsdrehscheiben Hongkong und Singapur an vorderster Stelle. Darauf folgten die Niederlande, die Schweiz, Irland und Belgien. Deutschland kam nach dieser Rechnung noch in die Top 20 von 190 Staaten/Gebieten mit mehr als 100.000 Einwohnern (Rang 14) und lag damit weit vor den USA (Rang 46) und China (Rang 75). Entsprechend entfielen auf Deutschland von den weltweit getätigten Warenexporten des Jahres 2020 überdurchschnittliche 7,8 Prozent – bei einem Anteil von 1,1 Prozent an der Weltbevölkerung.
In allen Jahren seit 1952 wurden mehr Waren aus Deutschland ausgeführt als eingeführt. In den achtzehn Jahren 2004 bis 2021 lag der Handelsbilanzüberschuss dabei siebzehnmal bei mehr als 150 Milliarden Euro. Und auch 2009 war die Handelsbilanz trotz der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise und der hohen Exportabhängigkeit Deutschlands positiv (139 Mrd. Euro). Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurde 2016 mit 248,9 Milliarden Euro der bisher höchste Handelsbilanzüberschuss erzielt. Auf die Jahre 2017 und 2015 entfielen der zweit- und dritthöchste Überschuss (2017: 248 Mrd. Euro / 2015: 244 Mrd. Euro). Durch die Corona-Pandemie sank der Außenhandelssaldo von 2019 bis 2021 von 224 auf 173 Milliarden Euro (minus 22,8 Prozent).
Die hohen Handelsbilanzüberschüsse tragen maßgeblich dazu bei, dass auch die Leistungsbilanz Deutschlands seit einschließlich 2002 durchgehend positiv ist. Die Leistungsbilanz fasst verschiedene Bilanzen zusammen – unter anderem die Handels- und die Dienstleistungsbilanz. Der Leistungsbilanzüberschuss Deutschlands stieg zwischen 2003 und 2007 von 31,3 auf 171,5 Milliarden Euro. Auch in den Krisenjahren 2008 und 2009 konnten mit 145,0 beziehungsweise 142,7 Milliarden Euro hohe Überschüsse erzielt werden. In den Folgejahren sind die Leistungsbilanzüberschüsse erneut gestiegen und erreichten 2016 mit 266,7 Milliarden Euro ihren bisherigen Höchstwert.
In sechs von sieben Jahren seit 2015 lagen die Leistungsbilanzüberschüsse bei mehr als 255 Milliarden Euro. Nur 2020 fiel der Überschuss – bedingt durch die Corona-Pandemie – etwas niedriger aus (239 Mrd. Euro). Im Jahr 2021 lag der Leistungsbilanzüberschuss bei 265,3 Milliarden Euro. Dabei betrug der Überschuss der Warenhandelsbilanz nach Angaben der Deutschen Bundesbank 192,4 Milliarden Euro. Die Bilanz der Primäreinkommen war im Jahr 2021 ebenfalls positiv (plus 126,6 Mrd. Euro). Entgegen der vorangehenden Jahre, in denen die Dienstleistungsbilanz deutlich negativ war, lag sie 2020 und 2021 leicht im Plus (2,7 bzw. 0,3 Mrd. Euro). Die Bilanz der Sekundäreinkommen fiel, wie in den Jahren zuvor, auch 2021 negativ aus (minus 54,1 Mrd. Euro).
Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen
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Die Importabhängigkeitsquote zeigt, bis zu welchem Grad die inländische Nachfrage durch Importe abgedeckt wird. Die Quote entspricht dem Verhältnis der Importe zu dem um den Außenhandelssaldo – die Differenz zwischen Exporten und Importen – bereinigten Bruttoinlandsprodukt (BIP).
Die Handelsbilanz ist auf einen Zeitraum bezogen und gibt den Saldo der Warenausfuhren und -einfuhren eines Staates oder einer Staatengruppe an. Bei einem Handelsbilanzüberschuss bzw. -defizit erhöht sich die Gläubiger- bzw. Schuldnerposition gegenüber dem Ausland. Da die Handelsbilanz eine Teilbilanz der Leistungsbilanz ist, kann ein Ungleichgewicht der Handelsbilanz durch die Salden anderer Teilbilanzen ausgeglichen werden.
Die Leistungsbilanz fasst die Handelsbilanz, die Dienstleistungsbilanz (Saldo der Dienstleistungsexporte und -importe) sowie die Bilanz der Primär- und Sekundäreinkommen zusammen. Die Teilbilanz der Primäreinkommen umfasst grenzüberschreitende Zahlungen aus Erwerbstätigkeit und Vermögensanlagen, darunter Zins- und Dividendenzahlungen. Unter den Sekundäreinkommen werden regelmäßige Zahlungen verstanden, denen keine unmittelbare Leistung der anderen Seite gegenübersteht – so zum Beispiel die Überweisungen der in Deutschland beschäftigten ausländischen Arbeitnehmer in ihre Heimatländer, die Zahlungen des Staates an internationale Organisationen wie die Vereinten Nationen oder Leistungen im Rahmen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) misst den Wert der im Inland hergestellten Waren und Dienstleistungen (Wertschöpfung), soweit diese nicht als Vorleistungen für die Produktion anderer Waren und Dienstleistungen verwendet werden. Das BIP ist gegenwärtig das wichtigste gesamtwirtschaftliche Produktionsmaß.
China ohne Hongkong und Macao.
Deutschland: Entwicklung des Außenhandels
Export, Import und Exportüberschuss in absoluten Zahlen, Veränderung in Prozent, 1980 bis 2021
Warenexport | Warenimport | Export- überschuss | Warenexport | Warenimport | |
---|---|---|---|---|---|
in Mio. Euro | Veränderung gegenüber dem Vorjahr, in Prozent | ||||
2021 | 1.375.391 | 1.202.503 | 172.888 | 14,0 | 17,1 |
2020 | 1.206.928 | 1.026.502 | 180.427 | -9,1 | -7,0 |
2019 | 1.328.152 | 1.104.141 | 224.010 | 0,8 | 1,4 |
2018 | 1.317.440 | 1.088.720 | 228.720 | 3,0 | 5,6 |
2017 | 1.278.958 | 1.031.013 | 247.946 | 6,2 | 8,0 |
2016 | 1.203.833 | 954.917 | 248.916 | 0,9 | 0,6 |
2015 | 1.193.555 | 949.245 | 244.310 | 6,2 | 4,3 |
2014 | 1.123.746 | 910.145 | 213.601 | 3,3 | 2,2 |
2013 | 1.088.025 | 890.393 | 197.632 | -0,4 | -1,0 |
2012 | 1.092.627 | 899.405 | 193.222 | 3,0 | -0,3 |
2011 | 1.061.225 | 902.523 | 158.702 | 11,5 | 13,2 |
2010 | 951.960 | 797.097 | 154.863 | 18,5 | 19,9 |
2009 | 803.312 | 664.615 | 138.697 | -18,4 | -17,5 |
2008 | 984.140 | 805.843 | 178.297 | 2,0 | 4,7 |
2007 | 965.236 | 769.888 | 195.348 | 8,1 | 4,9 |
2006 | 893.042 | 733.994 | 159.048 | 13,6 | 16,9 |
2005 | 786.266 | 628.087 | 158.179 | 7,5 | 9,1 |
2004 | 731.544 | 575.448 | 156.096 | 10,1 | 7,7 |
2003 | 664.455 | 534.534 | 129.921 | 2,0 | 3,1 |
2002 | 651.320 | 518.532 | 132.788 | 2,0 | -4,5 |
2001 | 638.268 | 542.774 | 95.495 | 6,8 | 0,8 |
2000 | 597.440 | 538.311 | 59.128 | 17,1 | 21,0 |
1999 | 510.008 | 444.797 | 65.211 | 4,4 | 5,0 |
1998 | 488.371 | 423.452 | 64.919 | 7,5 | 7,3 |
1997 | 454.342 | 394.794 | 59.548 | 12,6 | 11,8 |
1996 | 403.377 | 352.995 | 50.382 | 5,3 | 3,9 |
1995 | 383.232 | 339.618 | 43.615 | 8,5 | 7,7 |
1994 | 353.084 | 315.444 | 37.640 | 9,9 | 8,9 |
1993 | 321.289 | 289.644 | 31.645 | -6,4 | -11,1 |
1992 | 343.181 | 325.972 | 17.208 | 0,8 | -1,0 |
1991 | 340.425 | 329.228 | 11.197 | -2,2 | 12,3 |
1990 | 348.117 | 293.215 | 54.901 | 6,2 | 13,2 |
1989 2 | 327.759 | 258.951 | 68.808 | 12,9 | 15,2 |
1988 | 290.237 | 224.769 | 65.468 | 7,6 | 7,3 |
1987 | 269.644 | 209.446 | 60.197 | 0,2 | -1,0 |
1986 | 269.125 | 211.544 | 57.581 | -2,0 | -10,8 |
1985 | 274.648 | 237.143 | 37.505 | 10,0 | 6,8 |
1984 | 249.624 | 222.032 | 27.592 | 12,9 | 11,3 |
1983 | 221.022 | 199.502 | 21.520 | 1,1 | 3,6 |
1982 | 218.701 | 192.483 | 26.218 | 7,8 | 2,0 |
1981 | 202.931 | 188.758 | 14.172 | 13,3 | 8,1 |
1980 | 179.120 | 174.545 | 4.575 | 11,4 | 16,9 |
Fußnote: 1 bis einschließlich 1989 früheres Bundesgebiet
Quelle: Statistisches Bundesamt: Außenhandel