1. Schritt
Erinnern Sie an die letzte Unterrichtseinheit und fahren Sie mit der Geschichte fort:
Inzwischen habt ihr euch auf der Insel ganz gut eingelebt und habt gelernt, gemeinsam mit den anderen Inselbewohnern auf dieser Insel zusammen zu leben. Die Regeln, was keiner mit dem anderen tun darf, sind aufgestellt. Allerdings gibt es noch Dinge, die auf der Insel entschieden werden müssen. Einige dieser Entscheidungen betreffen einzelne Personen oder Gruppen, andere wiederum betreffen alle. Nun ist nicht ganz klar, wer welche Entscheidungen auf welche Weise treffen darf.
Stellt euch nun vor, dass ihr auf der Insel auf einem großen Platz seid. Alle Inselbewohnerinnen und Inselbewohner sind eingeladen, sich auf dem Platz zu versammeln und ihre Wünsche und Bedürfnisse für das neue Zusammenleben zu äußern. Es gibt noch viele offene Entscheidungen, die getroffen werden müssen. Um diese Fragen zu klären, gibt es auf der Insel eine große Versammlung, an der alle Bewohnerinnen und Bewohner teilnehmen können. Das ist etwas Ähnliches wie ein Klassenrat. Jede/r darf sagen, wo er/sie gerne mitmachen möchte und wo er/sie mitentscheiden möchte. Außerdem wird darüber diskutiert, was die Inselbewohnerinnen und Inselbewohner brauchen und können müssen, damit sie sich an wichtigen Entscheidungen beteiligen dürfen. [Interner Link: PDF UE 2.3 AB 2 Was möchte ich mitentscheiden]
Damit die Wünsche von allen Inselbewohnern berücksichtigt werden, bekommt jede/-r einen Stapel Karten und darf aufschreiben, wo er/sie mitmachen möchte und wo er/sie mitentscheiden möchte. Jede/-r darf so viele Wünsche aufschreiben, wie er/sie möchte. Überlegt ganz in Ruhe, wo ihr mitmachen möchtet, wo ihr mitentscheiden möchtet und was ihr braucht, damit ihr mitentscheiden könnt. Nehmt einen Stift und schreibt eure Wünsche auf die Karten. Denkt dabei immer an die folgenden Fragen:
Wo möchte ich mitmachen?
Wo möchte ich mitentscheiden?
Was brauche ich, um mitentscheiden zu können?
Hinweis: Evtl. können die Fragen auch an die Tafel geschrieben werden.
Geben Sie den Schüler/-innen 5 bis 10 Minuten Zeit.
2. Schritt
Es geht weiter mit der Fantasiereise. Ihr habt alle aufgeschrieben, wo ihr mitmachen möchtet, wo ihr mitentscheiden möchtet und was ihr dafür braucht. Nun müssen die anderen Inselbewohnerinnen und Inselbewohner über die Beteiligungswünsche der anderen Bewohnerinnen und Bewohner Bescheid wissen, damit sie bei gemeinsamen Belangen auch gemeinsame Entscheidungen treffen können. Dazu werden auf dem Platz Kleingruppen gebildet. Jede Gruppe sucht sich einen Platz aus, wo sie in Ruhe beraten kann.
Teilen Sie die Schüler/-innen in Kleingruppen von 3 bis 5 Personen ein. Jede Gruppe setzt sich an einen separaten Gruppentisch.
Verteilen Sie die orangen Briefumschläge mit den jeweiligen Bedürfniskarten zu den politischen Teilhaberechten.
Sowohl die selbstgeschriebenen Karten als auch die Bedürfniskarten aus den orangen Umschlägen werden auf dem Tisch ausgebreitet.
Die Schüler/-innen diskutieren gemeinsam die Fragen:
Wo möchten wir mitmachen?
Wo möchten wir mitentscheiden?
Was brauchen wir, um mitentscheiden zu können?
Weisen Sie die Schüler/-innen darauf hin, dass jeder mitmachen und mitdiskutieren soll, denn es geht schließlich um wichtige Entscheidungen, die sie selbst betreffen. An dieser Stelle sollen die Entscheidungen nicht auf der Grundlage von Mehrheitsentscheidungen gefällt werden. Auch individuelle Teilhaberechte sollen berücksichtigt werden.
Geben Sie den Schüler/-innen für die Gruppenarbeit ca. 15 Minuten Zeit.
Zudem soll jede Gruppe einen Vertreter oder eine Vertreterin wählen, der/die später den anderen Inselbewohnern die Ergebnisse der eigenen Arbeitsgruppe präsentiert.
Ergebnissicherung
Hängen Sie das orange DIN A3-Kartonpapier an die Tafel. Schreiben Sie als Überschrift die drei Fragen auf: "Wo will ich mitmachen? Wo will ich mitentscheiden? Was brauche ich, um mitentscheiden zu können?"
Bitten Sie die Teilnehmenden der einzelnen Gruppen, nacheinander die ausgewählten Karten auf das Plakat zu heften.
Wenn alle Gruppen ihre Bedürfniskarten zu den politischen Teilhaberechten auf das Plakat geheftet haben, beginnt die Reflexionsphase.
Reflexion
Gibt es Aktivitäten, bei denen alle mitmachen möchten?
Was ist euch besonders wichtig?
Konntet ihr in der Gruppe leicht Gemeinsamkeiten finden?
Was denkt ihr: Warum ist es wichtig, dass alle Inselbewohnerinnen und Inselbewohner ihre Meinung darüber äußern, wo sie sich beteiligen und wo sie mitentscheiden möchten?
Warum sind Medien wichtig?
Wäre es o.k., wenn es auf der Insel nur eine Person oder nur einige wenige Personen gäbe, die für alle anderen Entscheidungen trifft? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht?
Wäre es gerecht, wenn die Mehrheit etwas entscheidet, was du nicht möchtest? Warum? Warum nicht?
Diskutieren Sie diese letzte Frage vor dem Hintergrund folgender Prämisse bzw. Grundvoraussetzung: Fundamentale Menschenrechte gelten für jeden einzelnen, unabhängig von Mehrheitsentscheidungen. Beispielsweise darf eine Person oder eine Gruppe nicht diskriminiert werden, auch wenn eine Mehrheit dies entscheidet. Sie können die Reflexionsergebnisse auf einem zusätzlichen Plakat auch schriftlich festhalten, insbesondere, wenn die Schüler/-innen gute Argumente für bestimmte Beteiligungsrechte bringen (z. B. "Es ist nicht O.K., wenn eine Person oder eine Gruppe alleine alle Entscheidungen trifft, weil…").
Hinweis!
Die Plakate aus diesem 2. Baustein sollten im Klassenzimmer aufgehängt werden, sodass in den folgenden Bausteinen auf sie zurückgegriffen werden kann. Besonders wichtig sind dabei die Plakate, auf denen die Bedürfnisse explizit benannt werden:
das rote Plakat (soziale Teilhaberechte aus Unterrichtseinheit 2.1.1 [LINK]),
das gelbe Plakat (zivile Schutzrechte aus Unterrichtseinheit 2.2 [LINK]);
das orange Plakat (politische Teilhaberechte aus Unterrichtseinheit 2.3 [LINK]).
Diese drei Plakate sind sehr wichtig, weil in den nächsten Übungen immer wieder mit ihnen gearbeitet wird. Die Plakate aus den Übungen 2.1.2 und 2.1.3 (grün und blau) können nach Abschluss des 2. Bausteins auch wieder abgelegt werden.
Hintergrundliteratur
Deutsches Institut für Menschenrechte / Bundeszentrale für politische Bildung / Europarat, Direktorat für Jugend und Sport (Hrsg.) (2009): Aufbruch in ein neues Land. Was werft ihr über Bord? In: Compasito. Handbuch zur Menschenrechtsbildung mit Kindern, S. 60–67.
Schulz-Reiss, Christine (2008): Nachgefragt: Menschenrechte und Demokratie. Basiswissen zum Mitreden. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung (bpb).