Auch in den neuen Ländern zeigt sich − wenngleich abgeschwächt im Vergleich zu den alten Ländern − dass Frauen geringere Renten als die Männer erhalten. Die Männerrenten liegen stärker im Bereich der oberen Mitte, die Frauenrenten eher in der unteren Mitte (vgl. Abbildung "Verteilung der Versichertenrenten nach Geschlecht im Rentenbestand 2022"). Während bei den Männern knapp 58 Prozent aller Versichertenrenten 1.200 Euro und mehr betragen, sind dies bei den Frauen nur 38,5 Prozent. Aber auch der Unterschied zu den alten Ländern ist aufschlussreich: Von knapp 76 Prozent der Frauen in den neuen Ländern werden Renten bezogen, die über 900 Euro liegen. In den alten Ländern kommen Renten in dieser Höhe aber nur 39,5 Prozent der Frauen zu Gute.
Rentenschichtung in den neuen Bundesländern Renten in Ostdeutschland
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Wie schon bei den alten Bundesländern so lässt sich auch für die neuen Bundesländer die Verteilung (Schichtung) der Rentenzahlbeträge (für alle Versichertenrenten im Rentenbestand, einschließlich Erwerbsminderungsrenten) darstellen.
Zugleich sind bei den Frauenrenten in den neuen Ländern auch sehr niedrige Rentenzahlbeträge recht selten. Eine Versichertenrente von weniger als 600 Euro erhalten 5,7 Prozent der Frauen. Gegenüber den Verhältnissen in den alten Bundesländern (hier sind es 38,5 Prozent) ergeben sich damit gravierende Unterschiede.
Wie bereits erwähnt: Es sind die Versicherungsjahre, die hier den entscheidenden Ausschlag geben. 39,3 Prozent der ostdeutschen Rentnerinnen und 66,4 Prozent der ostdeutschen Rentner (Rentenbestand) weisen 45 und mehr Versicherungsjahre auf (Abbildung "Verteilung der Versicherungsjahre von Männern und Frauen 2022, Ostdeutschland").
Ist diese Besserstellung der Frauen in den neuen Bundesländern "gerecht", werden sie "bevorzugt"? Tatsache ist, dass hinter den Renten insgesamt, hinter den Frauenrenten im Besonderen, unterschiedliche Erwerbsbiografien stehen, die sich in der späteren Rentenhöhe widerspiegeln. Das ist nicht ungerecht, sondern Folge der lohnbezogenen Rente.
Für einen "Neid" von West- auf Ostdeutsche geben diese Zahlen außerdem auch deswegen keinen Anlass, da zu bedenken ist, dass in Ostdeutschland andere Alterseinkünfte (wie Betriebsrenten und Renten aus privater Vorsorge) wesentlich weniger verbreitet und im Schnitt niedriger sind als im Westen (vgl.
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Gerhard Bäcker, Prof. Dr., geboren 1947 in Wülfrath ist Senior Professor im Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen. Bis zur Emeritierung Inhaber des Lehrstuhls "Soziologie des Sozialstaates" in der Fakultät für Gesellschaftswissenschaften der Universität Duisburg-Essen. Forschungsschwerpunkte: Theorie und Empirie des Wohlfahrtsstaates in Deutschland und im internationalen Vergleich, Ökonomische Grundlagen und Finanzierung des Sozialstaates, Systeme der sozialen Sicherung, insbesondere Alterssicherung, Arbeitsmarkt und Arbeitsmarktpolitik, Lebenslagen- und Armutsforschung.
Ernst Kistler, Prof. Dr., geboren 1952 in Windach/Ammersee, verstorben 2021, war Direktor des Internationalen Instituts für Empirische Sozialökonomie, INIFES gGmbH in Stadtbergen bei Augsburg. Forschungsschwerpunkte: Sozial- und Arbeitsmarktberichterstattung, Demografie, Sozialpolitik, Armutsforschung.