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Durchschnittliche Altersrenten | Rentenpolitik | bpb.de

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Durchschnittliche Altersrenten

Gerhard Bäcker Ernst Kistler

/ 4 Minuten zu lesen

Unterschiede bei den Altersrenten in den neuen Bundesländern gibt es nicht nur im Rentenbestand, sondern auch beim Rentenzugang und in der Rentenhöhe.

Ehemalige Chemiearbeiterin als ABM-Kraft beim Abriss der alten Leuna-Werke 1992. Die schwierige Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt nach der Wende zeigt sich erst langsam bei den Entgeltpunkten und den Rentenzugängen der betroffenen Jahrgänge. (© picture-alliance/dpa, Paul Glaser)

Im Folgenden soll dargestellt werden, wie sich diese spezifischen Bedingungen in den neuen Ländern auf die durchschnittliche Rentenhöhe (Bestands- und Zugangsrenten) und auf die Rentenschichtung auswirken und welche Unterschiede zwischen Ost und West festzustellen sind. Dabei wird sich zeigen, dass der maßgebliche Faktor für die aktuellen Unterschiede nicht die abweichende Höhe des aktuellen Rentenwerts ist, sondern die Summe der Entgeltpunkte, die wiederum von der Höhe der rentenrechtlichen Zeiten bestimmt wird. Vor allem die Frauen im Osten weisen deutlich längere Versicherungszeiten als die Frauen im Westen auf.

Eine Arbeiterin im Jahr 1971 im Petrolchemischen Kombinat in Schwedt. - Die langjährige Vollzeittätigkeit von Frauen in der DDR schlägt sich in den Renten nieder. (© Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst, Bild 183-K0810-002 / Hartmut Reiche)

…. im Rentenbestand

Die skizzierten Unterschiede in der Rentenberechnung sagen noch wenig über die tatsächlich gezahlten Renten in den neuen Ländern aus. Denn es kommt bei der Rentenhöhe ja nicht nur auf die Höhe des aktuellen Rentenwerts und auf die Berechnung der Entgeltpunkte an, sondern auch ganz entscheidend auf die Erwerbs- und Versicherungsbiografien, die die Rentner im Laufe ihres Lebens durchlaufen haben. Für die vormalige DDR war es nun gerade charakteristisch, dass die Bevölkerung eine hohe und dauerhafte Erwerbsbeteiligung aufwies. Eine kontinuierliche Vollzeitbeschäftigung in der Zeit zwischen Schulabschluss bis zum Renteneintrittsalter (Regelaltersgrenze 65) war üblich. Und im grundlegenden Unterschied zu den alten Bundesländern galt dies auch für Frauen und wurde durch Vereinbarkeitsregelungen (Kinderbetreuung) ermöglicht.

Durchschnittliche Rentenhöhen im Rentenbestand nach Rentenart und Geschlecht, neue Bundesländer 2017 (Interner Link: Grafik zum Download) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/

So kann es nicht verwundern, dass die durchschnittlichen Zahlbeträge der Bestandsrenten insbesondere für Frauen in den neuen Ländern höher liegen als in den alten Ländern, trotz des niedrigeren aktuellen Rentenwerts. Dagegen zeigen sich bei den Männern weniger große Unterschiede.

Auch in den neuen Bundesländern unterscheiden sich die durchschnittlichen Altersrenten in ihrer Höhe deutlich nach der Rentenart und nach dem Geschlecht. Frauen erzielen merklich niedrigere Renten als Männer, über alle Rentenarten hinweg. Bei den Männern sind die Unterschiede zwischen den Rentenarten eher schwach ausgeprägt, die Durchschnittsbeträge schwanken zwischen rund 950 und 1.100 Euro.

…. Im Rentenzugang

Bei den Bestandsrenten finden sich alle Renten, auch jene, die schon vor vielen Jahren zugegangen sind. Die neueren Entwicklungen im Rentenzugang werden deshalb nicht sichtbar. Das wird vor allem für die Analyse der Situation in den neuen Ländern zu einem Problem, da im Bestand nach wie vor die Erwerbsbiografien aus der DDR-Zeit dominieren, während die schwierige Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt nach der Wende erst langsam bei den Entgeltpunkten und den Rentenzugängen der betroffenen Jahrgänge zur Geltung kommt. Deshalb ist es gerade für die neuen Länder sinnvoll, auf die Höhe der Zugangsrenten zu achten.

Durchschnittliche Rentenhöhen im Rentenzugang nach Rentenart und Geschlecht, neue Bundesländer 2017 (Interner Link: Grafik zum Download) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/

Betrachtet man die neu zugehenden Renten, so kehren sich die Verhältnisse zumindest bei den Männern teilweise um. Denn angesichts der besonders massiven und auch weiterhin andauernden Arbeitsmarktprobleme in den neuen Ländern erhalten mehr und mehr Rentnerinnen und Rentner besonders aus den nachrückenden Kohorten nur noch recht niedrige Renten: Zeiten der Langzeitarbeitslosigkeit, Niedriglöhne, prekäre Beschäftigungsverhältnisse und die sich ausweitende Teilzeitarbeit machen sich hier in niedrigen Entgeltpunkten bemerkbar. Und angesichts der Schwierigkeiten im Alter noch beschäftigt zu werden bzw. eine Beschäftigung zu finden, ist die Inanspruchnahme vorgezogener Altersgrenzen, die mit entsprechenden Rentenabschlägen verbunden sind, sehr hoch.

Die durchschnittlichen neu zugegangenen Versichertenrenten des Jahres 2017 sind bei Männern im Osten dadurch niedriger als im Westen. Zudem fallen die neuen Versichertenrenten in der Tendenz niedriger aus als die Bestandsrenten.

Rentenabschläge bei Altersrenten 2000 – 2017 (Interner Link: Grafik zum Download) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/

Dies hat nicht zuletzt auch mit den durch die Rentenreformen eingeführten Abschlägen zu tun (vgl. Interner Link: Altersrenten und Altersgrenzen). Über 37 Prozent der Frauen in den neuen Ländern gehen dabei mit Abschlägen in die Rente – um den Preis von durchschnittlich 27,6 Abschlagsmonaten (vgl. Abbildung "Rentenabschläge bei Altersrenten 2000 - 2017"). Das entspricht im Schnitt einer Rentenminderung von 8,1 Prozent.

Höhe der ostdeutschen Altersrenten im Rentenzugang seit 2000

Durchschnittliche Höhe der Altersrenten im Jahr des Zugangs, neue Bundesländer 2000 - 2017 (Interner Link: Grafik zum Download) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/

Vergleicht man die Höhe der durchschnittlichen Zugangsrenten im zeitlichen Verlauf zwischen 2000 und 2017 (vgl. Abbildung "Durchschnittliche Höhe der Altersrenten im Jahr des Zugangs, neue Bundesländer 2000 - 2017"), so lässt sich in den neuen Bundesländern seit etwa 2000 und etwa 2015 ein Rückgang der Zahlbeträge nahezu aller Rentenarten erkennen. Für die Frauen allerdings, die die Regelaltersrente und die Frauenaltersrente in Anspruch genommen haben, erhöhen sich die Beträge. Aber: Diese Abbildung berücksichtigt noch nicht, dass in den Jahren seit 2000 der aktuelle Rentenwert ja merklich angestiegen ist.

Verhältnis der Durchschnittsrenten Ost/West (Bestand)

Durchschnittliche Höhe von Altersrenten im Vergleich neue/alte Bundesländer 1992 - 2017 (Interner Link: Grafik zum Download) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/

Wie verhalten sich die Strukturen und Trends im Osten im Vergleich mit dem Westen? Vergleicht man die durchschnittlichen Zahlbeträge im Osten mit denen im Westen und errechnet Relationswerte (Abbildung "Durchschnittliche Höhe von Altersrenten im Vergleich neue/alte Bundesländer 1992 - 2017"), so wird sichtbar, dass in den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung die Ostrenten unterhalb der Westrenten lagen, aber schnell aufgeholt haben. Aktuell übersteigen (bis auf die vorgezogenen Altersrenten für Männer wegen Arbeitslosigkeit und bei langjähriger Versicherung) die Ostrenten die Westrenten sogar - trotz des niedrigeren aktuellen Rentenwerts. Besonders auffällig ist dies bei den Frauenrenten: So liegen die von den Frauen in Anspruch genommenen Regelaltersrenten in ihren Zahlbeträgen um 96 Prozent über den entsprechenden Renten im Westen, bei den Regelaltersrenten/Männer liegt der Abstand bei 53,9 Prozent. Die durch langjährige Vollzeittätigkeit charakterisierten Erwerbsbiografien in den neuen Ländern bzw. in der DDR schlagen sich hier nieder.

Weitere Inhalte

Gerhard Bäcker, Prof. Dr., geboren 1947 in Wülfrath ist Senior Professor im Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen. Bis zur Emeritierung Inhaber des Lehrstuhls "Soziologie des Sozialstaates" in der Fakultät für Gesellschaftswissenschaften der Universität Duisburg-Essen. Forschungsschwerpunkte: Theorie und Empirie des Wohlfahrtsstaates in Deutschland und im internationalen Vergleich, Ökonomische Grundlagen und Finanzierung des Sozialstaates, Systeme der sozialen Sicherung, insbesondere Alterssicherung, Arbeitsmarkt und Arbeitsmarktpolitik, Lebenslagen- und Armutsforschung.

Ernst Kistler, Prof. Dr., geboren 1952 in Windach/Ammersee ist Direktor des Internationalen Instituts für Empirische Sozialökonomie, INIFES gGmbH in Stadtbergen bei Augsburg. Forschungsschwerpunkte: Sozial- und Arbeitsmarktberichterstattung, Demografie, Sozialpolitik, Armutsforschung.