Wie viele Menschen mit ausländischen Wurzeln leben in Deutschland? Welche Auswirkungen hat die Einwanderung auf die Bevölkerungsstruktur? Wo gelingt Integration und wo gibt es Nachholbedarf? Um den Blick auf diese Fragen zu richten, verwendet die amtliche Statistik seit 2005 das Konzept der "Bevölkerung mit Migrationshintergrund". Es umfasst Menschen, die entweder selbst nicht mit deutscher Staatsbürgerschaft geboren wurden oder aber mindestens einen Elternteil haben, der nicht mit deutscher Staatsbürgerschaft geboren wurde. Das betrifft alle Ausländerinnen und Ausländer, alle Eingebürgerten, alle (Spät-)Aussiedlerinnen und (Spät-)Aussiedler, alle Personen, die die deutsche Staatsbürgerschaft durch Adoption erhalten haben, sowie die mit deutscher Staatsangehörigkeit geborenen Kinder dieser vier Gruppen. Damit wird die zuvor verwendete Unterscheidung nach deutscher und ausländischer Bevölkerung stärker differenziert. Diese Feinabstufung wurde notwendig, weil es mehrere Gruppen gibt, die zwar die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, jedoch Wurzeln im Ausland haben:
Seit 1950 hat Deutschland insgesamt knapp 4,6 Millionen Aussiedlerinnen und Aussiedler sowie Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler aufgenommen.
Seit 1990 wurden in Deutschland rund 4,8 Millionen Menschen eingebürgert. Im Zeitraum von 1990 bis 2007 erfolgten insgesamt knapp 3,5 Millionen Einbürgerungen; das sind durchschnittlich über 192.000 Personen im Jahr. Danach schwankte die jährliche Zahl der Einbürgerungen zwischen 94.000 Personen und zuletzt 129.000 Personen im Jahr 2019.
Seit 2000 wurden 695.000 sogenannte Optionskinder geboren, die über die deutsche Staatsangehörigkeit verfügen, obwohl dies bei beiden Elternteilen nicht der Fall ist.
Laut Mikrozensus hatte im Jahr 2019 mehr als jedes dritte der 723.000 Neugeborenen Eltern(-teile) mit ausländischen Wurzeln. Das waren 289.000 Babys, von denen 201.000 mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren wurden.
Eine reine Auswertung der Staatsangehörigkeit würde diese Bevölkerungsgruppen unsichtbar bleiben lassen. Durch das Konzept des Migrationshintergrunds können für diese Menschen zum Beispiel die demografischen Merkmale beschrieben und ihre Integration sowie potenzielle bestehende Ungleichheiten analysiert werden.
Im Jahr 2019 lebten in Deutschland 21,2 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund. Davon sind 7,6 Millionen Menschen in Deutschland geboren, 13,7 Millionen waren Zuwanderinnen und Zuwanderer. Diese Personen sind im Ausland geboren und im Lauf ihres Lebens nach Deutschland zugewandert; daher besitzen sie eigene Migrationserfahrung. Die Bevölkerung mit Migrationshintergrund unterscheidet sich in vielen Merkmalen von der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund. Aber auch die Bevölkerung mit Migrationshintergrund selbst ist keine homogene Gruppe. Dies zeigt sich bei den Kennziffern und Anteilen in Tabelle 1 in der Untergliederung nach der Zuwanderungsgeneration und der Nationalität deutsch / nicht deutsch. Diese Unterschiede beruhen auf demografischen und auch auf sozioökonomischen Sachverhalten, auf die in diesem Kapitel näher eingegangen wird.
Autor(en): Anja Petschel
Herausgeber: Statistisches Bundesamt (Destatis)