Die Menschen in Deutschland sorgen sich vermehrt um die Umwelt und das Klima. Die Sorgen um den Schutz der Umwelt sowie angesichts der Folgen des Klimawandels sind in den letzten Jahren stark angestiegen (siehe
Zivilgesellschaftliches Engagement im Bereich Umwelt und Klimawandel
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Anders sieht es aus, wenn spezifische Bereiche des zivilgesellschaftlichen Engagements betrachtet werden. Folgt man einer Langzeitbetrachtung zum Umweltbewusstsein des Umweltbundesamtes, die sich dem zivilgesellschaftlichen Engagement im Bereich Umwelt und Naturschutz widmet, ist die Engagementbeteiligung trotz deutlicher Schwankungen insgesamt durch einen Anstieg gekennzeichnet. Der Anteil der Personen, die sich aktiv im Bereich Umwelt und Naturschutz engagieren, hat sich zwischen 2006 (6 %) und 2018 (12 %) verdoppelt.
Der Freiwilligensurvey erlaubt eine vertiefende Betrachtung zivilgesellschaflichen Engagements im Bereich Umwelt, Natur- oder Tierschutz. Auch dieser Untersuchung folgend ist das Engagement im Umweltbereich zwischen 1999 (2 %) und 2014 (4 %) gestiegen. In Vereinen oder Verbänden sind in diesem Engagementfeld im Jahr 2014 etwas mehr Männer (4 %) als Frauen (3 %) vertreten. Auch die 50- bis 64-Jährigen (4 %) und Personen mit hoher Bildung (4 %) liegen beim freiwilligen Engagement für die Umwelt leicht über dem Durchschnitt. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Gruppen fallen insgesamt aber eher gering aus.
Nach den Ergebnissen der Shell Jugendstudie 2019 belegt der Bereich Umwelt- und Tierschutz bei den 12- bis 25-Jährigen den dritten Platz der am häufigsten genannten Engagementbereiche. 2019 gaben 37 Prozent der jungen Menschen an, sich oft beziehungsweise gelegentlich in diesem Bereich zu engagieren, wobei sich der Anteil seit 2010 kaum verändert hat und demnach als stabil gelten kann.
Da zivilgesellschaftliches Engagement im Umweltbereich oftmals in Vereinen erfolgt, ist eine organisationsbezogene Betrachtung des Engagements eine wichtige Ergänzung zur individuellen Analyse. Die repräsentative Befragung der organisierten Zivilgesellschaft in Deutschland (ZiviZ-Survey) bietet für die Jahre 2012 und 2017 Daten zu zivilgesellschaftlichen Organisationen nach Teilbereichen. Demnach gehören Umwelt und Naturschutz zu den Bereichen, für die zahlreiche Organisationen gestiegene (45 %) oder zumindest unveränderte (32 %) Mitgliederzahlen berichten. Die Zahl der freiwillig Engagierten ist bei rund einem Viertel (26 %) der befragen Organisationen in diesem Bereich gestiegen, bei knapp zwei Drittel (61 %) ist sie gleich geblieben. Auch wenn die bloße Mitgliedschaft nicht mit einem zivilgeselschaftlichen Engagement gleichgesetzt werden kann, lässt sie sich doch als eine wichtige Vorstufe interpretieren.
Die Umwelt- und Naturschutzorganisationen erfahren offenbar einen regen Zuspruch, der sich in der Fläche eher gleichmäßig verteilt. Sie finden sich zu ähnlichen Anteilen in Dörfern und Gemeiden (23 %), Kleinstädten (30 %), mittelgroßen Städten (22 %) und Großstädten (25 %). Eine Konzentration auf stärker besiedelte Räume zeichnet sich folglich nicht ab. Allerdings haben die Organisationen im Bereich Umwelt und Naturschutz eine sehr homogene Mitglieder- und Engagiertenstruktur, das heißt, die hier assozierten Personen weisen einen ähnlichen sozialen und kulturellen Hintergrund auf. Sie verfügen beispielsweise über ein ähnliches Bildungsniveau und haben ähnliche Wertvorstellungen. Das Phänomen der Homogenität ist allerdings für viele zivilgesellschafliche Organsiationen typisch und hängt eng mit ihren Gründungsbedingungen zusammen, in der sich oft Gleichgesinnte aus ähnlichen sozialen Kreisen zusammenfinden.
Neben dem klassischen Engagement in Vereinen und Verbänden, das weiterhin von zentraler Bedeutung ist, bilden sich mit digitalen und bewegungsorientierten Formaten im Bereich Umwelt-, Klima- und Tierschutz neuartige Formen des Engagements heraus. Laut Erkenntnissen des Dritten Engagementberichts der Bundesregierung (2020) ist dieser Bereich des zivilgesellschaftlichen Engagemens stark mit solchen alternativen Beteiligungsformen assoziert. Unter den 14- bis 27-Jährigen gab rund jede / jeder Dritte (33 %) an, im Bereich Umwelt-, Natur- oder Tierschutz teilweise, überwiegend oder vollständig in digitaler Form engagiert zu sein. Die jungen Engagierten nutzen die vielfältigen Möglichkeiten digitaler Informations- und Kommunikationstechnologien und erweitern so die Bandbreite zivilgesellschaftlichen Engagements. Ein Rückgriff hierauf ist jedoch nur jenen vorbehalten, die die notwendigen Kompetenzen im Umgang mit digitalen Medien mitbringen.
Neben dem digitalen Enagegment greifen junge Menschen im Bereich Umwelt, Natur- und Tierschutz jüngst verstärkt auf Protest in Form von Demonstrationen zurück, um die Gesellschaft in ihrem Sinne aktiv mitzugestalten. Das derzeit bevölkerungsweit bekannteste Protestformat der jungen Menschen, die sich neben lokalen Orts- und Regionalgruppen vor allem digital und global vernetzen, ist die Fridays-for-Future-Bewegung, die seit Beginn des Jahres 2019 weltweit aktiv ist. Fast ein Viertel (23 %) der Jugendlichen im Alter von 14 bis 22 Jahren gab laut einer Studie des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit und des Umweltbundesamtes aus dem Jahr 2020 an, bei Fridays for Future mitzuwirken. Die Mehrheit von ihnen will dies auch zukünftig tun. Unter der großen Zahl der Jugendlichen, die bisher nicht bei Fridays for Future engagiert sind (73 %), kann sich fast jede / jeder Zweite (46 %) vorstellen, künftig an dieser Protestform mitzuwirken. Es bleibt zu beobachten, inwieweit sich die hohe Beteiligung an dieser Form des Protests sowie an neuen Formen zivilgesellschaftlichen Engagements im Bereich Umwelt-, Natur- und Tierschutz künftig in steigenden Engagiertenzahlen wiederfindet.
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