Das Bruttoinlandsprodukt (BIP), die Beschäftigungsquote und die Arbeitslosigkeit geben Auskunft über die Wirtschaftskraft einer Region. Die Deindustrialisierung Ostdeutschlands und der ökonomische Rückstand kommen nach wie vor in einem niedrigeren Bruttoinlandsprodukt zum Ausdruck. So variierte das BIP 2017 von 58.100 Euro je Erwerbstätigen in Mecklenburg-Vorpommern bis zu 81.900 Euro je Erwerbstätigen in Hessen und 93.500 Euro je Erwerbstätigen in Hamburg.
Wirtschaftskraft und Beschäftigung
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Hessen, Bayern und Baden-Württemberg waren die Flächenländer mit dem höchsten Wohlstand gemessen am BIP, in kleinräumiger Betrachtung wiesen die westdeutschen Städte beziehungsweise Kreise Wolfsburg, Ingolstadt, München und Ludwigshafen mit ihren großen Unternehmen (Auto- und Chemieindustrie) das höchste BIP auf (jeweils über 110.000 Euro). Die wirtschaftsschwächsten Landkreise waren Delmenhorst, Erzgebirgskreis sowie Suhl mit jeweils unter 53.000 Euro.
In Ländern mit einem hohen BIP ist die Arbeitslosigkeit in der Regel niedriger als in Ländern mit einem niedrigen BIP, wobei die Arbeitslosigkeit in den Jahren vor der Coronapandemie deutlich gesunken war. In Bayern und Baden-Württemberg konnte von Vollbeschäftigung gesprochen werden (Arbeitslosenquote von 3,2 und 3,5 % im Jahr 2017). In den beiden Stadtstaaten Berlin und Bremen betrugen die Quoten allerdings noch 9 und 10 % (2017). Auch in den ostdeutschen Ländern ging die Arbeitslosigkeit deutlich zurück, die Werte lagen 2017 zwischen 6,1 % (Thüringen) und maximal 8,6 % (Mecklenburg-Vorpommern).
Im Hinblick auf die Beschäftigtenquoten zeigt sich, dass in Westdeutschland und Ostdeutschland die kreisfreien Großstädte hinter den anderen Kreistypen liegen. Sie wiesen 2017 mit 56 % die niedrigsten Werte auf. Ländliche Kreise mit Verdichtungsansätzen konnten in Ost- und Westdeutschland deutlich bessere Beschäftigungschancen bieten.
Die Beschäftigungsquote von Frauen unterschied sich in Westdeutschland im Jahr 2017 nicht stark nach Kreistypen und lag zwischen 45 und 47 %. In Ostdeutschland war die Frauenerwerbstätigkeit immer noch weiter verbreitet als im Westen Deutschlands und wies daher generell ein höheres Niveau auf, zwischen 48 % in ländlichen Kreisen mit Verdichtungsansätzen und 51 % in Großstädten. Im Vergleich zu 2012 erhöhte sich der Anteil weiblicher Beschäftigter in den Kreistypen beider Landesteile nicht.
Großstädte zeichneten sich durch einen überdurchschnittlich hohen Anteil und ein starkes Wachstum an hoch qualifizierten Beschäftigten aus (22 % in westdeutschen und sogar 24 % in ostdeutschen Großstädten). Bei diesem Indikator lagen insbesondere die dünn besiedelten ländlichen Kreise deutlich zurück (9 % West und 11 % Ost).
Die Anzahl der Beschäftigten stieg seit der Jahrtausendwende in allen Bundesländern. Dabei war der Zuwachs für Ostdeutschland niedriger als der Zuwachs für Westdeutschland (mit Ausnahme des noch im Strukturwandel steckenden Saarlandes). Wird der Zeitraum betrachtet, für den die aktuellsten Zahlen zur Verfügung stehen (2012 bis 2017), zeigen sich die höchsten Zugewinne an Beschäftigung in Berlin (bei vergleichsweise hoher Arbeitslosigkeit). Die niedrigsten Werte waren für Sachsen-Anhalt und Thüringen mit Werten von 4,7 und 5,6 % zu vermelden. Auf Kreisebene liegen Straubing-Bogen und Eichstätt in Bayern und Heinsberg in Nordrhein-Westfalen mit einem Beschäftigungszuwachs von 20 % und mehr vorn. Zugleich büßten einige kreisfreie Städte an Beschäftigten ein (unter anderem Baden-Baden und Frankfurt / Oder).
Mit diesen Zuwächsen gehen auch zunehmende Anteile von atypischer Beschäftigung in Form von Aufstocken, Kurzarbeiten und Minijobs einher. So fanden sich 2017 in Ostdeutschland mit über 28 % generell höhere Anteile an sogenannten Aufstockerinnen und Aufstockern. In den Kreisen Suhl, Lindau am Bodensee, in der Sächsischen Schweiz, Weimar, im Saale-Holzland-Kreis und in Kulmbach bezog jeweils mehr als ein Drittel der abhängig Beschäftigten ergänzend Arbeitslosengeld II (Aufstocker). Die Erwerbstätigkeit, darunter auch Vollzeiterwerbstätigkeit, reichte bei diesen Personen nicht für das Existenzminimum aus.
Minijobs als Haupttätigkeit verloren an Bedeutung. Im Nebenverdienst wiesen Minijobs dagegen in Westdeutschland Steigerungsraten von bis zu 12 % vor allem in ländlichen Kreisen auf. In Ostdeutschland nahmen die Minijobs im Nebenverdienst in allen Siedlungstypen ab.
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