In den vergangenen 30 Jahren hat sich die Meinung zur geschlechtlichen Arbeitsteilung stark verändert. Betrachtet man die Bevölkerung nach verschiedenen sozialstrukturellen Merkmalen, zeigen sich interessante Unterschiede. Zunächst lassen sich Geschlechterdifferenzen feststellen: Männer wiesen seit den 1990er-Jahren konstant etwas höhere Zustimmungswerte zum traditionellen Rollenverständnis auf als Frauen, der Abstand zu den Frauen hat sich sogar über die Jahrzehnte etwas vergrößert.
Geschlechtliche Arbeitsteilung nach sozialstrukturellen Merkmalen
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Auch bei den verschiedenen Schulabschlüssen gibt es Auffälligkeiten. Über alle Untersuchungsjahre hinweg vertraten die Befragten ohne Abschluss beziehungsweise mit Hauptschulabschluss am häufigsten ein traditionelles Rollenverständnis, wenngleich sich die Zustimmung dazu im Zeitverlauf halbiert hat (1991: 43 %; 2018: 25 %). Die Zustimmung dazu nimmt mit steigendem formalen Bildungsabschluss ab. Am seltensten traditionell eingestellt waren Personen mit (Fach-)Abitur. Über die Jahre reduzierte sich auch der Abstand zwischen Befragten mit mittlerem Abschluss und (Fach-)Abitur. Zu den Personen mit niedrigem formalen Abschluss blieb im Zeitverlauf eine größere Diskrepanz bestehen.
Auch hinsichtlich des Wohnorts ergaben sich Unterschiede, die sich seit den 1990er-Jahren konstant halten: Westdeutsche hatten deutlich häufiger ein traditionelles Rollenverständnis als Ostdeutsche, auch 2018 stimmten Personen aus den alten Bundesländern nahezu doppelt so oft der Aussage zu, dass es die Aufgabe des Ehemannes sei, Geld zu verdienen, und die der Ehefrau, sich um Haushalt und Familie zu kümmern.
Hinsichtlich der Altersgruppen haben sich über die Jahre hinweg starke Veränderungen ergeben. Stabil in allen Erhebungsjahren blieb der signifikant höhere Anteil an traditionell Eingestellten unter den Personen im Alter von 65 Jahren und älter, wobei dieser von 57 % im Jahr 1991 auf nur 17 % im Jahr 2018 gesunken ist. Insgesamt zeigt sich auch, dass die Generationenabstände sehr viel geringer geworden sind: Während 1991 noch zwischen den jüngsten Befragten und denen ab 51 Jahren mehr als 20 Prozentpunkte lagen, ist dieser Abstand schon im Jahr 2008 auf nur noch 5 Prozentpunkte gesunken. Im Jahr 2018 hat sich der Anteil aller Befragten zwischen 18 und 64 Jahren mit 9 % nahezu angeglichen.
In Abbildung 1 wird das traditionelle Rollenverständnis für beide Geschlechter getrennt dargestellt, um die fünfstufigen Antwortmuster etwas differenzierter betrachten zu können. Deutlich werden hier auch die Entwicklungen über einen Zehnjahreszeitraum von 2008 zu 2018. Es zeigt sich, dass etwa ein Fünftel der Männer und ein Sechstel bis ein Achtel der Frauen im Zeitverlauf "weder noch" angegeben haben. Die Unentschlossenheit, sich für eine Zustimmung oder Ablehnung zu entscheiden, sich also klar zu positionieren, ist vermutlich Ausdruck des Umbruchs und der damit verbundenen Unsicherheit bezüglich der Geschlechterrollen in Deutschland. Die Unsicherheit erscheint bei Männern etwas größer und andauernder. Die Frauen verzeichneten 2018, im Vergleich zu 2008, den höchsten Zuwachs bei denjenigen, die eine traditionelle Aufgabenteilung absolut ablehnen, von 38 auf 57 %. Bei den Männern ist dieser Trend auch zu sehen, allerdings etwas schwächer, von 28 auf 40 %.
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