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In der Bevölkerung gibt es eine Vorstellung von einem "Oben" und einem "Unten" in der Gesellschaft. Die Menschen können einschätzen, wer in der gesellschaftlichen Hierarchie eher eine vorteilhafte Position einnimmt und wer nicht. Und in der Tat sind diese unterschiedlichen Positionen in der Gesellschaft mit bestimmten Vorteilen und Nachteilen verbunden. Personen in einer eher höheren Position haben meist ein höheres Einkommen, bessere Gesundheit, eine höhere Lebenserwartung oder können häufiger am gesellschaftlichen und politischen Leben teilnehmen. Personen, die eher "unten" in der gesellschaftlichen Hierarchie sind, haben weniger Chancen auf ein hohes Einkommen, weniger Chancen auf ein langes, gesundes Leben oder weniger Möglichkeiten für gesellschaftliche und politische Teilhabe. Warum aber befinden sich Menschen in unterschiedlichen sozialen Positionen? Und wie kommen sie in diese unterschiedlichen sozialen Positionen?
Für Deutschland gilt, dass die eigenen Anstrengungen im Erwachsenenalter nur einen Teil dieser unterschiedlichen Positionen in der Gesellschaft erklären. Es sind zu einem wesentlichen Teil auch die familienbedingten Startchancen von Kindern und Jugendlichen, die ausschlaggebend sind für die eigene soziale Position im späteren Leben. Entsprechend wichtig ist es zu untersuchen, wie es um diese Startchancen in unserer Gesellschaft bestellt ist. Wie groß sind die Chancen, aus einem weniger vorteilhaften Elternhaus aufzusteigen? Wie groß ist das Risiko, im Vergleich zu den Eltern abzusteigen? Wie verändert sich dies in unserer Gesellschaft über die Zeit?
Die gesellschaftspolitische Bedeutung von sozialen Auf- und Abstiegen ist in der öffentlichen Diskussion präsent – insbesondere die Auf- und Abstiege zwischen den Generationen. Sie sind Ausdruck der intergenerationalen sozialen Mobilität in einer Gesellschaft. Intergenerationale soziale Mobilität beschreibt somit das Ausmaß, in dem sich Kindergenerationen in einer anderen sozialen Position befinden als ihre Elterngeneration. Das heißt, diese soziale Mobilität zeigt an, wie gut es Kindern aus weniger vorteilhaften sozialen Positionen gelingt, für sich selbst vorteilhafte soziale Positionen zu erreichen, oder umgekehrt, wie hoch das Risiko von Kindern mit vorteilhafter Familienherkunft ist, später eine weniger vorteilhafte soziale Position zu erreichen.
Zur Beschreibung der sozialen Positionen können verschiedene Maße herangezogen werden. Ein international gebräuchliches Maß für die Gliederung von Lebenschancen ist die Klassenlage beziehungsweise Klassenposition einer Person. Die Klassenposition leitet sich aus der aktuellen beziehungsweise früheren beruflichen Position der Person ab. Sie wirkt sich nicht nur auf die eigene Lebensführung aus, sondern beeinflusst – insbesondere in Deutschland – in hohem Maße die Bildungs- und Berufschancen der eigenen Kinder und damit die spätere Klassenposition dieser Kinder. Eltern mit einer vorteilhaften Klassenposition gelingt es viel häufiger, ihren Kindern durch gute Bildung und durch zusätzliche Unterstützung den Zugang zu vorteilhaften Klassenpositionen zu ermöglichen (siehe
Im Folgenden werden vier Aspekte der sozialen Mobilität in Deutschland näher untersucht: Hatten die Eltern bereits die gleiche Klassenposition, die ihre Kinder heute einnehmen? In welchem Ausmaß werden Klassenpositionen der Eltern an ihre Kinder weitervererbt? Wie hoch ist das Ausmaß der Auf- und Abstiege in Deutschland? Und was bedeuten diese Auf- und Abstiege für die Chancengleichheit in der deutschen Gesellschaft? Bei der Beantwortung dieser Fragen wird ein besonderes Augenmerk auf die zeitliche Entwicklung der sozialen Mobilität, auf den Vergleich zwischen Ost- und Westdeutschland und auf die Unterschiede zwischen Männern und Frauen gerichtet.
Autor(en): Reinhard Pollak – GESIS Mannheim
Herausgeber: WZB / SOEP
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