Abbildung 1 zeigt anhand von Mikrozensus-Daten die Verbreitung der Arbeit von zu Hause im Jahr 2018 nach Geschlecht und familialer Situation. Insgesamt wird deutlich, dass Homeoffice vor der Coronakrise in Deutschland nur von einer Minderheit praktiziert wurde. So haben innerhalb der vier Wochen vor der Befragung nur 12 % aller Beschäftigten zumindest an einzelnen Tagen von zu Hause gearbeitet. Die Mehrheit hiervon – knapp 7 % – arbeitete dabei nur gelegentlich im Homeoffice. Die Anteile derjenigen, die häufig oder sogar jeden Tag im Homeoffice arbeiteten, waren mit gut 2 beziehungsweise 3 % hingegen sehr gering. Im europäischen Vergleich lag Deutschland beim Homeoffice-Anteil im Jahr 2018 nur im unteren Mittelfeld.
Die Situation vor der Coronakrise: Homeoffice als Randphänomen
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Des Weiteren zeigen sich Unterschiede im Anteil der Homeoffice-Nutzung nach Geschlecht und dem Vorhandensein von Kindern. So arbeiteten Männer häufiger von zu Hause als Frauen, was vor allem auf einen höheren Anteil an gelegentlicher Arbeit von zu Hause zurückzuführen ist. Unter Eltern mit Kindern unter 12 Jahren war die Nutzung von Homeoffice stärker verbreitet als unter anderen Beschäftigten. So arbeiteten insgesamt 15 % der erwerbstätigen Eltern zumindest tageweise von zu Hause, wobei der Anteil bei Vätern mit 16 % etwas höher lag als bei Müttern mit 14 %. Allerdings war unter Müttern der Anteil derjenigen, die häufig oder täglich von zu Hause arbeiteten, höher als unter Vätern. Der höhere Anteil an Homeoffice-Nutzenden unter Eltern ist ein Indiz dafür, dass die Arbeit von zu Hause zumindest von einem Teil der Eltern als Instrument zur Vereinbarung von Erwerbsarbeit und familialen Aufgaben genutzt wurde.
Innerhalb der Gruppe der Eltern mit Kindern unter 12 Jahren variierte der Arbeitsort nicht nur nach Geschlecht, sondern auch nach dem Partnerschaftsstatus. Unter den erwerbstätigen Vätern arbeiteten nur 16 % derjenigen in Paarbeziehungen, aber 21 % der Alleinerziehenden zumindest teilweise von zu Hause. Bei den Müttern war das Verhältnis umgekehrt, da knapp 15 % der in Paarbeziehungen lebenden Mütter, aber nur 12 % der alleinerziehenden Mütter von zu Hause arbeiteten. Alleinerziehende Mütter mussten somit besonders häufig die Betreuung ihrer Kinder und eine Erwerbstätigkeit vor Ort beim Arbeitgeber koordinieren. Demgegenüber vereinbarten alleinerziehende Väter Beruf und Familie unter den betrachteten Gruppen am häufigsten (wenngleich insgesamt noch relativ selten) auch durch die (gelegentliche) Arbeit von zu Hause.
Mütter und Väter in Paarfamilien arbeiteten zwar seltener als alleinerziehende Väter im Homeoffice, sie konnten sich die Kinderbetreuung allerdings in der Partnerschaft aufteilen. Entsprechend lohnt sich ein Blick auf die Verbreitung von Homeoffice innerhalb von Paarfamilien, wie in Abbildung 2 dargestellt. Die drei gelb-orangen Bereiche (oben rechts) zusammengenommen zeigen, dass im Jahr 2018 in insgesamt 19 % der Familien mindestens ein Elternteil zumindest tageweise von zu Hause arbeitete. Allerdings arbeiteten nur in einer kleinen Minderheit (4 %) der Paarfamilien beide Elternteile zumindest tageweise im Homeoffice. In 10 % der Familien arbeitete ein Elternteil zumindest tageweise zu Hause, während der andere immer auswärts arbeitete; in weiteren 4 % der Familien arbeitete ein Elternteil zumindest tageweise im Homeoffice, wohingegen der andere nicht erwerbstätig war. Wie der grüne Bereich zeigt, bestand die größte Gruppe mit 45 % der Paarfamilien allerdings aus Elternpaaren, in denen beide Partner gar nicht im Homeoffice arbeiteten. Hier musste somit die auswärtige Erwerbsarbeit zweier Elternteile mit der Kinderbetreuung koordiniert werden. In der zweitgrößten Gruppe (30 %) arbeitete ein Elternteil nie im Homeoffice, während der andere nicht erwerbstätig war.
Die Homeoffice-Nutzung variierte vor der Krise nicht nur nach Geschlecht und familialer Situation, sondern auch deutlich zwischen den einzelnen Berufen. In diesem Zusammenhang weist Abbildung 3 den Anteil der Beschäftigten aus, die 2018 zumindest tageweise von zu Hause arbeiteten, separat für alle Berufsgruppen mit mehr als 450.000 Beschäftigten. Man sieht, dass Lehrpersonen mit 60 % vor der Krise am häufigsten von zu Hause arbeiteten, was darauf zurückzuführen ist, dass viele Lehrende die Unterrichtsvorbereitung und Korrekturen zu Hause erledigen. Ein hoher Anteil an Personen im Homeoffice fand sich auch in tendenziell hoch qualifizierten Dienstleistungsberufen mit Bürotätigkeit. So hatten Beschäftigte in der Geschäftsführung (37 %), im Einkauf und Vertrieb (30 %) sowie in Werbung und Marketing (25 %) ebenfalls deutlich überdurchschnittliche Anteile an Homeoffice-Nutzenden. Demgegenüber wurde Homeoffice in Berufen, die weitgehende Präsenz am Arbeitsplatz erfordern, so gut wie nicht genutzt. Dies sind vor allem personenbezogene Dienstleistungsberufe wie Arzt- und Praxishilfe (3 %) oder Altenpflege (2 %) sowie das produzierende Gewerbe, zum Beispiel Hochbau (5 %) oder Metallbearbeitung (1 %).
Darüber hinaus besteht ein positiver Zusammenhang zwischen der Nutzung von Homeoffice in einer Berufsgruppe und dem in dieser Berufsgruppe durchschnittlich erzielten Einkommen. Hierfür wurden die 144 Berufsgruppen entsprechend ihres durchschnittlichen monatlichen Nettoeinkommens (bezogen auf Vollzeitbeschäftigte) in drei ungefähr gleich große Gruppen eingeteilt. Ebenso wurden die Berufsgruppen entlang des Anteils der Beschäftigten, die im Jahr 2018 zumindest tageweise von zu Hause arbeiteten, in drei Gruppen eingeteilt. Man sieht, dass in den Berufen im unteren Drittel der Einkommensverteilung der Anteil mit niedriger Homeoffice-Nutzung besonders hoch war: 47 % dieser Berufe wiesen einen Anteil an Homeoffice-Nutzenden von unter 6 % auf. Nur gut 10 % hatten einen Anteil an Homeoffice-Nutzenden von 20 % und mehr. Ganz anders war die Verteilung unter den Berufen im oberen Einkommensdrittel: Fast zwei Drittel dieser Berufe (63 %) hatten einen Homeoffice-Anteil von 20 % und mehr. Im mittleren Einkommensbereich fand sich demgegenüber eine stärkere Mischung von Berufen mit niedrigem, mittlerem und hohem Anteil an Homeoffice-Nutzenden.
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