Fakten
In den Jahren 1990 bis 1999 wurden rund 2,3 Millionen Personen eingebürgert. Bezogen auf die bisherige Staatsangehörigkeit stammten dabei die meisten aus Russland und der Türkei. Nach Inkrafttreten des Gesetzes zur Reform des Staatsangehörigkeitsrechts am 1. Januar 2000 wurden bis 2016 weitere 2,1 Millionen Personen eingebürgert. Während die jährliche Zahl der Einbürgerungen zwischen dem Jahr 2000 und 2008 von knapp 187.000 auf gut 94.000 zurückging, nahm sie in den Folgejahren wieder zu. Seit 2012 schwankt die Zahl der Einbürgerungen um 110.000.Von den Personen, die zwischen 2012 und 2016 eingebürgert wurden, hatte gut jede Fünfte vor der Einbürgerung die türkische Staatsangehörigkeit (21,7 Prozent). Mit großem Abstand standen an zweiter und dritter Stelle die Eingebürgerten, die bisher die polnische bzw. ukrainische Staatsangehörigkeit hatten (5,2 bzw. 3,6 Prozent). 24,0 Prozent der zwischen 2012 und 2016 eingebürgerten Personen hatten zuvor die Staatsangehörigkeit eines asiatischen Staates (vor allem des Iraks, Irans, Afghanistans, Syriens und Indiens). Weitere 23,5 Prozent hatten vor der Einbürgerung die Staatsangehörigkeit eines EU-Staates und 10,0 Prozent die eines afrikanischen Staates.
53,9 Prozent aller im Jahr 2016 Eingebürgerten waren weiblich. Von allen eingebürgerten Personen war jede zehnte unter 15 Jahre alt (10,4 Prozent) und gut jede fünfte Person gehörte zur Gruppe der 15- bis unter 25-Jährigen (22,4 Prozent). Fast die Hälfte war 25- bis unter 45-jährig (47,0 Prozent) und jede sechste eingebürgerte Person 45- bis unter 65-jährig (16,6 Prozent). Lediglich 3,6 Prozent waren 65 Jahre oder älter. Das Durchschnittsalter aller 110.383 im Jahr 2016 Eingebürgerten lag bei 33,1 Jahren.
Bezogen auf die in der Tabelle betrachteten Staaten (Top 20) war das Durchschnittsalter der Eingebürgerten aus dem Vereinigten Königreich mit 52,9 Jahren mit Abstand am höchsten. Die wichtigste Ursache hierfür dürfte der geplante EU-Austritt sein (von 2015 auf 2016 erhöhte sich die Zahl der Einbürgerungen von 622 auf 2.865). Auf das Vereinigte Königreich folgten die Eingebürgerten mit vorheriger Staatsangehörigkeit des Irans (Durchschnittsalter: 37,8 Jahre), der Ukraine (37,7 Jahre) sowie Italiens (37,4 Jahre). Auf der anderen Seite standen die Eingebürgerten mit vorheriger Staatsangehörigkeit des Kosovos (Durchschnittsalter: 25,4 Jahre), der Türkei (26,2 Jahre) sowie des Iraks (28,0 Jahre). Bei der mit Abstand größten Gruppe unter den Eingebürgerten – den Personen, die zuvor die türkische Staatsangehörigkeit hatten – war im Jahr 2016 mehr als die Hälfte der Eingebürgerten zwischen 15 und unter 25 Jahre alt (51,9 Prozent).
Von den Personen, die 2016 eingebürgert wurden, hielten sich 28,7 Prozent zum Zeitpunkt der Einbürgerung mindestens 20 Jahre in Deutschland auf. Bei einem Fünftel lag die vorherige Aufenthaltsdauer bei 15 bis unter 20 Jahren (20,1 Prozent) und bei gut einem Drittel bei 8 bis unter 15 Jahren (37,4 Prozent). Die verbleibenden 13,7 Prozent entfielen auf Eingebürgerte, die die deutsche Staatsbürgerschaft nach weniger als 8 Jahren Aufenthalt erhielten. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer aller im Jahr 2016 Eingebürgerten lag bei 17,0 Jahren.
Im Jahr 2016 wurden 57,8 Prozent aller Einbürgerungen unter Fortbestehen der bisherigen Staatsangehörigkeit vollzogen. Dieser Wert ist unter anderem deswegen so hoch, weil bei fast allen im Jahr 2016 in Deutschland eingebürgerten EU-Bürgern die bisherige Staatsangehörigkeit fortbesteht (99,2 Prozent). Bei der größten Einbürgerungsgruppe, den türkischen Staatsbürgern, behielten lediglich 16,4 Prozent auch nach der Einbürgerung die türkische Staatsangehörigkeit. Bei den nächstgrößeren Nicht-EU-Einbürgerungsgruppen war der entsprechende Wert sehr unterschiedlich hoch: Ukraine (11,7 Prozent), Kosovo (9,4 Prozent), Irak (78,5 Prozent), Iran (100,0 Prozent) sowie Serbien (40,4 Prozent). Dabei gehört der Iran zu den Staaten, die eine Entlassung aus ihrer Staatsangehörigkeit verweigern.
Datenquelle
Statistisches Bundesamt: Einbürgerungen; Staatsangehörigkeitsgesetz (StAG): https://www.gesetze-im-internet.de/rustag/BJNR005830913.htmlBegriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen
Mit der Reform des Staatsangehörigkeitsrechts durch Gesetz vom 15. Juli 1999 wurden wesentliche Neuerungen aufgenommen. Insbesondere die Ergänzung des Abstammungsprinzips durch das Geburtsortsprinzip sowie die Verkürzung der Aufenthaltszeiten für eine Einbürgerung.Seit Inkrafttreten des Gesetzes am 1. Januar 2000 haben Ausländer bereits nach acht Jahren rechtmäßigen gewöhnlichen Aufenthalts in Deutschland bei Erfüllung bestimmter Voraussetzungen einen Anspruch auf Einbürgerung (§ 10 Abs. 1 StAG). So muss sich der Einbürgerungswillige unter anderem zur freiheitlichen demokratischen Grundordnung bekennen und erklären, dass er keine Bestrebungen verfolgt oder unterstützt, die gegen diese Grundordnung gerichtet sind. Zudem muss er den Lebensunterhalt für sich und seine Familienangehörigen grundsätzlich selbst bestreiten können, prinzipiell seine bisherige Staatsangehörigkeit aufgeben, er darf nicht wegen einer Straftat verurteilt worden sein und muss über ausreichende Kenntnisse der deutschen Sprache verfügen.
Ferner müssen Einbürgerungswillige seit dem 1. September 2008 auch über Kenntnisse der Rechts- und Gesellschaftsordnung sowie der Lebensverhältnisse in Deutschland verfügen. Diese sind in der Regel durch einen Einbürgerungstest nachzuweisen (§ 10 Abs. 5 StAG).
Ehegatten und minderjährige Kinder können mit eingebürgert werden, auch wenn sie sich noch nicht seit acht Jahren im Bundesgebiet aufhalten (§ 10 Abs. 2 StAG). Weist ein Ausländer die erfolgreiche Teilnahme an einem Integrationskurs nach, wird die Frist auf sieben Jahre verkürzt. Bei Vorliegen besonderer Integrationsleistungen (insbesondere beim Nachweis von Sprachkenntnissen) kann die Frist auf sechs Jahre verkürzt werden (§ 10 Abs. 3 StAG).
Weitere Informationen zum Geburtsortsprinzip finden Sie hier:
https://www.bundesregierung.de/Content/DE/StatischeSeiten/Breg/IB2/Einbuergerung/gp-geburtsortsprinzip.html
Weitere Informationen zum Einbürgerungstest erhalten Sie hier:
http://www.bamf.de/DE/Einbuergerung/WasEinbuergerungstest/waseinbuergerungstest-node.html
Eingebürgerte Personen
In absoluten Zahlen, ab 2009 nach bisheriger Staatsangehörigkeit und nach Geschlecht, 1990 bis 2016
eingebürgerte Personen insgesamt |
ausgeschöpftes Einbürgerungs- potential (aEP) 1 |
|
---|---|---|
2016 | 110.383 | – |
2015 | 107.317 | 2,15 |
2014 | 108.422 | 2,20 |
2013 | 112.353 | 2,30 |
2012 | 112.348 | 2,42 |
2011 | 106.897 | 2,28 |
2010 | 101.570 | 2,20 |
2009 | 96.122 | 2,12 |
2008 | 94.470 | 2,11 |
2007 | 113.030 | 2,57 |
2006 | 124.566 | 2,85 |
2005 | 117.241 | 2,79 |
2004 | 127.153 | 2,76 |
2003 | 140.731 | 3,17 |
2002 | 154.547 | 3,69 |
2001 | 178.098 | 4,43 |
2000 2 | 186.672 | 4,85 |
1999 | 248.206 | – |
1998 | 291.331 | – |
1997 | 278.662 | – |
1996 | 302.830 | – |
1995 | 313.606 | – |
1994 | 259.170 | – |
1993 | 199.443 | – |
1992 | 179.904 | – |
1991 | 141.630 | – |
1990 | 101.377 | – |
2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2012- 2016 | |
---|---|---|---|---|---|
eingebürgerte Personen insgesamt |
112.353 | 108.422 | 107.317 | 110.383 | 550.823 |
davon: | |||||
männlich | 54.795 | 51.692 | 50.217 | 50.895 | 263.396 |
weiblich | 57.558 | 56.730 | 57.100 | 59.488 | 287.427 |
Türkei | 27.970 | 22.463 | 19.695 | 16.290 | 119.664 |
Polen | 5.462 | 5.932 | 5.957 | 6.632 | 28.479 |
Ukraine | 4.539 | 3.142 | 4.168 | 4.048 | 19.588 |
Kosovo | 3.294 | 3.506 | 3.822 | 3.966 | 17.927 |
Rumänien | 2.504 | 2.566 | 3.001 | 3.828 | 14.242 |
Italien | 2.754 | 3.245 | 3.406 | 3.597 | 15.204 |
Irak | 3.150 | 3.172 | 3.450 | 3.553 | 16.835 |
Griechenland | 3.498 | 2.800 | 3.058 | 3.444 | 16.967 |
Kroatien | 1.721 | 3.899 | 3.328 | 2.985 | 12.477 |
Vereinigtes Königreich | 459 | 515 | 622 | 2.865 | 4.783 |
Iran | 2.560 | 2.546 | 2.533 | 2.661 | 12.763 |
Serbien | 2.586 | 2.223 | 1.941 | 2.596 | 11.957 |
Afghanistan | 3.054 | 3.000 | 2.572 | 2.482 | 13.825 |
Marokko | 2.710 | 2.689 | 2.551 | 2.450 | 13.252 |
Russland | 2.784 | 2.743 | 2.329 | 2.375 | 13.398 |
Syrien | 1.508 | 1.820 | 2.027 | 2.263 | 8.939 |
Vietnam | 2.459 | 2.196 | 1.929 | 2.190 | 12.073 |
Bosnien und Herzegowina | 1.801 | 1.598 | 1.719 | 1.971 | 8.954 |
Bulgarien | 1.790 | 1.718 | 1.619 | 1.676 | 8.494 |
Indien | 1.190 | 1.295 | 1.343 | 1.549 | 6.323 |
europäische Nicht-EU-Staaten | 45.398 | 37.849 | 35.942 | 33.622 | 202.942 |
Asien | 26.155 | 26.525 | 26.392 | 26.925 | 132.129 |
EU-Staaten | 23.634 | 26.541 | 27.056 | 31.971 | 129.700 |
Afrika | 10.872 | 11.169 | 11.641 | 11.416 | 55.002 |
Amerika | 4.652 | 4.645 | 4.681 | 4.915 | 22.818 |
2009 | 2010 | 2011 | 2012 | |
---|---|---|---|---|
eingebürgerte Personen insgesamt |
96.122 | 101.570 | 106.897 | 112.348 |
davon: | ||||
männlich | 47.573 | 49.723 | 52.082 | 55.797 |
weiblich | 48.549 | 51.847 | 54.815 | 56.551 |
Türkei | 24.647 | 26.192 | 28.103 | 33.246 |
Polen | 3.841 | 3.789 | 4.281 | 4.496 |
Ukraine | 2.345 | 3.118 | 4.264 | 3.691 |
Kosovo | 1.423 | 3.117 | 3.331 | 3.339 |
Rumänien | 2.357 | 2.523 | 2.399 | 2.343 |
Italien | 1.273 | 1.305 | 1.707 | 2.202 |
Irak | 5.136 | 5.228 | 4.790 | 3.510 |
Griechenland | 1.362 | 1.450 | 2.290 | 4.167 |
Kroatien | 541 | 689 | 665 | 544 |
Vereinigtes Königreich | 254 | 250 | 281 | 322 |
Iran | 3.184 | 3.046 | 2.728 | 2.463 |
Serbien | 4.174 | 3.285 | 2.878 | 2.611 |
Afghanistan | 3.549 | 3.520 | 2.711 | 2.717 |
Marokko | 3.042 | 2.806 | 3.011 | 2.852 |
Russland | 2.477 | 2.753 | 2.965 | 3.167 |
Syrien | 1.342 | 1.401 | 1.454 | 1.321 |
Vietnam | 1.513 | 1.738 | 2.428 | 3.299 |
Bosnien und Herzegowina | 1.733 | 1.945 | 1.703 | 1.865 |
Bulgarien | 1.029 | 1.447 | 1.540 | 1.691 |
Indien | 897 | 928 | 865 | 946 |
europäische Nicht-EU-Staaten | 38.902 | 42.791 | 45.308 | 50.131 |
Asien | 27.146 | 27.713 | 27.205 | 26.132 |
EU-Staaten | 14.398 | 15.466 | 17.419 | 20.498 |
Afrika | 10.067 | 9.834 | 10.701 | 9.904 |
Amerika | 3.781 | 4.149 | 4.204 | 3.925 |
1 das ausgeschöpfte Einbürgerungspotential (aEP) bezieht jeweils die Einbürgerungen auf die Ausländer mit einer Aufenthaltsdauer von 10 Jahren und mehr.
2 seit 2000 ohne Aussiedler, da diese die deutsche Staatsbürgerschaft seit Inkrafttreten des neuen Staatsangehörigkeitsgesetzes am 1.1.2000 durch einen anderen Rechtsakt erhalten.
Quelle: Statistisches Bundesamt: Einbürgerungen