NECE – Citizenship Education in Europa vernetzen – auch mit Kunst und Kultur
Interview mit Petra Grüne, Initiatorin von NECE
NECE ist eine Plattform zur Vernetzung von Akteuren der politischen Bildung /Citizenship Education in Europa. Auch künstlerisch und kulturell Aktiven und ihren Ansätzen steht NECE offen, gemeinsame Interessen und Schnittmengen werden fortlaufend ausgelotet.
NECE steht für Networking European Citizenship Education, also für das europäische Netzwerken im Bereich politische bzw. bürgerschaftliche Bildung – Was steckt dahinter?
Wir tragen ganz bewusst die Tätigkeitsform "Networking" im Titel, weil wir kein institutionalisiertes Netzwerk sein wollen, das ist uns sehr wichtig. Satzungen, festgelegte Regeln oder Funktionen halten wir für kontraproduktiv, wenn man kleine und große Institutionen, NGOs, CSOs, Regierungsinstitutionen und Einzelpersonen zusammenbringen will.Wir wollen regelmäßig gemeinsam mit weiteren europäischen Partnerinnen und Partnern eine Plattform zum Austausch über aktuelle Problemstellungen, Herausforderungen und Methoden politischer Bildung in Europa bieten. Wir organisieren Konferenzen und weitere Formate des Austauschs.
Wie ist NECE entstanden?
Die Bundeszentrale für politische Bildung hatte seit 1995 regelmäßig europäische Konferenzen angeboten, die gemeinsam mit europäischen Partnern organisiert wurden. Hier wurden Themen behandelt, die auf der politischen Agenda der EU standen, wie z.B. die Währungsreform.
Im Jahr 2004 justierten wir diesen Schwerpunkt neu. Es erschien uns sinnvoll, das Fach "Politische Bildung" und seine Herausforderungen ins Zentrum der Aktivitäten zu stellen. Dies hatte folgenden Hintergrund: In den 1990er-Jahren hatte politische Bildung eine wachsende Bedeutung in den Ländern Europas bekommen, was unter anderem mit den Transformationsprozessen in Mittel- und Osteuropa zusammenhing. Der Europarat startete 1997 sein EDC-Programm (Education for Democratic Citizenship) und auch im EU-Kontext wurde die Bedeutung von "Active Citizenship" zunehmend thematisiert. Wir nahmen so das "European Year of Citizenship through Education" zum Anlass, eine europäische Austauschplattform zur politischen Bildung zu etablieren.
Ein weiterer wichtiger Gedanke war, dass die Problemstellungen bzw. Herausforderungen, mit denen Gesellschaften in Europa konfrontiert werden, auf der Ebene von Nationalstaaten zunehmend nicht zu mehr zu lösen sind, als ein Beispiel nenne ich nur Klimawandel. Citizenship Education kann daher auch nicht mehr allein den Nationalstaat als Referenzrahmen haben. Citizenship muss ergänzt werden durch so etwas wie European Citizenship oder Cosmopolitan Citizenship. Für Diskussionen darüber, was dies beinhaltet und wie dies erreicht werden kann, bieten sich eher internationale Kontexte an, als rein nationalstaatliche Zusammenhänge.
Ging die Initiative zur Gründung von NECE von der bpb aus oder gab es eine Gruppe von Gründungsmitgliedern?
Die Intiative, NECE in der aktuellen Form zu gestalten, ging von der bpb aus. Wir haben dabei jedoch von Anfang an mit zwei Partnern zusammen gearbeitet, die auch schon in den vorherigen Kontexten aktiv waren, das war zum einen die Abteilung Bildung im Österreichischen Bildungsministerium und zum anderen das IPP, das Instituut voor Publiek en Politiek in Amsterdam, das heutzutage übergegangen ist in das Huis voor democratie en rechtsstaat (engl. House for Democracy and the Rule of Law). Und diese beiden Partner sind immer noch dabei, aber es sind viele hinzugekommen.