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Politische Bildung durch ästhetische Bildung? | Kulturelle Bildung | bpb.de

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Politische Bildung durch ästhetische Bildung?

Dagmar Richter

/ 7 Minuten zu lesen

In der ästhetischen und in der politischen Bildung wird über Werte und Normen reflektiert, über Interpretationen diskutiert und Urteile werden begründet. Auch, aber nicht nur deshalb kann die Verknüpfung beider Bereiche sich positiv auswirken.

In der politischen Bildung werden Chancen der ästhetischen Bildung sowohl im schulischen als auch im außerschulischen Bereich genutzt. Zwar gibt es keine Forschungen, die Synergieeffekte bei aufeinander bezogenen politischen und ästhetischen Bildungsprozessen belegen könnten, aber in der Praxis wird auf positive Wirkungen vertraut. Sie zeigen sich allerdings nicht als kurzfristige Erfolge.

Dieses Vertrauen zeigt zum einen die Politik. So fotografierte die US-amerikanische Künstlerin Taryn Simon in ihrer Serie über "geheime Orte", die sie sichtbar machen will, Kunstwerke, die im ursprünglichen Hauptquartier der CIA in Langley, Virginia hängen. Sie dienten in Zeiten des kalten Krieges dazu, pro-amerikanische Denkweisen und Ästhetik zu fördern und den sowjetischen Kommunismus auch kulturell zurückzuweisen (Simon 2009).

Das Vertrauen auf positive Wirkungen zeigt sich auch im Bildungsbereich. Die Berücksichtigung des Ästhetischen scheint die Motivation für Bildungsprozesse zu steigern und bietet oftmals eine Abwechslung in kognitiv orientierten Lernkulturen der politischen Bildung. In der Jugend- und Erwachsenenbildung werden diese positiven Wirkungen von den Teilnehmenden meist bestätigt, und politisch-ästhetische Bildung erhält damit ihre Berechtigung. Es gibt viel Material zur Realisierung und Durchführung dieser Bildungsprozesse (AdB 2009).

Politische und ästhetische Bildung – verschieden, aber mit Gemeinsamkeiten

Die schulische politische Bildung operationalisiert ihre Ziele stärker in Bezug auf die zu fördernden Kompetenzen als andere Bildungsbereiche. Hier erscheinen die Ziele politischer und ästhetischer Bildung zunächst als unterschiedlich. Während politische Bildung Wissen sowie politische Urteils- und Handlungsfähigkeit vermitteln soll, zielt ästhetische Bildung auf die Rezeption von Kunst und die Produktion von eigenen Werken. Bei differenzierterer Betrachtung der Ziele beider Bereiche zeigen sich neben den unterschiedlichen Bildungsanforderungen aber auch Gemeinsamkeiten. So soll beispielsweise in beiden Bereichen über Werte und Normen reflektiert, über Interpretationen diskutiert oder ein Urteil begründet werden. Kunst kann diese Prozesse unterstützen, da sie das gewohnte, eingeübte Sehen stören und zum Reflektieren anregen kann. Der alltägliche Blick auf die (politische) Welt wird unterbrochen. Die Einbildungskraft, die durch das sinnlich wahrgenommene Kunstwerk angeregt wird, führt zu neuen Sichtweisen (Seel 1993). Eigene und fremde Wirklichkeitskonstruktionen werden hinterfragt.

Synergieeffekte zwischen politischem und ästhetischem Lernen

Beispielhaft sollen einige Synergieeffekte zwischen politischem und ästhetischem Lernen zunächst am Kunstwerk Sunflower Seeds (Kui Hua Zi 2010, Keramik; Tate Modern, London) von Ai Weiwei (*1957, Peking) illustriert werden.

Scheinbar graue Steinchen sind aufgehäuft. Das Ganze wirkt zunächst belanglos. Erst beim genauen Hinsehen, beim Blick auf die Details und die erklärenden Tafeln an den Wänden des Ausstellungsraums zeigt sich, dass es hundert Millionen Schalen von Sonnenblumenkernen sind. Sie sind aus Porzellan, handgefertigt in einer traditionellen Fabrik. Jede einzelne Schale ist handbemalt und damit einzigartig. Ungefähr 1.600 Arbeiter/-innen brauchten zweieinhalb Jahre für ihre Herstellung. Lässt man sich soweit auf dieses Objekt ein, beeindruckt diese hohe Zahl, die als abstrakte Zahl kaum vorstellbar ist. Das vertraute Made in China wirft jetzt Fragen auf. Die exportorientierte Massenproduktion und das traditionelle Kunsthandwerk stoßen aufeinander. Porzellan ist ein teures Exportgut. Sonnenblumenkerne hingegen sind ein beliebter billiger Snack, den Menschen auf den Straßen Chinas alltäglich zu sich nehmen, während sie stehen bleiben und miteinander reden. Die Perspektive wird auf die Chinesen gerichtet, auf die, die die Kerne essen und auf die, die diese vielen Schalen bemalt haben. Politische Hintergrundinformationen sind wichtig: Während der Kulturrevolution wurde Mao als Sonne symbolisiert und das Volk als die ihm zugewandten Sonnenblumen. Liegen hier jetzt als Ergebnis die leeren Schalen, die trotz ihrer Handbemalung allein durch ihre Vielzahl an Qualität zu verlieren scheinen? Oder zeigen sie gerade die Qualität der chinesischen Kultur, die sich sowohl imperialistischen Systemen als auch der Globalisierung widersetzt? Ein neuer Kontext, neues Hintergrundwissen kann weitere Interpretationen eröffnen: Ai Weiwei sagte, dass die Zahl von 100 Millionen ungefähr einem Viertel der Internetnutzer in China entspricht (Dorment 2010). Lassen sich die Funktionen des Kauens von Sonnenblumenkernen auf den Straßen mit denen des Surfens im Internet vergleichen?

Welche Antworten auf die Fragen, die das Kunstwerk aufwirft, man auch immer gibt, sie sind zu begründen. Zum einen rational, indem Wissen über Politik und Wirtschaft in China, über chinesische Kultur sowie über den Künstler und sein Werk herangezogen wird. Zum anderen ästhetisch, indem die subjektiven Eindrücke und Empfindungen beschrieben werden, die beim Betrachten entstehen. Resultieren kann aus der Werkrezeption ein politisches Werturteil sowie ein ästhetisches Urteil. Reflektiert man die Urteile, kommen die Grundlagen zum Vorschein, auf die man sich beim jeweiligen Begründen bezieht. Die Prämissen, also die zugrunde gelegten politischen Werte und kulturellen Normen werden bewusst, aber auch die eigenen Einstellungen und Gefühle beispielsweise gegenüber den vielen Millionen Chinesen oder gegenüber dem chinesischen Export. Die Selbsterkenntnis wird gefördert, denn das zuvor vermeintlich Bekannte erscheint in einem neuen Licht. Das ästhetische Urteil wirkt sich positiv auf die politische Urteilskraft aus, wenn es zu der Haltung führt, zunächst genau hinzusehen, weitere Informationen einzuholen oder auch andere Urteile zu prüfen, bevor das eigene Urteil gefällt wird. Der ästhetische Rezeptionsprozess kann die Erschütterung bewirken, die nötig ist, damit neue Suchbewegungen bei politischen Themen stattfinden.

Abstrahierend lassen sich die Ziele politisch-ästhetischen Lernens wie folgt zusammenfassen, wobei die Aufzählung nicht trennscharf ist (Richter 2010):

  • Es wird die soziale und politische Fantasie und Vorstellungskraft angeregt, indem Bekanntes und Vertrautes hinterfragt, probeweise auf neue Kontexte bezogen und in neuen Interpretationen geprüft wird.

  • Es werden irritierende Erfahrungen provoziert, die Wahrnehmungsgrenzen lockern oder verschieben können. Es kann Provokantes gedacht, es können Tabus gebrochen und Politik mit konträren Sichtweisen interpretiert werden.

  • Es werden Wahrnehmungs- und Deutungsfähigkeiten differenziert, so dass symbolische Politik mit ihren Inszenierungen erkannt und reflektiert werden kann.

  • Es werden Perspektivenübernahmen gefördert, indem die Aufmerksamkeit auf andere Personen und ihre Welten gelenkt wird und die bisherige eigene Wahrnehmung gegebenenfalls auch als Projektion, als Stereotyp oder Vorurteil erkannt werden kann.

  • Es wird die Interpretationsfähigkeit gefördert, indem zwischen Details und dem Ganzen, zwischen Konkretem und Abstraktem hin und her gependelt und Symbolisierungen gefordert werden. Es entstehen Fragen, für deren Beantwortung neues Wissen, neue kulturelle Wertbereiche oder auch weitere Interpretationen heranzuziehen sind.

  • Es wird die Urteilskraft gestärkt.

Doch nicht jedes Kunstwerk spricht jede Betrachterin bzw. jeden Betrachter an. Zwar entsteht manchmal erst durch ein längeres Betrachten ein Bezug zum Kunstwerk. Ästhetische Prozesse brauchen Zeit. Aber manche Werke 'sagen' einem auch nach längerer Betrachtung nichts. Eine ästhetische Wirkung lässt sich nicht erzwingen und sie kann zudem für die Bildungsziele nutzlos sein. Kunst lässt sich nicht funktionalisieren, auch nicht für politisch-ästhetische Bildungsprozesse, da sie selbst keine Botschaften aussendet. Sie hat aber prinzipiell das Potenzial, politische Bildungsprozesse zu fördern.

Zur Auswahl von Kunstwerken für politische Bildungsprozesse

Im Rahmen politischer Bildung sollten Kunstwerke themenbezogen ausgewählt werden. Für alle Teilnehmenden von Bildungsveranstaltungen bzw. für alle Schulstufen und alle Themen lassen sich Kunstwerke finden, deren kulturelle, soziale und politische Bedeutungen politische Themen im obigen Sinne bereichern können:

Zum einen sind zeitgenössische Kunstwerke interessant, wenn sie auf aktuelle Ereignisse und Erscheinungen reagieren und/oder durch den Ort ihrer Präsentation in ein politisches Umfeld eingeordnet werden, wie z.B. die Kunst im Deutschen Bundestag. Politische Themen tauchen in der Kunst immer wieder als Kritik am Politischen auf, als Hinweise auf Gefahren und Risiken (von Beyme 1998, S. 173). In der Kunst finden sich meist keine direkten politischen Aussagen. Allerdings gibt es Ausnahmen in der sog. Auftragskunst, wie z.B. in sozialistischen Staaten, und es gibt Phasen mit konkretem Widerstand gegen gesellschaftliche Vorgänge (z.B. in der Aktionskunst und in Happenings des 20.Jhds.).

Zum anderen können Kunstwerke themenorientiert in den Unterricht im Sinne von Quellenmaterial eingebunden werden. Die politische Geschichte vieler Staaten ist bildlich tradiert. Zahlreiche Fotografien gehören zum kollektiven Gedächtnis einer Gesellschaft (Paul 2008 u. 2009). Zunehmend gibt es in den Medien auch Bilder, die "um die Welt gehen", wie z.B. die Fotografien vom G8-Gipfel von Genua.

Ein weiterer Bezugspunkt für politisch-ästhetische Bildungsprozesse kann die Alltagsästhetik bzw. die Ästhetisierung des Alltags sein. Hierzu gehören Inszenierungen von Global Players, wie z.B. die provozierende Foto-Werbung von Benetton in den 1990er Jahren oder Lifestyle-Entwürfe von Starbucks, die auf die Selbstgestaltung ihrer Konsumenten zielen. Die Grenzen zwischen Kunst und Kommerz verschwimmen hier sichtbar. Der Beitrag der Bildungsprozesse zielt dann ebenfalls auf Bereiche der Persönlichkeit der Teilnehmenden bzw. Schüler/-innen, insbesondere auf ihre Selbstkonzepte. Eine positive Überzeugung von der eigenen Selbstwirksamkeit ist für Handlungsdispositionen wichtig, also für das politische oder ästhetische Handeln.

Kunst kann einen Zugang zum Politischen eröffnen, insbesondere wenn interessierte Lehrende die politisch-ästhetischen Bildungsprozesse anleiten. Garantiert ist die Wirkung nicht, aber das gilt für viele Bildungsprozesse.

Literatur/Quellen

AdB (Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten) (Hrsg.) : Außerschulische Bildung. Materialien zur politischen Jugend- und Erwachsenenbildung: Ästhetische und künstlerische Dimensionen politischer Bildung. Heft 3 2009.

Beyme, Klaus von: Die Kunst der Macht und die Gegenmacht der Kunst. Studien zum Spannungsverhältnis von Kunst und Politik, Frankfurt am Main 1998.

Dorment, Richard: Ai Weiwei, Sunflower Seeds, Tate Modern, Review. In The Telegraph, Ausgabe 11.Okt.2010.

Paul, Gerhard (Hrsg.): Das Jahrhundert der Bilder. Band I und II, Bonn 2008 u. 2009.

Richter, Dagmar: Kunstwerk. In: Anja Besand & Wolfgang Sander (Hrsg.): Handbuch Medien in der politischen Bildung, Bonn 2010, S. 274-282.

Seel, Martin: Zur ästhetischen Praxis der Kunst. In: Welsch, Wolfgang (Hrsg.): Die Aktualität des Ästhetischen, München 1993, S. 398-416.

Vortrag der Künstlerin Taryn Simon (2009), Externer Link: http://www.ted.com/talks/taryn_simon_photographs_secret_
sites.html

Prof. Dr. Dagmar Richter lehrt und forscht in der Fakultät für Geistes- und Erziehungswissenschaften an der Technischen Universität Braunschweig. Ihre Forschungsschwerpunkte sind politische Lehr-Lern-Prozesse, politische Kompetenzen sowie politische Bildung im Sachunterricht.