Kulturelle Erwachsenenbildung
In der Öffentlichkeit und politischen Fachdebatten spielt kulturelle Bildung für Erwachsene keine wesentliche Rolle. Dabei fördert sie in jedem Alter soziale Kompetenzen, die einen kreativen Umgang mit den Anforderungen unseres Alltags ermöglichen.
Kulturelle Bildung als gesellschaftliche Grundlage
Die Diskussion über das lebenslange Lernen hat in den letzten Jahren dazu geführt, dass der Blick auf Bildung nicht nur auf berufliche Qualifizierung verengt wird. Bildung muss in Zukunft auch Antworten darauf finden, wie Menschen dazu befähigt werden können,- die gesellschaftlichen Veränderungsprozesse zu meistern, den Alltag auch jenseits von Arbeitsprozessen zu bewältigen, ihre Persönlichkeit weiterzuentwickeln,
- Kompetenzen zu entwickeln, die das soziale Miteinander, auch in Anbetracht des demografischen Wandels, ermöglichen,
- an der Entwicklung einer humanen Gesellschaft mitzuwirken, die Bildung als langfristiges – und nicht als kurzfristig gewinnbringend vermarktbares – Gut schätzt.
Die Basis hierfür ist die Förderung von Schlüsselkompetenzen wie Kreativität, Flexibilität und Kommunikationsfähigkeit, sogenannte "soft skills". Diese sind in den vergangenen Jahren zum Inbegriff arbeitsplatzbezogener Kompetenzförderung geworden, doch werden sie über den beruflichen Kontext hinaus immer wichtiger. Die Förderung sozialer Kompetenzen, die einen kreativen Umgang mit den Anforderungen des Alltags ermöglichen, steht schon immer im Zentrum von allgemeiner Weiterbildung und besonders kultureller Erwachsenenbildung.
Betrachtet man die öffentliche Diskussion, wird deutlich, dass die kulturelle Bildung vor allem im Hinblick auf die Förderung von Kindern und Jugendlichen diskutiert wird. Erst seit wenigen Jahren werden zumindest in der Fachöffentlichkeit unter der Perspektive des lebenslangen Lernens Erwachsene und Senioren als Zielgruppe von kultureller Bildung stärker in den Blick gerückt.[1] Dies ist in Anbetracht der Herausforderungen des demografischen Wandels von besonderer Bedeutung.
Trotzdem ist festzustellen, dass kulturelle Erwachsenenbildung in der Bildungsdiskussion und der politischen Akzeptanz zunehmend an Boden verliert. Dies hat fatale Folgen – bildungspolitisch und für die Institutionen. Kulturelle Erwachsenenbildung wird häufig nicht mehr als "Grundversorgung", sondern als "Luxusangebot" klassifiziert [2] bzw. mit dem "Etikett Freizeit, Hobby und Spaßkultur diskreditiert" [3], was zur Folge hat, dass die kulturelle Erwachsenenbildung inzwischen in mehreren Bundesländern aus der Förderung herausgenommen wurde.