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Was ist RAN – und was sind die Ziele?
Das Radicalisation Awareness Network – kurz RAN – ist ein Netzwerk für Praktikerinnen und Praktiker der Präventionsarbeit aus der gesamten Europäischen Union, das 2011 durch die EU-Kommission ins Leben gerufen wurde. Es wird durch die EU-Kommission finanziert, die aktuelle Förderperiode läuft bis 2019. Die niederländische Beratungsagentur RadarAdvies koordiniert RAN im Auftrag der Kommission und bildet das sogenannte Centre of Excellence (CoE).
Ziele sind die Vernetzung und der Austausch zwischen Fachleuten aus verschiedenen Bereichen der Präventionspraxis und aus verschiedenen Staaten zur Prävention und Bekämpfung von gewaltbereitem Extremismus. Dies geschieht unabhängig vom Phänomenbereich und umfasst beispielsweise Rechtsextremismus genauso wie Islamismus oder Strukturen linker Militanz. So sollen Ansätze und Konzepte weitergetragen und verbessert werden.
Das RAN publiziert die Ergebnisse und informiert darüber hinaus über Neuigkeiten aus Forschung und Politik rund um die Themen Radikalisierung, Extremismus, Terrorismus und Prävention. So will das Netzwerk auch über den Kreis der Beteiligten hinaus Fachleuten helfen, Praxiserkenntnisse aus verschiedenen europäischen Ländern zu nutzen und die eigene Arbeit zu verbessern.
Wer wirkt bei RAN mit?
Bei RAN engagieren sich Fachleute, die als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zivilgesellschaftlicher Akteure oder staatlicher Stellen koordinierend, forschend oder in direkter Auseinandersetzung täglich direkt mit radikalisierungsgefährdeten, radikalisierten oder ausstiegswilligen Menschen arbeiten. Diese stellen eine heterogene Zielgruppe dar, vom Mitläufer über die Aussteigerin bis hin zur gewaltbereiten Extremistin oder gar verurteilten Terroristen, mit jeweils unterschiedlichen Bedingungen für die Präventionsarbeit. Daher sind bei RAN zum Beispiel Akteure aus den Bereichen Schule und Sozialarbeit genauso vertreten wie Kolleginnen und Kollegen aus dem Bereich Sicherheit. Sie engagieren sich teilweise ehrenamtlich, teilweise während ihrer Arbeitszeit. Hinzu kommen die Angestellten des RAN Centre of Excellence (CoE), die hauptamtlich die Arbeit des Netzwerks koordinieren.
Der Fokus des RAN liegt auf der Präventionsarbeit. Die Praktikerinnen und Praktiker engagieren sich in der Prävention und Bekämpfung der Radikalisierung bis hin zum gewaltbereiten Extremismus in all seinen Formen oder in der Reintegration gewaltbereiter Extremistinnen und Extremisten. Sie sind häufig der erste professionelle Kontakt für gefährdete Menschen und ihre Angehörigen.
Wie arbeitet RAN?
Die Praktikerinnen und Praktiker aus verschiedenen Arbeitsbereichen treffen sich in Arbeitsgruppen und Workshops, um lokale Herausforderungen oder spezifische Fragestellungen zu diskutieren. Sie lernen einander kennen, teilen Wissen und begutachten bewährte Praktiken aus allen Teilen der EU. Die Ergebnisse werden in Form von Handreichungen, Protokollen und Beispielen guter Praxis auf der Internetseite publiziert. Ein monatlich erscheinender Newsletter informiert über die Aktivitäten der Arbeitsgruppen, Nachrichten und Termine. (Ein Überblick über die Angebote des RAN im Internet findet sich im Abschnitt Interner Link: "Was bietet RAN für die Präventionspraxis?".)
Das RAN Centre of Excellence (CoE) in Amsterdam unterstützt und koordiniert das Netzwerk und sammelt und publiziert die Ergebnisse. Das CoE dient zudem als Ansprechpartner für die Europäische Kommission und die EU-Mitgliedsstaaten.
Der größte Teil der Arbeit des RAN findet in englischer Sprache statt. Einzelne Publikationen (Handreichungen, der monatliche Newsletter) werden auch auf Deutsch und in anderen Sprachen veröffentlicht.
Arbeitsgruppen
Im Rahmen des RAN gibt es derzeit neun Arbeitsgruppen (Stand April 2018) zu Schlüsselthemen aus dem Arbeitsbereich. Die Arbeitsgruppen bestehen je nach Thema entweder aus kontinuierlichen "Stamm"-Mitgliedern oder es werden immer wieder andere Teilnehmende zu den Arbeitsgruppentreffen eingeladen. Interessierte können sich dafür bewerben, an Treffen und Arbeitsgruppen teilzunehmen. Bei der Auswahl sind vor allem Sachverständnis, Praxisbezug – der berufliche Kontakt zu Betroffenen – und Herkunftsland relevant.
Die Arbeitsgruppen treffen sich meist vier Mal jährlich. Die Treffen sind interaktiv sowie beispiel- und praxisorientiert. Nach jedem Treffen werden sogenannte Ex-Post Paper mit den zentralen Ergebnissen veröffentlicht.
Die inhaltliche Ausrichtung der Arbeitsgruppen wird in der Steuerungsgruppe (Steering Committee) geplant. Die Europäische Kommission steht dieser Steuerungsgruppe vor. Außerdem gehören ihr die Vorsitzenden der einzelnen Arbeitsgruppen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kompetenzzentrums an.
Die Namen und inhaltlichen Schwerpunkte der Arbeitsgruppen sind:
Communication and Narratives (RAN C&N) – Erstellung und Bereitstellung von On- und Offline- Kommunikationswerkzeugen, die extremistische Propaganda in Frage stellen und Alternativen zu extremistischem Gedankengut bieten
Education (RAN EDU) – legt den Fokus auf die Stärkung von Lehrkräften und dem Bildungssektor im Umgang mit Radikalisierung
EXIT (RAN EXIT) – konzentriert sich auf Deradikalisierungs- und Ausstiegsprogramme
Youth, Families and Communities (RAN YF&C) – bearbeitet, wie man Jugendliche, Familien sowie ethnische oder religiöse Gruppierungen am besten unterstützen kann, die mit Radikalisierung konfrontiert sind oder in besonderem Maße vulnerabel sein können
Local Authorities (RAN LOCAL) – Austausch über Ansätze und Strategien, an denen mehrere lokale Akteure beteiligt sind, die sozialräumliche Ansätze verfolgen
Prison and Probation (RAN P&P) – Analyse der Auswirkungen von Gefängnissystemen, Reintegrationsprogrammen und auf verurteilte Terroristen zugeschnittene Interventionen
Police and Law Enforcement (RAN POL) – identifiziert wirksame polizeiliche Ansätze, einschließlich Ausbildung, Einsatz sozialer Medien und Aufbau von vertrauens- und beziehungsbasierten Ansätzen der Arbeit mit Familien, Vereinen, Milieus und Quartieren
Remembrance of Victims of Terrorism (RAN RVT) – Pflege eines Netzwerks von Opfern des Terrorismus und Organisation des Europäischen Tags zum Gedenken und in Erinnerung an die Opfer des Terrorismus am 11. März
Health and Social Care (RAN H&SC) – Sensibilisierung von Mitarbeitern des Gesundheits- und Sozialwesens im Hinblick auf ihre Rolle bei der Identifizierung und Unterstützung von radikalisierungsgefährdeten Personen
Centre of Excellence
Das RAN Centre of Excellence (CoE) bezeichnet sich als "Drehscheibe (Hub) für die Verbindung, den Ausbau und die Verbreitung von Expertise". Es wird im Auftrag der Europäischen Kommission von der Agentur RadarAdvies in Amsterdam betrieben. Das CoE unterstützt und koordiniert RAN und fördert den Dialog zwischen Praxis, Politik und Wissenschaft. Das Kompetenzzentrum organisiert sämtliche Veranstaltungen und Fortbildungen des RAN. Es sammelt Erfahrungswissen, entwickelt aktuelle Zusammenstellungen von Handlungsansätzen, sowie neue Fragestellungen und Thesen, die zur Verbesserung der Arbeit im Arbeitsfeld beitragen sollen. Das CoE unterstützt und berät die Europäische Kommission und die EU-Mitgliedsstaaten. Es hilft auch bei der Ausgestaltung der Forschungsagenda der Kommission und arbeitet mit Präventionsinitiativen in und außerhalb der EU zusammen.
Wie arbeitet RAN mit Politik und Behörden zusammen?
Die EU-Kommission finanziert die Arbeit des Netzwerks und des CoE zu 100 Prozent. Die Kommission hat den Vorsitz der RAN-Steuerungsgruppe inne. Die EU-Kommission und die Mitgliedsstaaten bringen ihre Präferenzen in die jährliche Themenplanung der Steuerungsgruppe ein, der auch die Vorsitzenden der Arbeitsgruppen und das CoE angehören.
Nationale Behörden können beim CoE Unterstützung anfragen. Diese erfolgt etwa durch spezifisches Training, Workshops oder Beratung. Seit seiner Gründung im Jahr 2011 hat RAN nach eigenen Angaben mehr als 2.000 Fachleute aus allen EU-Mitgliedsstaaten erreicht.
Auch Entscheidungsträgerinnen und -träger in Politik und Verwaltung können auf die Expertise des RAN zugreifen. Das RAN veröffentlicht Publikationen zu ausgewählten Themen, die online zugänglich sind und veranstaltet Fachkonferenzen für hochrangige Entscheidungsträgerinnen und -träger.
Das CoE wertet zudem aktuelle Forschungsergebnisse aus und verbreitet sie an Fachleute und Entscheidungsträger, außerdem identifiziert und benennt es Forschungsbedarfe.
Was bietet RAN für die Präventionspraxis?
Praktikerinnen und Praktiker können aus den Ergebnissen der Arbeitsgruppen und des Centre of Excellence für ihre eigene Arbeit lernen, an Fortbildungsangeboten oder Treffen teilnehmen und sich beraten lassen. Zentrale Plattform für die Präsentation der Arbeit von RAN ist die Internetseite Externer Link: http://ec.europa.eu/ran.
Folgende Bereiche der Internetseite sind für Praktikerinnen und Praktiker besonders relevant:
1) RAN-Sammlung / RAN Collection
Die RAN-Sammlung (RAN Collection) ist eine Online-Datenbank, die Einblicke und Erfahrungen aus dem Netzwerk enthält. Sie präsentiert etwa 100 in der Praxis bewährte Handlungsansätze in Form von Interventions- oder Präventionsangeboten. Diese können als Inspiration für die eigene Praxis, aber auch zum Finden von möglichen Kooperationspartnern oder Gesprächspartnern zum Austausch dienen.
Die Ansätze sind nach acht Inhaltsbereichen/Ansätzen sortiert: Fortbildung, Ausstiegsarbeit, Communities, Bildung, Familien-Unterstützung, Alternative Narrative, Multi-Agency-Ansatz, Strafvollzug und Bewährungshilfe.
Externer Link: Zur Datenbank RAN Collection
Die Beiträge der RAN Collection sind auf Deutsch in einem Externer Link: PDF-Dokument verfügbar.
2) RAN-Publikationen und News
Das RAN versendet einen monatlichen Newsletter Externer Link: "RAN update", der über Aktivitäten der Arbeitsgruppen und Neuigkeiten aus dem Themenfeld Radikalisierungsprävention informiert. Interessierte können den Newsletter abonnieren. Etwa 3-4 Wochen zeitversetzt erscheint der Newsletter jeweils auch in der deutschen Übersetzung.
RAN ist zudem in den sozialen Medien aktiv:
bei Twitter (Externer Link: @RANEurope)
- Externer Link: Facebook
3) Weitere RAN-Veröffentlichungen (Auswahl)
- Externer Link: Issue and Policy Paper
mit aktuellen Forschungsergebnissen oder Inputs von Arbeitsgruppenmitgliedern. Außerdem werden die Ergebnisse der Arbeitsgruppentreffen und Aktivitäten, sogenannte Ex-Post Paper, auf der Website publiziert.
Handreichungen (Manuals) für die Praxis. So wurde beispielsweise eine Handreichung zum Umgang mit Rückkehrern publiziert, auch auf Deutsch: Externer Link: "RAN-Handbuch. Reaktionen auf zurückkehrende ausländische Kämpfer und ihre Familien" siehe Kurzvorstellung im Infodienst Radikalisierungsprävention
- Externer Link: "RAN Polarisation Management Manual"
über den Umgang mit gesellschaftlicher Polarisierung (bisher nur auf Englisch)
Im Jahr 2017 führte RAN in ganz Europa Trainings für zivilgesellschaftliche Organisationen durch. Es ging dabei um die Entwicklung von Online-Kampagnen rund um Gegen- und alternative Narrative. Die Externer Link: Ausbildungsmaterialien sind auch auf Deutsch erschienen.
4) Beratung
Nicht nur Institutionen und Staaten, auch Praktikerinnen und Praktiker können sich mit Fragen an das RAN Centre of Excellence wenden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bieten Beratung zu Methoden oder Beispielen aus anderen EU-Ländern. Sie bieten jedoch keine Einzelfallberatung an.
Was bringt der internationale Austausch?
Einzelne Staaten können auf Kenntnissen und Erfahrungen anderer aufbauen. Zahlreiche Praktikerinnen und Praktiker sowie Entscheidungsträgerinnen und -träger nahmen bereits an Veranstaltungen des RAN teil, um voneinander zu lernen, Impulse aus den Erfahrungen der anderen mitnehmen und in der kritischen Auseinandersetzung mit den Außenperspektiven die eigenen Ansätze weiter zu verbessern. In Finnland fand beispielsweise eine Fortbildung für Mitglieder von sogenannten Anchor Teams (multidisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Polizei und Sozialarbeit zur Prävention) statt, in der Kenntnisse aus den Niederlanden, Dänemark und Deutschland vermittelt wurden. Lokale Behörden verschiedener Staaten haben sich im Rahmen des RAN ausgetauscht über lokale Radikalisierungspräventions-Programme.
Die internationale Zusammenarbeit bringt jedoch auch Herausforderungen mit sich. Dies beginnt bereits mit sehr verschiedenen Perspektiven auf den Begriff "Radikalisierung" in den Mitgliedsstaaten. Beim RAN sei zudem immer eine Art von kultureller Übersetzung notwendig, so Maarten van de Donk vom Centre of Excellence. Es gebe viele Unterschiede in Strukturen und Herangehensweisen in den EU-Mitgliedsstaaten. Die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Jugendhilfe oder das Verhältnis zwischen lokaler und nationaler Ebene seien zum Beispiel in den Europäischen Staaten ganz unterschiedlich geregelt.
Welche Themen und Herausforderungen beschäftigen RAN aktuell?
Aktuelle Themenschwerpunkte sind Rückkehrerinnen und Rückkehrer aus Syrien, das Erstarken der extremen Rechten und die gesellschaftliche Polarisierung. Ausgehend davon, dass eine zunehmende Polarisierung der Gesellschaft in hohem Maße radikalisierungsfördernd wirkt, sollen diesbezüglich Handlungsansätze für die Praxis erarbeitet werden.
Weitere Informationen über RAN im Internet
Zentrale Internetseite des RAN: Externer Link: http://ec.europa.eu/ran
Video: Externer Link: Statements von Praktikerinnen und Praktikern zu ausgewählten Methoden und Projekten
Zum Interview mit Werner Prinzjakowitsch, Vorsitzender der RAN-Arbeitsgruppe Youth, Families and Communities im Infodienst:
Infodienst RadikalisierungspräventionMehr Infos zu Radikalisierung, Prävention & Islamismus
Das Online-Portal Infodienst Radikalisierungsprävention der bpb bietet Hintergrundwissen, pädagogische Materialien, einen Newsletter und eine Übersicht mit Beratungsangeboten.