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Monitoring von islamistischen YouTube-Kanälen Das Projekt "Peripherie des religiös begründeten Extremismus"

Katharina Max-Schackert Kevin Weyda Dr. Friedhelm Hartwig

/ 9 Minuten zu lesen

Seit 2019 analysiert das Monitoring-Team von modus|zad YouTube-Kanäle, die gesellschaftliche und persönliche Themen aus einer islamischen Perspektive interpretieren. Dabei handelt es sich nicht um Kanäle mit dschihadistischen Ansätzen, sondern um sunnitisch-fundamentalistisch geprägte Inhalte, die im Graubereich der Meinungs- und Religionsfreiheit agieren. Im Fokus der Analyse stehen zentrale Akteure, Themen, Trends und Erfolgsrezepte der Kanäle. Im Infodienst-Beitrag beschreibt das Team Vorgehensweise, Erkenntnisse und Schlussfolgerungen für die politische Bildung und die Präventionslandschaft.

Die blauen Punkte und Verbindungslinien bilden das "Mainstream"-YouTube ab. Am Rande befindet sich die sogenannte "Peripherie des Extremismus"; gefärbt in Gelb und Rot. Die Verbindungslinien veranschaulichen die Verflechtung der einzelnen Kanäle. Es zeigt sich, dass die Peripherie des Extremismus einen nahezu abgeschlossenen Raum auf der Plattform darstellt. Eine ausführliche Darstellung der Methodik und eine zoombare Version der Karte finden Sie unter: Externer Link: https://modus-zad.de/blog/die-blase-der-peripherie/.

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Soziale Medien sind für Jugendliche und junge Erwachsene ein wichtiger Teil ihrer Lebenswelt und alltägliche Begleiter für Unterhaltung, Information und Kommunikation. Akteure aus dem islamistischen Spektrum haben dies bereits frühzeitig als Chance erkannt. Sie nutzen das Internet zielgerichtet zur Verbreitung ihrer Propaganda, zur Rekrutierung und zur Mobilisierung. Es entstehen Netzwerke extremistischer Akteure auf Social-Media-Plattformen, Imageboards und Websites.

Monitoring von extremistischen Inhalten auf YouTube

Laut Social-Media-Atlas 2021 nutzen 88 Prozent der 16-19-Jährigen YouTube. Hinsichtlich der Nutzung von Internetangeboten landet die Video-Plattform damit auf Platz 1 in dieser Altersgruppe (Faktenkontor 2021). Suchen Menschen auf YouTube nach Informationen über den Islam, stoßen sie jedoch schnell auf extremistische Inhalte. Vor diesem Hintergrund identifizierte das Monitoring-Team von modus|zad unter dem Titel "Peripherie des religiös begründeten Extremismus" (im Folgenden: PrE) eine Vielzahl an YouTube-Kanälen, die ein breites Spektrum von gesellschaftlichen und persönlichen Themen aus einer islamischen Perspektive interpretieren (Hartwig 2021). Dabei handelt es sich nicht um Kanäle mit dschihadistischen Ansätzen, sondern um sunnitisch-fundamentalistisch geprägte Inhalte, die im Graubereich der Meinungs- und Religionsfreiheit agieren. Die identifizierten Kanäle – mit zumeist salafistischen und islamistischen Orientierungen – dominieren aktuell (Stand Oktober 2021) die deutschsprachigen Angebote zum Islam auf YouTube (Baaken und Meier 2019a, Hartwig 2019).

Im Jahr 2019 begann das modus|zad Monitoring-Team damit, systematisch potenziell extremistische Kanäle auf YouTube zu recherchieren, eine Datenbank aufzubauen und Methoden zu entwickeln, die eine zeitnahe Analyse und einen schnellen Wissenstransfer für Praktiker:innen der Präventionsarbeit ermöglichen sollten. Im Fokus der Analyse standen zentrale Akteure, Themen, Trends und Erfolgsrezepte der Kanäle.

Ein fortlaufendes Monitoring der YouTube-Kanäle der PrE ist unter anderem wichtig, da diese Kanäle bei Suchanfragen zu islamischen Themen häufig als erstes erscheinen. Das heißt, dass Menschen, die nach Informationen über den Islam suchen, auf YouTube schnell auf extremistische Inhalte stoßen. Der aktuelle YouTube-Empfehlungsalgorithmus verstärkt diesen Effekt, indem er Nutzer:innen Videos mit ähnlichen Inhalten vorschlägt (Baaken und Meier 2019b). Weiterhin zeigen die Netzwerkanalysen des Monitoring-Projektes deutlich, dass durch diesen Mechanismus eine Informationsblase entsteht, die von den Kanälen der PrE gebildet wird (Baaken und Meier 2019a). Moderate Informationsangebote zum Islam, die außerhalb dieses Spektrums liegen, erscheinen auf YouTube kaum.

Für Praktiker:innen der Präventions- und Distanzierungsarbeit ist es von besonderer Relevanz, Informationen über diese Kanäle zu besitzen. Die Kanäle bieten ein niedrigschwelliges Angebot, in dem unterschiedliche Inhalte kombiniert werden: Inhalte, die sich noch in den Grenzen von Meinungs- und Religionsfreiheit bewegen, werden mit extremistischen Botschaften vermischt (siehe dazu: "Externer Link: Handreichung 1: Merkmale der PrE"). In nahezu allen Kanälen wird Folgendes propagiert: klare Feindbilder, polarisierende Urteile, eine Reinigung der Gesellschaft von Verfehlungen, die Rückkehr zu einer vermeintlich glorreichen ideellen Vergangenheit und eine autoritäre Deutungshoheit der jeweiligen Auslegung islamischer Quellen.

Mit ihren vermeintlich einfachen und klaren Antworten auf komplexe gesellschaftliche Fragen sind die Inhalte für junge Erwachsene besonders attraktiv. Praktiker:innen der Präventionsarbeit bestätigen, dass die Kanäle als Informationsquellen zum Thema Islam für Jugendliche relevant sind (siehe dazu: "Externer Link: Handreichung 3: Narrative der PrE"). Um die (Online-)Präventionsarbeit zu unterstützen, analysiert das Monitoring-Team von modus|zad, mit welchen Themen und Formaten die Kanäle so gut bei ihren Zielgruppen ankommen.

Insgesamt umfasst das Monitoring 210 Kanäle der "Peripherie des Extremismus". Basierend auf dieser Datenbank stehen zahlreiche qualitative und quantitative Optionen der Analyse zur Verfügung. So erstellt das Monitoring-Team in internen monatlichen Analyseroutinen aus diesen Daten Ranglisten der Top 25-Kanäle nach der Anzahl ihrer Abonnements oder Aufrufzahlen. Zudem identifiziert das Monitoring-Team für jeden Monat die nach Aufrufzahlen populärsten neuen Videos. Die Analyse dieser Videos liefert Erkenntnisse über aktuelle Trends und Entwicklungen in der PrE.

Um mögliche Vernetzungen zu anderen Online-Plattformen zu berücksichtigen, werden zudem sämtliche Social-Media-Präsenzen der Top 25-Kanäle fortlaufend dokumentiert. Denn neben YouTube gewinnen auch andere Social-Media-Plattformen – wie Instagram, Twitter oder TikTok – zunehmend an Bedeutung. Basierend auf den quantitativen und qualitativen Auswertungsergebnissen erhalten Fachleute der Präventionsarbeit konkrete Informationen und Handlungsempfehlungen in den monatlich erscheinenden bpb-Basismonitoring-Berichten. So können die Erkenntnisse beispielsweise pädagogische Fachkräfte bei der Planung und Modifizierung von (Online-)Projekten unterstützen oder zur Entwicklung von pädagogischen Modulen dienen (z. B. Medienpädagogik und Medienkompetenz).

Erkenntnisse aus dem Monitoring extremistischer YouTube-Kanäle

Die aktuellen Erkenntnisse des Monitorings werden in monatlichen Berichten auf den Websites von Externer Link: modus|zad und der Interner Link: Bundeszentrale für politische Bildung veröffentlicht. Im Folgenden werden zentrale Ergebnisse des Monitorings vorgestellt.

Die populärsten Kanäle

Die nach Abonnementzahlen populärsten fünf Kanäle verändern sich hinsichtlich ihrer Ranglistenplätze im Zeitverlauf kaum. Seit Beginn des Monitorings im Jahr 2019 besteht die Spitzengruppe – unverändert in der Reihenfolge – aus den Kanälen: "Botschaft des Islam", "Macht’s Klick" und "Lorans Yusuf". Den stärksten Aufwärtstrend in den letzten Monaten verzeichnen die Kanäle "Abul Baraa Tube" und "Deutschsprachige Muslimische Gemeinschaft e. V." ("DMG e. V."). Neben der Betrachtung der populärsten extremistischen Kanäle der PrE führt das Monitoring-Team auch regelmäßige Recherchen unter kleineren Kanälen durch, die bislang nur wenige Videos sowie Abonnement- oder Aufrufzahlen vorweisen. Kanäle, die dabei aufgrund ihrer Inhalte und wachsenden Reichweite besonders auffallen, sind "Islamictutors" (mehr dazu im Monatsbericht Februar 2021) und "Muslim Interaktiv" (mehr dazu im Externer Link: Monatsbericht Juli 2021).

Aktivität bei anderen Social Media-Anbietern

Die meisten Kanäle sind bei mehreren Social Media-Anbietern aktiv. Neben YouTube sind dies aktuell Facebook, WhatsApp, Twitter, Instagram, TikTok und Telegram (für eine Übersicht der Online-Präsenzen der PrE siehe den Monatsbericht Februar 2021). Stichproben ergeben, dass die PrE-Akteure auf den unterschiedlichen Plattformen unterschiedliche Kommunikationsstrategien verfolgen und unterschiedlich populär sind. Ursachen dafür liegen vermutlich in den plattformspezifischen Kommunikationsoptionen und der Alterszusammensetzung des Publikums. Um dies zu verifizieren, wären jedoch tiefergehende Untersuchungen notwendig.

Eingesetzte Formate

Die PrE zeichnet sich durch eine Vielfalt von Formaten aus, wobei die einzelnen Kanäle unterschiedliche Schwerpunkte setzen (siehe dazu: "Interner Link: Handreichung 2: Formate der PrE"). Zu den populärsten Formaten gehören das "Predigerformat", der "epische Geschichtenerzähler" und das "Livestream-Format mit Chat-Funktion". Insbesondere letzteres scheint in letzter Zeit zunehmend an Beliebtheit zu gewinnen (mehr dazu im Externer Link: Monatsbericht April 2021).

Die PrE wird von männlichen Akteuren dominiert, die auch frauenspezifische Themen aufgreifen. Der einzige Kanal, in dem auch Frauen auftreten, ist der Schweizer Kanal "Islamrat TV (IZRS)". Inhaltlich wird von den vorwiegend männlichen Protagonisten eine strikte Trennung der Geschlechter im öffentlichen Raum sowie eine klare Rollenverteilung propagiert (mehr dazu im Externer Link: Monatsbericht März 2021).

Themen und Haltungen

Die im Rahmen des Monitorings analysierten Kanäle auf YouTube zeigen eine grundsätzlich ablehnende Haltung gegenüber Medien, Politik, staatlichen Institutionen oder Andersgläubigen und häufig werden pauschale Vorwürfe gemacht. Es wird eine klare Trennung zwischen vermeintlich "wahrhaft Gläubigen" und Ungläubigen propagiert. Daraus resultieren eindeutige Feindbilder, wobei bestimmte Personen auch namentlich genannt und angegriffen werden. Ein wiederkehrendes Motiv ist, dass Jugendliche dazu aufgefordert werden, sich aktiv von der Gesellschaft abzugrenzen und eine religiös geprägte Gegenkultur zu schaffen (siehe dazu: "Externer Link: Handreichung 3: Narrative der PrE").

Die Akteure beziehungsweise Kanäle der PrE lehnen vermittelnde Begegnungen und Initiativen zwischen den Religionen ab – wie zum Beispiel interreligiöse Dialoge zwischen muslimischen und jüdischen Menschen. Im Kontext des Israel-Palästina-Konfliktes äußern einige Kanäle antisemitische Überzeugungen und teilen Verschwörungserzählungen (mehr dazu im Externer Link: Monatsbericht Juni 2021).

Dominant sind Videos mit Fragestellungen wie: "Was ist erlaubt im Islam – was ist nicht erlaubt?" oder "Was ist richtig und was ist falsch?" Dazu werden im Rahmen von Frontalpredigten verkürzte Antworten in einem autoritären Stil gegeben. Besonders erfolgreich sind weiterhin Videos zur islamischen Heilsgeschichte, zur Apokalypse, zum Paradies und zur Hölle. Zahlreiche Videos in diesem Themenschwerpunkt behandeln Wesen aus dem Koran, wie Engel, Jinns, den Teufel und Propheten. Jinns sind Wesen, die im Koran an zahlreichen Stellen erwähnt werden, etwa in den Suren 55 und 72. Mit dem Wirken von Jinns sind im Volksglauben Vorstellungen von Unglück und Glück sowie Ursprünge von Krankheiten und Belastungen verbunden. Videos aus diesem Themenbereich sind häufig in Anlehnung an die Genres Fantasy und Gaming grafisch aufwändig gestaltet.

Erfolgsrezepte

Die zentralen Erfolgsrezepte der PrE-Kanäle umfassen das regelmäßige Hochladen von Videos, spontane Kampagnen zu aktuellen Anlässen, das Spiel mit Anonymität aber auch das Auftreten als charismatische autoritäre Persönlichkeit sowie die Anpassung des eigenen Erscheinungsbilds an jugendkulturelle Elemente.

Schlussfolgerungen für die politische Bildung und Präventionslandschaft

Das Monitoring zeigt: Auf YouTube hat sich in den letzten Jahren eine inhaltlich relativ homogene deutschsprachige Informationsblase mit Themenschwerpunkt Islam fest etabliert, die von sunnitisch-fundamentalistischen Botschaften geprägt ist. Alle Kanäle sind intensiv missionarisch aktiv. Prägend sind ein dominierendes Cluster von salafistischen Kanälen sowie einige wenige Kanäle, die islamistische Botschaften verbreiten, welche auf eine Nähe zur Hizb-ut-Tahrir oder zu den Muslimbrüdern hinweisen.

Online-Präventionsprojekte oder moderatere Stimmen zum Islam sind in dieser Informationsblase bislang – nach einem dreijährigen Monitoring – kaum zu finden. Wer Informationen zum Thema Islam auf YouTube sucht, gelangt nahezu automatisch in diese polarisierende Informationsblase. Aus den Erkenntnissen des Monitorings lassen sich einige Implikationen für die politische Bildung und die Präventionslandschaft ableiten:

Grundsätzlich ist es ratsam, (Online-)Präventionsprojekte gezielt durch Monitoring-Projekte zu unterstützen. Im Feld tätige Fachleute bestätigten dem Monitoring-Team auf Nachfrage, dass Informationen über aktuelle Trends, Themen und Formate sowie über aufstrebende Kanäle hilfreich für die Beratungsarbeit seien. Praktiker:innen in der Präventionsarbeit ist es nicht möglich, neben ihren eigentlichen Projektaufgaben eine so systematische Recherchearbeit zu leisten wie ein professionelles Monitoring-Team.

Hinsichtlich der Online-Präventionsarbeit empfiehlt das Monitoring-Team, eine gut vernetzte "Online-Kultur" zu etablieren, in der die Vielfalt islamischer Strömungen und die Möglichkeiten islamischen theologischen Denkens deutlich werden. Hier können staatliche Institutionen wichtige Rahmenbedingungen schaffen und durch Projektförderung Impulse setzen. Da es in diesem Kontext aber auch um zutiefst religiös-theologische Auseinandersetzungen innerhalb des Islams geht, sollten auch muslimische Communitys digital aktiv werden.

Dabei sind einige Aspekte zu berücksichtigen. Viele PrE-Akteure besitzen eine hohe Online-Medien- und Marketing-Kompetenz. Sie sind versiert in Rhetorik und strategischer Kommunikation. Moderne Online-Marketing-Maßnahmen setzen sie zum Beispiel gezielt ein, um die eigene Bekanntheit in der Szene zu erhöhen. Gute Beispiele dafür sind die führenden Kanäle der PrE aber auch im Trend liegende aufstrebende Kanäle, wie "Islamictutors" oder "Muslim Interaktiv".

Online-Präventionsprojekte sollten sich dieser Entwicklung bewusst sein und intensiv nach Lösungen suchen, wie sie sich in der Online-Landschaft behaupten können. Beispielsweise sollten sie, ebenso wie die PrE, Videos in erzählerischen Formaten professionell und mit hoher Qualität produzieren. Aber auch etablierte anerkannte Persönlichkeiten können mit einfachen spontanen Videos große Popularität erzielen, wie die Kanäle der Prediger Pierre Vogel und Abul Baraa zeigen. Projekte könnten zum Beispiel mit nicht-extremistischen islamischen Predigern zusammenarbeiten oder eine Diskussionsrunde von Gelehrten organisieren, die religiöse Fragen jugendgerecht behandeln. Auch jugendkulturelle Elemente, wie zum Beispiel Fantasy- und Gaming-Bezüge, scheinen bei der Zielgruppe besonders gut anzukommen, wenn man die hohen Aufrufzahlen der Formate "epische Geschichtenerzähler" berücksichtigt.

Grundsätzlich geht es bei der Darbietung der Inhalte eher darum, Stimmungen und Emotionen zu wecken und zu bekräftigen, als nüchterne Analysen und Argumente zu liefern. Unter Berücksichtigung dieser Wirkweise müssen Wege gefunden werden, die Zielgruppe mit einer emotionalen Ansprache zu erreichen, aber dennoch eine reflektierende kritische Haltung zu fördern.

Die langfristige Präsenz und Vernetzung stellen wichtige Erfolgsfaktoren für etablierte PrE-Kanäle dar. Sie schaffen in der Zielgruppe Vertrauen und etablieren Sehgewohnheiten. Demgegenüber stehen kurzfristig angelegte Online-Präventionsprojekte vor dem Problem, ihr einmal gewonnenes Publikum schnell wieder zu verlieren. Auf längere Zeit angelegte Präventionsprojekte sind in diesem Kontext dementsprechend empfehlenswert.

Weiterführende Informationen zur "Peripherie des Extremismus"

Informationen zum Monitoring-Projekt "Peripherie des Extremismus", alle Handreichungen sowie alle Monatsberichte finden Sie unter Interner Link: www.bpb.de/322791 Informationen zu modus|zad Monitoring|Trendanalysen finden Sie unter Externer Link: https://modus-zad.de/schwerpunkte/monitorings-trendanalysen

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Katharina Max-Schackert ist Referentin in der bpb und verantwortet mehrere Präventionsprojekte. Ihr Schwerpunkt liegt auf Bewegtbild-Formaten und Social-Media-Angeboten.

Kevin Weyda studierte Soziologie an der Freien Universität Berlin (M.A. Soziologie – Europäische Gesellschaften). Neben der Migrations- und Intersektionalitätsforschung beschäftigte er sich schwerpunktmäßig mit der Wirkung von rechtspopulistischen Diskursen auf individuelle Identitätskonstruktionen. Bei modus|zad lag sein Arbeitsschwerpunkt auf der Erforschung von Prozessen individueller Distanzierung und Deradikalisierung sowie im Monitoring extremistischer Internetangebote.

Dr. Friedhelm Hartwig ist Islamwissenschaftler und arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter für modus|zad im Bereich Monitoring & Trendanalysen. Seine aktuellen Arbeitsschwerpunkte liegen an der Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis, in der Beschleunigung des Wissenstransfers und der Erforschung digitaler extremistischer Sozialräume.