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Anstoß in der Kreisklasse

Michaela Maria Müller

/ 6 Minuten zu lesen

Integration kann ganz unbürokratisch sein. Eine naheliegende Idee, unkomplizierte Unterstützung und eine gehörige Portion Willkommenskultur können dazu beitragen, Flüchtlingen den Aufenthalt in der Fremde deutlich erträglicher zu machen. Wie das geht, zeigt Welcome United 03, ein Fußballteam des SV Babelsberg 03.

Torwart Deuton (l) und Trainer Hassan von Welcome United 03 posieren in der Umkleidekabine des Trainingsgeländes im Karl-Liebknecht-Stadion in Potsdam mit einem Trikot. (© picture-alliance/dpa)

In einem Jahr kann sich eine Menge tun. Im Frühling 2014 gab es Welcome United 03 noch nicht. Jetzt besteht die Mannschaft aus etwa 40 Spielern. Seit Kurzem ist sicher, dass es im Sommer richtig losgeht: Welcome United 03 nimmt den Ligabetrieb auf. Die Besonderheit ist die Zusammensetzung des Teams: Die Spieler stammen aus derzeit zwölf Nationen und sind alle Flüchtlinge.

Trotzdem geht es Thoralf Höntze um die Normalität. Er ist Pressesprecher und Marketingleiter des SV Babelsberg 03 - und für vieles andere in dem Potsdamer Fußballverein zuständig. Das Engagement für Flüchtlinge zählt dazu. Großes Aufheben will er darum nicht machen. "Es ist schon lange selbstverständlich bei uns, dass wir Flüchtlinge im Verein integrieren", sagt er. Dazu gehört etwa, dass die Spieler von Welcome United 03 auf Wunsch eine Dauerkarte für die Spiele der ersten Mannschaft ausgestellt bekommen. Andere Flüchtlinge, die nicht Teammitglieder von Welcome United 03 sind, erhalten für die Regionalligaspiele des Vereins Freikarten. "Einfach vor dem Spiel zur Kasse vier kommen", sagt Höntze.

Es ist Sonntag, kurz nach 16 Uhr. Die ersten Spieler sind schon auf dem Platz und kicken den Ball hin und her. Trainingsbeginn ist um 16.30 Uhr, immer mehr Spieler kommen hinzu. Es geht nicht nur um Fußball, es geht auch um einen Traum. Sie tragen Trikots des FC Bayern München oder von Borussia Dortmund. Wer keine Fußballschuhe hat, bekommt ein Paar gestellt. Das Team wurde im Sommer 2014 gegründet. Manja Thieme hatte sich an den Verein gewandt. Sie ist ehrenamtliche Helferin bei der Ausländerseelsorge in Potsdam, zweifache Mutter und sprach Höntze an, ob es möglich sei, eine Flüchtlingsmannschaft zu gründen. Es war möglich. "Wir haben als Verein die Infrastruktur und einen Platz zum Trainieren. Mehr braucht man nicht", sagt Höntze.

Nun kam die Zulassung für die Freizeitmannschaft, in der Kreisklasse anzutreten. Gerade sind die ersten Spielerpässe vom Deutschen Fußballbund (DFB) eingetroffen. Das ist ein großer Erfolg. In keiner offiziellen Liga darf ohne Spielerpass gespielt werden, er ist sozusagen die Spielerlaubnis, die aber nur für jeweils einen Verein gilt. Der DFB muss daher in den Herkunftsländern der Spieler nachfragen, ob sie dort bereits für den Spielbetrieb registriert sind. Nur: Die Behörden der Herkunftsländer antworten nie, es handelt sich schließlich um politische Flüchtlinge. Manchmal ist es noch nicht einmal sicher, ob die Behörde überhaupt noch existiert. Im Babelsberger Fall zeigte sich der DFB kooperativ. Auch die noch ausstehenden Spielerpässe sollen in einem beschleunigten Verfahren bewilligt werden.

Nun wird diskutiert, wie künftig die Anreise zu den Auswärtsspielen zu organisieren sei. Der Einzugsbereich ist der Fußballkreis Havelland, ihre zukünftigen Gegner kommen aus Belzig, Caputh, Falkensee oder Potsdam. Die Anfahrt sollen die Spieler selbst regeln. Das ist im Sinn von Manja Thieme: "Es sind erwachsene Menschen. Sie organisieren ihr Leben selbst. Wenn sie Hilfe brauchen, sind wir Ansprechpartner", sagt sie.

Mittlerweile hat das Training begonnen. Die Spieler auf dem Platz haben sich im Rund des Mittelkreises aufgestellt und machen Dehnungsübungen. Der Trainer Zahirat Juseniov gibt die Anweisungen. Jeder nennt ihn "Hassan". Er lebt mit seiner Frau und drei Kindern seit mittlerweile vier Jahren in Deutschland. Wie seine Spieler hat auch er einen ungeklärten Aufenthaltsstatus. Er steht unter subsidiärem Schutz. Juseniov stammt aus Mazedonien und gehört dort einer verfolgten ethnischen Minderheit an. Gerade hat er eine sechsmonatige Verlängerung bekommen - und kann die Mannschaft weiter trainieren.

Zum Aufwärmen drehen die Spieler ein paar Runden um den Kunstrasenplatz. Der Somalier Issa macht eine Pause an der Seitenlinie und erzählt. Er stammt aus der Hauptstadt Mogadischu. Seine Familie hat er dort zurückgelassen. Sie sind Mitglieder des Stammes der Hawiye, die früher das politische Leben in der Hauptstadt bestimmten. Einst wurde Mogadischu wegen seiner schönen Strände "die Perle Ostafrikas" genannt. Das ist lange her. Seit Ausbruch des Bürgerkriegs 1989 können die Menschen dort nicht mehr in Frieden leben. Mogadischu, das durch den Häuserkampf völlig zerstört worden ist, heißt jetzt "Stalingrad Afrikas". Die Terrormiliz Al-Schabaab macht den Menschen dort das Leben zur Hölle. Einige Jahre kontrollierten sie fast die ganze Stadt und schikanierten die Bewohner. "Ich habe immer mit meinen Freunden am Lido Fußball gespielt, manchmal auch am Strand von Jazeera. Das haben sie verboten. Und ich höre gern Musik. Die haben sie auch verboten", sagt Issa. 2011 gelang es den Truppen der Afrikanischen Union, die Milizen zurückdrängen. Auch wenn sich seitdem manches verbessert hat, sind die Menschen noch weit davon entfernt, ein normales Leben führen zu können. Selbstmordattentate und Anschläge der Al-Schabaab sind an der Tagesordnung. Issa entschloss sich zu fliehen und überlebte die gefährliche Fahrt über das Mittelmeer von der libyschen Küste aus. Nun lebt er zusammen mit etwa 30 anderen Somaliern in einer Flüchtlingsunterkunft im brandenburgischen Teltow und wartet auf die Entscheidung über seinen Asylantrag.

Wie Issa leben alle Teammitglieder von Welcome United 03 in ständiger Ungewissheit. Ihre Tage bestehen aus Warten. Niemand weiß, ob er bleiben kann. Die Angst vor einer Abschiebung ist eine belastende Situation. "Klar, wenn jemand kurz vor der Abschiebung steht, kann man das an der Leistung auf dem Platz erkennen", sagt Thieme. Manche entscheiden sich vor einer drohenden Abschiebung unterzutauchen und erscheinen nicht mehr zum Training. Manche von ihnen werden abgeschoben, fehlen plötzlich – und hinterlassen eine Lücke im Team.

Auch in Berlin gibt es bereits seit 2012 ein Flüchtlingsteam: Champions ohne Grenzen. Gegründet hat es die Kulturwissenschaftlerin Carolin Gaffron. Auch sie hat sich an einen Verein gewandt, zu dem sie bereits Verbindungen hatte: dem Kreuzberger Klub FSV Hansa 07. In den Ligabetrieb gehen möchte sie mit ihrem Team aber nicht: "Wir wollen offen für alle bleiben. Mittlerweile gibt es auch zwei weitere Mannschaften, eine für Frauen, eine für Kinder", sagt sie. Jeden Mittwoch trainiert Gaffron die Herrenmannschaft von Champions ohne Grenzen. Sie dürfen auf dem Platz des FSV Hansa 07 spielen und sind mit dem Verein assoziiert. Einige der Spieler sind bereits zur Mannschaft des FSV Hansa 07 oder zum anderen Kreuzberger Kiezverein Türkiyemspor gewechselt. Zwischen den Babelsbergern und den Kreuzbergern gab es auch schon ein Freundschaftsspiel, das die Kreuzberger knapp mit 3:2 für sich entscheiden konnten.

Beide Beispiele zeigen: Es ist nicht schwer, unbürokratisch Hilfe zu leisten und Raum für Begegnung zu schaffen. "Bei den großen Vereinen gibt es ähnliche Initiativen noch nicht, obwohl es kein großer Aufwand ist", wundert sich Höntze. Das Training ist bei beiden ein offenes und kostenloses Angebot. Es wird gut angenommen, auch bei Champions ohne Grenzen kommen bis zu 30 Spieler zum wöchentlichen Trainingstermin. Für die Flüchtlinge ist es eine Möglichkeit, aus der Isolation der oftmals abgelegenen Sammelunterkünfte herauszukommen. Fehlende Sprachkenntnisse und geringe finanzielle Möglichkeiten spielen auf dem Platz erst einmal keine Rolle.

In Babelsberg wird Ende Mai wieder gemeinsam gefeiert. Bereits zum 13. Mal veranstaltet der Verein das Antirassistische Stadionfest: mit Fußballturnier, Kinderprogramm und Konzerten von Ska-Bands aus Italien und Frankreich. Da ist eine Menge los in dem Ort, der selbst auf eine lange Einwanderungsgeschichte zurückblickt. Im 18. Jahrhundert gründete dort Friedrich der Große eine Kolonie, in der böhmische Weber und Spinner eine neue Heimat fanden. Die kleinen Weberhäuschen, die auf dem Weg von der Bushaltestelle zum Karl-Liebknecht-Stadion liegen, erinnern noch daran. Integration ist nicht überall so einfach wie in Babelsberg. "Wir wissen, dass unsere Arbeit anderswo mit größeren Schwierigkeiten verbunden sein könnte", schränkt Höntze ein. In Dresden oder in Tröglitz etwa, wo Rechtsextreme zum Alltag gehören. Doch in Babelsberg ist das anders. Dort gibt es eine Willkommenskultur, die den Angekommenen den Start in ein neues Leben ein bisschen einfacher macht.

Michaela Maria Müller ist Journalistin und Autorin in Berlin. Sie schreibt vor allem zu den Themen Migration und Flüchtlinge.