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Was liest der rechte Rand? Der Bücherschrank

Anton Maegerle

/ 1 Minute zu lesen

Eine ganze Reihe von Verlagen bedient die rechte Szene mit Büchern und anderen Publikationen. Das publizistische Spektrum einiger Verlage reicht von esoterischen Büchern, zur Ufologie bis hin zur Verharmlosung der NS-Zeit. Einige lassen keinen Zweifel an ihrer rechtsextremen Gesinnung.

Das Buch "Hitler überlebte in Argentinien" im Online-Shop des rechten, verschwörungstheoretischen Kopp-Verlags. (© bpb)

Zu den größeren rechtsextremen Verlagen in der Bundesrepublik gehören "Lesen & Schenken" (Schleswig-Holstein), "Hohenrain" (Baden-Württemberg) und „Verlagsgemeinschaft Berg“ (Bayern). Diese bereits seit Jahrzehnten bestehenden organisationsunabhängigen Unternehmen verfügen innerhalb des rechtsextremen Lagers über einen hohen Bekanntheitsgrad und einen festen Kundenstamm. Ergänzt wird dieses Spektrum durch neurechte bzw. wertkonservative Verlage ("Antaois", "Junge Freiheit"), parteiorientierte Verlage ("Deutsche Stimme" – NPD; DSZ – vormals DVU), verschwörungsorientierte Verlage ("Kopp"), NS-orientierte Verlage ("Winkelried") und völkisch-religiöse Verlage ("Hohe Warte").

Druckschriften-und Zeitungsverlag GmbH (DSZ-Verlag)

Die 1958 gegründete Druckschriften-und Zeitungsverlag GmbH (DSZ-Verlag) mit Sitz in München war über einen langen Zeitraum das bedeutendste rechtsextreme Propagandainstrument in der Bundesrepublik. In diesem Verlag erscheint im 66. Jahrgang wöchentlich die National-Zeitung (NZ). Es ist das älteste Blatt der rechtsextremen Szene und wurde 1950 als Deutsche National- und Soldaten-Zeitung gegründet. Die NZ verbreitet fremdenfeindliche, nationalistische und geschichts- und gebietsrevisionistische Argumentationsmuster. Langjähriger Herausgeber der NZ war der 2013 verstorbene Bundesvorsitzende der rechtsextremen Deutschen Volksunion (DVU), Gerhard Frey. Nach seinem Tod übernahm seine Ehefrau Regine die Geschäftsführung des DSZ-Verlags.

Verlagsgesellschaft Berg mbH<

Die Verlagsgesellschaft Berg mbH (VGB) mit Sitz in Gilching (Landkreis Starnberg) besteht seit 1991. In ihr sind die ehemals eigenständigen Verlage Druffel, Türmer und Vowinckel aufgegangen. Die VGB ist einer der größten organisationsunabhängigen rechtsextremen Verlage in der Bundesrepublik. Das Verlagsprogramm umfasst insbesondere Schriften mit revisionistischen sowie militärhistorischen Inhalten, beispielsweise die 1990 gegründete geschichtsrevisionistische Zeitschrift Deutsche Geschichte oder das Jahrbuch Deutsche Annalen. In den vergangenen Jahren veranstaltete die Zeitschrift Deutsche Geschichte allein oder in Kooperation mit gleichgesinnten Organisationen sogenannte "Zeitgespräche". Bei diesen mehrtägigen Vortragsveranstaltungen standen auch bekannte Rechtsextremisten auf der Referentenliste. Neben Sudholt referierten u.a. Walter Post, Olaf Rose und Wjatscheslaw Daschitschew.

Geschäftsführer des Verlags ist der wegen Volksverhetzung vorbestrafte Gert Sudholt (Jahrgang 1943), Ziehsohn des einstigen stellvertretenden Pressechefs der NS-Reichsregierung, des SS-Oberstumbannführers Helmut Sündermann. Sündermann, vormals Staatssekretär im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda sowie Hauptschriftleiter der Nationalsozialistischen Parteikorrespondenz, gründete 1952 den Druffel-Verlag und legte so den Baustein für das heutige Sudholt-Verlagsimperium. Zum Verlagskomplex gehört auch eine Versandbuchhandlung, die den Namen von Sudholts Ehefrau Linda trägt – Linda Sudholt Versandbuchhandlung.

Als beispielhaft für die ideologische Tendenz von Schriften der VGB gilt ein Aufsatz Sudholts mit dem Titel "Es begann mit der Umerziehung. Alliierte Charakterwäsche und deutsche Charakterschwäche". Darin bezeichnet Sudholt im Jahr 2009 die Entnazifizierungsmaßnahmen der Westalliierten nach 1945 als Unterdrückung, von deren Folgen sich die Bundesrepublik befreien müsse: "Wirkliche Befreiung freilich … wäre bitter nötig. Befreien müssten wir uns nach 60 Jahren von den Fesseln der Kapitulation, von Ketten der Umerziehung und von jener fragwürdigen politischen Klasse, die im Dienst der Umerzieher von einst und der Globalisierer von heute steht."

Sudholt, zeitweilig NPD-Funktionär und einst langjähriger Vorsitzender der 1960 von ehemaligen SS-Offizieren und NSDAP-Funktionären gegründeten Gesellschaft für freie Publizistik (GfP), saß wegen Volksverhetzung eine Gefängnisstrafe ab. Die GfP gilt als größte Vereinigung rechtsextremer Buchhändler, Verleger und Autoren in der Bundesrepublik.

Hohenrain Verlag GmbH

Sitz der von Bernhard Grabert geführten Hohenrain Verlag GmbH ist die baden-württembergische Universitätsstadt Tübingen. Hohenrain war 1985 als Tochterunternehmen des Grabert Verlages gegründet worden, hat aber seit 2013, dem Jahr der Vereinigung der Internetauftritte beider Verlage unter dem Portal "Buchdienst Hohenrain", die Nachfolge der einstigen Muttergesellschaft angetreten.

Vorläufer des Grabert Verlages war der 1953 von Herbert Grabert (1901-1978) ins Leben gerufene "Verlag der deutschen Hochschullehrerzeitung", der ab 1974 unter dem Namen Grabert Verlag firmierte. Herbert Grabert, der Großvater des heutigen Verlagsleiters, war vor 1945 unter anderem im NS-Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete und als Regierungsrat in der Kriegsgeschichtlichen Abteilung des Oberkommandos der Wehrmacht tätig; er wurde nach 1945 nicht in den Staatsdienst übernommen. Der Grabert Verlag zählte zu den ältesten und zu den bedeutendsten organisationsunabhängigen rechtsextremen Verlagen in der Bundesrepublik. In Grabert-Verlagsveröffentlichungen, deren Schwerpunkt revisionistische Bücher und Publikationen waren, wurden die NS-Zeit verharmlost, die Schuld der NS-Führung am Beginn des Zweiten Weltkriegs geleugnet und Verschwörungstheorien verbreitet.

Im Hohenrain Verlag erscheinen die bisherigen Grabert-Publikationen, der zweimonatliche "Euro-Kurier – Aktuelle Buch-und Verlagsnachrichten" und die vierteljährliche pseudo-wissenschaftliche Zeitschrift "Deutschland in Geschichte und Gegenwart – Zeitschrift für Kultur, Geschichte und Politik" (DGG). "In den zahlreichen Schriften aus beiden Verlagen wurden immer wieder entschieden rechtsextremistische Positionen propagiert", heißt es beim baden-württembergischen Landesamt für Verfassungsschutz.

Auch wurden wiederholt Veröffentlichungen aus beiden Verlagen wegen Volksverhetzung, Beleidigung und Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener eingezogen oder von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) indiziert. 2011 zum Beispiel setzte die BPjM das 2009 bei Grabert erschienene Buch "Der Zweite Weltkrieg. Ursachen, Hintergründe, Kriegsschuld, Folgen" des Autors Helmut Schröcke auf den Index. Schröcke behauptet in seinem verschwörungstheoretisch und antisemitisch ausgerichteten Werk, dass einst "Hintergrundmächte" die Vernichtung von NS-Deutschland planten: "Da aber die weltweit positiven Resonanzen auf das Deutschland nach 1933 sowohl von der New Yorker Hochfinanz als auch vom Bolschewismus als höchste Gefahr erkannt wurden, mussten der Nationalsozialismus und Deutschland in einem Zweifrontenkrieg vernichtet werden." Ebenfalls in diesem Buch leugnet Schröcke die Massenerschießungen von Juden in der Schlucht von Babi Jar bei Kiew durch das Sonderkommando 4a der Einsatzgruppe C . Bei dem Massaker wurden am 29. und 30. September 1941 mehr als 33.000 Juden erschossen. Obwohl es sich um eine historisch erwiesene Tatsache handelt, behauptet Schröcke wahrheitswidrig in seinem Buch: "Durch Luftbildauswertungen konnte festgestellt werden, daß im gesamten Krieg die Schlucht von Babi Jar von keiner Erdbewegung betroffen war."

Verlag Hohe Warte

Der Verlag Hohe Warte (HW) mit Sitz im oberbayerischen Pähl bei Weilheim ist der unternehmerische Zweig des wenige hundert Mitglieder umfassenden antisemitischen und rassistischen "Bundes für Gotterkenntnis (Ludendorff) e.V." (BfG; Sitz: Tutzing, Landkreis Starnberg). HW verbreitet die rechtsextreme Weltanschauung der Ludendorffer über Bücher, Bilder und Postkarten. Dazu zählt auch die seit 1961 herausgegebene BfG-Zeitschrift "Mensch und Maß – Drängende Lebensfragen in neuer Sicht". Ein Buch des Verlags Hohe Warte, dass zum Angebot zahlreicher rechtsextremer Vertriebsdienste gehört, ist das 512 Seiten umfassende Buch "Das Perfide Albion und seine amerikanischen Erben" von Richard Melisch aus dem Jahr 2015. In dem Buch schildert der österreichische Rechtsextremist Melisch "die Verbrechen und Schurkereien des Britischen- und US-Amerikanischen Imperiums quer durch die Geschichte bis in die Jetztzeit!", so die Produktbeschreibung.

Die völkisch-religiöse Politsekte sieht es als ihre Aufgabe an, "die religionsphilosophischen Einsichten der Gotterkenntnis Mathilde Ludendorffs unter allen Menschen, die dafür aufgeschlossen sind, durch Wort und Schrift zu verbreiten und in der Gemeinschaft zu pflegen" (Satzung vom 1. Juli 2014). Gemeint ist eine Mischung aus antisemitischen und rassistischen Verschwörungstheorien, germanisch-heidnischen Glaubensansätzen mit ethnopluralistischen Vorstellungen und brauner Esoterik. Mathilde Ludendorff (1877-1966) war eine führende Vertreterin der Interner Link: völkischen Bewegung, der Spiegel bezeichnete sie 1960 als "Urgroßmutter des deutschen Antisemitismus". Sie hatte 1926 den Erste-Weltkriegs-General Erich Ludendorff geheiratet, der gemeinsam mit Hitler am 9. November 1923 von München aus den misslungen Putschversuch gegen die Reichsregierung anführte. Mathilde Ludendorff veröffentlichte zahlreiche völkische und antisemitische Bücher und Aufsätze, nach der NS-Zeit wurde sie von einer bayerischen Spruchkammer "wegen außerordentlicher Begünstigung des Nationalsozialismus" als "Belastete" eingestuft. Ihrer Ideologie zufolge soll ein "artgemäßer deutscher Glaube" das Christentum, das sie als rassefremde Irrlehre verdammte, ersetzen. Ludendorff entwickelte eine Rassenlehre, in der jede "Rasse" – darunter "Edelinge" (wozu für sie die Germanen gehören) und "Niederrassen" (wozu sie vornehmlich die Juden zählt) – ihr "ur-eigenes Gotterlebnis" via "Rassenerbseele" weitergebe. Rassenvermischung sei deshalb "Volksvergiftung" und führe zum Verlust der Möglichkeit von Gotterkenntnis. "Blutsvermischung" zwischen "Licht- und Schattenrassen" ende als "Volkstod".

Der "Bund für Gotterkenntnis" bestand schon zur Zeit des Nationalsozialismus, ideologisch wurzelt er in der völkischen Bewegung des 19. Jahrhunderts. 1951 wurde der Verein von Mathilde Ludendorff wiedergegründet, 1961 verboten ihn die Innenminister der Länder als verfassungsfeindlich. Wegen Verfahrensfehlern wurde das Verbot durch ein bayerisches Verwaltungsgericht 1976 wieder aufgehoben.

Der Linie des BfG folgend, können auf der HW-Homepage Bücher wie "Erbgutnutzung - Sittengesetz – Menschenwürde" online gelesen werden. Über lange Jahre wurde der Verlag vom Freiherrn Franz Karg von Bebenburg (1910-2003), dem Schwiegersohn von M. Ludendorff, geführt. 1980 war Bebenburg Mitunterzeichner eines Aufrufes der DVU-Aktionsgemeinschaft "Volksbewegung für Generalamnestie" (VOGA), die "den überfälligen Schlussstrich durch Generalamnestie für jedwedes behauptete oder tatsächliche Unrecht im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg" forderte. Der Name des Freiherrn fand sich auch in der Abonnentenkartei der wüst antisemitischen und Holocaust-leugnenden Zeitschrift "Die Bauernschaft". Herausgeber des Blattes war Thies Christophersen, vormals SS-Sonderführer im Vernichtungslager Auschwitz.

Verlagsgruppe Lesen & Schenken

Die vom Verleger Dietmar Munier (Jg. 1954) geleitete Lesen & Schenken GmbH verfügt über eines der umfangreichsten rechtsextremen Print- und Filmangebote in der Bundesrepublik. Jährlich werden etwa 50 Bücher, Kalender, CDs und DVDs veröffentlicht. Laut Recherchen des Norddeutschen Rundfunks (NDR) setzte das Munier-Unternehmen allein im Jahr 2010 rund drei Millionen Euro um. Die Mediengruppe sitzt in der 1000-Seelen-Gemeinde Martensrade (Kreis Plön) in Schleswig-Holstein, angeboten werden unter anderem Feuerzeuge mit dem Aufdruck "Ich bin stolz, Deutscher zu sein", eine Panzer-Armbanduhr "Tiger I" , der Porzellankrug "Wir sind das Pack" , ein Kerzenständer "Irminsul" , ein Odin-Dolch oder einen Ring des "Wachregiments Großdeutschland". Ebenfalls vertrieben werden die Schmuckkarte "Deutschland in den Grenzen von 1937", der Jahreskalender 2016 "Männer der Waffen-SS" oder Bücher wie "Deutschlands tapferste Soldaten", "Wenn alle Brüder schweigen. Großer Bildband über die Waffen-SS" oder "Die Feldzüge 1939/40".

Zum Firmenkonglomerat der Lesen & Schenken GmbH gehören die Verlage Arndt, Bonus, Edition Zeitgeschichte, Landwehr und Orion-Heimreiter, Pour le Merite, die Zeitschriften Deutsche Militärzeitschrift (DMZ), Deutsche Militärzeitschrift – Zeitgeschichte (DMZ – Zeitgeschichte) und Zuerst!, die Film-und Tonträger-Produktionen Excelsior sowie eine Versandbuchhandlung.

Verlagsinhaber Munier unterhält Kontakte ins rechtsextreme Spektrum. So war bei einer als privat deklarierten Sonnwendfeier Muniers im Juni 2012 der mehrfach verurteilte Holocaust-Leugner Ernst Zündel zu Gast. Politisch aktiv ist Munier seinen eigenen Angaben zufolge seit dem 14. Lebensjahr. Munier war einst Funktionär der NPD-Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten (JN) sowie Aktivist des Bundes Heimattreuer Jugend (BHJ). 1973 gründete er den Buchdienst "Sturmwind" in Kiel, der den Grundstock seines verlegerischen Tuns bildete. Seine Geschäfte führte Munier zuvor in Räumlichkeiten, die der ehemalige SS-Sonderoffizier in Auschwitz, Thies Christophersen, nutzte. Murnier war in der "Volkstreuen Jugend Kiel" aktiv und war offenbar verantwortlich für eine Einladung zu einem Wochenendlager des "Wehrwolfs" im Juni 1977, die er mit "kameradschaftlichen Grüßen und Großdeutschland!" unterzeichnete. Zu diesem Zeitpunkt gehörte Munier auch der Redaktionsgemeinschaft des Deutschen Studenten-Anzeigers an (Herausgeber war Peter Dehoust, später Kopf von Nation&Europa, siehe unten).

Publikationen aus der Verlagsgruppe Lesen & Schenken zeichnen sich durch eine unkritische Haltung gegenüber der NS-Zeit, Bewunderung des NS-Regimes und die Verharmlosung der Rollen von SS und Wehrmacht aus. Nach wie vor im Angebot ist das erstmals 1999 im Arndt Verlag erschienene Buch "Göring. Eine Biografie" des britischen Holocaust-Leugners David Irving. Darin wird Göring als positive Persönlichkeit dargestellt und der Nationalsozialismus verherrlicht. Reihenweise wird SS-apologetische Literatur angeboten, darunter Bücher wie "Mit der Leibstandarte am Feind", "Die Ritterkreuzträger der Waffen-SS", "Die Hölle von Kursk. SS-Grenadiere 1943 im Kampf" oder "Im letzten Aufgebot 1944 – 1945. Die 18. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division Horst Wessel".

Kopp Verlag

Der auf Verschwörungstheorien spezialisierte und 1993 gegründete Kopp Verlag, ein Buchverlag und -versand, hat seinen Sitz in Rottenburg am Neckar (Landkreis Tübingen). Er gilt als das derzeit ökonomisch erfolgreichste Unternehmen, das aktuelle und traditionelle Verschwörungstheorien popularisiert und auch rechtspopulistische und rassistische Weltsichten verbreitet. Eine große Rolle im Verlagsprogramm spielen Themen wie Alternativmedizin, Astrologie, Esoterik, Gesundheitsratgeber, Naturheilkunde oder Ufologie. Weltuntergangsstimmung gehört zum Geschäft: So wird gerne ein Insiderwissen über angebliche Bedrohungen suggeriert, die von Politik und Massenmedien verschwiegen würden. In Büchern des Verlags ist von zahlreichen "Geheim-Mächten" die Rede, hinter denen sich mal die Freimaurer, die Bilderberger oder die Illuminaten verbergen sollen. So entsteht eine Melange aus Rechtspopulismus, Kapitalismuskritik und "Tabubrecherattitüde" gegen die vermeintliche Political Correctness der etablierten Medien. Im Ergebnis schlägt der Verlag eine Brücke von unpolitischen und pseudowissenschaftlichen Themen hin zu rechtspopulistischen Verschwörungstheorien und braungefärbter Esoterik.

Gründer ist der öffentlichkeitsscheue Verleger Jochen Kopp (Jg. 1966), ein ehemaliger Polizist. Kopp war einst Herausgeber des zweimonatlich erschienenen Ufo-Kurier (1994 - 1998), die Erstausgabe trug den Titel "Gibt es eine außerirdische Basis auf Puerto Rico?". Bekannte Kopp-Autoren sind heute die Ex-Tagesschau-Moderatorin Eva Herman, der Ex-FAZ-Redakteur Udo Ulfkotte und der Ex-WDR-Journalist Gerhard Wisnewski. Die Bücher des Bestseller-Autoren Ulfkotte zählen zu den erfolgreichsten Kopp-Produkten. Sie tragen Titel wie "Gekaufte Journalisten", "SOS Abendland" und "Die Asylindustrie". Sie warnen vor Islamismus, Parallelwelten oder dem "Albtraum Zuwanderung" und erreichen nach Verlagsangaben Auflagenzahlen "im sechsstelligen Bereich".

Kopp betreibt neben dem Verlag und der Versandbuchhandlung die Print-Zeitschrift "Kopp Exclusiv", ein Webportal mit "Nachrichten" und einen Youtube-Videokanal. Mehrfach ist der Verlag auf seiner Internetplattform durch reißerische Artikel zur Flüchtlingssituation aufgefallen. So schrieb ein Autor beispielsweise von einer "Invasion" und der "Kapitulation vor der Migrationswaffe". In unregelmäßigen Abständen veranstaltet der Verlag Kongresse, im April 2016 etwa ging es in der Fürther Stadthalle einen Tag lang um "perfekte Krisenvorsorge". Mit derartigen Veranstaltungen lassen sich erhebliche Umsätze generieren, die Teilnehmerzahl des Fürther Kongress zum Beispiel soll bei 600 gelegen haben, die Eintrittsgebühr bei diesem betrug 69 Euro.

Laut eigenen Angaben Kopps versendet der Verlag pro Tag zwischen 10.000 und 25.000 Bücher, die Kundenkartei zähle 700.000 regelmäßige Kunden. 60 Mitarbeiter beschäftigte der Verlag 2015, der vergangenes Jahr mitteilte, einen "mittleren zweistelligen Millionenumsatz" (Kopp) zu erzielten. Das Lieferprogramm des Versands umfasst auch Bücher anderer Verlage, darunter rechtsextreme wie der ehemalige Grabert Verlag. Vertrieben werden seit Jahren auch Bücher rechtsextremer Autoren wie des verurteilten Holocaust-Leugners David Irving, des ehemals führenden NPD-Chefideologen Rolf Kosiek sowie von "Jan van Helsing" (= Jan Udo Holey), der in seinem antisemitischen Machwerk "Hände weg von diesem Buch!" die Juden als Drahtzieher einer angeblichen Weltverschwörung ausmacht. Das Bundesamt für Verfassungsschutz rechnet "Hände weg von diesem Buch" dem rechtsextremen Antisemitismus zu. Ein weiteres Buch aus dem Kopp-Verlagsprospekt trägt den Titel "Banken, Brot und Bomben". Der Autor, Stefan Erdmann, bezieht sich darin immer wieder auf die gefälschte, antisemitische Hetzschrift Interner Link: "Die Protokolle der Weisen von Zion".

Ebenfalls im Kopp-Verlagsprospekt fand sich das beim rechtsextremen Druffel Verlag erschienene Buch "Julius Schaub. In Hitlers Schatten. Erinnerungen und Aufzeichnungen des persönlichen Adjutanten und Vertrauten 1925-1945". Schaub war Mitbegründer der SS und ab 1933 persönlicher Begleitoffizier Hitlers. Autor des Buches ist Olaf Rose, ein NPD-Mann, der für die Partei unter anderem zum Europaparlament kandidierte und 2012 bei der Wahl zum Bundespräsidenten antrat.

Der Kopp-Verlag wendet sich nicht nur an das Rechtsaußen-Spektrum, sondern versucht auch, die breite Öffentlichkeit zu erreichen. So schaltet der Verlag Prospekte und Werbeanzeigen in auflagestarken Publikationen wie der ADAC Motorwelt (monatlich 13,7 Millionen Exemplare) oder der Fernsehzeitschrift RTV (die Woche für Woche mehr als 200 Tageszeitungen beiliegt und in einer Auflage von rund 8,5 Millionen Exemplaren erscheint). Auf der anderen Seite wirbt der Kopp-Verlag in Szene-Publikationen wie Compact, Junge Freiheit und Preußische Allgemeinen Zeitung.

Deutsche Stimme Verlags GmbH

Der Sitz des NPD-eigenen Deutsche Stimme Verlags ist seit 2000 das sächsische Riesa (Landkreis Meißen). Von 1998 bis 2000 hatte der Verlag im oberbayerischen Sinning auf einem Gelände von Anton Pfahler residiert, einem ehemaligen Funktionär der 1980 verbotenen "Wehrsportgruppe Hoffmann". Dort wurden bei einer Razzia im Juni 1998 unter anderem Maschinenpistolen, Handgranaten und weitere Waffen gefunden.

Der Deutsche Stimme Verlag hat in den vergangenen Jahren an Bedeutung verloren. Sein Schwerpunkt ist die Herausgabe der Parteizeitung Deutsche Stimme (gegründet 1976, derzeitige Auflage ca. 20.000 Stück). Vertretungsberechtigte Geschäftsführer sind seit Oktober 2012 das NPD-Bundesvorstandsmitglied Peter Schreiber (Jg. 1973) und der NPD-Bundesschatzmeister Andreas Storr (Jg. 1968). Schreiber ist zugleich seit Februar 2014 Chefredakteur der Monatszeitung Deutsche Stimme. Storr gehörte 2009-2014 der sächsischen NPD-Landtagsfraktion an.

Über viele Jahre betrieb der Deutsche Stimme Verlag ein Versandgeschäft, das zeitweise sehr profitabel war. In einem Ladengeschäft in Riesa und vor allem im Internet wurde alles angeboten, was zum rechtsextremen Lifestyle gehört – rund 7.000 Artikel –, von Szenebekleidung über Rechtsrock und Hörbücher über "Rudolf Heß" bis zum "Puzzle Deutschland in den Grenzen von 1937". Nachdem die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) im April 2013 den Online-Katalog des DS-Versandhandels indiziert hatte, musste der DS-Verlag seine Versandseite offline stellen. Ein BPjM-Gremium hatte gleich mehreren Produkten bescheinigt, den Nationalsozialismus zu verherrlichen. Nach zweijährigem Stillstand des Versandhandels gab im März 2015 der bundesweit bekannte Neonazi und langjährige NPD-Funktionär Thorsten Heise (Jg. 1969) die Übernahme des NPD-Warenversands kund. Nach Informationen der Plattform "Blick nach rechts" übernahm der "Buchdienst Kaden" (siehe Winkelried Verlag) die Buchkunden des NPD-Verlags. Seitdem versendet die NPD von Riesa aus nur noch Partei-Werbeartikel wie Aufkleber "Das Boot ist voll", T-Hemden "Asyl Nein danke", Transparente "Asylmißbrauch macht uns arm" oder Aufkleber "D-Mark". Ein Schwerpunkt des DS-Buchprogramms waren Waffen-SS-glorifizierende Werke mit Titeln wie "Die Flucht des Untersturmführers", "Die Waldwölfe - Unter baltischen Freiheitskämpfern" oder "SS-Sturmbataillon 500 am Feind". Autor der genannten Bücher war der 2015 mit 91 Jahren verstorbene einstige SS-Obersturmführer Frithjof Elmo Porsch. In rechtsextremen Kreisen war Porsch als Buchautor unter dem Pseudonym Ingo Petersson bekannt. Nach der Übernahme der Buchkunden betreibt der Deutsche Stimme Verlag nahezu ausschließlich den Versand von Materialien.

Gelegentlich führt der Deutsche Stimme Verlag Veranstaltungen durch; zuletzt im Oktober 2015 in Riesa eine sogenannte "Europakonferenz" unter dem Motto "Reconquista Europa – Jugend für die Freiheit der europäischen Völker". Im Rahmen der Veranstaltung, als deren Ziel die JN im Vorfeld die "Vernetzung und Errichtung der nationalistischen Bewegungen im ganzen Okzident" bezeichnete, traten Vertreter von mindestens neun rechtsextremen Organisationen aus sechs europäischen Ländern auf und stellten in Redebeiträgen ihre politische Arbeit vor. Neben Referaten von NPD-Politikern wie dem NPD-Bundesvorsitzenden Frank Franz und dem NPD-Europaabgeordneten Udo Voigt spielten Szenebands wie "Heiliges Reich" und "Kraftschlag".

Im März 2015 startete die NPD ein Internet-Fernsehmagazin unter dem Namen "DS-TV", es wird unter anderem in das Video-Portal YouTube eingestellt. Diese "neue Medienoffensive" solle, so hieß es, "patriotischen Positionen auch zwischen den Wahlen das notwendige Gehör ... verschaffen." Mit der Projektleitung wurde das NPD-Bundesvorstandsmitglied Jens Pühse betraut; für Regie, Filmaufnahmen und Schnitt ist Jörg Hähnel zuständig, Leiter des Amtes für Öffentlichkeitsarbeit des NPD-Bundesvorstands. Moderatorin und damit das Gesicht des Parteifernsehens ist Interner Link: eine junge Dresdnerin, die unter dem Pseudonym Emma Stabel auftritt. Pühse gehörte einst der 1992 wegen Wesensverwandtschaft mit dem Nationalsozialismus verbotenen "Nationalistischen Front" (NF) an. Hähnel war Mitglied der 2011 ebenfalls wegen Wesensverwandtschaft mit dem Nationalsozialismus verbotenen "Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige" (HNG). Für DS-TV wurde im Verlagsgebäude in Riesa ein Aufnahmestudio eingerichtet. Die als Reportage daherkommenden Propagandavideos drehen sich beispielsweise um den Islam oder das NPD-Verbotsverfahren.

Winkelried-Verlag (auch Buchdienst Kaden)

Der Winkelried-Verlag in Dresden ging aus dem "Buchdienst Kaden" hervor, einer "Verlagsbuchhandlung für Militär und Geschichte". Gründer war Eric Kaden (Jg. 1976). Kaden engagierte sich bei der neonazistischen "Wiking-Jugend" (WJ) und dem NS-apologetischen "Freundeskreis Ulrich von Hutten". 2008 legte Kaden, damals Mitarbeiter der NPD-Landtagsfraktion in Schwerin, im Winkelried-Verlag eine Biographie des SS-Angehörigen und Schriftstellers Kurt Eggers vor. Die Werke von Eggers waren von einer rassistischen und auf den Kampf ausgerichteten Weltsicht geprägt. Kaden lässt in der Biographie jede kritische Distanz zur NS-Zeit vermissen. 2009 wurde das Buch durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien indiziert.

Der Winkelried-Verlag verlegt und vertreibt Bücher rechtsextremer Autoren, meist Lizenzausgaben, darunter etwa David Irvings "Adolf Hitler. Führer und Reichskanzler" oder Erich Ludendorffs "Der totale Krieg. Theorie und Praxis 1943-1945". Im Angebot sind auch Bücher des Deutsche Stimme Verlags und Bücher von "Ingo Petersson" (= Frithjof Elmo Porsch). Der 2015 verstorbene einstige SS-Obersturmführer gehörte der SS-Division Totenkopf an, die sich durch besonders rücksichtslose Kriegsführung kennzeichnete und an Kriegsverbrechen beteiligt war. Aktuell werden vom Winkelried-Verlag auch historische Karten wie "Das großdeutsche Reich 1942" und Tonträger wie "Elitesoldaten – Musik in der Waffen-SS" vertrieben.

Als Inhaber des Winkelried-Verlags wird im Handelsregister seit 2014 Dankwart (Danny) Strauch vom Adoria-Verlag im sächsischen Leisnig (zuvor Oberhausen, Nordrhein-Westfalen) genannt. Strauch war Aktivist der 2009 wegen Wesensverwandtschaft mit dem Nationalsozialismus verbotenen "Heimattreuen Deutschen Jugend" (HDJ). Strauch zählte zeitweise zum Mitarbeiterstab des rechtsextremen Verlegers Dietmar Munier („Lesen & Schenken“) aus Schleswig-Holstein.

Antaios

Der Verlag Antaois (bis November 2012: Edition Antaois) wurde 2000 von Götz Kubitschek (Jg. 1970), einem der maßgeblichen Akteure der Neuen Rechten, gegründet und wird bis heute von ihm geleitet. Der gebürtige Schwabe, ein umtriebiger Publizist und politischer Aktivist, war zeitweise Redakteur der Jungen Freiheit. Er vertritt völkische Positionen. Der Verlag Antaios hat seinen Sitz auf dem Rittergut Schnellroda in der sachsen-anhaltischen Gemeinde Steigra (Landkreis Saalekreis). Antaois ist der Hausverlag des Interner Link: "Instituts für Staatspolitik" (IfS) und seinem Sprachrohr, der Zeitschrift "Sezession"; verantwortlicher Redakteur und Verleger ist Kubitschek. Zu dem neurechten Netzwerk, das sich in der Tradition der Konservativen Revolution der Weimarer Republik sieht, einer geistigen Strömung des antidemokratischen Denkens, zählt auch das von Kubitschek betriebene Debattenportal sezession.de.

Die Bezeichnung Antaois stammt aus der griechischen Mythologie. Der Riese Antaois, Sohn des Poseidon und der Gaia, war mit nahezu unbezwingbarer Stärke ausgestattet. "Antaois – Zeitschrift für eine freie Welt" lautete auch der Titel einer Zeitschrift, die von 1959 bis 1971 im Klett-Verlag erschien. Herausgeber waren der einstige Fremdenlegionär und Kriegsschriftsteller ("Stahlgewitter") Ernst Jünger und der Rumäne Mircea Eliade, ein Ideologe der faschistischen Bewegung "Legion des Erzengels Michael".

Der Verlag fristete lange Zeit ein Nischendasein. Er wurde einer breiteren Öffentlichkeit erst durch ein Buch über Thilo Sarrazin bekannt, dass sich nach seinem Erscheinen im November 2009auf der Amazon-Bestsellerliste fand. Zu den Antaois-Veröffentlichungen zählen der Anti-Charlie-Hebdo-Essay "Ich bin nicht Charlie" und eine Neuübersetzung des 1973 erstmals in Frankreich erschienenen Buches "Das Heerlager der Heiligen" des Schriftstellers, Royalisten und Junge Freiheit-Interviewpartners Jean Raspail. Das Kultbuch der Neuen Rechten, in der Bundesrepublik erstmals 1985 im Hohenrain-Verlag erschienen, ist ein dystopischer Roman über den Untergang des Abendlandes nach einer Flüchtlingsflut. Das Machwerk wurde von der Illustrierten Focus zum "Buch zur Flüchtlingskrise" gekürt. Verlegt wurden bei Antaois auch Aufsätze des antiislamischen Hasspredigers "Fjordman" (= Peder Jensen). Der Norweger schreibt seit 2003 islamfeindliche Artikel. "Fjordman" war für den norwegischen Rechtsterrorist Anders Breivik ein Vorbild, der bei Anschlägen im Juli 2011 77 Menschen tötete.

Antaios-Autor ist seit April 2016 auch Akif Pirinçci, der ursprünglich mit Katzenkrimis bekannt wurde, zuletzt aber mit rechtspopulistischen Pamphleten ("Deutschland von Sinnen. Der irre Kult um Frauen, Homosexuelle und Zuwanderer" oder "Die große Verschwulung. Wenn aus Männern Frauen werden und aus Frauen keine Männer") für Aufsehen gesorgt hatte.

Verleger Kubitschek ist mehrfach bei Demonstrationen von Pegida bzw. seinen Ablegern aufgetreten, ebenso bei der rechtspopulistischen Lega Nord in Italien oder dem französischen Bloc Identitaire. Gemeinsam mit Jürgen Elsässer vom verschwörungstheoretisch ausgerichteten Magazin "Compact" startete Kubitschek die sogenannte "Ein-Prozent"-Initiative, nach der ein Prozent der Deutschen ausreicht, um eine nachhaltige Veränderung des gesellschaftlichen Klimas herbeizuführen. Die Initiative, die sich als "Greenpeace … für die patriotischen Kräfte" versteht, propagiert "Widerstand gegen das skrupellose 'Durchregieren' der Regierung Merkel".

Junge Freiheit Verlag GmbH & Co. KG

Die Junge Freiheit Verlag GmbH & Co. KG mit gut zwei Dutzend Mitarbeitern residiert in einem Ärzte- und Anwaltsgebäude am Hohenzollerndamm im Berliner Westen. Eigentümer und Geschäftsführer des Verlags ist Dieter Stein (Jg. 1967). Stein ist zugleich Chefredakteur der im Verlag erscheinenden Wochenzeitung "Junge Freiheit", die sich selbst als konservativ bezeichnet. Einige Politikwissenschaftler teilen diese Charakterisierung, andere verorten sie am Übergang von Konservatismus zu extremer Rechter oder bezeichnen sie als radikal-nationalistisch. Der Verlag der Jungen Freiheit wurde 1990 von zehn Autoren und Redakteuren ins Leben gerufen und ist seit 1993 in Berlin ansässig. Die verkaufte Auflage der Wochenzeitung betrug laut Statistiken des Brancheninformationsdienstes IVW im dritten Quartal 2016 28.675 Exemplare [LINK zum JF-Abschnitt im Maegerle-Text zu Periodika]. Ergänzt wird die JF-Printausgabe durch die Internetseite junge-freiheit.de, die beispielsweise im Oktober 2016 laut IVW rund 5,5 Millionen Seitenaufrufe und mehr als 80.000 Besucher pro Tag verzeichnete. Darüber hinaus gibt es das Fernsehformat JF-TV. Themen bei JF-TV sind unter anderem die "Flüchtlingslüge" und Pegida. Im Vorfeld der baden-württembergischen Landtagswahl im März 2016 begleitete JF-TV den dortigen AfD-Spitzenkandiaten Jörg Meuthen und produzierte einen knapp 45-minütigen Film.

Zum Verlagskomplex zählt die JF Edition, die mit Buchautoren wie Stein, Karlheinz Weißmann, dem theoretischen Kopf der JF, und dem Franzosen Alain de Benoist aufwartet, der als internationaler Vordenker der Neuen Rechten gilt. De Benoist ist langjähriger JF-Mitarbeiter, sein erster Beitrag erschien 1991. Sein Buch "Aufstand der Kulturen" bildete 1999 den ersten Band der in jenem Jahr geschaffenen Edition JF.

Regelmäßig nimmt der Junge Freiheit Verlag an den Buchmessen in Frankfurt/Main und Leipzig teil und veranstaltet dort Gesprächsforen. Im Oktober 2015 beispielsweise sprachen am JF-Stand in Frankfurt der Kopp-Bestseller-Autor Udo Ulfkotte über "Profiteure der Asylindustrie in Politik, Medien und Konzernen". Der umstrittene Autor Akif Pirinçci, neuerdings Buchautor beim neurechten Verlag Antaois, las aus seinem Buch "Die große Verschwulung", in dem er über das "Elend der Gleichmacherei" und "die grausame Gender-Propaganda" herzieht. In der Vergangenheit waren unter anderem Günter Maschke und Götz Kubitschek Teilnehmer der JF-Foren. Maschke bezeichnete sich in einem JF-Interview selbst als "Verfassungsfeind" und bewertete an anderer Stelle die Verfassung als "Gefängnis", (Kubitschek ist Gründer des Interner Link: Instituts für Staatspolitik, IfS, der gegenwärtig wohl wichtigsten Institution der Neuen Rechten in Deutschland.)

Vor mehr als zehn Jahren stand die Wochenzeitung Junge Freiheit einige Jahre lang unter Beobachtung mehrerer Verfassungsschutzämter, dagegen wehrte sich das Blatt juristisch und hatte 2005 in letzter Instanz Erfolg.

Anton Maegerle (Pseudonym) ist Journalist und Autor von Sachbüchern zum Rechtsextremismus.