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Krimi gegen Rechts | Rechtsextremismus | bpb.de

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Krimi gegen Rechts Wie gute Freunde einen Kumpel aus dem braunen Sumpf retten

Caspar Rehner Von Caspar Rehner

/ 3 Minuten zu lesen

Auch das können Medien leisten - indem sie bei Buchbesprechungen gute, jugendnahe Bücher zum Thema Rechtsextremismus nicht übersehen. Der Krimi ''Schwarz-Rot-Gold'' gehört dazu.

Neonazis als Krimithema für junge Leute: "Schwarz Rot Gold". (© H.Kulick)

Auch das können Medien leisten - indem sie bei Buchbesprechungen gute, jugendnahe Bücher zum Thema Rechtsextremismus nicht übersehen. Der Krimi ''Schwarz-Rot-Gold'' gehört dazu.

Sogar Tatort-Kommissar Bruno Ehrlicher spielt in diesem Jugendkrimi als Gastfigur mit. Die wichtigsten Detektive in diesem Krimi sind dagegen drei 14- und 15jährige. Sie ergründen, warum ein eigentlich guter Kumpel plötzlich gewalttätig gegenüber Ausländern wird und kommen einem rechtsextremen Netzwerk auf die Spur. Viel Psychologie spielt dabei eine Rolle und viel reale Lebenswelt. Und am Ende gibt es guten Rat. Das ganze ist nicht schlecht gemacht. Außer, dass am Ende im realen Leben Polizei und Justiz sicher nicht ganz so selbstverständlich rechte Strukturen zerschlagen, wie in diesem Krimi der KIKA-Redaktion. Aber egal, der Weg bis dorthin ist nachlesenswert, denn es wird sich intensiv damit beschäftigt, warum junge Menschen plötzlich in die braune Szene abrutschen, denen zu Hause Ansprechpartner und Wärme fehlen. Und wie Neonazigruppen clever Jugendliche rekrutieren und ausnutzen. Und, wie sie Geschichte verdrehen, um ihre aufgesetzten Feindbilder zu untermalen.

All das wird eindrucksvoll von Autorin Luisa Hartmann geschildert, die für ihren Krimi guten Rat eingeholt hat. Von einem Kinder- und Jugend-Kummertelefon, der Jugendgerichtshilfe, aus Jugendclubs und der Aktion Zivilcourage in Pirna.

Im Mittelpunkt steht Natascha aus Kasachstan, deren deutschstämmige Familie vor Jahren nach Leipzig zog und dort hautnah etwas erlebt, worauf sie in Kasachstan niemand vorbereitet hat: Ausländerfeindlichkeit. Verprügelt wird sie ausgerechnet von einem Jungen namens Ronny, in den sie sich verlieben wollte, der aber muss seiner neuen rechten Gruppe als Mutprobe beweisen, dass er Ausländer nicht nur mit Worten hasst, sondern auch mit Taten. Schließlich will er kein "Weichei" sein.

Ronny ist eigentlich nur deshalb tief ins Neonazi-Milieu abgerutscht, weil er geschickt geködert wurde. "Bring neue Leute", hatte der Gruppenleiter seinem Werber Max befohlen, "Wir müssen ständig wachsen und dafür sorgen, dass sich unsere Ansichten verbreiten". Und Ronny ist leichte Beute. Seine Mutter ist bei einem Unfall gestorben und der Vater überfordert, jetzt vermittelt ihm die neue Gruppe das Gefühl von Geborgenheit und Anerkennung: "Die interessieren sich wenigstens für mich", so geht er der Gruppe auf den Leim und wacht erst auf, als er in einer brenzligen Situation im Stich gelassen wird.

Auch lernt man nebenbei so manches über Spannungen zwischen Jugendmilieus rechter und russlanddeutscher Gruppen, die in vielen ostdeutschen Städten keine Seltenheit mehr sind. Aber auch Lehrer, die auf der Seite der Nazis zu finden sind, spielen eine Rolle. Und natürlich - will man's einem Jugendkrimi verdenken - handelt das Buch auch von Liebe, die letzten Endes Augen öffnet und Wunden heilt, nicht ohne Grund, weil sie den Zustand ganz besonders hoher Anfälligkeit beendet für das Abrutschen in die angeblich kameradschaftlichen rechten Milieus - das trostlose Alleinsein und Rumhängen.

Wem manches zu simpel gestrickt vorkommen sollte, wird im Anhang eines Besseren belehrt. Zwei Interviews mit einem jungen Opfer rechter Gewalt, Marcel R., und einem Aussteiger aus einer solchen Brutalogang, Mike H., machen deutlich, woher die Autorin ihren Stoff bezieht - schlicht aus dem wahren Leben. So begründet der 17-jährige Marcel H, wie er zum Mitläufer wurde: "Einerseits aus Langeweile - ich war nicht ausgelastet und wusste einfach nicht, wohin mit meiner Kraft. Andererseits hatte ich Probleme mit meiner Familie...Auch in der Schule hörte keiner zu. Deshalb hab ich mir eben andere Leute gesucht, die ich "cool" fand. Und Rechte wirken "cool", wenn man eine Außenseiter ist. Ich war froh darüber, einen "Anführer" gefunden zu haben, weil ich selbst keine starke Persönlichkeit hatte. Darum habe ich auch alles gemacht, was der Anführer gesagt hat - ich hatte nichts entgegenzusetzen". Ein lehrreiches Buch.

Krimi.de Roman Band 2 Schwarz-rot-gold Umfang 160 Seiten Verlag: Panini Books ISBN: 3-8332-1326-4

Fussnoten

Caspar Rehner, Jahrgang 1987, war Abiturient an der Sophie-Scholl-Schule in Berlin und Mitarbeiter des Schülerzeitungsprojekts "extrem*", für das er diese Kurzkritik verfasste. Er war außerdem Fachberater für viele Jugend-Aspekte dieses Internet-Auftritts der bpb. Er verunglückte im Mai 2007 kurz vor Fertigstellung dieses Themenschwerpunkts tödlich auf dem Weg zu einem Konzert '"Laut gegen Nazis" in Wunsiedel. Er wollte dort eine Reportage für den nächsten Monatsschwerpunkt vorbereiten, der '"Zivilgesellschaft" heißt.