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Kann es einen "Feminismus von rechts" geben? | Rechtsextremismus | bpb.de

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Kann es einen "Feminismus von rechts" geben?

Renate Bitzan

/ 11 Minuten zu lesen

Emanzipierte und selbstbewusste Frauen haben es in der Vergangenheit bei NPD & Co. nicht lange ausgehalten. Gleichberechtigung und rechtsextreme Ideologie waren zumindest bislang nicht miteinander vereinbar. Ob das in Zukunft anders sein könnte, ob es also einen "Feminismus von rechts“ geben kann – dazu äußert sich die Rechtsextremismus-Forscherin Renate Bitzan im Interview.

Frau Professor Bitzan, warum eigentlich gibt es in der rechtsextremen Szene so deutlich weniger Frauen als Männer?

Einerseits liegt es sicherlich daran, dass die Szene seit jeher sehr männlich geprägt ist – deshalb fühlen sich auch eher Männer davon angezogen. Andererseits gibt es inhaltliche Gründe: In der extrem rechten Ideologie geht es viel um Stärke, Macht und Herrschaft, um Dominanzstreben und Überlegenheitsphantasien – alles Punkte, die an traditionelle Männerbilder andocken. Und weil viele Jungen und Männer auch heute noch eher traditionell sozialisiert werden, sind sie – bewusst oder unbewusst – wohl empfänglicher für solche Ideologieangebote als Frauen.

Das heißt, Frauen wollen keine Macht und sich nicht überlegen fühlen?

(lacht) Nein, das habe ich nicht gesagt. Aber es widerspricht doch dem immer noch vorherrschenden Weiblichkeitsbild, dass Frauen Machtansprüche genauso massiv vortragen oder durchsetzen wie Männer. Sie tun das eher subtiler. In der traditionellen Sozialisation wird Weiblichkeit ja eher mit Fürsorglichkeit und Zuwendung verbunden, mit Weichheit und Sozialität – das Erscheinungsbild der extrem rechten Szene ist – zumindest in Teilen – so ziemlich das Gegenteil davon.

Auch bei Wahlen schneiden rechtsextreme Parteien unter Frauen meist viel schlechter ab als unter Männern …

… grob gesagt kommen üblicherweise ein Drittel der Stimmen von Frauen, zwei Drittel von Männern. Spannend ist aber, dass die Mehrheitsverhältnisse bei den Einstellungen nicht so klar sind. Schaut man sich die vielen Rechtsextremismusstudien an, dann gibt es eigentlich nur einen einzigen Punkt, bei dem Frauen regelmäßig deutlich weniger zustimmen: die Gewaltakzeptanz. Bei den sonstigen Einstellungen aber – seien es Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Islamophobie, Homophobie –, da liegen Frauen und Männer im Großen und Ganzen ziemlich gleichauf.

Der wesentliche Unterschied ist das Aktivwerden?

Genau. Deutlich häufiger als Frauen setzen Männer ihre rechtsextremen Einstellungen in Handlungen um, die als politisches Handeln im engeren Sinne betrachtet werden. Alltagshandeln im sozialen Umfeld allerdings, wie etwa abwertende Bemerkungen oder ausgrenzendes Verhalten gegenüber Migrant_innen, finden wir auch sehr häufig bei Frauen.

Kann es einen "Feminismus von rechts" geben?

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Kann es einen "Feminismus von rechts" geben?

Ob es einen "Feminismus von rechts" geben kann, dazu forscht Renate Bitzan. Der Journalist Toralf Staud hat sie interviewt und berichtet über ihre Forschungsergebnisse.

Was finden Frauen attraktiv an rechtsextremer Ideologie?

Zuerst einmal genau dasselbe wie Männer: Ein rassistisches oder nationalistisches Weltbild vermittelt einem selbst ein Überlegenheitsgefühl. Dementsprechend stehen auch bei Frauen z.B. "ausländerpolitische" Fragen im Vordergrund bei ihrer Hinwendung zu extrem rechten Gruppen oder Parteien.

Aber es gibt auch eine spezifische Attraktivität für Frauen: Die Ideologie ermöglicht es ihnen, sich einen exklusiven Platz, eine originäre Rolle zuzuweisen – nämlich Nachwuchs zu gebären und zu erziehen und dadurch unersetzlich zu sein für den „Fortbestand des deutschen Volkes“. Rechtsextreme Frauen können sich sozusagen als "Hüterinnen der weißen Rasse" fühlen.

Für manche Frauen ist eine solche Vorstellung vielleicht sogar entlastend. Denn die moderne Doppelrolle in Beruf und Familie ist im Alltag ja gar nicht so leicht umzusetzen. Der Spagat zwischen Erwerbsarbeit und Kinderbetreuung gelingt oft nur unter Stress und Schwierigkeiten oder auch gar nicht. Wenn dann eine Ideologie sagt: Du brauchst gar nicht berufstätig zu sein, du bist auch eine ganz tolle Superfrau, wenn du dich ausschließlich auf die Familie konzentrierst, das ist sogar besser – dann kann das durchaus attraktiv sein.

Dies ist die Rolle, die rechtsextreme Männer den Frauen gern zuweisen. Sehen die rechtsextremen Frauen das genauso?

Da müssen wir differenzieren. Unter extrem rechten Frauen gibt es durchaus verschiedene Varianten des Frauenbildes. Ich würde drei Haupttypen unterscheiden: Erstens die eben beschriebene, ganz klassische Rolle, vor allem anderen gesunden, "rassereinen" Nachwuchs in möglichst großer Zahl zu gebären.

Der zweite Typus ist eine etwas modernisierte Form, wo Frauen nicht nur Mütter sein, sondern auch öffentlich-politisch auftreten sollen. Hier wird nach wie vor die Differenz zu den Männern betont, aber Frauen sollen, bitteschön, ihre Sichtweise auch in den politischen Prozess einspeisen dürfen.

Und dann gibt es noch einen dritten Typ extrem rechter Frauen, die durchaus Kritik üben an sexistischen Strukturen sowohl in der Gesellschaft als auch innerhalb der Szene. Bei ihnen ist punktuell sogar von Emanzipation bis hin zu Feminismus die Rede.

Wie ist das Zahlenverhältnis zwischen diesen Gruppen?

Das lässt sich schwer quantifizieren. Der dritte Typ ist eher die Ausnahme, diese Frauen vertreten eine Sonderposition. Was aber interessanterweise nicht dazu führt, dass sie aus der Szene gedrängt werden. Der zweite Typus ist vermutlich der häufigste, was die praktische Lebensführung rechtsextremer Frauen angeht. Auf der ideologischen Ebene aber wird eher der erste Typ am häufigsten vertreten.

Also das aus der NS-Propaganda bekannte Klischee der blonden Walküre mit Mutterkreuz und Kinderschar …

… mit gesunden Jungs und Mädchen, die später tapfere Soldaten und wiederum eifrige Mütter werden und so weiter, ja. Aber eigentlich muss man bei diesem Frauenbild nochmal zwei Untertypen auseinanderhalten: Erstens die "starke Walküre", die in den historischen faschistischen Darstellungen tatsächlich mit vielen Kindern zu sehen ist, aber ohne deren Vater. Dieses Bild passt natürlich zur Situation im Krieg, wo der Mann im Felde ist und die Frau alleinverantwortlich den Laden schmeißt. Zweitens ein Bild, das näher am traditionell bürgerlichen ist, wo die Frau an der Seite des Hausherrn steht beziehungsweise ihm untergeordnet ist, die nicht in der Welt steht, sondern zu Hause sitzt, eher zartbesaitet und vielleicht den Stickereien zugeneigt.

Dies ist – in unterschiedlicher Ausformung – das klassisch rechtsextreme Frauenbild. Bei beiden ist die Mutterideologie das Kernstück. Und es ist klar, dass politisch-öffentliche Aktivitäten eher nichts für Frauen sind, seien es Demonstrationen, Straßenschlachten, öffentliche Reden oder politische Ämter.

Dieser Frauentyp wird in der Szene vor allem von der Gemeinschaft deutscher Frauen (GdF) verkörpert. Neben der Mutterschaft ist da die Weitergabe der angeblich germanischen Kultur an den Nachwuchs ganz zentral. Die GdF gibt zum Beispiel eine Zeitschrift namens "Zwergenpost" heraus, in der vermeintlich "arteigene" Bräuche gepflegt werden, sie richtet Sonnenwendfeiern aus und propagiert altgermanische Monats- und Kindernamen und so weiter.

Ist dies auch das Frauenbild der NPD?

Teilweise, aber nicht nur. Es gibt sicherlich viele Frauen und Männer in der NPD, die diesem traditionellen Frauenbild anhängen. Aber mit dem Ring Nationaler Frauen (RNF) besitzt die Partei eine eigene Frauenorganisation, die sich seit ihrer Gründung 2006 auf die Fahnen geschrieben hat, in den politischen Bereich hineinzuwirken und die damit ganz klar dem zweiten Typus rechtsextremer Frauenbilder zuzuordnen ist. Der RNF pflegt eine relativ professionelle Website, nimmt zu tagesaktuellen Themen Stellung, will Frauen in Parlamente bringen und versucht, sie dafür fit zu machen. Die Mutterrolle wird dort weiter hochgehalten, daneben gehen diese Frauen aber auch in einen Bereich, der männlich tradiert ist, und sagen: Wir wollen mitgestalten.

War die Gründung des RNF vielleicht eine Reaktion auf die speziellen Verhältnisse in Ostdeutschland, wo die NPD ja seit Jahren ihren Schwerpunkt hat? Mit dem traditionell-rechtsextremen Frauenbild könnte die NPD kaum bei ehemaligen DDR–Bürgerinnen landen, die ganz selbstverständlich arbeiten gehen und eine Kita-Betreuung nutzen, die Scheidung und ein Leben als Alleinerziehende ganz normal finden.

Das kann gut sein. Zwar war eine Ausdifferenzierung rechtsextremer Frauenrollen auch vorher schon zu beobachten. Bereits in Westdeutschland vor der Wiedervereinigung gab es Risse im einst homogenen Frauenbild der Szene, aber nach 1990 wurden die sicherlich verstärkt. Wenn Sie sich heute Plakate oder Flyer der NPD anschauen, dann finden Sie keine Frauen mit langen, blonden Zöpfen mehr, sondern attraktive junge Frauen, die zukunftsoptimistisch in die Welt blicken. Optisch passt das durchaus in die heutige Zeit.

Die wichtige Frage aber ist, wie viel Toleranz die Szene wirklich für Frauen mit moderneren Lebensentwürfen aufbringt, die mehr beinhalten als ausschließlich Mutterschaft. Mir scheint, dass der Rahmen da schon relativ weit gesteckt wird und es nicht unbedingt sanktioniert wird, wenn Frauen auch andere Ziele verfolgen. Ganz im Gegenteil habe ich den Eindruck, dass dies sogar bewusst genutzt wird. Wenn eine Frau auf einer Demonstration mitmarschieren will, dann wird gesagt: Prima, und geh’ doch gleich in die erste Reihe, damit du aufs Pressefoto kommst. Die klügeren Männer in der Szene wissen längst, dass Frauen imageförderlich sind.

Aber bisher haben es selbstbewusste Frauen in der NPD nicht lange ausgehalten. Wenn es mal eine bis zur Landesvorsitzenden brachte, wie vor ein paar Jahren in Hamburg Anja Zysk, dann wurde sie von den Männern schnell wieder weggemobbt.

Genauso gibt es aber auch Frauen, die in der Szene hochgeschätzt sind oder waren. Ich denke nur an Ursula Müller, die viele Jahre lang die Hilfsgemeinschaft für Nationale Gefangene (HNG) geführt hat. Sie spielte auch eine wichtige Rolle, als sich Ende der 1980er Jahre die neonazistische Szene wegen der Homosexualität von Michael Kühnen spaltete. Da war Ursula Müller eine der wichtigsten Strippenzieherinnen, damit es wieder zu einer Versöhnung kam.

Das stimmt, aber ist sie nicht eher ein Beispiel dafür, dass Frauen in weiblichen Rollen akzeptiert werden? Die HNG war keine Kampforganisation, sondern betreute und pflegte die (meist männlichen) Kämpfer. Auch die Streitschlichtung ist ja, etwa in Familien, eine typische Frauenrolle. Eine Parteivorsitzende wie Marine Le Pen beim rechtspopulistischen französischen Front National wäre in der NPD doch undenkbar, oder?

Klar, bisher ist so etwas schwer vorstellbar. Aber wer weiß, was passieren würde, wenn es in der NPD jemanden dieses Formats gäbe. In Bayern hat die Partei bei der letzten Landtagswahl eine Frau als Spitzenkandidatin aufgestellt, Sigrid Schüßler, die machte überhaupt keinen verhuschten Eindruck. Sie trat selbstbewusst auf, kess und ein bisschen provokativ, der Slogan dazu lautete „Unwiderstehlich anders“. Natürlich sind das Einzelfälle, aber es ist eben überhaupt nicht ausgeschlossen.

Wird die männerbündische Kultur in der NPD tatsächlich aufgeweicht? Da trifft man sich gern in verrauchten Hinterzimmern zum Biertrinken, und nach der Vorstandssitzung geht’s – wie parteiintern getratscht wird – schon mal gemeinsam ins Bordell.

Das kann ich nicht beurteilen, ich bin ja nicht dabei. Aber männerbündische Strukturen sind ja kein Spezifikum der NPD, das gibt’s in höheren Manageretagen auch.

Gibt es Themen, wo die NPD oder rechtsextreme Frauen Anknüpfungspunkte haben zu nicht-rechten Frauen, wo sie sozusagen einen Nerv treffen?

Nun ja, die Familienförderung zum Beispiel steht bei Rechtsextremen hoch im Kurs – bei ihnen natürlich mit dem Ziel, den Volkserhalt zu sichern. Aber eine Forderung nach mehr Kindergeld oder einem sogenannten Müttergehalt klingt sicherlich für viele Frauen auf den ersten Blick attraktiv.

Oder nehmen Sie Pornografie und sexualisierte Gewalt, beides wird von den meisten rechtsextremen Frauen, die sich politisch äußern, scharf kritisiert. Proteste gegen Vergewaltigung oder insbesondere Kindesmissbrauch sind schon häufig von Rechtsextremen als erfolgreiches Mobilisierungsthema genutzt worden, zum Beispiel für Demonstrationen auf lokaler Ebene oder bei Facebook-Kampagnen. Die Empörung über Einzelfälle wird dann ideologisch zugespitzt, wird zum Beispiel mit antiliberalen Positionen verknüpft (die moderne Gesellschaft wird als "dekadentes verdorbenes System" bezeichnet) oder mit rassistischen Bildern (die „fremden Männer“ als Vergewaltiger). Vor allem diese Kulturalisierung patriarchaler Haltungen auf migrantische Männer, insbesondere arabischer oder muslimischer Herkunft, finden wir stark in der rechtsextremen Szene, aber auch in der breiten Gesellschaft.

Leider ist eine Macho-Kultur beispielsweise unter jungen Türken tatsächlich weiter verbreitet als im gesamtgesellschaftlichen Durchschnitt.

Natürlich gibt es berechtigte Kritik und Ängste von Frauen, auch vor dem Hintergrund, dass ihre relativ emanzipierte Situation in der deutschen Gesellschaft fragil sein könnte. Viele Freiheiten für Frauen sind ja noch gar nicht so alt: Bis 1977 konnten Männer ihren Ehefrauen die Berufstätigkeit untersagen, Vergewaltigung in der Ehe wurde erst 1997 strafbar, erst 2004 zog erstmals eine Frau in den Vorstand eines Dax-Konzerns. Da kann natürlich die Sorge aufkommen, dass das Erreichte wieder eingeschränkt werden könnte, je mehr konservative Muslime in unserem Land leben und Einfluss bekommen.

Trotzdem ist eine solche Haltung irrational. Erstens weil sie homogenisiert, also alle Menschen muslimischen Glaubens in eine Schublade steckt, unabhängig von ihrer wirklichen Einstellung zu Frauenrechten. Und zweitens weil sie ablenkt: Wenn ich auf einzelne Gruppen zeige, die noch schlimmer sind, fallen die patriarchalen Strukturen in der breiten Gesellschaft oder der eigenen Umgebung weniger auf.

Aus biografischen Interviews gibt es Hinweise auf Projektionsmechanismen: Junge Frauen, die innerhalb der Verwandtschaft sexuelle Gewalt erfahren haben und das nicht ansprechen können, weil es den vermeintlichen Familienfrieden stören würde, projizieren das erfahrene Unrecht oft auf Außengruppen. Dann ist der schwarze Mann der Vergewaltiger oder der böse Muslim derjenige, der einen einschränken will. Man nimmt sich lieber Projektionsflächen, die von der Gesellschaft quasi als Feindbild freigegeben sind.

Zurück zu Ihrer Einteilung rechtsextremer Frauen: Verkörpern die Autonomen Nationalisten den dritten Typus?

In der Tat arbeiten die Autonomen Nationalisten mit modernisierten Frauenbildern, zum Beispiel in ihrer Selbstdarstellung. Auf Aufklebern und so weiter zeigen sie gern junge, coole Frauen. Doch offenbar ist das nur Fassade, das tatsächliche Geschlechterverhalten ist ein anderes: Als vorübergehende Lebensphase wird politischer Aktivismus akzeptiert, aber nach ein paar Jahren bekommen die jungen Frauen zu hören, dass es jetzt mal langsam Zeit werde, Kinder zu bekommen und eine gute Mutter zu sein.

Wo findet man denn nun diese braunen Feministinnen?

Ich kenne derzeit keine größere Organisation, die diese Strömung verkörpert. Vor ein paar Jahren gab es den Mädelring Thüringen, eine Frauengruppe innerhalb der Neonazi-Kameradschaftsszene. Sie veröffentlichte ein Manifest zum "Nationalen Feminismus", und ihr Motto lautete: "Deutsche Frauen wehrt euch - gegen das Patriarchat und politische Unmündigkeit". Diese Kritik richtete sich sehr stark auch gegen die eigene Szene. Doch alle anderen Elemente des rechtsextremen Weltbildes stellte der Mädelring Thüringen ebenso wenig in Frage wie die beiden anderen Frauentypen. Rassismus und Nationalismus bilden bei allen die große ideologische Klammer.

Wie ließe sich denn ein "Feminismus von rechts" theoretisch fundieren?

Ich halte nichts von diesem Begriff, ich nenne den dritten Typus "sexismuskritischen Nationalismus", das ist präziser.

Aber in der Tat gibt es einen ideologischen Versuch, den ich bemerkenswert finde. Die extrem rechte Religionswissenschaftlerin Sigrid Hunke versuchte 1987 in einem Aufsatz, eine Höherwertigkeit des nordischen Menschen systematisch mit der Forderung nach einer egalitären Geschlechterstruktur zu verknüpfen. Kurz gesagt schrieb sie, der nordische Mensch sei evolutionsmäßig der höchst entwickelte und deshalb prädestiniert dazu, die Gleichberechtigung von Mann und Frau umsetzen zu können. Sie berief sich dann auf angebliche Traditionen in germanischer Frühzeit, als die Frauen hochgeschätzt worden seien; die Unterdrückung der Frauen habe erst mit der Christianisierung begonnen. Das ist historisch natürlich alles nicht haltbar, aber eine schöne Geschichte. Hunke kann dadurch das rückwärtsgewandte Erbe in Anspruch nehmen und gleichzeitig einen Zukunftsentwurf präsentieren.

Was waren die Reaktionen auf diesen Aufsatz?

Es gab meines Wissens praktisch keine.

Wie das? Das Konzept klingt doch – auf besorgniserregende Weise – faszinierend.

Ich vermute, dass in der Szene einfach nicht so viel gelesen wird. Als ich in den 1990er Jahren für meine Doktorarbeit Zeitschriftentexte rechtsextremer Frauen untersuchte, ist mir aufgefallen, dass es ganz wenig Bezugnahmen untereinander gab. Eine Debattenkultur wie in linken Zeitschriften, wo ständig zitiert und gesagt wird, da stimme ich zu, da habe ich eine andere Haltung, das ist dort kaum vorzufinden.

Das muss ja nicht immer so bleiben. Wie kann der Feminismus sich abgrenzen und möglichen Andock-Versuchen von rechtsaußen vorbeugen?

Ich finde es am wichtigsten, dass Feministinnen und Feministen sich nicht nur für die Belange von weißen Mittelschichtsfrauen einsetzen. Dass sie einen umfassenden Blick auf Macht und Herrschaft pflegen, dass sie also nicht nur auf Geschlechterverhältnisse schauen, sondern auch auf Dinge wie Rassismus und Nationalismus.

Wenn ich mit Feminismus die Befreiung ALLER Frauen von Diskriminierung, Benachteiligung und Gewalt meine, also auch von schwarzen Frauen oder muslimischen, egal ob sie in Deutschland leben oder anderswo, dann ist völlig klar, was mich von angeblichen Feministinnen von rechts unterscheidet. Und dann kann es mir eigentlich nicht mehr passieren, dass ich irgendwen für komplett "andersartig" oder minderwertig halte, weil er oder sie eine andere ethnische Zugehörigkeit hat.

Renate Bitzan, geb. 1965, studierte Soziologie, Politikwissenschaft und Geschichte in Kassel. 1998 promovierte sie über den Geschlechterdiskurs von Autorinnen rechtsextremer Zeitschriften, war im Jahr 2000 Mitgründerin des "Forschungsnetzwerks Frauen und Rechtsextremismus" und arbeitete mehrere Jahre als Sozialwissenschaftlerin an der Universität Göttingen. Seit 2010 ist sie Professorin für Gender & Diversity an der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm.