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Vom Hass verabschieden | Rechtsextremismus | bpb.de

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Vom Hass verabschieden Wo Dialoge mit Neonazis klappen können - im Knast

Jeannette Goddar

/ 3 Minuten zu lesen

Kann man junge Neonazis wieder aus ihren sektenähnlichen Kreisen lösen? Jeannette Goddard beschreibt einen Erfolg versprechenden Modellversuch für inhaftierte rechtsextreme Mitläufer.

Hinter Gittern gibt es keine Ausweichmöglichkeit - das bietet Jugendsozialarbeitern zumindest eine Chance, Kontakte zu Neonazimitläufern aufzubauen. Höhere Kader dagegen sträuben sich. (© sxc.hu)

Rechtsextreme Täter eint außer ihrer Gesinnung noch etwas: fast alle sind männlich, unter 21 Jahren und ein Fall für das Jugendstrafrecht. Seit Jahren treffen die Verurteilten in den Jugendstrafanstalten auf viele Gleichgesinnte. Jeder dritte bis vierte Insasse in Brandenburg ist nach Schätzungen des Potsdamer Justizministeriums rechtsextrem eingestellt.

Weil das so ist, hat das Bundesland vor sechs Jahren ein Projekt gestartet, das in den Jugendknästen gezielt mit rechtsextremen Straftätern arbeitet. Kurz vor Ablauf des Jahres 2006 zogen die Initiatoren des bundesweit einmaligen Modellversuchs "Abschied von Hass und Gewalt" zum ersten Mal Bilanz: Von 40 gewalttätigen Rechtsextremen, die nicht nur während ihres Gefängnis-Aufenthaltes therapiert, sondern auch nach der Entlassung ein weiteres Jahr betreut wurden, seien bis heute lediglich vier rückfällig geworden, erklärte Justizministerin Beate Blechinger. "Angesichts sonstiger Rückfallquoten ist das ein enormer Erfolg."

''Subversive Verunsicherung''

Das Konzept bemüht sich vorrangig um Mitläufer der rechten Szene. Mit Hilfe einer Strategie "subversiver Verunsicherung" konfrontieren geschulte Trainer sie in Einzel- und Gruppengesprächen mit ihren politischen Einstellungen wie mit Ursachen und Auswirkungen ihres Handelns. "Die meisten gehen zunächst von der Prämisse aus, dass sie erstens zu Unrecht verurteilt und das Opfer zweitens selbst schuld ist", erzählt Helmut Heitmann vom durchführenden Archiv der Jugendkulturen, "durch gezieltes Nachfragen bemühen wir uns diese Legende zu zerstören". Zweiter wesentlicher Bestandteil ist, dass die Rechtsextremen, von denen die meisten wegen Gewaltexzessen verurteilt sind, sich die gruppendynamischen Prozesse – respektive die gemeinsamen Fronterlebnisse – ihrer Szene bewusst machen. Das Trainingsprogramm im Gefängnis dauert ein halbes Jahr, nach ihrer Entlassung können die freiwilligen Teilnehmer eine einjährige Weiterbetreuung beantragen. Letztere ist nach Angaben der Veranstalter wichtig, um die Phase, in der die alten "Kameraden" wieder vor der Tür stehen, zu bewältigen.

Außer den Wert eines Lebens ohne Hass und Gewalt zu vermitteln, will der Modellversuch auch die weitere Ausbreitung rechtsextremer Gedanken verhindern. "Wenn man 200 Rechtsextreme ins Gefängnis steckt, kommen 600 wieder raus", erklärt Ulrich Dovermann von der Bundeszentrale für politische Bildung, die das Projekt kofinanziert. Blechinger fügt hinzu, "wenn Menschen auf so engem Raum zusammenleben, geben die Hardliner unter den Rechten schnell und unwidersprochen den Ton an. Dem müssen wir entgegensteuern". Mit Führern der rechtsextremen Szene therapeutisch zu arbeiten, hat sich auch bei diesem Projekt als nicht realistisch erwiesen.

Insgesamt 156 Teilnehmer hatten bis 2007 das freiwillige Training in einer von acht Haftanstalten absolviert; 700 haben an offenen Gesprächsrunden in Gefängnissen zu Themen wie Rechts-Rock, NS-Zeit oder Völkertheorien teilgenommen. Hafterleichterungen würden im Gegenzug nicht versprochen, versichern die Veranstalter.

Ausweitung auf Bremen und Hamburg

Dass das Projekt akzeptiert wird, hat nach Ansicht des Trainers Thomas Mücke vor allem damit zu tun, dass das Personal erstens von außen kommt und zweitens im Ruf steht, "in Ordnung" zu sein. Es mag aber auch damit zu tun haben, dass "demütigungsfreie" Arbeit mit Rechtsextremen nur erfahrenen Kräften möglich ist, die nicht in Gefahr geraten, vom Sozialarbeiter zum besten Freund des Gewalttäters zu mutieren. Mücke ist dafür ein gutes Beispiel: Seit den 90er-Jahren, als die Grenzen akzeptierender Sozialarbeit mit der rechten Szene – und insbesondere mit Anführern – mühsam und oft leidvoll gelernt werden mussten, arbeitete er in Berlin mit Rechtsextremen.

2007 wurde das Projekt von Brandenburg auf Hamburg und Bremen ausgeweitet. Finanziert wird es von den Ländern, der Bundeszentrale für politische Bildung sowie aus Restbeständen des Xenos-Programms im Bundessozialministerium. Die Arbeit von sieben Trainern in acht brandenburgischen Jugendstrafanstalten kostet gut 300.000 Euro im Jahr. Eine Zukunftsinvestition.

Fussnoten