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"Powerpoint kann dem Lernen schaden" | Bildung | bpb.de

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"Powerpoint kann dem Lernen schaden" Ein Interview von Nicola Holzapfel

Christof Wecker

/ 5 Minuten zu lesen

Es gibt heute kaum einen Vortrag ohne Powerpoint-Folien. Doch was bringen sie für den Wissenserwerb?

Christof Wecker (© Privat)

Christof Wecker: Es macht keinen nennenswerten Unterschied für den Wissenserwerb, ob Powerpoint-Folien gezeigt werden oder nicht. Seit Mitte der Neunzigerjahre wurden weltweit etwa 40 Studien unterschiedlichster Qualität publiziert, die den Lernerfolg bei Vorträgen mit und ohne digitale Folien miteinander verglichen haben. Die habe ich in einer sogenannten Metaanalyse zusammenfassend analysiert. Das Ergebnis: Der Effekt ist klein – die Zuhörer lernen nur ein kleines bisschen mehr, wenn der Vortragende Folien einsetzt. Dies gilt erstaunlicherweise sogar nur, wenn die Folien ausschließlich Text enthalten. Sobald Tabellen oder Grafiken darauf vorkommen oder gar Töne, Videos oder animierte Folienübergänge, bringen sie gar nichts.

Sind Sie in Ihren Experimenten auch zu diesem Ergebnis gekommen? Wie messen Sie überhaupt den Effekt von Powerpoint? Was bringen Powerpoint-Präsentationen?

Meine eigenen Studien finden teils in echten Lehrveranstaltungen, teils im Labor statt. In den Laborstudien sehen die Studierenden auf einer großen Leinwand in Lebensgröße eine Vorlesung, die wir auf Video aufgezeichnet haben. So lassen sich völlig identische Bedingungen realisieren, mit dem einzigen Unterschied, dass in der einen Testsituation Folien gezeigt werden, in der anderen nicht. So können wir den Vortrag immer an denselben Stellen anhalten und Fragen stellen über etwas, was kurz zuvor im Vortrag vorgekommen ist. Außerdem erfassen wir mit Eye-Tracking-Geräten die Blicke der Teilnehmer, um festzustellen, ob sie mit Lesen beschäftigt sind, und werten die Notizen aus, die sie während der Vorlesung machen. Die Ergebnisse zeigen, dass Zuhörer nach dem Vortrag häufig sogar weniger über rein mündlich vermittelte Informationen wissen als ohne Folien. Das scheint aber nicht daran zu liegen, dass sie diese Informationen gar nicht erst mitbekommen würden.

Was an Powerpoint lenkt ab? Sind wir damit überfordert zuzuhören und zugleich die Folien zu lesen?

Powerpoint-Präsentationen: Todfeind aller Vorträge oder sinnvolle Ergänzung der Rede? (© picture-alliance)

Die Ergebnisse legen eher nahe, dass Zuhörer das Mündliche für sekundär – etwa lediglich erklärend – halten, während die Folien als die eigentliche Botschaft angesehen werden. Was auf den Folien steht, findet sich häufiger in den Notizen der Teilnehmer, während die Informationen, die nur mündlich gegeben wurden, oft fehlen. In meiner ersten Studie zu diesem Thema haben vor allem diejenigen, die besonders stark von der Wichtigkeit der Folien überzeugt waren, vergleichsweise wenig mündlich vermittelte Informationen gelernt.

Was bedeutet dieses Ergebnis für den Vortragenden?

Ein Rezept könnte lauten: Dann schreib eben alles auf die Folien. Das führt aber zu Vorträgen, die keiner mehr hören will, und es wirft neue Probleme auf. Bei Lehrveranstaltungen, die 90 Minuten dauern, muss ich auch auf Nachfragen reagieren und mich darauf verlassen können, dass auch mündliche Informationen ankommen.

Und wie wäre es, die Folien ganz wegzulassen?

Diese Möglichkeit wird viel zu wenig in Betracht gezogen. Tatsächlich würde es heute wohl auch seltsam wirken, wenn man zum Beispiel auf Konferenzen keine Folien dabei hätte. Ein Kompromiss wäre, nicht die ganze Zeit Folien zu zeigen. In einer Studie habe ich den minimalen Einsatz von Folien untersucht: Dabei ist die Leinwand während des Vortrags streckenweise dunkel, weil schwarze Folien eingebaut sind.

Und das funktioniert?

Das war das Ergebnis. In meinen eigenen Vorträgen mache ich das oft so, und die Wirkung ist spürbar. In dem Moment, in dem die Leinwand zum ersten Mal dunkel wird, merkt man die Überraschung der Zuhörer. Und plötzlich nehmen sie wieder die eigentliche Präsentation wahr. Das ist ja nicht die Datei auf einem Rechner mit dem Kürzel "ppt" am Ende, sondern die ganze Situation, in der jemand vor Publikum steht und spricht. Wir haben uns irrigerweise angewöhnt, nur das, was auf der Leinwand zu sehen ist, für die Präsentation zu halten.

Glauben Sie, dass Powerpoint unsere Art des Vortragens geändert hat?

Sicher, und nicht nur zum Besseren. Viele Vortragende missbrauchen die Folien als Manuskript für ihren Vortrag und werfen dann ihre Gedächtnisstütze für alle sichtbar an die Wand. Dabei ist der Vortragende oft der einzige, der all diese Informationen wirklich schriftlich braucht. Diese Gewohnheit verdrängt jegliche didaktischen Überlegungen, was die Zuhörer sehen sollten. Stattdessen sehen alle dem Dozenten quasi in die Karten. Warum sollte optimal lernförderlich sein, was mit Blick auf einen ganz anderen Zweck da hingeschrieben wurde?

Was sollten denn die Zuhörer sehen?

Sinnvoll können Grafiken sein, die etwas veranschaulichen, das sich so besser darstellen lässt als sprachlich. Etwa ein Diagramm, das bestimmte Zusammenhänge auf einen Blick erfassbar macht.

Bringt es vielleicht etwas, wenn die Folien vor dem Vortrag verteilt werden?

Studenten sind scharf auf die Foliensätze. Das ist gut belegt in der Literatur, und ich kenne das auch aus meinen eigenen Veranstaltungen. Wenn man die Folien vorab zugänglich macht, kommt es darauf an, was die Studierenden damit machen und was sie für Lernstrategien mitbringen. Wenn sie Foliensätze nutzen, um sich vorzubereiten, vielleicht sogar noch ein Lehrbuch und Vertiefungsliteratur dazu lesen, kann man sich beim Vortrag gut direkt auf den Folienausdrucken Notizen machen. Wer sich aber nicht vorbereitet und die Foliensätze nur zum Vortrag mitnimmt, kann oft nicht ausreichend gut zuhören, um von den mündlichen Erklärungen wirklich zu profitieren.

Sinnvoll könnten auch Trainings sein, wie man in Powerpoint-Präsentationen richtig zuhört und mitschreibt. Vielleicht hilft es auch schon, sich bewusst zu machen, dass man durch die Fixierung auf Folien mündliche Inhalte überhören kann. Die Forschung dazu muss aber erst noch gemacht werden.

Inzwischen gibt es neue Präsentationsformen wie das Onlinetool Prezi. Ist das besser?

Es dürfte in den meisten Fällen völlig egal sein, ob man auf eine grüne Holztafel schaut oder eine Hightech-Darbietung mithilfe von Prezi. Damit kann man Visualisierungen im Stile einer Mind-Map entwickeln, in die man bei der Präsentation rein- und rauszoomt. Es ist utopisch zu glauben, dass das Medium allein einen Unterschied macht. Medien eröffnen bestimmte Möglichkeiten, die man eben richtig nutzen muss. Dazu muss man über den Tellerrand dessen hinausschauen, was derzeit üblich ist. Die Forschung hat sich bisher leider fast ausschließlich darauf konzentriert, ob mit oder ohne Folien mehr gelernt wird. Jetzt geht es endlich darum, herauszufinden, welche Gestaltungsvarianten von Folien und auch der Präsentationssituation als Ganzes lernförderlich sind. Es wäre zum Beispiel wichtig zu untersuchen, ob und unter welchen Umständen der Verzicht auf Text zugunsten von Diagrammen und Bildern oder das schrittweise Einblenden von Folieninhalten sinnvoll sein kann, auch wenn bisherige Studien dem zu widersprechen scheinen.

Interview: Nicola Holzapfel

Zuerst erschienen in "Einsichten – Das Forschungsmagazin der LMU", Nr. 1/2014, S. 2 - 3. (Externer Link: http://www.uni-muenchen.de/aktuelles/publikationen/einsichten/einsichten_newsletter_01_14.pdf)

Fussnoten

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PD Dr. Christof Wecker ist Akademischer Rat auf Zeit am Lehrstuhl für Empirische Pädagogik und Pädagogische Psychologie der LMU. Sein Projekt "Beeinträchtigung des Wissenserwerbs bei Präsentationen" wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.