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Gekommen, um (nicht) zu bleiben | Bildung | bpb.de

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Gekommen, um (nicht) zu bleiben

Mariana Grgic

/ 6 Minuten zu lesen

Viele Kita-Fachkräfte verlassen ihr Arbeitsfeld in den ersten zehn Jahren nach dem Berufseinstieg wieder. Zahlreiche politische Initiativen, mehr Personal für die Kindertagesbetreuung zu gewinnen, greifen deshalb zu kurz. Ein Beitrag aus dem Forschungsmagazin des Deutschen Jugendinstituts.

Ein Erzieher schaukelt Kita-Kinder auf einem Spielplatz. Neue Modelle der praxisintegrierten, verkürzten oder vergüteten Ausbildung richten sich verstärkt an Quereinsteigende, Männer sowie Fachkräfte aus dem Ausland. (© picture-alliance, Bernd Thissen/dpa)

Ein Erzieher schaukelt Kita-Kinder auf einem Spielplatz. Neue Modelle der praxisintegrierten, verkürzten oder vergüteten Ausbildung richten sich verstärkt an Quereinsteigende, Männer sowie Fachkräfte aus dem Ausland. (© picture-alliance, Bernd Thissen/dpa)

Der enorme Interner Link: Ausbau der Kindertagesbetreuung in den vergangenen 15 Jahren hat zu einem massiven Interner Link: Fachkräftemangel geführt. Weil immer mehr Eltern einen Kita-Platz suchen, wurden die Prognosen über den Bedarf an zusätzlichem Personal regelmäßig nach oben korrigiert. Berechnungen des Deutschen Jugendinstituts (DJI) zufolge können bis zum Jahr 2025 bis zu 309.000 Fachkräfte fehlen (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2018). Bereits seit Jahren haben Träger und Kita-Leitungen Schwierigkeiten, freiwerdende Stellen schnell nachzubesetzen oder ausreichend Personal für neue Gruppen oder Einrichtungen zu finden. Darauf hat die Politik in Bund und Ländern mit zahlreichen Maßnahmen reagiert, zuletzt mit dem im Jahr 2019 gestarteten Bundesprogramm "Fachkräfteoffensive für Erzieherinnen und Erzieher".

Die Zahl der Auszubildenden lässt sich nicht mehr grenzenlos steigern

Eine der erfolgreichen Maßnahmen der Vergangenheit setzte an der Interner Link: Ausbildung zur Erzieherin bzw. zum Erzieher an: Die Kapazitäten wurden ausgeweitet, sodass im Schuljahr 2016/17 mehr als 32.000 neu ausgebildete Fachkräfte das Ausbildungssystem verlassen haben. Zehn Jahre zuvor waren es nur knapp 18.000. Zuletzt tendenziell stagnierende Anfängerzahlen machen allerdings deutlich, dass die Grenzen des Wachstums mittlerweile erreicht sein könnten (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2018; Autorengruppe Fachkräftebarometer 2019).

Da die Ausbildung zur Erzieherin bzw. zum Erzieher mit Ausbildungen in anderen Branchen konkurriert, kann nicht ohne weiteres davon ausgegangen werden, dass in den nächsten Jahren über diesen Weg noch mehr junge Menschen für die Frühe Bildung gewonnen werden können. Neue Modelle der praxisintegrierten, verkürzten oder vergüteten Ausbildung (König u.a. 2018; Grgic u.a. 2018), die sich nicht zuletzt verstärkt an Quereinsteigende, Männer sowie Fachkräfte aus dem Ausland richten, haben zwar insgesamt zu einer Belebung des Ausbildungsgeschehens geführt.

Der Zuwachs an Fachkräften durch neue Zielgruppen war allerdings begrenzt: Die Anzahl männlicher Beschäftigter ist seit dem Jahr 2012 lediglich um etwa 3.000 bis 4.000 pro Jahr gestiegen und Fachkräfte mit Migrationshintergrund sind in der Kindertagesbetreuung weiterhin unterrepräsentiert (Autorengruppe Fachkräftebarometer 2019). Seit dem Jahr 2016 schließen jährlich etwa 1.500 Quereinsteigende eine durch die Bundesagentur für Arbeit geförderte Umschulung zur Erzieherin bzw. zum Erzieher ab. Über die Anzahl nicht geförderter Quereinstiege ist wenig bekannt (Grgic u.a. 2018). Zu berücksichtigen ist, dass Maßnahmen auf der Ebene der Ausbildung erst mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung zu einer Entspannung auf dem Arbeitsmarkt beitragen können.

Die Stille Reserve ist nahezu ausgeschöpft

Ein weiterer Ansatz, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, ist die Rückgewinnung von Fachkräften mit Berufserfahrung. Dies betrifft einerseits Personen, die z.B. aufgrund von Familienphasen freiwillig mehr als zwei Jahre lang nicht erwerbstätig waren. Fast ein Viertel aller Beschäftigten, die in den Jahren 2006 und 2013 in das Arbeitsfeld Frühe Bildung eingemündet sind, kamen aus der sogenannten Stillen Reserve zurück. Diese wurde im Rahmen des Ausbaus von Kita-Plätzen in den vergangenen Jahren nahezu ausgeschöpft (Grgic u.a. 2014). Weitaus mehr Fachkräfte konnten aus anderen Berufen für die Frühe Bildung zurückgewonnen werden: Im Jahr 2013 gab es 31.000 Rückkehrer aus anderen Berufen, während im selben Jahr nur knapp 14.000 Fachkräfte aus der Stillen Reserve aktiviert wurden (Grgic u.a. 2014). Allerdings zeichnen sich Grenzen der Rekrutierung von zusätzlichem Kita-Personal ab. Dies zeigt sich etwa daran, dass die Arbeitslosenquote in der Frühen Bildung mit 1,3 Prozent im Jahr 2017 ein Rekordtief erreicht hat. Während zehn Jahre zuvor noch mehr als 28.000 Fachkräfte arbeitssuchend waren, sank deren Zahl im Jahr 2018 auf nur noch knapp 9.300 (Autorengruppe Fachkräftebarometer 2019).

In den ersten Jahren nach dem Berufseinstieg ist die Wechselbereitschaft am größten

Da ein Großteil der Kita-Fachkräfte in Teilzeit arbeitet, um Beruf und Familie vereinbaren zu können (Autorengruppe Fachkräftebarometer 2019), erscheinen Anreize für eine Aufstockung der Arbeitszeiten bei Fachkräften, die selbst Kinder haben, wenig erfolgversprechend. Vielmehr stellt sich die Frage, wie viele Fachkräfte nach kurzer Zeit aus der Frühen Bildung in andere Berufe wechseln und den Fachkräftemangel damit zusätzlich verschärfen. Hierzu gibt es nur sehr wenige Forschungsbefunde. Eine bundesweite Längsschnittstudie, die den Übergang fachschul- und hochschulausgebildeter pädagogischer Fachkräfte in den Arbeitsmarkt (ÜFA) untersucht hat, gibt Hinweise darauf, dass fast ein Viertel von ihnen innerhalb der ersten fünf Jahre nach Berufsstart das Arbeitsfeld wieder verlässt. Ein Drittel wechselt in diesem Zeitraum mindestens einmal die Stelle. Die Abwanderungsneigung der akademisch ausgebildeten Frühpädagoginnen und -pädagogen ist noch etwas größer (Müller u.a. 2018).

Eine DJI-Studie zu Berufsverläufen pädagogischer Fachkräfte zeigt für Westdeutschland, dass es seit Mitte der 1970er-Jahre eine kontinuierliche Abwanderung gibt. Berufseinsteigende aus den 1970er- und 1980er-Jahren haben dabei häufiger nach einer Familiengründung ihre Berufstätigkeit dauerhaft aufgegeben als jene aus den 1990er- und 2000er-Jahren, was damals auch mit dem Mangel an öffentlichen Kinderbetreuungsangeboten zu tun haben dürfte. Von den Berufseinsteigenden aus den Jahren 2009 bis 2012 waren nach einem Jahr noch 73 Prozent in der Frühen Bildung beschäftigt. Nach zwei Jahren traf dies noch auf 68 Prozent zu.

Analysen zum langfristigen Verbleib zeigen, dass von den Kita-Fachkräften, die zwischen 1990 bis 1994 in Westdeutschland zu arbeiten begonnen hatten, zehn bzw. zwanzig Jahre später jeweils nur noch 44 bzw. 43 Prozent, also knapp die Hälfte in einer Kita beschäftigt waren. Dabei scheint nach etwa zehn Jahren die langfristige berufliche Positionierung abgeschlossen zu sein (Grgic 2018).

Dies bestätigen auch Forschungsergebnisse, wonach 38 Prozent der im Arbeitsfeld verbliebenen Fachkräfte seit mehr als neun Jahren in der aktuellen Einrichtung beschäftigt sind (Autorengruppe Fachkräftebarometer 2019). Auf eine Phase der Stellen- und Berufswechsel in den ersten zehn Jahren nach Berufseinmündung scheint eine Phase der stabilen Beschäftigungsverhältnisse bei den im Arbeitsfeld verbleibenden Fachkräften zu folgen.

Seit 1975 waren mehr als 100.000 Fachkräfte zeitweise in anderen Berufen beschäftigt

Abwanderung der Beschäftigten fünf Jahre nach Berufseinstieg in der Frühen Bildung, Westdeutschland (Interner Link: Grafik zum Download)

Dies wirft die Frage auf, in welche Arbeitsfelder neu ausgebildete Kita-Fachkräfte wechseln. Beinahe unabhängig vom Zeitpunkt des Berufseinstiegs sind 6 bis 8 Prozent von ihnen fünf Jahre später in anderen sozialpädagogischen Berufsfeldern beschäftigt, beispielsweise in der Heimerziehung oder in der Jugendarbeit. Weitere 7 bis 12 Prozent aller Berufseinsteigenden seit 1975 sind fünf Jahre später außerhalb der Sozialen Arbeit tätig. Diese Form der Abwanderung aus dem sozialpädagogischen Arbeitsmarkt war am stärksten bei Berufseinsteigenden der 1970er-Jahre und bei jenen ab 2005 zu beobachten (Grgic 2018).

Von den Kita-Fachkräften, die zwischen 2005 und 2009 beruflich in der Frühen Bildung begonnen hatten, sind innerhalb der folgenden fünf Jahre 6.000 Personen innerhalb und fast 10.000 Personen außerhalb der Sozialpädagogik abgewandert (siehe Abbildung). In der Summe aufaddiert hat die Frühe Bildung seit 1975 rund 107.000 Berufseinsteigende an andere Arbeitsfelder verloren, was einem Anteil von 17 Prozent entspricht. Da zumindest die Neueinsteigenden aus den vergangenen 15 Jahren mit einer guten Arbeitsmarktlage konfrontiert waren, sind dies deutliche Hinweise darauf, dass die Kita-Fachkräfte in anderen Berufen bessere Arbeitsbedingungen und berufliche Perspektiven vorfanden. Insbesondere Fachkräfte mit Hochschulabschluss verlassen das Arbeitsfeld häufiger als diejenigen mit (berufs-)fachschulischem Abschluss, da ihnen keine spezifische akademikeradäquate Beschäftigung geboten wird (Grgic 2018; Müller u.a. 2018).

Die hohe Fluktuation geht zulasten des Teams und der Kinder

Als Gründe für die Abwanderung nannten die im Rahmen der ÜFA-Studie befragten Fachkräfte weniger die strukturellen Arbeitsbedingungen, sondern ihre Unzufriedenheit mit der konkreten Arbeitssituation. So seien beispielsweise viele Tätigkeiten mit hoher Verantwortung, aber nur geringem Gestaltungsspielraum verbunden. Außerdem fehle es an Einarbeitungszeiten. Unterschiedliche pädagogische Orientierungen im Team und die Arbeit selbst werden als belastend empfunden. Aber auch befristete Stellen, fehlende berufliche Perspektiven und eine unattraktive tarifliche Eingruppierung scheinen insbesondere bei Fachkräften mit Hochschulabschluss einen Stellen- oder Berufswechsel zu fördern (Müller u.a. 2018).

Auch wenn in der Vergangenheit ein Teil der Berufswechselnden wieder zurückgewonnen werden konnte, ist die Fluktuation mit erheblichem zusätzlichem Aufwand für Einrichtungen und Kita-Teams verbunden. Sie müssen neue Kolleginnen und Kollegen fachlich einarbeiten und diejenigen, die länger außerhalb der Frühen Bildung tätig waren, weiterqualifizieren und ins Team integrieren. Derartige Fluktuationsbewegungen gehen demnach zulasten der Kita-Teams und vermutlich auch der betreuten Kinder.

Bindung durch Personal- und Teamentwicklung erhöhen

Nachdem mit einer Vielzahl an Maßnahmen mit unterschiedlichem Erfolg versucht wurde, verschiedene Gruppen von Fach-kräften für die Frühe Bildung zu gewinnen oder zurückzugewinnen, ist es im Kontext des Fachkräftemangels dringend notwendig, zugleich die Bindung an das Arbeitsfeld zu erhöhen. Maßnahmen der Personal- und Teamentwicklung, die den Wunsch junger Menschen nach langfristigen Entwicklungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten, nach Gestaltungsspielraum in der pädagogischen Arbeit und Verantwortungsübernahme, aber auch nach Begleitung und Praxisanleitung aufgreifen, sollten in den ersten Jahren des Berufseinstiegs ansetzen. Denn zu diesem Zeitpunkt entscheiden die Fachkräfte, ob sie langfristig inner- oder außerhalb der Frühen Bildung beschäftigt bleiben wollen. Erst durch eine stärkere Bindung des Personals sind Maßnahmen der Fachkräftegewinnung langfristig wirksam. Die Entwicklung der Frühen Bildung zu einem attraktiven Arbeitsfeld mit guten Beschäftigungsbedingungen kann dazu beitragen, dass vielfältige Aktivitäten zur Gewinnung von Fachkräften nicht mehr in diesem Ausmaß erforderlich sind.

Quellen / Literatur

Dieser Beitrag erschien zuerst im Forschungsmagazin des Deutschen Jugendinstituts DJI Impulse, 1/19, Nr. 121.
Mehr zum Thema auch unter: Externer Link: www.dji.de/themen/kinderbetreuung

Literatur

Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2018): Bildung in Deutschland 2018. Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zu Wirkungen und Erträgen von Bildung. Bielefeld.

Autorengruppe Fachkräftebarometer (2019): Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2019. München.

Grgic, Mariana (2018): Strategien zur Gewinnung und Bindung von Fachkräften. Vortrag auf dem Fachforum "Wer leistet die Frühe Bildung?", gehalten am 17. April 2018 in München.

Grgic, Mariana / Matthes, Britta / Stüber, Heiko (2014): Die Fachkräftereserve in der Kinderbetreuung und -erziehung: Ergebnisse für Deutschland und die Bundesländer. IAB-Forschungsbericht, 15/2014, Nürnberg.

Grgic, Mariana / Riedel, Birgit / Weihmayer, Lena Sophie / Weimann-Sandig, Nina / Wirner, Lisa (2018): Quereinsteigende auf dem Weg zur Fachkraft. Ergebnisse einer qualitativen Studie in den Berufsfeldern Kindertagesbetreuung und Altenpflege. Study 392. Hans-Böckler-Stiftung, Düsseldorf.

König, Anake / Kratz, Joanna / Stadler, Katharina / Uihlein, Clarissa (2018): Aktuelle Entwicklungen in der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern an Fachschulen für Sozialpädagogik. Organisationsformen, Zulassungsvoraussetzungen und Curricula – eine Dokumentenanalyse. Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte, WiFF Studien, Band 29. München.

Müller, Sylvia / Thiesen, Christiane / Fuchs-Rechlin, Kirsten (2018): Kontinuität und Diskontinuität in den ersten Berufsjahren. In: Fuchs-Rechlin, Kirsten/Züchner, Ivo (Hrsg.): Was kommt nach dem Berufsstart? Mittelfristige berufliche Platzierung von Erzieherinnen und Erziehern sowie Kindheitspädagoginnen und Kindheitspädagogen. Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte, WiFF Studien, Band 27. München, S. 34–41.

Fussnoten

Weitere Inhalte

Mariana Grgic ist wissenschaftliche Referentin in der Abteilung "Kinder und Kinderbetreuung" am Deutschen Jugendinstitut (DJI). Arbeitsschwerpunkte der Diplom-Soziologin sind Bildung in der Familie, informelles und non-formales Lernen sowie Berufsverläufe pädagogischer Fachkräfte.