Menschen, die in einem anderen Land geboren oder deren Familie nach Deutschland zugewandert sind, stellen heute in allen Bildungsbereichen einen wesentlichen Teil der Lernenden. Unter den Schülerinnen und Schülern beläuft sich ihr Anteil inzwischen auf fast 40 Prozent. Das Merkmal „Migrationshintergrund“ wird oftmals mit Bildungsbenachteiligung und geringerem Bildungserfolg in Verbindung gebracht. Doch ist das so? Das Mädchen, dessen Großeltern einst als türkische „Gastarbeiter“ nach Deutschland kamen, der Sohn einer deutschen Mutter und eines Hochschulprofessors aus dem Senegal, der unbegleitete Minderjährige aus Syrien oder das Kind zweier Fachkräfte aus Schweden – sie alle haben eine Zuwanderungsgeschichte. Und so verschieden diese Geschichten sind, so verschieden sind die Voraussetzungen und Bedarfe, die mit Blick auf Integration, Bildung und Lernen bestehen. Deutschland hat sich lange Zeit nicht als Einwanderungsland begriffen und hat sich daher auf den Umgang mit sprachlich und kulturell heterogenen Lerngruppen noch nicht konsequent genug eingestellt.
Ein Blick auf die Statistik zeigt, dass ein Viertel der heute in Deutschland lebenden Menschen eine eigene oder familiäre Zuwanderungsgeschichte hat. Dabei verzeichnet Deutschland unter allen OECD-Ländern in absoluten Zahlen sogar die zweitgrößte Bevölkerung von seit 1950 selbst Zugewanderten. Aktuell wird kaum ein Thema in der öffentlichen und politischen Debatte so kontrovers diskutiert wie Migration: Die einen sehen sie als Überforderung der Gesellschaft und sprechen sich für eine generelle Begrenzung der Zuwanderung aus. Die anderen sehen sie als Chance und plädieren gerade auch angesichts der demografischen Entwicklung für eine verstärkte Zuwanderung von Arbeitskräften aus dem Ausland.
Fest steht jedoch: Einwanderung ist eine unbestreitbare Realität, und das hat Folgen für unsere Bildungseinrichtungen – von den Kitas, über die Schulen und Universitäten bis hin zur Erwachsenenbildung. Wie lässt sich verhindern, dass migrationsspezifische Bildungsbarrieren Chancen und Lebenswege verbauen? Wie können Bildungseinrichtungen lernen mit interkulturellen Konfliktsituationen umzugehen und Potenziale von Zugewanderten, wie Mehrsprachigkeit und interkulturelle Kompetenz, besser integrieren? Was können wir von anderen Ländern lernen?