Der Umgang mit privaten Smartphones stellt Bildungseinrichtungen vor Herausforderungen und wird – nicht nur in Deutschland – bildungspolitisch kontrovers diskutiert: Inwieweit gehören Smartphones und damit der Zugang zu digitaler Kommunikation, Information und unterschiedlichsten Anwendungen zum Aufwachsen in einer umfassend digitalisierten Alltags- und Berufswelt dazu? Inwiefern sind Handys als potentiell jederzeit griffbereite Lernwerkzeuge eine Chance, Selbständigkeit und Bildungsprozesse von Kindern und Jugendlichen zu unterstützen und an welchen Stellen eine wesentliche Quelle der Ablenkung davon? Führt die potentiell ständige Verfügbarkeit von Internet und sozialen Medien auch im Schulalltag zu "digitalem Stress" und – etwa durch Cybermobbing – zu psychischen Belastungen oder bietet das eigene Smartphone im Bildungskontext vielmehr die Möglichkeit, zeitgemäße Formen der Interaktion, des Umgangs mit Informationen und der Orientierung im digitalen Raum alltagsnah zu erlernen? Wo sollten Kinder und Jugendliche die nötigen Kompetenzen im Umgang mit ihrer digitalen Umwelt erwerben, an welchen Stellen sind sie vor potentiell negativen Auswirkungen – auch präventiv durch ein Nutzungsverbot – zu schützen? Über diese und ähnliche Fragen entzündet sich die Debatte um ein sogenanntes "Handyverbot" an Schulen, die allerdings vor allem aus der Perspektive erwachsener Expertinnen und Experten aus Bildungspraxis, Wissenschaft und Politik geführt wird.
Welche Pro- und Contra-Argumente dabei verhandelt werden, siehe auch:
Wie sehen das jedoch Heranwachsende selbst? Soll es aus ihrer Sicht ein allgemeines Verbot der Handynutzung im Schulalltag geben – und wenn ja, im Unterricht oder auch in Schulpausen? Sollte es für alle Schülerinnen und Schüler gleichermaßen gelten, oder insbesondere für jüngere an Grundschulen?
Zunächst aber: Ab welchem Alter besitzen Kinder in Deutschland überhaupt ein eigenes Smartphone? Wieviel Zeit verbringen Teenager und Jugendliche täglich am Handy und inwiefern sehen sie sich dadurch digitalem Stress ausgesetzt und die eigene Nutzung kritisch? Zu diesen und ähnlichen Themen führt der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest (mpfs) der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg, Medienanstalt Rheinland-Pfalz und des Südwestrundfunks bereits seit 1998 regelmäßige repräsentative Befragungen zur medialen Ausstattung und dem Medien-Nutzungsverhalten von Kindern und Jugendlichen in Deutschland durch. Die folgenden Grafiken basieren auf Daten der Externer Link: KIM-Studie: Kindheit, Internet, Medien(2024), die sich auf 6- bis 13-Jährige bezieht, sowie der Externer Link: JIM-Studie: Jugend, Information, Medien (2025), die sich auf 12- bis 19-Jährige bezieht.
Ab wann besitzen Kinder ein eigenes Smartphone?
Wie die Grafik zeigt, sind eigene Smartphones unter den jüngsten Schülerinnen und Schülern noch eher die Ausnahme (6- bis 7-Jährige: 11 Prozent, 8- bis 9-Jährige: 33 Prozent). Ab dem Alter von etwa 10 bis 11 Jahren jedoch, in dem in vielen deutschen Bundesländern der Übergang von der Grund- zu einer weiterführenden Schule ansteht, verfügen fast zwei Drittel aller Kinder (63 Prozent) über ein eigenes internetfähiges Handy. Ab 12 bis 13 Jahren sind es bereits mehr als Dreiviertel (79 Prozent). Unter Teenagern und Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren hat schließlich fast jede und jeder ein eigenes Smartphone (95 Prozent).
Damit wird bereits ab dem späteren Grundschulalter nicht nur für Familien, sondern auch für Bildungseinrichtungen der Umgang mit privaten Handys als multifunktionalen Alltagsgeräten im Schulranzen zum Thema. Welchen Einfluss hat die damit verbundene individuelle Verfügbarkeit digitaler Anwendungen, Kommunikation und Informationen auf Bildung, Lernen, Austausch und Sozialleben im Alltag von Heranwachsenden? Wieviel Zeit verbringen Teenager und Jugendliche täglich mit ihren Smartphones und wie schätzen sie selbst ihr Nutzungsverhalten ein?
Smartphone-Nutzung Jugendlicher
Betrachtet man die durchschnittliche tägliche Bildschirmzeit, die von den meisten Geräten automatisch erfasst wird, zeigt sich ein stetiger Anstieg der täglichen Nutzungsdauer über die Altersgruppen hinweg: Sind 12- bis 13-Jährige durchschnittlich fast drei Stunden (166 Minuten) pro Tag am Handy, verbringen 14- bis 15-Jährige im Schnitt mehr als dreieinhalb Stunden (217 Minuten), 16- bis 17-Jährige über vier Stunden (249 Minuten) und 18- bis 19-Jährige mehr als viereinhalb Stunden täglich an ihrem Handy.
Dass Smartphones als digitale Begleiter im Alltag aus Sicht von Teenagern und Jugendlichen auch problematisch sein können, zeigt die folgende Grafik. Im Rahmen der JIM-Studie (2025) wurden 12- bis 19-Jährige Handynutzerinnen und -nutzer befragt, inwiefern sie digitalen Überdruss erleben und wie sie mit der digitalen Dauerverfügbarkeit umgehen. Deutlich wird: Die Mehrheit der Befragten empfindet die eigene Handynutzung oder die Allgegenwart von mobilen Smartphones im Alltag durchaus auch als problematisch. So geben mehr als zwei Drittel der 12- bis 19-Jährigen an, dass sie oft mehr Zeit am Handy verbringen als geplant (68 Prozent). 44 Prozent der Befragten fühlt sich beim Erledigen von Hausaufgaben häufig durch das Handy abgelenkt, 39 Prozent von ihnen sind manchmal auch über die Vielzahl der Nachrichten auf dem Handy genervt. Ein Drittel der Kids kennt die Angst etwas zu verpassen, wenn das Handy nicht angeschaltet ist (33 Prozent). Ein ebenso großer Anteil berichtet über häufige familiäre Diskussionen zur Dauer der Handy-Nutzung. Immerhin 34 Prozent der 12- bis 19-Jährigen empfinden indes die digitale Kommunikation mit Freunden über Smartphones als gleichwertig mit direkter persönlicher Interaktion. Für sie macht es keinen Unterschied, ob sie sich analog oder digital mit ihren Peers austauschen. Insofern nimmt das Handy als jederzeit verfügbare Plattform für soziale Nahbeziehungen eine wichtige Rolle im Leben Heranwachsender ein. Gut drei von zehn Jugendlichen geben an, morgens oft aufgrund der nächtlichen Handynutzung müde zu sein (29 Prozent), mehr als jede oder jeder Fünfte fühlt sich von den vielen Möglichkeiten in Sozialen Medien auch überfordert (21 Prozent).
Für ein Meinungsbild unter Jugendlichen zur eigenen Handynutzung siehe auch: Video des bpb Jugendmagazins fluter
Insofern scheint es wenig erstaunlich, dass zwei Drittel der Teenager und Jugendlichen durchaus Zeit ohne Handy und Internet genießen (67 Prozent). Die Mehrheit von ihnen schaltet nachts das Gerät ganz aus oder in einen Ruhe- bzw. Flugmodus, um keine neuen Nachrichten zu empfangen (60 Prozent), mehr als ein Drittel der Jugendlichen auch mal bewusst, um mehr Zeit für sich selbst zu haben (36 Prozent).
Hinweis: Einen interaktiven Vergleich der eigenen Smartphone-Nutzung mit den aktuellen Erhebungsdaten können 12- bis 19-Jährige auf der Forschungswebseite Externer Link: "Mediencheck" des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest vornehmen (externer Link).
Teenager und Jugendliche sehen sich also in ihrem Alltag einigen Herausforderungen für einen guten Umgang mit ihren Smartphones gegenüber. Was bedeutet das für den Schulalltag? Wie stehen Heranwachsende zur Forderung nach einem "Handyverbot", also danach, die Nutzung von Handys an Schulen auszuschließen? Dazu wurden im Mai und Juni 2025 über 1.000 repräsentativ ausgewählte Jugendliche im Alter von 13 bis 17 Jahren im Rahmen des ifo-Bildungsbarometers genauer befragt. Das ifo-Bildungsbarometer ist eine jährliche Umfrage des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V., die die Meinungen eines repräsentativen Teils der Bevölkerung in Deutschland über Themen rund um Bildungspolitik abfragt.
Soll die Handynutzung im Schulunterricht oder in -pausen verboten werden?
13- bis 17-Jährige, so zeigt die Antwortdaten in der Grafik, sind durchaus ambivalent, ob, wo und wann es ein Handyverbot an Schulen geben sollte: Mit Blick auf Grundschulen befürworten 44 Prozent der Altersgruppe klar ein Verbot der Handynutzung im Unterricht – hier fällt die Zustimmung unter den Befragten am deutlichsten aus. Nur 26 Prozent von ihnen unterstützen diese Forderung ebenso deutlich für weiterführende Schulen – also jenen Schulen, an denen die 13- bis 17-Jährigen selbst lernen. Hier befürwortet ein größerer Anteil der Jugendlichen lediglich "eher", dass Smartphones im Unterricht verboten sein sollten (32 Prozent). Alles in allem überwiegt jedoch unter den Jugendlichen die Zustimmung zu einem Handyverbot im Unterricht – sowohl für Grundschulen (57 Prozent "sehr dafür" oder "eher dafür") als auch für weiterführende Schulen (58 Prozent "sehr dafür" oder "eher dafür").
Mit Blick auf die Schulpausen fällt die Zustimmung zu einem Nutzungsverbot deutlich geringer aus. 29 Prozent der Jugendlichen befürworten dies "sehr" für Grundschulen, hingegen nur 18 Prozent für weiterführende Schulen. Insgesamt betrachtet ist die Haltung der Jugendlichen hier etwas stärker gespalten: Etwa die Hälfte von ihnen spricht sich „sehr“ oder „eher“ für ein Handyverbot in den Pausen aus (für Grundschulen: 50 Prozent, für weiterführende Schulen: 48 Prozent). Dagegen lehnen 45 Prozent ein solches Verbot für Grundschulen und 44 Prozent für weiterführenden Schulen „eher“ oder „sehr“ ab.
Teenager und Jugendliche sehen die Nutzung ihrer Smartphones im Schulalltag also durchaus ambivalent. Während eine Mehrheit von ihnen das Handy zumindest tendenziell aus dem Unterricht verbannen würde – bei einem beträchtlichen Anteil an Peers, die auch dies eher skeptisch sehen oder ablehnen – hält nur knapp die Hälfte von ihnen auch ein Nutzungsverbot in den Schulpausen für notwendig, und zwar sowohl für Grund- als auch weiterführende Schulen.
Für die Bundesschülerkonferenz (BSK) als Interessenvertretung aller Schülerinnen und Schülern in Deutschland spricht sich der im Herbst 2025 amtierende Bundesschülersprecher Quentin Gärtner im Interview klar gegen ein pauschales Nutzungsverbot von Handys an Schulen aus und differenziert: Zwar seien Regelungen zum Umgang mit Smartphones an Schulen prinzipiell sinnvoll. Jedoch sei es wichtig, dass sie von der Schulgemeinschaft insgesamt – unter Einbeziehung der Schülerinnen und Schüler – getroffen werden und dann für alle Beteiligten gälten, also auch für Lehrkräfte, die hier Vorbilder seien. Eine Altersabstufung von Einschränkungen sei sinnvoll, gerade für jüngere Jahrgänge. Ab der Oberstufe sollten Schülerinnen und Schüler jedoch größere Freiheiten haben, um zu lernen ihre Handys möglichst sinnvoll zu nutzen. Denn später bringe ihnen das niemand mehr bei. Überhaupt seien Schulen der Ort, an dem alle Heranwachsenden die Chance haben sollten, einen kompetenten Umgang mit digitalen Medien zu erlernen. Medienkompetenz müsse als fächerübergreifendes Bildungsziel im Grunde von jeder Lehrkraft und auch von Medienpädagoginnen und -pädagogen gefördert und Heranwachsende darin begleitet werden – nicht zuletzt, um hier nicht noch den Zug für einen zeitgemäßen und kompetenten Umgang etwa mit nun verbreiteten KI-Anwendungen zu verpassen.
Zum Nachhören: Interview auf Deutschlandfunk mit Quentin Gärtner vom 22.09.2025 (externer Link), Externer Link: hier .
Wie aber ist die Handynutzung an Schulen in Deutschland konkret geregelt?
Wie ist die Handynutzung an Schulen in Deutschland geregelt?
Im Nachgang der bildungspolitischen Diskussionen haben einige Kultusministerien der Bundesländer Regelungen getroffen, um die Smartphone-Nutzung vor allem an Grundschulen landesweit im gesamten Schulalltag oder für Unterrichtszeiten grundsätzlich zu untersagen (etwa Bayern, Brandenburg, Bremen, Saarland, Sachsen und Thüringen). In Hessen gilt ein weitreichendes grundsätzliches Nutzungsverbot für Smartphones an allen Schulen, mit möglichen Ausnahmen für Sekundarstufe I und II (etwa zu bestimmten Unterrichtszwecken oder für bestimmte Räume, in denen Schülerinnen und Schüler der Oberstufe Handys nutzen dürfen). Andere Bundesländer überlassen den Umgang mit Smartphones im Rahmen der Eigenverantwortlichkeit der Schulen jeweils den Schulgemeinschaften (etwa Baden-Württemberg, Berlin, Niedersachsen, Hamburg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt). Wo es keine weiteren Regelungen gibt, liegt es auch im Ermessen einzelner Lehrkräfte vor Ort, einen passenden Umgang zu finden (zum Überblick: Forum Bildung Digitalisierung e.V.: Externer Link: Orientierungspapier Smartphone-Nutzung an Schulen).
Eine pauschale Aussage über den gegenwärtigen Stand der Regelungen zur Handynutzung an Schulen in Deutschland lässt sich vor dem Hintergrund der unterschiedlichen bildungspolitischen Herangehensweisen also nicht treffen. Jedoch können Umfragedaten unter Heranwachsenden einen Aufschluss darüber geben, wie diese Frage in ihrem Schulalltag gehandhabt wird.
Dazu wurden im Auftrag der Vodafone Stiftung Deutschland im April und Mai 2025 über 1.000 deutschsprachige Jugendliche bundesweit im Alter von 14 bis 20 Jahren im Rahmen einer Onlinebefragung um ein Feedback gebeten, wie die Handynutzung an ihren – mit Blick auf das Alter der Befragten also weiterführenden – Schulen jeweils geregelt ist.
Deutlich wird: Handys sind bei dem größten Teil der Schülerinnen und Schüler in diesem Alter im Schulkontext nicht grundsätzlich verboten, jedoch gibt es häufig klare Regeln für deren Nutzung im Schulalltag (41 Prozent). Etwas mehr als ein Drittel der Befragten berichtet demgegenüber, dass die Handynutzung an ihrer Schule generell verboten ist (34 Prozent). Bei zehn von 100 Schülerinnen und Schülern gibt es zwar schulische Regelungen, nach Angaben der Befragten werden diese aber unterlaufen (10 Prozent). Acht von 100 Jugendlichen geben an, dass es an ihrer Schule Sache einzelner Lehrkräfte ist, wie mit dem Smartphone umgegangen wird (8 Prozent). Lediglich sieben von 100 Schülerinnen und Schülern (7 Prozent) vermerken, dass es an ihrer Schule bisher keinerlei Regelungen zur Handynutzung gibt.
Verwendete Datenquellen:
Forum Bildung Digitalisierung e.V. (2025): Orientierungspapier Smartphone-Nutzung an Schulen.
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs) (2024): KIM-Studie 2024. Kindheit, Internet, Medien. Basisuntersuchung zum Medienumgang 6- bis 13-Jähriger.
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs) (2025): JIM-Studie 2025. Jugend, Information, Medien. Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger.
Vodafone Stiftung Deutschland (2025): Zwischen Bildschirmzeit und Selbstregulation. Soziale Medien im Alltag von Jugendlichen.
Wedel, Katharina u.a. (2025): Zwischen Likes und Lernen: Was Jugendliche und Erwachsene über Social Media denken. Ergebnisse des ifo Bildungsbarometers 2025. Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V. (ifo)