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The Thief of Bagdad | Klassiker sehen – Filme verstehen | bpb.de

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The Thief of Bagdad Der Dieb von Bagdad

Philipp Bühler

/ 10 Minuten zu lesen

Bagdad im 9. Jahrhundert: Auf den Rat seines Großwesirs Jaffar mischt sich König Ahmad als Bettler unter sein Volk, um es besser kennenzulernen. Doch das Ganze entpuppt sich als Falle: Jaffar lässt Ahmad verhaften und in den Kerker werfen. Dort begegnet er dem jungen Dieb Abu, mit dem er gemeinsam fliehen kann. In Basra verliebt sich Ahmad in die schöne Tochter des Sultans, die seine Liebe erwidert.

Filmplakat zu Der Dieb von Bagdad (© unbekannt)

1940


Produktionsland: GB
Regie: Ludwig Berger
Michael Powell
Tim Whelan
Laufzeit: 106 Minuten
Format: 35 mm Technicolor (1:37:1)
Altersfreigabe: FSK: 6

"I am Abu the thief. Son of Abu the thief. Grandson of Abu the thief."

Darsteller/innen


Jaffar: Conrad Veidt
Abu: Sabu
Prinzessin: June Duprez
Ahmad: John Justin
Dschinn: Rex Ingram
Sultan aus Basra: Miles Malleson
Der alte König: Morton Selten
Halima: Mary Morris
Kaufmann: Bruce Winston

Inhalt

Bagdad im 9. Jahrhundert: Auf den Rat seines Großwesirs Jaffar mischt sich König Ahmad als Bettler unter sein Volk, um es besser kennenzulernen. Doch das Ganze entpuppt sich als Falle: Jaffar lässt Ahmad verhaften und in den Kerker werfen. Dort begegnet er dem jungen Dieb Abu, mit dem er gemeinsam fliehen kann. In Basra verliebt sich Ahmad in die schöne Tochter des Sultans, die seine Liebe erwidert.

Ihr Vater ist ein naiver Herrscher und Liebhaber technischer Spielzeuge – eine Schwäche, die Jaffar auszunutzen weiß. Er bietet dem Sultan ein fliegendes Pferd an, fordert dafür aber die Hand seiner Tochter.

Als Ahmad und Abu seine Pläne zu durchkreuzen drohen, blendet Jaffar Ahmad und verwandelt Abu in einen Hund. Erst wenn ihn die Prinzessin wirklich liebe, werde der Bann gebrochen. Dies geschieht, indem diese Jaffar erfolgreich ihre Liebe vortäuscht. Bei dem Versuch, die Prinzessin aus Jaffars Händen zu befreien, werden Ahmad und Abu auf hoher See voneinander getrennt.

Abu erwacht als Schiffbrüchiger auf einer Insel und findet eine Flasche mit einem Geist. Der entwichene Dschinni muss seinem neuen Herrn drei Wünsche erfüllen.

Ein Wunsch bringt ihn zum Tempel des allsehenden Auges, das er unter großer Gefahr erbeutet. Dank des Auges gelingt es ihm, Ahmad in einem fernen Gebirge zu finden. Im Streit wünscht ihn Abu unbedacht nach Bagdad – der Dschinni ist frei. Mit der Hilfe eines Weisen im "Land der Legenden" kommt er jedoch zu einer magischen Armbrust und einem fliegenden Teppich, auf dem er zurück nach Bagdad reist. Dort bereitet Jaffar die Hochzeit mit der Prinzessin vor; den Sultan hat er durch eine mehrarmige Statue, ein mechanisches Abbild der Göttin Krishna, töten lassen. Doch der herbei fliegende Abu löst eine Revolte aus, tötet den auf dem Pferd in den Himmel fliehenden Jaffar und vereint Ahmad mit seiner großen Liebe.

Produktion

Die Produktion des Märchen-, Abenteuer- und Fantasyfilms, gefilmt in Technicolor, war selbst ein Abenteuer. Begonnen in Alexander Kordas Studio London Films, galten allein die geplanten Animationstricks, alle auf dem damals neuesten Stand der Technik, als Herausforderung.

Zu den unvorhergesehenen Schwierigkeiten zählten künstlerische Differenzen am Set: Nach einem Zerwürfnis mit dem deutschen Regisseur Ludwig Berger beauftragte Produzent Korda, der alle Fäden in der Hand hielt, noch fünf weitere Regisseure. Berger hatte ein intim-romantisches Kammerspiel vorgeschwebt. Korda hingegen wollte den prachtvollsten Abenteuerfilm aller Zeiten.

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs musste die insgesamt vierjährige Produktionszeit zudem unterbrochen werden. Korda verlegte die gesamten Dreharbeiten von Großbritannien ins sichere Hollywood. Im Grand Canyon und Umgebung entstanden die monumentalen Gebirgsszenen des zweiten Teils des Films. Machtkämpfe am Set, Streit und Verrat, schließlich der Wechsel über den Ozean auf einen anderen Kontinent – in der Entstehungsgeschichte des Films spiegelt sich geradezu die Erzählung des Films selbst.

Für die Besetzung wählte Korda eher unbekannte Darsteller/innen, mit zwei wichtigen Ausnahmen. Die Rolle des Jaffar ging an den deutschen Schauspieler Conrad Veidt, berühmt durch seine Hauptrolle in Robert Wienes expressionistischem Stummfilm Das Cabinet des Dr. Caligari (D 1919/1920). Vor seinem Exil – er verließ Deutschland 1933 gemeinsam mit seiner jüdischen Frau – hatte Veidt auch als Iwan der Schreckliche in Das Wachsfigurenkabinett (D 1924, R: Paul Leni) mitgewirkt.

Dieser Horrorfilm mit einer orientalischen Episode war neben der früheren Version von Der Dieb von Bagdad eine weitere Inspiration für Korda. Ohne Veidt wäre der Film heute nicht denkbar, doch noch entscheidender war die Besetzung von Sabu als jugendlicher Held Abu: Das ganze Projekt hatte anfangs vor allem zum Ziel, für den 1924 geborenen Inder eine weitere große Rolle zu finden. Seit ihrer Zusammenarbeit bei Elefanten-Boy im Jahr 1937 betrachtete Korda den Jungen als Ziehsohn. Leider stellte sein Wachstum mit immer längerer Produktionsdauer ein immer größeres Problem dar.

Animation im Realfilm

Filmstill aus Der Dieb von Bagdad (© Deutsches Filminstitut, Frankfurt)

Seine filmhistorische Bedeutung hat Der Dieb von Bagdad nicht nur als einer der ersten großen Abenteuerfilme in Interner Link: Technicolor, sondern auch aufgrund seiner spektakulären Filmtricks: Es ist tatsächlich ein Realfilm mit Animationselementen. Besonders aufregende Beispiele sind der Ritt des Sultans auf dem fliegenden Pferd, Sabus Flug auf den Schultern des Dschinnis oder der fliegende Teppich. Doch auch bei weniger auffälligen Szenen handelt es sich um Tricks. So hat der Darsteller Abu den Tempel des allsehenden Auges nie betreten. Es handelte sich dabei um ein Miniaturmodell, in das der Schauspieler optisch hineinprojiziert wurde.

Auch die Statue der Göttin oder die Ohren des Dschinnis, an denen er jeweils "gefährliche" Kletterübungen absolvieren muss, waren lediglich Modelle.

Möglich wurden diese Tricks durch die eigens entwickelte Blue Screen-Technik, die eigentliche Pionierleistung des Films. Sie hängt wiederum zusammen mit dem seit 1932 entwickelten Drei-Streifen-Technicolor. Im Blue Screen-Prozess werden Objekte und Menschen (z.B. der Sultan auf dem fliegenden Pferd, das real auf einer blauen Rampe lief) vor einer blauen Leinwand aufgenommen. Die Technicolor-Kamera spaltet das Bild in die verschiedenen Farbstreifen auf: die Farben Rot, Grün und Blau.

Beim Umkopieren der Farb-Negative auf Positive kann nun das Blau herausgefiltert und das verbleibende Bild mit einem anderen Hintergrund kombiniert werden. Eine Frühform der Blue Screen-Technik findet sich bereits in King Kong (King Kong und die weiße Frau, USA 1933, R: Merian C. Cooper, Ernest B. Schoedsack), einem Schwarz-Weiß-Film.

Das 1940 verfügbare Drei-Streifen-Technicolor trieb die Entwicklung entscheidend voran, sie war jedoch längst nicht abgeschlossen. So sieht man in den Fransen des fliegenden Teppichs oder unter den Sohlen des mächtigen Dschinnis noch immer ungetilgte Spuren von Blau.

In einigen Szenen wurde die Blue Screen-Technik mit dem – seit Beginn der Filmgeschichte bekannten – Überblendtrick kombiniert. Beispiele sind Abus Verwandlung in einen Hund sowie das Entweichen des Dschinnis aus einer Flasche und zurück. Für Abus Kampf mit einer Spinne hingegen diente ein einfaches Puppenmodell. Ob für die Animation der mehrarmigen Göttin der Blue Screen oder schlicht versteckte Schauspieler/innen zum Einsatz kamen, ist unbekannt.

Ein gutes Beispiel für die zweifelhafte Unterscheidung von "Realfilm" und Animation liefert der Seesturm. Hier sind in Wahrheit Schiffsmodelle zu sehen. Als allzu leichtes Spiel der Wellen im Wassertank mussten diese mit erhöhter Geschwindigkeit gefilmt werden, um beim Abspielen im Normalbetrieb etwas gravitätischer zu wirken. Umgekehrt wurden die Tänzer im mechanischen Puppentheater des Sultans, das wie ein kleines Kino wirkt, langsamer gefilmt, um in erhöhter Beschleunigung wie Spielzeug zu erscheinen.

Kulissen und Kostüme

Kulisse aus Der Dieb von Bagdad (© Deutsches Filminstitut, Frankfurt)

Bedeutsam für den "Look" des Films sind auch die grandiosen Studiobauten zur Darstellung von Städten wie Bagdad und Basra. Der Dieb von Bagdad ist – mit Ausnahme der Szenen im Grand Canyon – tatsächlich ein reiner Studiofilm. Bei den Hintergrundkulissen gewaltiger Paläste und Stadtmauern handelt es sich um sogenannte Matte Paintings, die auf Gerüste montiert und so mit der in Wahrheit nicht sonderlich großen Studiobühne kombiniert wurden. Der räumliche Eindruck dieser Hintergrundbilder, geschaffen von der späteren "Disney-Legende" (ein offizieller Ehrentitel) Peter Ellenshaw, ist gewaltig. Heute wird derselbe Prozess digital bewältigt, der Ausdruck Matte ist jedoch immer noch derselbe.

Durch sein gesamtes Ausstattungsdesign zeichnet der Film ein fantastisches Bild des Orients, das mit der Vorstellung eines märchenhaften "Morgenlands" mehr zu tun hat als mit einer historischen Realität. Bezeichnenderweise zeigen die Architektur der Kulissen wie auch die Kostüme der zahllosen Komparsen/innen eher indische als arabische Einflüsse. Diese Vermischung ist allerdings bereits im arabischen Originalmärchen angelegt, das seinen "fernen Osten" in China fand. Produzent Korda hingegen ließ sich offensichtlich von seinen zahlreichen Dreherfahrungen in damals Britisch-Indien beeinflussen.

Stil und Symbolik

Seiner kraftvollen Bildsprache wegen wird der Abenteuer- und Fantasyfilm oft mit dem Werk Walt Disneys verglichen. Das ist kein Zufall. Korda verfolgte ein Kinoideal überwältigender Pracht und fantasiereicher Erzählung, das er zu seiner Zeit nur noch in den Zeichentrickfilmen Disneys verwirklicht sah. Schon vor Der Dieb von Bagdad hatte ihm das britische Empire immer wieder die Kulisse für seine exotischen Fantasien geliefert. Nun galt es, Disneys Kunst der Animation in den Realfilm zu übersetzen. Dies geschieht jedoch äußerst behutsam. Die opulenten und farbenprächtigen Matte-Bauten mit turbulenten Massenszenen in Bagdad oder am Hafen von Basra verführen das Auge, bleiben jedoch realistisch.

Das Publikum soll glauben, was es sieht, um dann von den Wundern der Magie – der erste Filmtrick lässt vierzig Minuten auf sich warten – umso heftiger ergriffen zu werden. Die für uns heute klar sichtbaren Tricks, die wir eben darum als charmant empfinden, wurden vom damaligen Publikum sicher anders wahrgenommen. Im letzten Filmdrittel, in dem Kordas magische Effekte ihre ganze Wucht entfalten, fühlte es sich wirklich wie im Märchen.

Im Stil von "Tausendundeine Nacht" beginnt auch die eigentliche Erzählung. Als blinder Bettler erzählt Ahmad seine Geschichte den Männern im Hafen wie einst Scheherazade die ihren dem König. Kaum merklich werden zwei Drittel des Films in Rückblenden abgehandelt. Es ist eine klassische Märchenerzählung um Liebe und Hass, Verrat und Intrigen, Traum und Wirklichkeit mit einer sehr klaren Verteilung von Gut und Böse. Dennoch finden sich Nuancen, interessant auch im Vergleich mit den anderen Filmen mit Die Abenteuer des Prinzen Achmed und Aladdin.

Figuren

Die alles beherrschende Figur ist zunächst Jaffar in Gestalt von Conrad Veidt. Er gibt dem Großwesir alle Facetten des Bösen, ist verschlagen und grausam. Als er erstmals seine Gegner verzaubert, erscheint sein drohender Schatten an der Wand wie in Veidts expressionistischen Stummfilmen. Doch Jaffar ist auch attraktiv, magnetisch, hypnotisierend – und er ist ein Mensch. Es ist durchaus möglich, dass er die Prinzessin wirklich liebt. Vor ihr wirkt er geradezu hilflos, was seinen Hass nur steigert.

Das genaue Gegenteil Jaffars ist Abu. Jung und verspielt, bisweilen auch unvernünftig, spielt Sabu ihn als klaren Sympathieträger. Dass er ein Dieb ist, wird freimütig entschuldigt. Der Moralismus des Originals von 1924, nach dem Glück verdient werden muss, ist Kordas Film völlig fremd. Ein entscheidender Unterschied ist die Aufteilung der seinerzeit von Douglas Fairbanks verkörperten Hauptfigur in zwei Rollen.

Während Abu das jugendliche Publikum anspricht, gibt Ahmad den romantischen Helden. So bewahrt der ohnehin zu junge Abu seine sexuelle Unschuld und ist frei fürs Abenteuer. John Justin als Ahmad und June Duprez als Prinzessin hingegen verwöhnen das Auge vor allem als schönes Paar, ähnlich wie schon bei Lotte Reiniger die grazilen Figuren der Paare Achmed/Pari Banu und Aladin/Dinarsade.

Eine besondere Rolle spielt Rex Ingram als Dschinni. Zwar sehen sich alle handelnden Figuren des Films als Gefangene, ob ihrer sozialen Stellung oder ihrer Leidenschaften. Das Bild eines Schauspielers mit schwarzer Hautfarbe jedoch, der in einer Flasche gefangen sich schließlich befreit und seinem "Herrn" davonfliegt, ist eine vor dem Hintergrund der afroamerikanischen Geschichte sehr deutliche Metapher. Gegenüber der britischen Kolonialgeschichte zeigt sich Korda, wie die Besetzung von Sabu beweist, wesentlich versöhnlicher.

Die übrigen Hauptrollen wurden ausschließlich von weißen Darstellern/innen gespielt.

Filmhistorischer Kontext

Schon früh begeisterte sich der Film für orientalische Themen und Fantasien. D.W. Griffiths Weltgeschichte Intolerance (Intoleranz, USA 1916), ein frühes Meisterwerk des Kinos, entführt ins alte Babylon. The Son of the Sheik (Der Sohn des Scheich, USA 1926, R: George Fitzmaurice) mit dem damaligen Frauenschwarm Rudolph Valentino, The Thief of Bagdad (Der Dieb von Bagdad, USA 1924, R: Raoul Walsh) und Cleopatra (USA 1934, R: Cecil B. DeMille) übertrumpften sich gegenseitig mit exotischen Schauwerten. Der wirkliche "ferne Osten" lag von Hollywood aus betrachtet sehr fern. Alexander Kordas Filme Elefanten-Boy (1937) und die Literaturverfilmung Vier Federn sind hingegen stark von einer kolonialen Sicht geprägt. Erst in Der Dieb von Bagdad (1940) wich dieses Konzept dem puren Eskapismus – in arabischen Kulissen, die jedoch eher indisch wirken.

Sein junger Darsteller Sabu spielte kurz darauf in Arabian Nights (USA 1942, R: John Rawlins), einer weiteren Version der Märchen aus "Tausendundeiner Nacht". In neuerer Zeit hat die "arabische Fantasie" an Attraktivität verloren, wohl nicht zuletzt aufgrund politischer Gründe.

Musik

In einer Frühphase war Der Dieb von Bagdad als operettenhaftes Musical geplant. Einige Songs – ein Seemannslied im Hafen, ein Lied im Garten der Prinzessin – fanden auch Eingang in den fertigen Film, wurden jedoch von Chören eingesungen. Einzig Sabu singt auf der Bootsfahrt selbst eine einnehmende Ballade. Die Musik, die klassische und orientalische Motive vermischt, stammt von dem weltberühmten Filmkomponisten Mikós Rózsa. Der gebürtige Ungar schrieb u.a. die Musik von Ben-Hur (Ben Hur, USA 1959, R: William Wyler).

Nachwirkung

Der Dieb von Bagdad spielte seine Kosten um ein Vielfaches ein und wurde mehrfach wiederaufgeführt, zuletzt 2007 in New York. Regisseure wie Steven Spielberg, Francis Ford Coppola und Martin Scorsese nannten ihn immer wieder als einen ihrer Lieblingsfilme. Sein Einfluss auf das heutige Abenteuerkino, etwa die Indiana-Jones-Filme von Spielberg, ist unübersehbar.

Später nahm auch der Disney-Film Aladdin (1992) zentrale Elemente von Kordas Film auf. Eine unmittelbare Folge des Films war die Karriere des Co-Regisseurs Michael Powell. Zusammen mit seinem Partner Emeric Pressburger brachte er in Filmen wie The red Shoes (Die roten Schuhe, GB 1948) den Technicolor-Film zu seiner britischen Blüte. Als Matte-Assistent diente ihm dabei regelmäßig Peter Ellenshaw.

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Fussnoten

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