Rechtsextremismus in der Einwanderungsgesellschaft
Die Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus in Deutschland konzentriert sich seit langem auf klassische Formen – vor allem auf die NPD oder gewaltbereite Neonazis. Dass Migranten nicht nur Opfer von Rassismus sind, sondern auch selbst demokratiefeindliche Einstellungen haben können, gerät oft aus dem Blick. Eine Einwanderungsgesellschaft aber müsse sich mit allen Formen von Rechtsextremismus beschäftigen, betonen Sanem Kleff und Eberhard Seidel von der Organisation "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage" im Interview.
Über extrem rechte Einstellungen unter Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland ist bisher relativ wenig Konkretes bekannt. Im Rahmen eines vierjährigen Projekts führte die Fachinformationsstelle Rechtsextremismus in München (firm) Tiefeninterviews mit Münchnern nicht-deutscher Herkunft. Martina Ortner stellt die Ergebnisse vor
Seit mehr als fünf Jahrzehnten existiert in der Türkei eine ultranationalistische, rassistische und gewalttätige Bewegung, deren Traditionen weit in die Geschichte zurückreichen. Mit zahlreichen Vereinen und mehreren Dachverbänden ist sie auch in Deutschland präsent. Die sogenannten "Grauen Wölfe" verstärken Spannungen unter türkeistämmigen Menschen und richten sich gegen das im Grundgesetz formulierte Prinzip der Menschenwürde – in den vergangenen Jahren haben sie ihre Aktivitäten verstärkt.
Obwohl Russlanddeutsche mit 2,4 Millionen die größte Gruppe unter den 6,5 Millionen deutschen Wählern mit Migrationshintergrund darstellen, wurden sie von der soziologischen Forschung lange Zeit vernachlässigt. Dennoch wird ihnen immer wieder eine verstärkte Affinität zu rechtskonservativen Parteien und Positionen unterstellt. Nikolai Klimeniouk mit einer Analyse.
Die jüngste Debatte um "Deutschenfeindlichkeit" wirft gesellschaftliche Fragen auf – und zeigt, wie wichtig eine Auseinandersetzung mit dem Wort, seiner Herkunft und seiner Funktion als rechtsextremer Kampfbegriff ist.
Die türkische Politik ist seit Jahrzehnten von nationalistischen und autoritären Konzepten geprägt – für die repressive Erdoğan-Regierung gilt dies mehr denn je. Dies hat Folgen auch für die Einstellungen eines erheblichen Teils der türkei-stämmigen Migrantinnen und Migranten in Deutschland. Durch eine andere Integrationspolitik, meint der Soziologe Emre Arslan, könnten demokratische Einstellungen in der deutsch-türkischen Community gestärkt werden.
Mit der Verbreitung von antisemitischen Vorurteilen und Judenhass unter muslimischen Migranten befasste sich bereits die Expertenkommission der Bundesregierung. In der Wahrnehmung vieler Juden in Deutschland nimmt neben dem rechtspopulistischen auch ein religiös motivierter muslimischer Antisemitismus zu. Die empirische Datenlage ist aber dünn.
In Polen haben sich die Zahl der rassistisch motivierten Delikte in den letzten Jahren mehr als verzehnfacht und rechtsradikale Einstellungen weit verbreitet. Trifft dies auch auf polnischstämmige Menschen in Deutschland zu? Ist diese Frage richtig gestellt? Marta Kozlowska gibt einen Überblick über einen relativ unerforschten Bereich der Wissenschaft.
Welche Konzepte gegen die extreme Rechte sowie gegen Rassismus, Antisemitismus und andere Formen gruppenbezogener Abwertungen gibt es? Hier stellen sich Initiativen mit ihren eigenen Ideen und Berichten aus der praktischen Arbeit vor: Ein Initiativenblog, der stetig wächst und die Vielfalt an konzeptionellen Ansätzen abbildet.
In einer persönlichen Reise begibt sich die Afrodeutsche Mo Asumang auf die Suche nach den Ursprüngen des Arierbegriffs und dessen Missbrauch durch Rassisten in Deutschland und den USA.
Rassismus, Antisemitismus, Homophobie… Aspekte der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit begegnen uns in vielen Bereichen der Gesellschaft. Die "Begegnen-Reihe" soll in unterschiedlichen Formaten auf Aussagen und Handlungen vorbereiten, in denen Menschen ausgegrenzt und diskriminiert werden.
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Bei der Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus und abwertenden Haltungen gewinnt ein Thema mehr und mehr an Bedeutung: Qualifiziertes Handeln. Die Bundeszentrale für politische Bildung hat daher in Kooperation mit drei ausgewählten Partnern ein umfassendes Fortbildungskonzept entwickelt: Das DGB-Bildungswerk Bund, der Bundesarbeitskreis Arbeit und Leben und die Evangelischen Akademien in Deutschland führen Fortbildungen für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren mit jeweils besonderen Schwerpunkten durch.
Das von den Bundesministerien des Innern und der Justiz gegründete bundesweite Bündnis für Demokratie und Toleranz – gegen Extremismus und Gewalt (BfDT) in der Bundeszentrale für politische Bildung will das zivilgesellschaftliche Engagement für Demokratie und Toleranz in unserem Land sichtbar machen und möglichst viele Bürgerinnen und Bürger zum Einsatz für unsere Demokratie ermutigen. Seit seiner Gründung im Jahr 2000 haben sich eine Vielzahl von Organisationen dem Bündnis angeschlossen - von großen Verbänden bis hin zu kleinen Aktionsgruppen.
Mit dem Programm "Zusammenhalt durch Teilhabe" fördert das Bundesministerium des Innern (BMI) Projekte für demokratische Teilhabe und gegen Extremismus in Ostdeutschland. Demokratie und gesellschaftlicher Zusammenhalt sollen dort gefördert werden, wo sie entstehen: an der Basis. Das BMI hat die bpb mit der Umsetzung des Bundesprogramms betraut.