Kampfsport, Runen, Rassenhass
Eine neue rechtsextreme Modemarke sorgt in Russland für Aufsehen. Hochprofessionell richtet "White Rex" Kampfsport-Turniere und Rechtsrock-Konzerte aus. Die Unterwanderung des Sports durch Neonazis schreitet voran. Protest dagegen gibt es kaum. Jetzt drängt der rechtsextreme Kampfsportausrüster auch auf den deutschen Markt.
Eine verlassene Lagerhalle, in der drei muskelbepackte Männer mit Fäusten, Baseballschlägern und Messern den Angriff trainieren. So martialisch präsentiert sich der russische Hersteller "White Rex" in einem Video, das für die Kampfsportartikel und Klamotten der rechten Modemarke wirbt. Von T-Shirts über Hosen und Jacken bis hin zu Boxhandschuhen und -helmen verkauft die Firma alles, was in der Hooligan- und Kampfsport-Szene beliebt ist. Der Vertrieb läuft vor allem über das Internet, inzwischen aber auch über rechtsextreme Läden. Das erste eigene White-Rex-Geschäft eröffnete 2012 in der westrussischen Stadt Woronesch. Wer sich White Rex genauer anschaut, merkt schnell, dass es sich hier nicht um eine gewöhnliche Modemarke handelt.
Schon das angebliche Gründungsdatum des Unternehmens macht die politische Einstellung der Firmeninhaber deutlich. Am 14.08.08 soll White Rex entstanden sein. Neonazis verstehen diesen Wink sofort. 1488 ist in der Szene eine beliebte Grußformel, um die eigene Gesinnung zum Ausdruck zu bringen. Die Zahl ist eine Mischung aus zwei rechtsextremen Codes: Die "14 Words" des amerikanischen Rassisten David Lane ("Wir müssen die Existenz unseres Volkes und die Zukunft für die weißen Kinder sichern.") und die "88", eine Chiffre, die in der Neonaziszene für "Heil Hitler" steht. Auf der Website von White Rex geht es weniger subtil zu: Wegen Mordes verurteilte Neonazis werden dort als "politische Gefangene" bezeichnet, ein Facebook-Posting ist mit "Sieg Heil!" unterschrieben.
White Rex – das ist dem Selbstverständnis zufolge die Marke für "die weißen Völker Europas". Und so spielt auch das Logo mit Nazi-Symbolik: Ein Wikinger posiert vor dem "Kolovrat", einer Art russischen Version des Hakenkreuzes, das im dortigen Neonazi- und Hooligan-Spektrum häufig als Tätowierung zu sehen ist. Wer den Katalog des Kampfsportartikel-Herstellers durchblättert, stößt schnell auf in Deutschland verbotene NS-Runen und T-Shirts mit 88-Aufdruck. Für die russische Neonazi-Band "You must murder" (Du musst töten) hat White Rex eigens ein T-Shirt hergestellt. Zu sehen ist ein Mann, das Kampfmesser in der Hand. Im Hintergrund fließt Blut von den Wänden.

Rechter Kampfsport als europaweites Projekt

Im Mai 2013 organisierte White Rex in Zusammenarbeit mit der faschistischen "Casa-Pound"-Bewegung ein "Nationales Kampfsportturnier" in Rom. Casa Pound ist eine der größten faschistischen Organisationen Italiens mit mehreren tausend Mitgliedern und gilt weltweit für die Neonazi-Szene als Vorbild für einen modernen, innovativen Rechtsextremismus. Austragungsort des "Nationalen Kampfsportturniers" war eine von Casa Pound besetzte, ungenutzte U-Bahnstation, mehrere Rechtsrock-Bands traten vor den Kämpfen auf. Geladen waren auch Neonazis aus Deutschland – sowohl Zuschauer als auch Kämpfer. Unter den Anwesenden war außerdem Andy Knape, Bundesvorsitzender der NPD-Jugendorganisation "Junge Nationaldemokraten" (JN).
Für White Rex war das Turnier in Rom ein voller Erfolg, die italienische Szene begeisterte sich für die Professionalität des Unternehmens. Dessen klare rassistische Ausrichtung kommt auch bei Neonazis in anderen Ländern an. In Frankreich existiert bereits ein Vertrieb, ebenso gibt es in den USA Interesse am Konzept von White Rex. "Boycott the anti-white UFC! Support White Rex!" (Boykottiert die anti-weiße Ultimate Fighting Championship! Unterstützt White Rex!"), heißt es in einem einschlägigen Online-Forum.
Der Erfolg von White Rex könnte sich auch in Deutschland fortsetzen. Deutsche Rechtsextreme freuen sich bereits, dass die T-Shirts der "Kameraden aus Russland" endlich erhältlich sind – allerdings nur ohne Motive verbotener Symbole. "Von vielen verlangt und nun auch in Deutschland zu haben", kündigte vor kurzem ein großer deutscher Neonazi-Versand stolz auf seiner Webseite an. "White Rex aus Russland hat es in die nationale Bewegung geschafft."