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... nicht bloß harmlose Pfadfinder: Völkische Jugendbünde

Jesko Wrede

/ 27 Minuten zu lesen

Völkische Jugendgruppen wie die verbotene Wiking-Jugend oder aktuell der Freibund schöpfen aus einer rund hundertjährigen Geschichte. Äußerlich wirken sie eher harmlos und ähneln den aus Großbritannien stammenden Pfadfindern. Doch ein genauer Blick zeigt, dass die völkischen Jugendbünde eine extrem rechte Ideologie verbreiten.

Mitglieder des des Deutschen Jungvolkes (DJ), einer Organisation der Hitler-Jugend (HJ), werden 1944 während einer Fahrt im Elbsandsteingebirge in der Sächsischen Schweiz im Klettern unterrichtet. (© picture alliance/ZB)

Es ist der 21. Juni, spät in der Nacht, irgendwo in Süddeutschland. Ein paar Dutzend Erwachsene, Jugendliche und Kinder folgen schweigend einer schwarzen Fahne. Auf einer Wiese stellen sie sich im Halbkreis um einen Holzstoß, in pathetischem Ton hält ein Mann eine sogenannte "Feuerrede". Es ist die kürzeste Nacht des Jahres, die sogenannte Sommersonnenwende, seit Jahrtausenden finden in dieser Nacht in vielen Gesellschaften Rituale statt. Doch wer der "Feuerrede" lauscht, merkt bald, dass dies keine unpolitische Feier ist: "Sonnwendfeuer sind Mahnung, Gleichnis, Bekenntnis zu unserem Volk und zu den Gesetzen des Lebens", heißt es da etwa. Nach der Rede tritt ein Fackelträger mit nacktem Oberkörper in den Kreis und sagt: "Feuer, wenn du zum Himmel flammst, grüße die Sonne, der du entstammst! Künde, dass treu wir gehütet die Glut, heiliges Erbe, das in uns ruht!" Zu ihm tritt eine schwangere Frau, offenbar als Fruchtbarkeitssymbol, und gemeinsam entzünden sie den Holzstoß, singend betrachtet die Gruppe die lodernden Flammen.

Hier versammelt haben sich Mitglieder des Freibundes, einer Organisation, die unter wechselndem Namen seit den 1950er Jahren besteht. Auf den ersten Blick wirkt der Freibund harmlos: Er organisiert Zeltlager und Ausflüge, man trifft sich zu Spiel und Tanz, zu Gruppenabenden oder eben Sonnenwendfeiern. Vieles ähnelt dem, was auch die bekannten Pfadfinderverbände anbieten – die haben einen guten Ruf, Kinder und Jugendliche erleben und erlernen dort Werte wie Freundschaft und Solidarität, Verantwortungsübernahme und Wertschätzung der Umwelt.

Neben den Pfadfindern gibt es noch eine ganze Reihe von Jugendbünden, etwa die Deutsche Waldjugend, oder verschiedene Wandervogelgruppen. Sie alle sehen sich in der Tradition der deutschen Jugendbewegung, die vor mehr als hundert Jahren entstand. Viele dieser Gruppen nennen sich in Anlehnung an die Bündische Jugend der Weimarer Republik "bündisch". Die allermeisten von ihnen lehnen Rechtsextremismus klar ab. Doch in der heterogenen Szene gibt es auch einige Organisationen, die – mehr oder weniger stark – eine rechtsnationale Blut-und-Boden-Ideologie vermitteln. Diese Organisationen tragen Namen wie Sturmvogel, Fahrende Gesellen oder eben Freibund, und sehen sich explizit in der Tradition von völkischen Jugendbünden in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Diese extrem rechten Gruppen suchen oft gezielt die Nähe von Pfadfindern oder anderen Wanderbünden – sie wollen von deren Ansehen profitieren oder dort Anhänger rekrutieren. Zahlreiche bündische Gruppen wehren sich dagegen; doch es gibt auch einige, die sich mit einer klaren Grenzziehung schwertun.

Geschichte der deutschen Jugendbewegung bis 1918

Die deutsche Jugendbewegung entstand Ende des 19. Jahrhunderts und fand mit dem Untergang der Weimarer Republik ihr Ende. Im ausgehenden 19. Jahrhundert wuchsen die Städte wegen der anhaltenden Landflucht, ausgelöst durch die industrielle Revolution, rasant. Neben dem Bürgertum vergrößerte sich auch die Schicht der lohnabhängigen Fabrikarbeiter – mit klaren Trennlinien. Die Gymnasien waren den Kindern der besseren Schichten vorbehalten, während Arbeiterkinder in den entsprechenden Stadtbezirken nach Abschluss der Volksschule oft mit vierzehn oder fünfzehn Jahren in die Lehre gingen. Der Wandervogel und die daraus entstehende Jugendbewegung spielten sich zunächst ausschließlich im Milieu der bürgerlichen Jugend ab. Kinder und Jugendliche dieser Schicht hatten damals ihre Freizeit im Elternhaus zu verbringen, Kontakt zu Gleichaltrigen gab es kaum. Die Erziehung war von strengen Reglements geprägt. Mädchen wurden zur Tugendhaftigkeit erzogen und sollten im Idealfall eine eheliche Verbindung mit einem jungen Offizier eingehen, während man Jungen von vornherein militärischem Drill aussetzte.

Vor diesem Hintergrund begann der Berliner Student Hermann Hoffmann ab 1896, mit Kindern aus einem Stenografiekurs, den er damals am Gymnasium Steglitz gab, Wanderungen zu unternehmen. Aus Tagesausflügen wurden bald längere Reisen, die Jungen waren begeistert vom einfachen Leben draußen und dem Schlafen in Scheunen, Zelten und billigen Herbergen.1900 übergab Hoffmann die Leitung an den Studenten Karl Fischer, der am 4. November 1901 den Ausschuss für Schülerfahrten (AfS) gründete. Der Gedanke breitete sich rasch aus, bald bestanden tausende Gruppen in allen Gegenden Deutschlands und Österreichs. Der Name "Wandervogel", der sich schnell für diesen Typus Jugendgruppen etablierte, geht auf ein Wandergedicht zurück. In Zielen und Ausprägung unterschieden sich diese Gruppen teils stark: Manche lehnten die Beteiligung von Mädchen strikt ab, andere nicht. Viele achteten auf politische Neutralität, etliche gerieten aber auch in den Sog des um sich greifenden Interner Link: deutsch-völkischen Nationalismus'. Gemeinsam war den Wandervögeln aber ihr Pathos, Idealismus und eine Sturm-und-Drang-Haltung.

Ihren vorläufigen Höhepunkt fand die Bewegung auf einem großen, mehrtägigen Treffen im Oktober 1913 auf dem Berg Hoher Meißner nahe Kassel. Ausgiebig wurde unter anderem über Politik und Weltanschauung diskutiert, aber wegen tiefer Meinungsunterschiede zwischen den sehr heterogenen Gruppen konnten sie sich lediglich auf eine zwar pathetisch klingende, aber durch inhaltlich unbestimmte Begriffe geprägte Meißnerformel einigen. Einige Redner hatten auf dem Meißner schon vor dem eilfertigen Hurra-Patriotismus gewarnt, der große Teile dieser sich fortan "Freideutsche Jugend" nennenden Bewegung nur wenige Monate später auf die Schlachtfelder des Ersten Weltkrieges strömen ließ. In großer Zahl meldeten sie sich freiwillig; am Ende des Krieges waren von rund 10.000 "Feldwandervögeln", wie sie sich selbst nannten, etwa ein Viertel gefallen, andere Quellen sprechen auch von bis zu drei Vierteln.

Neuformierung nach dem Ersten Weltkrieg

Nach 1918 formierte sich die Jugendbewegung neu, es begann ihre zweite Phase. Die Kriegsheimkehrer fanden gänzlich andere Verhältnisse vor; die Jüngeren, aber auch die Mädchen und jungen Frauen, die in der Zwischenzeit die Leitung der Gruppen übernommen hatten, gaben diese nicht wieder her. Auseinandersetzungen, Spaltungen und Neugründungen waren die Folge. Auch vermischten sich nun erstmals Wandervögel mit Pfadfinder-Gruppen (engl.: boy scouts). Diese waren 1907 vom britischen General Robert Baden-Powell gegründet worden und hatten sich nach der Veröffentlichung seines Buches "Scouting for boys" rasch ausgebreitet. Der deutsche Arzt und Offizier Alexander Lion, der das Buch ins Deutsche übertrug, hatte es an die deutschen Verhältnisse angepasst: Wehrhaftigkeit und Patriotismus spielten hier entsprechend der wilhelminischen Gesellschaft eine hervorgehobene Rolle. Nach dem Ersten Weltkrieg traten Pfadfinder und Wandervögel, die zuvor wenige Gemeinsamkeiten hatten, in Austausch und beeinflussten sich gegenseitig. Während die Pfadfinder die Fahrten der Wandervögel einführten, übernahmen neue Wandervogel-Gruppen die einheitliche Kluft der Pfadfinder. Die war einer Militäruniform nachempfunden, sollte aber vor allem Klassenunterschiede unkenntlich machen und so Gleichheit unter den Kindern und Jugendlichen schaffen.

Geprägt durch den Krieg entstand außerdem ein neuer Typus von Gruppen, die sogenannte Bündische Jugend. In ihnen wurde die Wandervogelromantik – freie Gruppen, die ungezwungen, heiter und musizierend durch die Lande ziehen – durch neue Leitbilder abgelöst: Körperertüchtigung und Persönlichkeitsbildung waren kein Selbstzweck mehr, sondern dienten fortan der Elitenauslese. Diszipliniertes Auftreten nach außen wurde nun ein "Ausdruck der inneren 'Zucht'". Mythen und "heilige Zeichen" bekamen eine große Bedeutung. Man verstand sich als eine Art "Orden", in dem "Führer und Gefolgschaft auf eine gemeinsame Idee verpflichtet" sind. Übergreifendes Ziel wurde eine "Erneuerung von Volk und Reich". Diese Art von Bünden breitete sich während der Weimarer Republik immer weiter aus, die ursprünglich eher apolitische Haltung der Wandervogelgruppen wurde nach und nach abgestreift. Beeinflusst von den damals in der ganzen Gesellschaft geführten Debatten um den als ungerechten "Schandfrieden" geschmähten Versailler Vertrag radikalisierten sich etliche Bündische Gruppen und sahen sich als Teil der völkischen Bewegung der Vor-NS-Zeit.

Völkisch-nationalistische Ideen und Gruppen waren bereits in der ersten Entwicklungsphase der Jugendbewegung vorhanden, aber nicht tonangebend. Auch in der zweiten, der bündischen Phase, nahmen – wie der Soziologe Arno Klönne betont – viele Gruppen noch eine positive Stellung zur Weimarer Republik und zur Demokratie ein, forderten beispielsweise liberale Reformen des Schulsystems, fühlten sich teils sogar der Arbeiterbewegung verbunden. Doch wuchs die Bedeutung der verschiedenen, explizit rechten Bünde im Laufe der zweiten Entwicklungsphase immer weiter. Viele von ihnen bejubelten schließlich die Machtübernahme der NSDAP 1933. Manche Gruppen lösten sich danach selbst auf, um sich in die Hitlerjugend einzugliedern – teils aus völkischer Begeisterung, teils im naiven Glauben, der HJ von innen heraus eine jugendbewegte Prägung geben zu können. Andere wurden im Zuge der Gleichschaltung aufgelöst oder in die HJ zwangseingegliedert. Einige Gruppen versuchten jedoch auch – trotz insgesamt dreier Gesetze gegen "bündische Umtriebe" – in der Illegalität weiterzubestehen und leisteten Widerstand, oft nicht aus explizit antifaschistischer, sondern generell nonkonformer und antiautoritärer Motivation. Viele dieser Gruppen wurden von der Gestapo zerschlagen, die Mitglieder hart bestraft (etwa die Edelweißpiraten, auch etliche Mitglieder der Weißen Rose um die Geschwister Scholl stammten aus der Bündischen Jugend).

Nationalismus und Antisemitismus in der deutschen Jugendbewegung

Unter unpolitischer Haltung verstanden die Jugendbünde der ersten Phase in erster Linie eine Distanz zu Parteipolitik. Weit verbreitet war hingegen (in erster wie zweiter Phase) ein "Deutschtum", ein "deutscher Gedanke", der aus der bürgerlichen Gesellschaft übernommen wurde und durch die betonte Hinwendung zur erwanderten Heimat verstärkt wurde. Eine Anlehnung an ein (romantisiertes) Germanentum war bereits in den Wandervogelbünden der frühen Jugendbewegung vielerorts zu beobachten, schon die Steglitzer Urgruppe beispielsweise hielt Sonnenwendfeiern ab.

Die Wandervögel wollten zwar Staat und Gesellschaft, Bildungssystem und sogar Ernährungsweise reformieren, bekannten sich jedoch grundlegend zu Kaiser und Vaterland. In etlichen Gruppen spiegelte sich der zunehmende Antisemitismus der deutschen Gesellschaft wider. Beispielsweise vertrat schon Karl Fischer aus der Steglitzer Wandervogel-Urgruppe die Auffassung, die Juden seien ein Fremdkörper im deutschen Volk. Der österreichische Wandervogel schrieb in einem Beitrag zur Festschrift des Freideutschen Jugendtages 1913 auf dem Hohen Meißner: "Die Deutschen in Österreich stehen auf Vorwacht gegen fremde Nationen und Rassen, ein Bund, der so sehr deutsches Wesen betont, [sic] wie der Wandervogel muss naturgemäß bedacht sein, sich diesen Verhältnissen anzupassen. Darum haben wir auf dem heurigen Bundestag in Krems mit überwältigender Mehrheit kundgetan, dass wir weder Slawen noch Wälsche noch Juden in unseren Reihen sehen wollen, weil wir, umbrandet von Fremden und durchsetzt von Mischlingen, unsere rassische Reinheit bewahren müssen." Der Ausschluss jüdischer Mitglieder aus Wandervogelgruppen wurde beispielsweise mit Worten wie diesen begründet. "Er [der Jude] bildet z.B. bei der Sonnenwendfeier eine ebenso groteske Erscheinung wie ein Papua, der am Hausaltar eines Chinesen dessen Ahnen Opfer darbringt, denn die Vorgänge beim Sonnenwendfest gewinnen Inhalt und Leben erst durch die Vorstellung, dass eben diese Feier unseren Vorfahren vor Jahrtausenden und Jahrhunderten Kult war."

Derartige Ideen waren nicht nur aus dem völkischen Zeitgeist der Zwischenkriegszeit in die Jugendbewegung gelangt, sondern auch durch Dichter und Autoren, die in der Jugendbewegung viel gelesen wurden, beispielsweise Friedrich Wilhelm Nietzsche, Stefan George, Arthur Moeller van den Bruck oder Oswald Spengler. Deren Werke waren teils Jahrzehnte zuvor entstanden, sie waren also nicht Ausfluss dieser Jugendbewegung, sondern Inspiration. Daneben waren für die Ideenwelt des rechten Flügels der Bündischen Jugend jedoch auch völkische und nationalistische Autoren aus der Zeit der Weimarer Republik bedeutsam, die teils selbst den Gruppen entstammten: beispielsweise Ernst Jünger, Otto Strasser oder Ernst Niekisch.

Zu den extremsten nationalistischen Gruppen der Bündischen Jugend in der Weimarer Republik zählten die Deutsche Falkenschaft, der Deutsche Kreis, die Adler und Falken, der Bund der Tatjugend, der Bund Eckehard, die Freischar Schill oder der Bund Artam. Auf völkische Gruppen wie die Interner Link: Artamanen hat sich zum Beispiel der Freibund in seinen Schriften mehrfach explizit bezogen – während sich die Pfadfinder und andere heutige, nicht-rechte Jugendbünde lediglich allgemein in der Tradition der politisch heterogenen Wandervögel und Bündischen Jugend sehen.

Geschichte völkischer Jugendorganisationen in der Bundesrepublik

Der Zweite Weltkrieg ließ in der männlichen Jugend die so genannte Flakhelfergeneration zurück. Der größte Teil war in NS-Organisationen sozialisiert, viele waren noch in den letzten Kriegstagen zum Wehrdienst herangezogen worden. Flucht und Vertreibung machten etwa zwei Millionen Jugendliche heimatlos, 1,5 Millionen anderen hatte der Krieg ein oder beide Elternteile genommen. Es fehlte an Wohnraum, Arbeit, Zukunftsperspektiven. So gewann Jugendarbeit schon kurz nach dem Krieg eine enorme gesellschaftliche Bedeutung. Diese fand in der damaligen Bundesrepublik zunächst hauptsächlich im Schoße der großen Verbände statt, die von Kirchen und Gewerkschaften getragen wurden. Nachdem die Alliierten Anfang der 1950er Jahre die Beschränkungen bei der Gründung von Vereinen gelockert hatten, entstanden erste nationalistische Jugendverbände. Deren Gründer und Führer hatten vor 1945 häufig hohe Positionen in der Hitlerjugend und anderen NS-Organisationen inne oder stammten sogar noch aus den völkischen Bünden der Weimarer Republik. Und da etwa die Hitlerjugend viele Stilelemente der Bündischen Jugend übernommen hatte, bedurfte es nicht unbedingt einer direkten Anknüpfung an die Traditionen der HJ.

Bei manchen dieser Gruppen handelte es sich um Jugendorganisationen von neu gegründeten rechten und rechtsextremen Parteien und Erwachsenenorganisationen wie dem Stahlhelm-Verband, der Deutschen Reichspartei (DRP) oder der Sozialistischen Reichspartei (SRP), andere waren reine Jugendorganisationen mit Namen wie Pfadfinderschaft Nation Europa. Die Mitgliederzahlen der nationalistischen Jugendgruppen jener Zeit wurden auf 35.000 bis 40.000 geschätzt. Der bedeutendste Dachverband war der Kameradschaftsring Nationaler Jugendverbände (KNJ), aus dem mit der Wiking-Jugend (WJ) und dem Bund Heimattreuer Jugend (BHJ) die langlebigsten rechtsextremen Jugendgruppen der Bundesrepublik hervorgingen. Einzelne Gruppen wurden schon damals von den Behörden verboten, etwa 1960 die National-Jugend durch den Innensenator von West-Berlin.

Die Wiking-Jugend (WJ) wurde 1952 gegründet und vereinte Teile von Reichsjugend (der Jugendorganisation der kurze Zeit später verbotenen SRP), Deutscher Unitarischer Jugend und Vaterländischer Jugend. Namensgeberin war die Waffen-SS-Division Wiking. In Aufbau und Erziehungsauftrag war die WJ an die HJ angelehnt, sie gliederte sich in "Fronteinheiten", "Stabsstellen", "Gaue" und "Horste". Sie veranstaltete regelmäßig Zeltlager, Märsche und Schulungen. Bis zu ihrem Verbot sollen etwa 15.000 Kinder und Jugendliche die WJ durchlaufen haben. Ziel der Organisation war es, ihre Mitglieder völkisch zu sozialisieren und nationalsozialistisch zu schulen. Dies gelang offenbar in vielen Fällen, denn die Wiking-Jugend brachte zahlreiche Führungskader anderer rechtsextremer Organisationen hervor, beispielsweise Stefan Köster und Udo Pastörs, Landesvorsitzender bzw. Fraktionschef der NPD in Mecklenburg-Vorpommern, den rechtsextremen Liedermacher Frank Rennicke oder Thorsten Heise, einen Ex-FAP-Funktionär und wichtigen Kader der Szene der Neonazi-Kameradschaften.

Die Kinder und Jugendlichen wurden in der WJ auch an Waffen ausgebildet, erwachsene Funktionäre wurden wiederholt militanter Delikte überführt. Beispielsweise überfiel Manfred Börm (später Leiter des NPD-Ordnerdienstes) ein Munitionsdepot der Bundeswehr und wurde dafür 1979 wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung zu mehrjähriger Haft verurteilt. Die offenkundige Ausrichtung an der Hitlerjugend, gepaart mit dem Bekenntnis zur Militanz und der Ablehnung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung führte 1994 zum Verbot der WJ durch das Bundesinnenministerium. Mit 400 bis 500 Mitgliedern galt die WJ zu dieser Zeit als größte Jugendorganisation der Szene.

Der Bund Heimattreuer Jugend (BHJ) entstand zunächst in Österreich aus einem Zusammenschluss verschiedener extrem rechter Jugendgruppen. Während der BHJ in Österreich 1960 wegen "nationalsozialistischer Wiederbetätigung" verboten wurde, erfolgte im selben Jahr die Gründung des BHJ in Deutschland als bundesweite Organisation. Der BHJ veranstaltete jährliche "Bundesjugendtage", zu denen erstmalig 1961 auch Vertreter anderer rechtsextremer Jugendorganisationen aus Europa eingeladen wurden, wie dem flämischen Blauwvoetjeugdverbond und der dänischen Runebevaegelsen. 1966 wurde der Wehrmachtsikone Hans-Ulrich Rudel die Ehrenmitgliedschaft des BHJ verliehen. Aus den Reihen des BHJ ging unter anderem der Rechtsterrorist Odfried Hepp hervor, der 1987 wegen mehrerer Bombenanschläge und Banküberfälle verurteilt wurde.

Wiking-Jugend und Bund Heimattreuer Jugend waren jahrzehntelang die wichtigsten völkischen Jugendorganisationen der Bundesrepublik. Ab Mitte der siebziger Jahre jedoch entwickelten sich beide auseinander. Der BHJ begann, sich (anders als die WJ) vom Nationalsozialismus zu distanzieren und sich stärker an den völkischen Bünden der Vor-NS-Zeit zu orientieren. 1988 änderte der BHJ sein Symbol: An die Stelle der (auch von SS, Hitlerjugend und WJ verwendeten) Odalsrune trat eine schwarze Fahne mit aufgehender Sonne. Der Kurs der Mäßigung führte zu heftigen internen Konflikten, ein neonazistischer Flügel spaltete sich 1990 ab und gründete eine neue Organisation namens Die Heimattreue Jugend (DHJ), die sich im Jahr 2000 in Heimattreue Deutsche Jugend (HDJ) umbenannte. In deren Zeltlagern wurden Kinder und Jugendliche – wie zuvor schon bei der verbotenen WJ – in NS-Ideologie geschult. Bei einer Razzia im mecklenburgischen Güstrow wurden 2008 zahlreiche Gegenstände mit Hakenkreuzen beschlagnahmt. 2009 verbot das Bundesinnenministerium die HDJ.

Völkische Jugendbünde heute

Der Sturmvogel – Deutscher Jugendbund wurde 1987 von ehemaligen Mitgliedern der Wiking-Jugend gegründet, die deren offen neonazistischen Kurs nicht mittragen wollten. Völkische Positionen fanden sich aber auch im Sturmvogel. So erklärten deren Gründerinnen und Gründer beispielsweise: "[Wir sind] volkstreu eingestellte Deutsche, die erkannt haben, daß wir in der heutigen Zeit nur GEMEINSAM mit unserer Geisteshaltung bestehen können". Gemeinsames Ziel sei die "gesunde Entwicklung unserer Kinder", ihre "geistigen und körperlichen Anlagen" auszubilden und zu fördern sowie durch "Fahrt und Lager eine Kameradschaft aufzubauen und zu fördern, die über die Jugendzeit hinweg anhalten soll und den späteren Erwachsenen Leitlinie für ihre weitere Lebensgestaltung sein soll". Die eigentliche "Kernaufgabe" wird am Ende des Textes genannt: "Durch das eigene 'Vor'-leben Beispiel zu sein gegen den Ungeist, der unser Volk derzeit jeden Atemzug verpestet". Ende der 1980er Jahre und bis 1990 wies der Sturmvogel laut Einschätzung der Bundesregierung klare Anhaltspunkte für "rechtsextremistische Bestrebungen" auf.

Der Sturmvogel sieht sich ausdrücklich in der Tradition eines gleichnamigen, völkisch-nationalistischen Bundes aus den 1920er Jahren. Vor diesem Hintergrund erhalten Begriffe aus der Selbstdarstellung wie "Charakterschulung" und "Persönlichkeitsentwicklung", die auf den ersten Blick wenig verfänglich sind, eine eindeutige Richtung. Blut-und-Boden-Ideologie wird in Sätzen paraphrasiert wie "[wir] wollen unsere füße auf der erde spüren und wieder unsere verbindung mit der lebensspendenden kraft der natur erfühlen". Körperliche Ertüchtigung spielt eine elementare Rolle, wenn Entbehrungen, Grenzerlebnisse und Anstrengungen den "Sinn für Gemeinschaft" fördern. Daher, so schließt die Selbstdarstellung, "komm mit uns auf fahrt, und wir zeigen dir eine andere welt." Dass diese Welt völkisch ist, liegt auf der Hand: Um das angebliche Erbe zu bewahren, lernen die Kinder Runenschrift und werden die alt-germanischen Monatsnamen verwendet. Die Sprache ist streng reglementiert, Anglizismen sind unerwünscht, Worte wie "cool" verpönt. Fahrten des Sturmvogel führen häufig in ehemals deutsche Gebiete, etwa nach Südtirol, Siebenbürgen oder ins Elsass.

Der Verband hat offenbar wenig Interesse an Öffentlichkeit, seine Website wurde Ende 2009 abgeschaltet. Zu den größten Veranstaltungen gehören die Sommerlager. Im Jahr 2015 zum Beispiel fand es mit mehr als 50 Kindern und Jugendlichen im brandenburgischen Dorf Grabow statt, laut Medienberichten waren an dessen Organisation auch ehemalige Mitglieder der verbotenen HDJ beteiligt. Für ein Wintertreffen Ende Dezember 2015 versuchte der Sturmvogel, sich unter unverfänglichem Namen in einem Tagungshaus der Pfadfinder im hessischen Immenhausen einzumieten – als diese den Hintergrund der Gäste erkannten, wurden die Sturmvogel-Mitglieder umgehend des Geländes verwiesen.

Auf eine mehr als hundertjährige Geschichte können die Fahrenden Gesellen – Bund für deutsches Leben und Wandern (FG) zurückblicken. Die Gruppe wurde 1909 als Ableger des Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verbandes (DHV) gegründet, einer völkisch-antisemitischen Gewerkschaft, die von 1893 bis 1933 bestand und in der Interner Link: völkischen Bewegung der Vor-NS-Zeit eine herausragende Rolle spielte. Innerhalb der damaligen FG spielte die Wehrerziehung eine tragende Rolle, nach dem Ersten Weltkrieg wurde nicht mehr nur gewandert, sondern auch "marschiert". Im Zuge dieser Militarisierung wurde von den Mitgliedern ein Ariernachweis verlangt. Nach der Machtergreifung der NSDAP lösten sich die FG im April 1933 selbst auf. 1948 wurde der Bund unter dem heutigen Namen wiedergegründet. Zwei Jahre später erfolgte die Gründung des Vereins Landheimgesellschaft Marxen e.V., der sich bis heute um das zu den Fahrenden Gesellen gehörende Landheim Marxen (südlich von Hamburg) kümmert. Doch von Beginn an litt die FG unter Überalterung und niedrigen Mitgliederzahlen. In bündischen Medien wurden die Fahrenden Gesellen jahrzehntelang als "Älterenbund" geführt, die Anzahl der Mitglieder unter 50 war stets überschaubar – wie überhaupt die Mitgliedszahlen: Am Bundestag zu Pfingsten 1968 nahmen nur 110 Personen teil, und seither sind die Mitgliederzahlen weiter gesunken.

Heute verfügen die FG mit dem Deutschen Mädelwanderbund (DMWB) über einen eigenen Mädchen- und Frauenbund. Sie waren stets fest eingebettet in ein Netzwerk alter völkischer und deutschnationaler Personen und Gruppen. Als Referenten auf Bundes- oder Regionaltreffen traten häufig Altnazis auf, etwa die Holocaust-Leugner Werner Georg Haverbeck und seine Frau Ursula Haverbeck vom 2008 verbotenen Verein Collegium Humanum. In Referaten, Festreden und in der Verbandszeitschrift wurden regelmäßig Themen aus rechtsextremen Diskursen aufgegriffen, insbesondere "Überfremdung" infolge von Einwanderung. Beispielsweise wurde auf dem Bundestag 2005 mit deutlichem Bezug auf das Verbot der Holocaustleugnung von einer "Zensur gegen national denkende Autoren, kritische Geschichtswissenschaftler und unliebsame Künstler" zum Schutz der "Interessen von gewissen politischen und wirtschaftlichen Gruppierungen" gesprochen. Im Jahr 2010 versuchten die FG, sich mit einer Klage vor dem Landgericht Berlin gegen die Einschätzung zu wehren, dass sie "mit führenden Rechtsradikalen verbandelt" seien – und unterlagen.

Der zweifellos bedeutendste Jugendbund der völkischen Szene ist derzeit Der Freibund. Diesen Namen hat sich der BHJ 1990 nach Abspaltung des radikalen Flügels (DHJ/HDJ) gegeben. Offene NS-Bezüge werden seitdem vermieden, Ehrenmitgliedschaften wie die der Wehrmachtsikone Hans-Ulrich Rudel wurden aufgehoben. Doch trotz dieser Kurskorrektur löste sich der Freibund nicht von seiner Vergangenheit. Beispielsweise wurde zum Bundespfingstlager 1997 mit einem Zitat des faschistischen Theoretikers Julius Evola eingeladen ("Das Gefängnis des abendländischen Menschen ist eines der furchterregendsten, weil es zu denen gehört, die keine Mauern haben"). Die vierteljährlich erscheinende Verbandszeitschrift na klar! druckte Gedichte des völkisch-nationalsozialistischen Schriftstellers Georg Stammler. Und als Bundeslied hat der Freibund ein Lied von Hans Baumann gewählt, einem Mitglied der Reichsführung der Hitlerjugend.

Verlässliche Angaben zur Mitgliederzahl des Freibundes liegen nicht vor, schätzungsweise gibt es etwa hundert "Aktive" (darunter werden Mitglieder zwischen 7 und 25 Jahren verstanden) und zirka 150 ältere Mitglieder (da der Freibund nach dem Lebensbundprinzip organisiert ist, verlieren die Mitglieder ab 26 Jahren nicht den Bezug zum Bund, sondern gehen in die Älterenschaft, den sogenannten Altfreibund über). Einige hundert weitere Personen sind dem Freibund in Freundeskreisen verbunden oder als Mitglieder anderer Verbände wie der Deutschen Gildenschaft – sie sind zwar keine festen Mitglieder, besuchen aber Feste und Lager.

Symbol des Freibundes ist eine schwarze Fahne mit einer stilisierten Sonne. Auf seiner Internetseite erklärt der Freibund dessen Bedeutung: Die Sonne solle das immer wieder neu gespendete Leben symbolisieren, während die schwarze Fahne ein Zeichen des "Widerstandes gegen alle Fremdbestimmung" sei. Die Verwendung der schwarzen Fahne gehe zurück bis zu den Bauernkriegen und drücke die "Einbindung unseres Bundes in die Geschichte und das Schicksal der deutschen Nation aus". Formulierungen wie diese sind typisch für den Freibund: Sie enthalten einerseits nationalistische oder völkische Anklänge, sind andererseits aber so weich und doppeldeutig, dass eine ideologische Bedeutung stets (etwa gegenüber der kritischen Öffentlichkeit oder anderen, nicht-rechten Jugendbünden) dementiert werden kann. Mit der abgelehnten "Fremdbestimmung" beispielsweise kann alles Mögliche gemeint sein – doch in der rechtsextremen Szene ist Fremdbestimmung eine Chiffre für die angeblich seit 1945 bestehende Unterdrückung und Umerziehung des deutschen Volkes durch die USA. Zur Schwarzen Fahne des Bundes findet man in dessen eigener Zeitschrift dann einiges mehr als nur den Bezug auf die Bauernkriege – sie wurde beispielsweise zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg von rechtsnationalen Freikorps verwendet oder den (oben beschriebenen) völkischen Gruppen der Bündischen Jugend sowie der nationalsozialistisch geprägten Landvolkbewegung.

Auf der Internetseite des Freibundes finden sich etliche Aussagen mit extrem rechten Andeutungen: "Wir achten die Vergangenheit. Wir bewältigen die Gegenwart. Wir kämpfen für die Zukunft", lautet beispielsweise ein Sinnspruch. Hier schimmert auf, dass der Freibund Teile der deutschen Geschichte wohl nicht ganz so negativ bewertet wie andere, dass er die bundesrepublikanische Gegenwart schwer erträglich findet und sich für die Zukunft ein anderes System wünscht. An anderer Stelle verweist der Freibund auf ein "Bild des Menschen, der seine Existenz nicht losgelöst sehen kann von einer Gruppe, in der er lebt, mit Menschen gleichen Typs". Dies ist eine kaum verschlüsselte Chiffre für eine homogene Volksgemeinschaft – die innerhalb der Organisation bereits heute gelebt wird, wie ein weiterer Satz andeutet: "Der Freibund ist ein Freiraum in unserer Gesellschaft, in dem wir unser Leben nach einer ganzheitlichen Vorstellung verwirklichen wollen." Die Worte schließlich, mit denen der Freibund seine Globalisierungsfeindlichkeit ausdrückt, könnten so auch von der NPD stammen: "Wir wenden uns gegen eine vereinheitlichte Weltkommerz-"Kultur", die Volkskulturen plattwalzt, die Geld über alles stellt und den einzelnen Menschen nur noch als Verbraucher betrachtet. Aus diesem Grunde pflegen wir ganz bewußt unsere eigene Kultur, vom Handwerk bis zum Volkstanz, vom Volkslied bis zum Kunstwerk."

Der völkische Kern des Freibundes zeigt sich auf bemerkenswerte Art in den Zielen der Freibund-Fahrten. Man begibt sich gern in ehemals deutsche Siedlungsgebiete, die im Gruppenjargon "Grenzland" genannt werden, etwa nach Ostpreußen. Auf einer solchen Reise hinterließ eine Freibund-Gruppe vor Jahren in einem Tagungshaus im rumänischen Hosman (dt.: Holzmengen) in Siebenbürgen als Gästebucheintrag: "Grenzlandschicksal ist Kampf. Ist Leid durch Feuer, Elend, Hunger, Not und Tod. Aber auch unbändiger Willen zum Leben, denn Wertvolles gibt es in jeder Zeit zu retten." Auf der Internetseite des Freibundes heißt es zu solchen Aktivitäten: "Durch Lieder und Tänze, Fahrten zu Auslandsdeutschen und Vermittlung von Geschichte versuchen wir ein natürliches Verhältnis zu Volk und Heimat aufzubauen, abseits von blinder Verherrlichung und entwurzelnder Selbstverleugnung."Dass Deutschland für den Freibund nicht an den Grenzen der Bundesrepublik endet, zeigt sich auch daran, dass zur Regionalorganisation Süd ganz selbstverständlich nicht nur die süddeutschen Bundesländer gehören, sondern auch Österreich, die Schweiz und das italienische Südtirol.

Auch das Frauenbild im Freibund und die Bedeutung der Familie sind bezeichnend: die Geschlechterbilder extrem konservativ und völkisch motiviert. Männern und Jungen wird eine kämpfende Rolle zugewiesen, während Frauen und Mädchen mit deutlichen Worten an ihre biologische Funktion der Gebährenden ("Volksretterinnen") erinnert werden. Berufstätigkeit stört dabei nur. Eindringlich appelliert die Freibund-Bundesführung an die Frauen: "Ein Volk wird nicht lange leben, wenn seine Frauen nicht mehr bereit sind, als Mütter die Aufgabe zu bewältigen, die Geschicke des Volkes durch die Erziehung der kommenden Generationen zu lenken." 2007 betonte die Bundesführung des Freibundes: "Familienpolitik ist kein losgelöster Bereich, sondern die elementare Grundlage für alle entscheidenden politischen Fragen über das Bestehen oder Nicht-Fortbestehen eines Volkes – unseres Volkes." Und weiter: "In unseren Grundsätzen steht der Glaube an die Zukunft unseres Volkes neben dem Willen, sich auf dem Weg der Jugendbewegung für die Gemeinschaft unseres Volkes einzusetzen und uns auf die Aufgaben vorzubereiten, die wir als Frauen und Männer bewältigen müssen. […] Wir wissen, daß intakte Familien die Stützen eines Volkes sind. Die Familie kann nur bestehen, wenn das Volk lebt." Eheschließungen von Mitgliedern des Freibundes werden mitunter als Zeremonien im heidnischen Stil durchgeführt. Vor diesem Hintergrund wird klar, dass auch die in Freibund-Familien übliche Namenswahl keine Marotte ist, sondern völkisches Programm: Alrun, Arnulf, Baldur, Dietbert, Giselher, Irmgard, Meinrad usw.

Der Freibund wird von den Verfassungsschutzbehörden nicht als rechtsextrem eingestuft. Auf eine Landtagsanfrage teilte die Niedersächsische Landesregierung aber 2010 mit, das dortige Landesamt verfolge die Entwicklung (sowohl beim Freibund, als auch bei Sturmvogel und Deutscher Gildenschaft) "mit großer Aufmerksamkeit, um zu prüfen, ob die Grenze zur verfassungsfeindlichen Bestrebung überschritten ist".

Abgrenzung zwischen demokratischen und völkischen Jugendbünden

Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten sich natürlich nicht nur völkische Gruppen neu gegründet, sondern auch zahlreiche nicht-rechte Jugend- und Wanderbünde. Allein bei den Pfadfindern gibt es heute vier große Dachorganisationen und zahlreiche kleinere Verbände mit zusammen tausenden Gruppen und weit mehr als 200.000 Mitgliedern. Neben den Pfadfindern gibt es Dutzende unabhängige Jugendbünde mit unterschiedlichen Traditionen und Ausrichtungen. Genannt seien etwa die Deutsche Waldjugend, der 1957 gegründete Jugendverband der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald mit heute mehr als 4.000 Mitgliedern, der pazifistische Fahrtenbund Zugvogel, der sich 1953 gründete und momentan bundesweit einige hundert Mitglieder zählt, oder die Deutsche Freischar, die sich in der Tradition einer gleichnamigen Gruppe aus den 1920er Jahren sieht, in der Wandervogel- und Pfadfinderbewegung erstmals fusionierten.

Seit Jahrzehnten (strenggenommen seit Entstehen der politisch heterogenen deutschen Jugendbewegung vor mehr als hundert Jahren) finden innerhalb und zwischen nicht-rechten Bünden Debatten über das Verhältnis zu den völkischen Gruppen statt. Diese Debatten sind häufig kontrovers, und sie werden immer wieder neu geführt. Das liegt zum einen daran, dass die meisten bündischen Gruppen tatsächlich von Jugendlichen und jungen Erwachsenen geleitet werden. Alle paar Jahre findet deshalb ein Generationswechsel statt, und ein anti-völkischer Konsens muss häufig für jede Generation neu gefunden werden. Zum anderen gibt es aber ohne Zweifel auch innerhalb der nicht-rechten Gruppen bisweilen eine Affinität zu bestimmten Haltungen, wie sie von den Mitgliedern völkischer Jugendbünde gezeigt werden: Sei es deren Bild von Frau- und Männlichkeit oder auch die kulturpessimistische Neigung, die seit dem frühen Wandervogel immer schon die Weltanschauung bestimmter Teile dieser Szene geprägt hat. Viele nicht-rechte Gruppen zögern mit der Abgrenzung zu den völkischen aber auch schlicht aus einem romantischen Verständnis von Gemeinschaft und Kameradschaft oder einem – gerade bei jungen Leuten – unhinterfragten und unreflektierten Gefühl von Verbundenheit aufgrund der gemeinsamen bündischen Tradition.

In den 2000er Jahren spitzte sich innerhalb der Szene der Jugendbünde die Debatte um den Umgang mit den völkischen Gruppen zu. Eine Reihe runder Jubiläen stand an, beginnend mit dem hundertsten Jahrestag der Gründung des Wandervogels bis zum Jubiläum des Meißnertreffens 2013. Die runden Jahrestage des Freideutschen Jugendtages waren jahrzehntelang durch gemeinsame Zeltlager begangen worden. Zum 75. Jahrestag 1988 hatte es bereits einen Ausschluss offen neonazistischer Bünde wie der Wiking-Jugend gegeben, völkische Gruppen wie der Freibund durften aber teilnehmen. Nun stand der 100. Jahrestag ins Haus. Zu den regelmäßigen Vorbereitungstreffen kamen aus allen Bünden, auch den völkischen, Vertreter zusammen. Erwartungsgemäß entstand eine Diskussion über die Abgrenzung von völkischen Bünden, die – mit großer Mehrheit – in einem Ausschluss von Freibund, Sturmvogel, Fahrenden Gesellen/Deutschem Mädelwanderbund sowie der Deutschen Gildenschaft mündete. So versammelten sich die Jugendbünde 2013 erstmals seit hundert Jahren ohne ihren völkischen Flügel zu einer Jubiläumsfeier auf dem Hohen Meißner.

Rein äußerlich betrachtet gibt es viele Gemeinsamkeiten zwischen den beschriebenen völkischen Organisationen einerseits und andererseits den nicht-rechten Pfadfindern, Wandervögeln oder Gruppen in bündischer Tradition: Sie alle gehen "auf Fahrt", leben dabei betont einfach, etwa in Zelten, sitzen gern am Lagerfeuer und singen zur Gitarre oft die gleichen Lieder. Auch viele Gruppenrituale ähneln sich, beispielsweise werden neue Mitglieder in vielen Bünden – ob völkisch oder nicht – bei einer andächtigen Veranstaltung durch ein feierliches Versprechen aufgenommen. Solche Zeremonien dienen dazu, Gruppenidentität und Gemeinschaftsgefühl zu stiften, und sie haben besonders auf junge Menschen unstreitig eine große Wirkung.

Doch inhaltlich gibt es diametrale Unterschiede zwischen völkischen Gruppen und solchen, die demokratische Werte vertreten. Am vielleicht deutlichsten zeigen sie sich just an den Versprechensformeln, die bei den Aufnahmeritualen verwendet werden. Im Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder (BdP) beispielsweise lautet sie: "Ich will (im Vertrauen auf Gottes Hilfe) nach den Regeln der Pfadfinderinnen und Pfadfinder mit euch leben!" (Der konfessionelle Zusatz ist freiwillig.) Die "Regeln", auf die sich das Versprechen beruft, lauten im BdP : "Ich will Schwierigkeiten nicht ausweichen. Ich will den Anderen achten. Ich will zur Freundschaft aller Pfadfinderinnen und Pfadfinder beitragen. Ich will kritisch sein und Verantwortung übernehmen. Ich will hilfsbereit und rücksichtsvoll sein. Ich will mich beherrschen! Ich will dem Frieden dienen und mich für die Gemeinschaft, in der ich lebe, einsetzen. Ich will aufrichtig und zuverlässig sein. Ich will die Natur kennenlernen und helfen, sie zu erhalten!"

Ganz anders hingegen klingen die Formeln bei völkischen Gruppen – zum Beispiel jene, die im Bund Heimattreuer Jugend (BHJ) üblich war: "Ich verspreche bei meiner Ehre, immer meinem Volk zu dienen und im Kampf um die Verwirklichung meiner Ideale stets die Gemeinschaft vor mein eigenes Ich zu stellen und immer mehr zu leisten, zu arbeiten und zu opfern – so wahr ich ein Deutscher bin." Anders als bei nicht-rechten Pfadfindergruppen wurde dieser Text beim BHJ auch nicht lediglich "Versprechen" genannt, sondern "Treueeid", und abgelegt wurde dieser nicht bei einem einfachen Lagerfeuer, sondern üblicherweise bei Sonnenwendfeiern. Äußerlich sehr ähnliche Zeremonien können also sowohl dem Ziel dienen, die Heranbildung kritischer, selbstbewusster und toleranter Persönlichkeiten zu fördern – oder aber junge Menschen auf eine totalitäre Ideologie einschwören.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Die Feier ist detailliert geschildert in der Freibund-Zeitschrift na klar!, Ausgabe 10/2003, in einem Text mit dem Titel "Sommersonnenwenden. Die Tat zählt!".

  2. Der vorliegende Text basiert in Teilen auf der Diplomarbeit des Autoren ("Jugendliche in rechten Gruppierungen am Beispiel des 'Freibund, Bund Heimattreuer Jugend e.V.' – Handlungsmöglichkeiten der Sozialarbeit", vorgelegt an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen in Berlin, 2008) sowie dem Buch "Wer trägt die schwarze Fahne dort ... Völkische und neurechte Gruppen im Fahrwasser der Bündischen Jugend heute" (gemeinsam mit Maik Baumgärtner), Braunschweig 2009. Dort finden sich auch ausführlichere Quellenangaben.

  3. Für einen Abriss der Entwicklung bis zum Ersten Weltkrieg und einen Blick auf die Stimmung in der Bewegung siehe auch Weiß, Volker: Jung, frei, deutsch. DIE ZEIT 36/2013 – online: http://www.zeit.de/2013/36/jugendtreffen-hoher-meissner-1913

  4. "Die Freideutsche Jugend will nach eigener Bestimmung, vor eigener Verantwortung, in innerer Wahrhaftigkeit ihr Leben gestalten. Für diese innere Freiheit tritt sie unter allen Umständen geschlossen ein. Zur gegenseitigen Verständigung werden Freideutsche Jugendtage abgehalten. Alle gemeinsamen Veranstaltungen der Freideutschen Jugend sind alkohol- und nikotinfrei."

  5. vgl. Weiß, Volker: Jung, frei, deutsch. DIE ZEIT 36/2013 – online: http://www.zeit.de/2013/36/jugendtreffen-hoher-meissner-1913

  6. http://blog.landesmuseum-kassel.de/2014/07/08/geschichten-erzaehlen-die-wandervoegel-und-der-erste-weltkrieg/

  7. So die Analyse im Standardwerk "Jugend und Nationalsozialismus. Analyse ihrer Zusammenhänge und Gegensätze. Versuch einer Klärung" (Münster 1984) von Michael Jovy, der selbst aus einer bündischen Jugendgruppe stammt, die aber im Dritten Reich Widerstand leistete.

  8. Klönne, A.: Jugend im Dritten Reich. Die Hitlerjugend und ihre Gegner, Köln 2008, S. 107ff.

  9. In den Bünden dürften sich so ziemlich alle Ideen der damaligen Lebensreformbewegung wiedergefunden haben, es gab beispielsweise Anhänger der Freikörperkultur, Verfechter einer vegetarischen oder auf Rohkost basierenden Ernährung, den Alkoholabstinenzlern gelang es gar, ihre Ziele in der Meißnerformel zu verankern (siehe Anm. 4).

  10. Fischer vertrat beispielsweise "die Auffassung, die Juden sollten sich zusammentun, so dass Nation neben Nation stünde, und jeder wüsste, wo der andere sei" und verlangte, "dass sich die Juden zu einer semitischen Kultur verständen, wie die Deutschen zu einer germanischen Kultur, dann könne man sich achten." – Dieses und die beiden folgenden Zitate stammen aus Seeck, D.: Nationalismus und Antisemitismus in der deutschen bürgerlichen Jugendbewegung. In Rundbrief Gilde Soziale Arbeit, Hamburg 2/1993, S. 33f.

  11. Zu diesen und vielen weiteren Gruppen ausführlich: Jovy, S. 30 oder auch: Schröder, P.: Die Leitbegriffe der deutschen Jugendbewegung in der Weimarer Republik, Eine ideengeschichtliche Studie, Münster 1996, S. 22ff.

  12. vgl. Dudek, P.: Jugendliche Rechtsextremisten. Zwischen Hakenkreuz und Odalsrune 1945 bis heute, Köln 1985, S. 55f.

  13. Detailliert zur rechtsextremen Jugendarbeit jener Jahre: Klönne, A.: Jugend rechtsaußen. Eine dokumentarische Übersicht, in: Pläne-Sonderheft 1960, S. 2.

  14. vgl. Röpke, A.: Ferien im Führerbunker, Braunschweig 2008, a.a.O., S. 28ff.

  15. http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/13/014/1301461.asc

  16. Zitat von der Website www.sturmvogel.de, eingesehen am 11.04.2009.

  17. http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2010-01/rechtsextremismus-sturmvogel

  18. publikative.org vom 25. November 2015 – http://www.webcitation.org/6gZ22DdSu

  19. http://www.fr-online.de/rhein-main/rechtsextremismus-sturmvoegel-aufgeflogen,1472796,33484044.html oder auch publikative.org vom 7. Januar 2016 – http://www.webcitation.org/6gZ2Caszf

  20. vgl. http://rechte-jugendbuende.de/?p=81 – Werner Georg Haverbeck wurde nach seinem Tod 1999 in einer Zeitschrift der FG als "dem Bund besonders verbunden" geehrt, vgl. http://rechte-jugendbuende.de/?p=1241

  21. ausführlicher zu den Fahrenden Gesellen siehe Benz, W. (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus. Band 5. Organisationen, Institutionen, Bewegungen. Berlin 2012. S. 240ff.

  22. Az. 27 O 288/10, LG Berlin, Urteil vom 23. September 2010 – vgl. hierzu http://rechte-jugendbuende.de/?p=1280

  23. Siehe z.B. die Ausgaben 114 (2/2008 ) und 115 (3/2008 ). In denselben Ausgaben werden Bücher aus dem Verlag Edition Antaios rezensiert und empfohlen, der zum Umfeld des neu-rechten Instituts für Staatspolitik gehört.

  24. Es handelt sich um das 1935 entstandene Lied "Nur der Freiheit gehört unser Leben" - siehe hierzu z.B. https://de.wikipedia.org/wiki/Nur_der_Freiheit_geh%C3%B6rt_unser_Leben_%28Lied%29

  25. Die Deutsche Gildenschaft ist eine Akademikerkorporation mit – so heißt es in ihrer Selbstdarstellung – "nationaler Überzeugung und [in] bündischer Tradition". Seit einigen Jahren nimmt die Zahl aktiver Gildenschafter innerhalb der bündischen- und Wandervogelszene zu. So stammt ein Großteil der heute Aktiven Gildenschafter aus Gruppen wie dem Freibund oder dem Sturmvogel. Detaillierter zur Deutschen Gildenschaft siehe z.B. ein Gutachten des Historikers Wolfgang Benz für die Thüringer Landesregierung (vgl. Kovahl, Ernst: Nicht tragbar. In: Der Rechte Rand Nr 159, 2016, S. 28f.) oder auch Kellershohn, Helmut: Im "Dienst an der nationalsozialistischen Revolution" - Die Deutsche Gildenschaft und ihr Verhältnis zum Nationalsozialismus. In: Jahrbuch des Archivs der deutschen Jugendbewegung, Band 19 (1999-2004), Wochenschau Verlag, Schwalbach/Taunus 2004, S. 255-292 (online: http://www.diss-duisburg.de/Internetbibliothek/Artikel/kellershohn--gildenschaft-und-ns.pdf).

  26. Beispielsweise schickten in der Vergangenheit namhafte Führungsfiguren der extremen Rechten ihre Kinder zu Freibund-Lagern, etwa Götz Kubitschek vom Institut für Staatspolitik oder Andreas Molau, der lange Jahre bei der Jungen Freiheit, bei DVU und NPD aktiv war und 2012 aus der Szene ausgestiegen ist. Aus dem Freibund stammt beispielsweise auch Felix Menzel, Gründer neu-rechten Zeitschrift Blaue Narzisse, die 2016 vom niedersächsischen Verfassungsschutz der identitären Gegenkultur zugerechnet wurde. Menzel publizierte zudem zur Identitären Bewegung und seine Schriften werden auf dem Blog der Identitären Bewegung Deutschland zitiert.“

  27. http://www.webcitation.org/6gi5xxqvw

  28. vgl. hierzu http://rechte-jugendbuende.de/?p=439

  29. Der Internetauftritt des Freibundes ist unter der URL www.buendischejugend.de erreichbar. Diese Adresse kann missverstanden werden, als sei der Freibund typisch ist für alle heutigen bündischen Jugendgruppen oder stehe in der Tradition der gesamten Bündischen Jugend der Zwischenkriegszeit. Dies ist – wie oben ausgeführt – nicht der Fall. Der Freibund ist eine kleine Gruppe im völkischen Randspektrum der heutigen bündischen Jugend und steht in der Tradition nur eines Teils der Bündischen Jugend der Zwischenkriegszeit, nämlich des völkisch-nationalistischen Teils.

  30. http://www.webcitation.org/6gi5xxqvw

  31. http://www.webcitation.org/6gi61cfYk

  32. http://www.webcitation.org/6gi67WtaG

  33. http://www.webcitation.org/6gi6Jy39a

  34. 2007 zum Beispiel führte eine Fahrt dorthin. Wie einem Artikel in der Preußischen Allgemeinen Zeitung (Nr. 48/2007) zu entnehmen ist, wurde den Kindern und Jugendlichen dabei mit "der Geschichte Ostpreußens" vertraut gemacht, zudem wurde "eine Eiche aus dem märkischen Sand in die neue Heimat Ostpreußen verpflanzt, damit sie dort frische Wurzeln schlagen kann", was sich als Erneuerung des deutschen Gebietsanspruch verstehen lässt.

  35. Gästebuch der Kirchenburg Holzmengen, eingesehen vom Autoren im August 2008.

  36. http://www.webcitation.org/6gi6NHP46

  37. http://www.webcitation.org/6gi6VoysQ

  38. na klar! Ausgabe 111, 2/07, Familie – Unsere Zukunft, Bundesführung des Freibund, S. 3.

  39. Diese Namen finden sich beim Blick ins Impressum oder auf die Autoren in einer zufällig ausgewählten Ausgabe der Freibund-Verbandszeitschrift na klar!

  40. Niedersächsischer Landtag, 16. Wahlperiode, 60. Sitzung vom 21. Januar 2010, Stenografischer Bericht, S. 7608f. - online: http://www.landtag-niedersachsen.de/parlamentsdokumente/steno/16_wp/2010/endber060.pdf

  41. Dokumentation des Lagers auf http://meissner-2013.de/

  42. Dokumentation des Lagers auf http://meissner-2013.de/

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Jesko Wrede studierte Sozialpädagogik an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen in Berlin und hat zehn Jahre lang als Streetworker gearbeitet. Daneben ist er freier Journalist und betreibt den Blog www.rechte-jugendbuende.de. Im Jahr 2008 veröffentlichte er (gemeinsam mit Maik Baumgärtner) das Buch "Wer trägt die schwarze Fahne dort... Völkische und neurechte Gruppen im Fahrwasser der Bündischen Jugend heute". Er war lange aktives Mitglied im Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder (BdP), unter anderem Vorstandsmitglied des Landesverbandes Berlin-Brandenburg, und ist heute Mitglied im Fahrtenbund Zugvogel.