Wissen als Waffe gegen rechts
Seit 1991 dokumentiert das Antifaschistische Pressearchiv und Bildungszentrum Berlin (apabiz) das Treiben der alten und neuen Nazis. Bücher, Zeitungen, Flugblätter und Tonträger: Hier findet sich alles, was die extreme Rechte in Deutschland veröffentlicht. Das gesammelte Wissen ist ein wichtiges Werkzeug in der Auseinandersetzung mit der extremen Rechten.Das apabiz ist ein Archiv über Nazis, ihre Ideologien und Aktionen. Wir dokumentieren, was sie schreiben und denken. Seit einem Vierteljahrhundert sammeln wir Medien, die von extrem rechten Parteien, Gruppen oder Verlagen herausgegeben wurden. Die Bücher, Zeitungen, Flugblätter und Tonträger, die wir im Laufe der Jahre angehäuft haben, füllen inzwischen mehrere Räume mit deckenhohen Bücherregalen. Unsere Bestände reichen bis in die 1950er Jahre zurück. Wir archivieren das Material aber nicht einfach, sondern stellen es auch zum Lesen und Studieren zur Verfügung. Das ist unsere Besonderheit: Im Gegensatz zu Fachmediatheken, die meist ausschließlich Sekundärliteratur über ein Thema haben, kann man bei uns auch die Primärliteratur lesen.
Wissen sammeln und weitergeben
Wir kennen wohl fast alles, was Nazis lesen. Obwohl wir den ganzen Tag von extrem rechter Propaganda umgeben und mit den menschenverachtenden Ideen und Taten von Neonazis konfrontiert sind, ist das apabiz kein Ort des Horrors. Denn wir sammeln nicht nur, sondern wir geben auch wichtiges Wissen weiter: In Workshops und Seminaren klären wir über extrem rechte Strukturen und Ideologien auf und diskutieren mit den Teilnehmenden, wie diesen begegnet werden kann. Das apabiz ist Archiv und Bildungszentrum.´
Offen für alle
Das apabiz ist offen für alle, die sich mit der extremen Rechten auseinandersetzen. Unsere Hilfestellung machen wir nicht von der politischen Position der Anfragenden abhängig. Aus dem gesamten gesellschaftlichen Spektrum kommen Menschen und Organisationen zu uns: Kirchengemeinden fragen unsere Inhalte ebenso an wie Gewerkschaftsinitiativen. Es kommen Lehrer*innen, die mit ihren Schüler*innen nicht klar kommen, und Schüler*innen, die mit Lehrer*innen Stress haben. Außer den extrem rechten Parteien waren alle schon mal bei uns.Einige Besucher*innen wenden sich auch mit einem ganz persönlichen Problem an uns. Immer wieder sind wir Anlaufstelle für Menschen, die mit Neonazis aneinander geraten sind oder die versuchen, sich gegen Neonazis zu wehren. Sie wollen hören, ob sie die einzigen sind, die so etwas erlebt haben: "Kennt ihr so etwas auch aus anderen Orten?" Vielen können wir weiterhelfen, doch es gibt Grenzen unserer Kompetenz und Grenzen dessen, was wir verantworten können. Sich offen gegen Neonazis zu stellen, bleibt ein Risiko, dessen Folgen aus der Ferne nicht abzuschätzen sind. Eine simple Information ("Das ist 'ne Naziband!") führt eventuell zu einer handfesten familiären Krise, egal wie wahr sie auch ist. In solchen Fällen verweisen wir auf die Angebote von Beratungsstellen, die vor Ort weiterhelfen können.
Das Medieninteresse ist gewachsen
Als wir Anfang der 1990er Jahre das apabiz aufbauten, geschah dies im Angesicht des rassistischen Pogroms von Rostock-Lichtenhagen, der Morde von Solingen, Mölln und anderswo. Manche von uns hielten am Wochenende Nachtwache in Flüchtlingsunterkünften und schnippelten montags die Meldungen über "Auseinandersetzungen" zwischen "Jugendlichen und Ausländern" aus der Tagespresse aus. Eine Meldung nach der anderen hefteten wir zu dicken Ordnern zusammen. Damals hatten wir und andere antifaschistische Initiativen kaum Einfluss auf die Medienberichterstattung.Seitdem hat sich nicht nur unsere Medienarbeit verändert, die Medien selber sind andere geworden. Mit dem sogenannten "Aufstand der Anständigen" im Jahr 2000 entstand auch eine Aufmerksamkeit der Medien, die wir so noch nicht erlebt hatten. Plötzlich waren die "authentischen“ Stimmen gefragt, die O-Töne der Betroffenen mussten her. Die Medien fragten auch immer öfter unser Hintergrundwissen zu extrem rechten Organisationen und Personen an.