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Antifeminismus als Mobilisierungstool für die extreme Rechte

Juliane Lang

/ 6 Minuten zu lesen

Extrem rechte Gruppierungen nutzen Debatten um die Anerkennung geschlechtlicher und sexueller Vielfalt, um Einfluss zu nehmen und Bündnisse zu schmieden.

Antifeminismus kann sich auch in Queerfeindlichkeit äußern wie beispielsweise in der Mobilisierung gegen die CSD-Parade in Bautzen 2024. (© picture-alliance/dpa, Sebastian Willnow)

Antifeminismus kann als ein Scharnier zwischen offen gewaltbereiten Gruppierungen und denen, die sich von der offenen Gewaltanwendung distanzieren, dienen. Dies kann diskursive Allianzen und eine neue Akzeptanz frauen- und queerfeindlicher Positionen in unterschiedlichen Teilen der Gesellschaft verstärken.

Antifeminismus

Unter dem Begriff des Interner Link: Antifeminismus wird ein Bündel an Einstellungen und Verhaltensweisen verstanden. Im Wesentlichen geht es darum, traditionell ungleiche Geschlechterverhältnisse aufrecht zu erhalten und zu verteidigen. Neben der klassischen Frauenfeindlichkeit wird häufig Queerfeindlichkeit zu den Kernelementen des modernen Antifeminismus gezählt. Antifeminist:innen begreifen sich selbst in Gegnerschaft zu einem von ihnen zum Feindbild stilisierten Feminismus und lehnen Forderungen von Frauen und queeren Menschen nach einer vollumfänglichen Gleichberechtigung ab. Sie treten ein für eine Geschlechterordnung, die Männern und Frauen von Natur aus jeweils spezifische Eigenschaften und damit einhergehende Lebensbereiche zuschreibt. Gleichstellungspolitische Maßnahmen, die sich an dem im Grundgesetz verankerten Prinzip der Gleichberechtigung von Männern und Frauen orientieren, werden in dem Zuge abgelehnt. Gleiches gilt für vielfältige Familienformen sowie die Ehe zwischen Menschen des gleichen Geschlechts. Im Antifeminismus wird eine traditionell ungleiche Geschlechterordnung aktiv als Gegenentwurf zu einer Gesellschaft präsentiert, die sich dem Schutz von Minderheitenrechten und gegen die Diskriminierung von Menschen entlang von Geschlecht oder Sexualität verpflichtet hat.

Antifeministische Erzählungen haben eine lange Geschichte, und suchen sich immer wieder neue Anlässe. Zu Beginn des 20.Jahrhunderts beschworen Antifeminist:innen die Angst, die Gesellschaft sei in hohem Maße gefährdet, wenn Frauen die Universitäten besuchen, wählen und gleichberechtigt am öffentlichen Leben teilnehmen. Heute spielt dies kaum noch eine Rolle, und andere Themen dienen der Mobilisierung. So ist es u.a. die Anerkennung vielfältiger geschlechtlicher und sexueller Lebensweisen, die ähnliche Angstszenarien hervorruft: Beispielsweise versuchten antifeministische Gruppen, die Verabschiedung der Ehe für alle Sommer 2017 zu verhindern.

Der Antifeminismus ist zu unterscheiden von einer bloßen Kritik an feministischen Positionen und Politiken: „Die Feminismus- oder Genderkritik“, so die Sozialwissenschaftlerin Ilse Lenz, „(…) setzt sich inhaltlich mit feministischen und Geschlechteransätzen auseinander und kritisiert ihre Positionen, Probleme und Widersprüche.“

Antifeminismus, Sexismus und Misogynie

Es existieren Schnittmengen zwischen Antifeminismus und anderen Formen geschlechterbezogener Abwertung wie Sexismus oder Frauenhass (Misogynie). Bei Sexismus handelt es sich um eine unmittelbare und alltägliche Erfahrung von Mädchen und Frauen. In den meisten Fällen kommt Sexismus in Form von Abwertungen zum Ausdruck. Sexismus weist Männern und Frauen aufgrund ihres Geschlechts bestimmte gesellschaftliche Rollen zu, die mit ungleichen Verwirklichungschancen einhergehen. Sexismus steht somit einer tatsächlichen Gleichberechtigung, wie sie im Grundgesetz Art. 3 Abs. 2 verankert ist, entgegen. Der Antifeminismus verteidigt Sexismus als Mittel, um eine traditionelle Geschlechterordnung zu erhalten. Bei Misogynie handelt es sich um die für Frauen gefährlichste Dimension geschlechterbezogener Abwertung. Der gewalttätigste Ausdruck der Interner Link: Misogynie sind Interner Link: Femizide, also die Ermordung von Frauen, weil sie Frauen sind.

Antifeminismus in der autoritären und extremen Rechten

In der extremen Rechten gehört der Antifeminismus seit jeher zu den ideologischen Grundfesten. Er äußert sich in einem Geschlechter- und Familienbild, das eine in Teilen völkische Geschlechterordnung mit Interner Link: soldatischen Männern und treusorgenden Frauen an ihrer Seite zum Leitbild erklärt. Es handelt sich hierbei um Ideale: In der Realität finden sich mehr und mehr Frauen in Führungspositionen extrem rechter Parteien und Bewegungen. Einzelne Funktionäre bekennen sich offen zu ihrer Homosexualität. Das ändert ideologisch wenig an der Politik jener Parteien: Frauen und homosexuelle Funktionäre in extrem rechten Parteien tragen die frauen- und queerfeindliche Politik ihrer Parteien mit. Auch sie positionieren sich gegen die Sichtbarkeit geschlechtlicher und sexueller Vielfalt und lehnten etwa die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Partnerschaften im Sommer 2017 ab.

Das Feindbild „Gender“ dient der extremen Rechten in den vergangenen Jahrzehnten als Containerbegriff und Scharnier in andere antifeministische Milieus. Es waren ursprünglich katholisch-klerikale Kreise, die in Reaktion auf die Weltfrauenkonferenzen in Peking 1995 Ressentiments gegen „Gender“ schürten. Sie behaupteten, das mit „Gender“ verbundene Konzept, dass die Geschlechtsidentität eines Menschen neben dem biologischen Geschlecht (‚sex‘) vom sozialen Geschlecht (‚gender‘) geprägt ist, bedrohe die Familie – indem es Männer und Frauen voneinander entzweie. Die extreme Rechte griff dies auf und ergänzte das Bedrohungsszenario durch eigene, völkische Untergangsfantasien. Sie behaupteten einen Zusammenhang zwischen Gleichstellungspolitiken und einer sinkenden Geburtenrate, und sahen hierin einen Interner Link: gezielten Angriff auf die demographische Entwicklung des ‚deutschen Volkes‘.

Das Thema der reproduktiven Selbstbestimmung gehört seit jeher zur Kernagenda des Antifeminismus. Im Mittelpunkt dessen steht die bis heute kontrovers geführte Debatte um einen medizinisch sicheren und straffreien Schwangerschaftsabbruch, ferner auch der Zugang zu Verhütungsmitteln. Sozialverbände blicken mit Sorgen auf Pläne extrem rechter Parteien, Schwangerschaftsabbrüche mit zusätzlichen Hürden zu belegen. Während autoritäre und (extrem) rechte Regierungen international Neuregelungen erlassen, fordert auch die AfD hierzulande, den Schwangerschaftsabbruch an eine kriminologische oder medizinische Indikation zu binden.

Familienpolitik der AfD

Neben der Anti-Migrations- und der Anti-Euro-Politik machte eine streng antifeministisch ausgerichtete Familienpolitik eine von drei Säulen der Alternative für Deutschland bei ihrer Parteigründung im Februar 2013 aus. „Nur die traditionelle Familie“, so heißt es in einem Antrag der AfD im Deutschen Bundestag, „kann für eine Gesellschaft Werte stiften und Leitbilder setzen. In ihr als einer elterlichen Sorgegemeinschaft sind Mutter und Vater in dauernder Verantwortung für die gemeinsamen Kinder verbunden.“ Die Fraktion der AfD im Deutschen Bundestag reagierte mit diesem Antrag darauf, dass der zuvor gestellte Antrag, die Bundestagsentscheidung zur Ehe für alle aus dem Sommer 2017 rückgängig zu machen, von allen im Bundestag vertretenen Fraktionen abgelehnt wurde.

Antifeminismus als Scharnier

Zahlen der Leipziger-Autoritarismus-Studie aus dem November 2024 verweisen auf antifeministische Einstellungen in allen Teilen der Bevölkerung. So stimmt jede:r Fünfte der Befragten der Aussage zu „Durch den Feminismus werden die gesellschaftliche Harmonie und Ordnung gestört.“ Andere Aussagen erfahren noch höhere Zustimmungswerte, insbesondere all jene, die nach Ressentiment gegenüber Trans* Personen fragen – wie z. B. „Transsexuelle sollen aufhören, so einen Wirbel um ihre Sexualität zu machen.“ Es ist damit kein Zufall, dass sich die extreme Rechte seit Mitte der 2000er-Jahre an Angriffen gegen „Gender“ beteiligte: Von der Ablehnung geschlechtlicher und sexueller Vielfalt verspricht sich die extreme Rechte den Anschluss an feminismuskritische und antifeministische Einstellungen in anderen Teilen der Bevölkerung.

Der Begriff „Gender“ erfährt auch jenseits der konservativen und extremen Rechten Kritik. Hierbei überlagern sich Kritiken an der Annahme, dass das Geschlecht eines Menschen von biologischen wie auch sozialen Faktoren abhängig und damit nicht ‚naturgegeben‘ ist, mit Kritiken an konkreten gleichstellungspolitischen Maßnahmen (etwa im Zuge der gleichstellungspolitischen Strategie „Gender Mainstreaming“). Auch innerfeministisch gibt es Debatten um die Bedeutung der Kategorie „Gender“, in denen sich Vertreter:innen unterschiedlicher Disziplinen sowie verschiedener Teile der Bewegung gegenüberstehen. Während einige den Feminismus öffnen möchten für die Vielfalt geschlechtlicher und sexueller Identitäten, fürchten andere darum, frauenspezifische Räume und Errungenschaften zu verlieren.

Dass die extrem rechte Mobilisierung stellenweise funktioniert, hat mehrere Gründe. So ist die Vorstellung zweier von Natur aus gegensätzlicher, hierarchischer Geschlechter tief verankert in den Geschlechterordnungen der westlichen Welt. Sie wird als Ausdruck von Normalität beschrieben und gelebt. Diese Normalität wird von Teilen der feministischen und queeren Akteur:innen infrage gestellt. Sie kritisieren eine in vielen Bereichen anhaltende Ungleichbehandlung entlang von Geschlecht und sexueller Identität.

Die extreme Rechte inszeniert sich als letzte Verteidigerin einer zweigeschlechtlichen, heteronormativen Geschlechterordnung, und buhlt um die Zustimmung all jener, die den eigenen Lebensentwurf hinterfragt sehen. Hierfür bemüht sie Vorbehalte und Ressentiments gegen Feminismus und „Gender“, zu deren Verbreitung sie in den letzten Jahren selbst beigetragen hat. So beschrieben extrem rechte Politiker:innen den Abbau bestehender Diskriminierungen gegenüber Frauen und queeren Personen in den letzten Jahrzehnten stets als Bedrohung.

Dies stellt demokratische Akteur:innen vor eine doppelte Herausforderung: So ist es eine politische und gesellschaftliche Aufgabe, den demokratischen Widerstreit um den Inhalt und die Gestalt von Antidiskriminierungspolitiken zu führen, begründet und in öffentlichen Debatten. Und sich zugleich abzugrenzen vom Antifeminismus der extremen Rechten.

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Folge 6: Was tun gegen Antifeminismus?

Was kann antifeministischen Argumenten entgegengesetzt werden? Und was können Plattformen wie TikTok oder die Politik gegen Antifeminismus tun?

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Wir sind in die Manosphäre eingetaucht, haben Datingtipps von Pick-Up-Artists gelauscht und Tradwives beim Backen zugesehen – und uns gefragt: Was hat das alles mit Antifeminismus zu tun?

Juliane Lang forscht an der Universität Gießen zu Rechtsextremismus und Geschlechterverhältnissen. Sie ist politische Bildnerin und Herausgeberin des Sammelbandes „Antifeminismus in Bewegung. Aktuelle Debatten um Geschlecht und sexuelle Vielfalt.“ (2018, Hamburg).