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Rechtsextremismus im Sport | Rechtsextremismus | bpb.de

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Rechtsextremismus im Sport

Robert Claus

/ 5 Minuten zu lesen

Sport ist für die extreme Rechte hoch relevant. Dieser Beitrag bietet einen Überblick über ihre sportlichen Aktivitäten und leitet daraus eine Gefahrenprognose ab.

Kampfsport ist in der extremen Rechten am weitesten verbreitet. (© picture-alliance, imageBROKER | Oleksandr Latkun)

Sport dient extrem rechten Akteuren weniger dazu, sportliche Ziele zu erreichen, Wettkämpfe zu gewinnen und Titel zu erringen. Vielmehr ist der Sport ein wichtiges Instrument für weltanschauliche Auseinandersetzungen. So hat der Autor des Buches „Kontrakultur“ – ein Mitglied der extrem rechten Interner Link: Identitären in Halle – dem Kampfsport sowie der Selbstverteidigung eigene Unterkapitel gewidmet. Er appelliert damit an die eigene Szene, sich selbst Kampf- und Gewaltkompetenzen durch Trainings anzueignen, Männlichkeit durch Kampfsport zu beweisen und den sportiven mit dem weltanschaulichen Kampf zu verbinden. In einem der Texte heißt es: „Die Regierung hat unsere Grenzen nicht geschützt, als Millionen Illegale in unser Land kamen. Nun ist es an uns, uns selbst zu schützen. Angesichts der zur bitteren Normalität gewordenen Migrantengewalt, sexueller Übergriffe und Attacken auf Patrioten ist die Fähigkeit zur Selbstbehauptung, zum Schutz von Heimat und Familie, besonders für identitäre Aktivisten eine elementare Notwendigkeit“. Die Ziele des Sports in der extremen Rechten liegen weit außerhalb des Sports selbst.

Schwerpunkt Fußball, Dart, Kampfsport und Schießsport

Belege für extrem rechte Aktivitäten und Strategien verdichten sich in vier Sportarten – u.a. durch explizit extrem rechte Vereinsgründungen und eigene Events (vgl. Claus, Behn 2024, S. 83 ff.). Alle vier Sportarten werden in extrem rechten Publikationen diskutiert, in den Sozialen Medien beworben und von extrem rechten Organisationen betrieben. Rechtsextreme sind dort als Trainer, Sportler und Ehrenamtliche aktiv. Sie nutzen den Sport als soziales und kulturelles Feld, um über die Angebote Nachwuchs zu rekrutieren, Räume zu dominieren und sich Kampftechniken für den politischen Straßenkampf anzueignen.

Fußball

Viele extrem rechte Akteure haben eine Biographie im aktiven Interner Link: Fußball. Dementsprechend gibt es Beispiele für Vereine wie Eintracht Gladau (vgl. MDR 2024), die von Rechtsextremen dominiert, oder Turnieren, die aus der Szene für die Szene organisiert werden, um als kulturelles Freizeitangebot zu dienen. Die Jungen Nationalisten Berlin-Brandenburg beispielsweise veranstalten ein jährliches Turnier im Sommer. Letztlich können extrem rechte Akteure über den Fußball – sowie über dessen Fanszenen – größere Menschenmengen erreichen.

Dart

Im Gegensatz zu anderen Sportarten bedarf es für Dart keines weitflächigen Sportfeldes oder einer gesonderten Halle. Vielmehr findet Dart als Freizeitsport oft in gastronomischen Lokalitäten und somit im engsten sozialen Nahraum statt. Diese Lokalitäten werden zu Orten des menschenfeindlichen Spruches, zudem sind Angriffe aus Kneipen heraus dokumentiert, in denen zuvor Dart gespielt wurde. Dart dient somit der sozialen, politischen und kulturellen Raumnahme (vgl. Maier 2024).

Kampfsport

Kampfsport ist unter den Sportaktivitäten in der extremen Rechten am weitesten verbreitet und wird am meisten in den Sozialen Medien inszeniert. Attraktiv sind insbesondere Vollkontakt-Disziplinen wie Kickboxen, Boxen und Mixed Martial Arts, die schädigungsorientiert und deren Techniken auch in nicht-sportlichen Kämpfen verwendbar sind. So führt der III. Weg zum Beispiel Trainings in Kampfsport durch.

Schießsport

Darüber hinaus ist Schießsport für extrem rechte Akteure hoch relevant als Waffentraining. Der Attentäter, der im Februar 2020 neun Menschen in Hanau aus rassistischer Motivation tötete, war beispielsweise Mitglied in einem Schützenverein (Brock et al 2021). Zudem fanden Schießtrainings extrem rechter Akteure in den vergangenen Jahren auch auf kommerziellen Schießanlagen statt, zum Teil auch im Ausland. Zuweilen werden diese Übungen mit Outdoor-Survival-Aktivitäten – also dem Überlebenstraining in der Natur – verbunden. Ebenso wie Kampfsport dient Schießsport der Vorbereitung auf politische Gewalt.

Gleichwohl sollte nicht übersehen werden, dass in den einzelnen Disziplinen auch Gegenwehr existiert. Exemplarisch steht hierfür die gemeinsame „Kampagne gegen Rassismus: Mit Stolz für Deutschland“ des Deutschen Karate Verbandes (2020), des Deutschen Turner-Bundes und des Deutschen Eishockey-Bundes, auf die Aktivitäten des Deutschen Fußball-Bundes (2020) sowie die Broschüre des Deutschen Schützenbundes (2020) sei ebenfalls verwiesen. Zudem werden alle vier Sportarten auch jenseits der repräsentativen Verbände betrieben.

ExkursMangelnde Statistiken

Im Rahmen der Studie „Rechtsextremismus im Sport“ wurde eine Umfrage innerhalb des organisierten Sports zu Erfahrungen mit extrem rechten Phänomenen in den vergangenen zehn Jahren durchgeführt. So dokumentierten die Anlaufstellen bei den Landessportbünden im Rahmen des Programms „Zusammenhalt durch Teilhabe“ 137 abgeschlossene, programmrelevante Beratungsfälle im Zeitraum von 2020 bis 2023. Darunter befanden sich u.a. Fälle extrem rechter Gewalt, Fälle von Diskriminierung und extrem rechten Personen im Ehrenamt, z.B. als Fußballtrainer.

Da von den 82 Mitgliedsorganisationen des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) allerdings nur 13 Verbände Meldungen im Nachgang statistisch verarbeiten, muss die Datenlage als äußerst mangelhaft eingeordnet werden. Ein Großteil der Verbände betreibt kein strukturiertes Erfassungswesen zur Meldung und Bearbeitung. Ähnliches attestierte bereits den Vorgängerstudie aus dem Jahr 2009 der Verbandslandschaft (Pilz et al 2009).

Die detailliertesten Angaben zu Vorfällen von Gewalt bzw. Diskriminierung konnte der Deutsche Fußball-Bund tätigen, dessen System anders funktioniert. Denn beim DFB werden Vorkommnisse während eines Fußballspiels über die Schiedsrichter erfasst, die ein entsprechendes Feld im Spielberichtsbogen ausfüllen können. In der Saison 2022/2023 wurden 1.428.657 Spiele ausgetragen und 1.234.154 durch einen abgeschlossenen Spielbericht erfasst. Davon wurden 961 Fußballspiele, also 0,08%, wegen eines Vorfalls von Diskriminierung und/oder Gewalt abgebrochen.

Einen anderen Einblick ermöglicht indessen die Einstellungsforschung zu Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit des Bielefelder Instituts für Konflikt- und Gewaltforschung. In der Studie von 2023 haben sich die Autoren im Kapitel zu Sport auf die Verbreitung rassistischer Einstellungen im Fußball fokussiert. Dabei wurde gemessen, inwiefern Mitglieder von Fußballvereinen rassistischen Aussagen mehr bzw. weniger oder ähnlich stark zustimmen wie Mitglieder von Vereinen anderer Sportarten oder Menschen ohne Mitgliedschaft in einem Sportverein (Delto et al. 2023, S. 327 ff.).

Die Ergebnisse fallen aus wie folgt: Der Aussage „Die Weißen sind zu Recht führend in der Welt“ stimmten unter Fußballvereinsmitgliedern 12,0 Prozent eher und 4,0 Prozent voll und ganz zu. Unter Mitgliedern anderer Sportarten liegen die Zahlen bei 3,4 und 0,9, unter Menschen ohne Mitgliedschaft in einem Sportverein bei 5,4 und 3,1 Prozent. Der Aussage „Wenn sich Schwarze Menschen mehr anstrengen würden, würden sie es auch zu etwas bringen“, stimmten unter Fußballvereinsmitgliedern 10,7 Prozent eher und 8,9 Prozent voll und ganz zu. Unter Mitgliedern anderer Sportarten liegen die Zahlen bei 5,1 und 2,3, unter Menschen ohne Mitgliedschaft in einem Sportverein bei 8,7 und 3,6 Prozent. Die Ergebnisse sind im Fußball demzufolge erhöht.

Die Autoren schließen aus den Daten einen erhöhten Bedarf der Sportvereine – insbesondere des Fußballs –, Rassismus im Sport langfristig als Thema der Antidiskriminierungsarbeit zu betrachten. Davon hinge die „Qualität eines gesellschaftlichen, auf Vielfalt und Toleranz basierenden Zusammenhalts im Vereinssport“ (ebd., S. 333) ab.

Fußnoten

  1. Zum Thema fehlender Willkommenskultur und Diskriminierungserfahrungen in Sportvereinen: Seiberth et al. 2013; Zender 2018; Müller 2021.

Gefahrenlage: Vermittlung von Gewaltkompetenzen und fehlende Regulierung

Innerhalb der vielfältigen Sportaktivitäten extrem rechter Organisationen sind kampforientierte Sportarten zentral. Exemplarisch hierfür steht die 2013 gegründete neonazistische Kampfsportorganisation „Kampf der Nibelungen“ (KdN). Ihre Events wuchsen in den 2010er-Jahren zu den größten neonazistischen Fight-Nights in Westeuropa heran, mit denen erhebliche finanzielle Mittel generiert wurden. Zwar sind die Veranstaltungen seit 2019 de facto verboten, da Gerichte mehrfach bestätigten, dass eine Gefahr für die öffentliche Ordnung von ihnen ausgingen (vgl. Verwaltungsgericht Dresden 2022).

Doch sind die Aktivitäten von Akteuren aus der extremen Rechten – darunter dem KdN – nach wie vor sehr hoch (vgl. Claus, Behn 2024, S. 87 ff.; Claus, Zajonc 2020-2024). Oft sind die Organisationen jenseits der traditionellen Sportverbände entweder als kommerzielle Unternehmen oder als freie Sportgruppen aktiv.

Daraus lässt sich eine Gefahrenprognose ableiten. So sind Sportarten besonders für extrem rechte und insbesondere neonazistische Einflussnahmen bzw. Organisierung prädestiniert,

  • wenn sie zur grundlegenden körperlichen Ertüchtigung und/oder zur Vermittlung kampfkompatibler oder kämpferischer Fähigkeiten bzw. Gewaltkompetenzen verwendet werden können.

  • ihre organisationale Struktur keine oder nur ungenügende Ressourcen für Maßnahmen der Prävention und Intervention als feldwirksames Regulativ bereithält.

Kämpferische Fähigkeiten

Kampfkompatible Fähigkeiten sind in ihrem Wesenskern zwar nicht auf kämpferische Handlungen ausgelegt, lassen sich aber mit der Praxis des Kämpfens verbinden. Dies betrifft zum einen grundlegende Fitness, welche die Basis für einen Großteil sportiver und auch kämpferischer Handlungen darstellt. Denn nur wer ein Grundmaß an Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit aufbringt, kann einen Kampf mit realistischen Erfolgsaussichten bestreiten. Dies betrifft aber auch die Outdoor-Survival-Hindernisläufe, bei denen Personen beispielsweise unter Stacheldraht durch matschiges Gelände kriechen und ihren Sport als kriegstaugliche Übung rahmen (vgl. Claus, Behn 2024, S.112).

Der Begriff der Gewaltkompetenz wiederum bezeichnet alle kämpferischen Fähigkeiten, die Individuen und Kollektive in die Lage versetzen sollen, sich in kämpferischen bzw. gewaltvollen Situationen zu behaupten und durchzusetzen – also Angriffe durchzuführen und abzuwehren. Damit sind zum einen mentale Fähigkeiten gemeint, mithilfe derer sie auch in angstvollen, riskanten und stressbeladenen Situationen zielorientiert und handlungskompetent agieren. Zum anderen sind hier erlerntes Wissen und körperliche Fähigkeiten gemeint, die in kämpferischen Auseinandersetzungen als zweckdienlich erscheinen – also sowohl Schläge, Griffe und Tritte als auch die Bedienung von Waffen und den jeweils dazugehörigen spezifischen Bewegungsabläufen.

Organisationsstruktur

Der Punkt der organisationalen Struktur wiederum betrifft mehrere Fragen: Inwiefern ist eine Sportart in einem Verband – oder anderweitig anbieterübergreifend – organisiert? Verfügt dieser Verband über wirksame Instrumente zur Prävention menschen- und demokratiefeindlicher, gewaltbefürwortender Einstellungen sowie zur Förderung und zum Schutz von Vielfalt? Und verfügt er über Mittel, um gegen extrem rechte Einflussnahme bzw. Strukturen wirksam zu intervenieren?

Im Hinblick auf die Landschaft des Sports in Deutschland ist diese Frage zweigeteilt zu beantworten: Die in den Landessportbünden organisierten Sportarten sind durch Verbände organisiert. Sportarten wiederum, die außerhalb der Landessportbünde agieren, weniger. Letzteres trifft vor allem auf Sportarten zu, die erst in jüngerer Zeit entstanden sind. Sie zeichnen sich oft durch eine verhältnismäßig geringe verbandliche Struktur und Regulierung aus, wodurch sie – zuweilen ungewollt – Handlungsspielräume für extrem rechte Akteure ermöglichen. Dies betrifft Teile der Mixed Martial Arts sowie der Outdoor-Hindernisläufe.

Fazit

Rechtsextreme nutzen den Sport in mannigfaltiger Weise. Als Praxis dient er ihnen zur kulturellen Besetzung sozialer Räume, zur Rekrutierung von Nachwuchs sowie zur Finanzierung der eigenen Strukturen. Insbesondere die verschiedenen Disziplinen des Kampf- sowie des Schießsports werden dazu verwendet, sich Gewaltkompetenzen für den politischen Kampf und Angriffe auf Gegner*innen und demokratische Institutionen anzueignen.

Sie finden die umfängliche Studie Externer Link: „Rechtsextremismus im Sport“ beim Bundesinstitut für Sportwissenschaft.

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forscht und publiziert zu den Themen Rechtsextremismus und Gewalt, Fankulturen im Fußball sowie Geschlechterverhältnissen und Männlichkeitsforschung. Seine Schwerpunkte legt er darüber hinaus auf Migration, Rassismus und Anti-Diskriminierung.