"Die Gestaltung massenwirksamer Unterhaltungssendungen – ein unerläßlicher Bestandteil des politischen Auftrages des Massenmediums Rundfunk"
Die Unterhaltungssendungen im Hörfunk der DDR
Der DDR-Hörfunk stand mit der Gestaltung seines Programms stets zwischen den Interessen von Partei und Publikum. Nirgendwo war dies so problematisch zu lösen wie in der Unterhaltung.Unterhaltung im sozialistischen Hörfunk – für Partei oder Publikum?
Seit dem Beginn der 1950er-Jahre waren die Positionen in der Frage der Unterhaltung klar zwischen Partei und Publikum abgegrenzt: "Der demokratische Rundfunk und der Fernsehfunk der DDR strahlen nicht nur die Wahrheit aus, sie senden auch [...] weit bessere Musik [...] und spenden bessere Unterhaltung, nämlich ein Unterhaltungsprogramm, das dem Menschen nützt, weil es seiner berechtigten Freude am Leben einen Sinn gibt, weil es seine Würde wahrt, weil es seine Vernunft nicht lähmt, sondern befreit, seine Moral nicht vergiftet sondern die neue, die sozialistische, wahrhaft humane Moral pflegt und stärkt."[1]
Dieser Anspruch, den der DDR-Hörfunk sich in den 1950er-Jahren selbst auferlegte, war in seiner politischen Ausrichtung auf die Erschaffung der neuen Gesellschaft ausgerichtet. Doch ebenso deutlich taten auch die Hörer im Osten Deutschlands ihre Meinung kund: "Sehr eindeutig ist der Wunsch der Hörer nach einer vielseitigen, guten Unterhaltung. Viele schreiben, daß sie durch die gesellschaftlichen Organisationen [und] durch die Presse [...] über die Grundfragen und geistigen Probleme unserer Zeit Aufklärung erhalten und vom Rundfunk in erster Linie die entspannende Unterhaltung erwarten. Die begehrtesten Genres der Rundfunkarbeit sind Musik, Hörspiel, bunte Unterhaltungs- und Wunschsendungen. Die Qualität und Quantität solcher Sendungen sind für die meisten Hörer der Maßstab für das Rundfunkprogramm. Tausendfach sind darum die Stimmen der Hörer, die eine Abstimmung, Spezialisierung und Änderung der Sendeprogramme erwarten".[2]
Diese widerstrebenden Erwartungen an das Hörfunkprogramm bildeten die Voraussetzungen für eine der intensivsten Auseinandersetzung im ostdeutschen Hörfunk überhaupt ab: das Ringen um die Unterhaltung.[3]