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Wurzeln einer unabhängigen Ukraine | Deutschland Archiv | bpb.de

Deutschland Archiv Neu im DA Schwerpunkte Erinnern, Gedenken, Aufarbeiten 1848/49 in der politischen Bildung Vier Ansichten über ein Buch, das es nicht gab "Es war ein Tanz auf dem Vulkan" Föderalismus und Subsidiarität „Nur sagen kann man es nicht“ Wenn Gedenkreden verklingen Zeitenwenden Geschichtsklitterungen „Hat Putin Kinder?“, fragt meine Tochter Wolf Biermann über Putin: Am ersten Tag des Dritten Weltkrieges Der Philosoph hinter Putin „Putin verwandelt alles in Scheiße“ Das Verhängnis des Imperiums in den Köpfen Ilse Spittmann-Rühle ist gestorben Der Friedensnobelpreis 2022 für Memorial Rückfall Russlands in finsterste Zeiten Memorial - Diffamiert als "ausländische Agenten" Die Verteidigung des Erinnerns Russlands Attacken auf "Memorial" Der Fall Schalck-Golodkowski Ende des NSU vor zehn Jahren 7. Oktober 1989 als Schlüsseltag der Friedlichen Revolution Die Geschichte von "Kennzeichen D" Nachruf auf Reinhard Schult Leningrad: "Niemand ist vergessen" Verfolgung von Sinti und Roma Zuchthausaufarbeitung in der DDR - Cottbus Sowjetische Sonderhaftanstalten Tage der Ohnmacht "Emotionale Schockerlebnisse" Ein Neonazi aus der DDR Akten als Problem? Eine Behörde tritt ab Ostberlin und Chinas "Großer Sprung nach vorn" Matthias Domaschk - das abrupte Ende eines ungelebten Lebens Ein Wettbewerb für SchülerInnenzeitungen Totenschädel in Gotha Bürgerkomitees: Vom Aktionsbündnis zum Aufarbeitungsverein Westliche Leiharbeiter in der DDR Hohenzollern und Demokratie nach 1918 (I) Hohenzollern und Demokratie nach 1918 (II) Auf dem Weg zu einem freien Belarus? Erstes deutsch-deutsches Gipfeltreffen im Visier des BND Neue Ostpolitik und der Moskauer Vertrag Grenze der Volksrepublik Bulgarien Die Logistik der Repression Schwarzenberg-Mythos Verschwundene Parteifinanzen China, die Berlin- und die Deutschlandfrage 8. Mai – ein deutscher Feiertag? China und die DDR in den 1980ern 1989 und sein Stellenwert in der europäischen Erinnerung Stasi-Ende Die ungewisse Republik Spuren und Lehren des Kalten Kriegs Einheitsrhetorik und Teilungspolitik Schweigen brechen - Straftaten aufklären Welche Zukunft hat die DDR-Geschichte? Die Deutschen und der 8. Mai 1945 Jehovas Zeugen und die DDR-Erinnerungspolitik Generation 1989 und deutsch-deutsche Vergangenheit Reformationsjubiläen während deutscher Teilung 25 Jahre Stasi-Unterlagen-Gesetz Kirchliche Vergangenheitspolitik in der Nachkriegszeit Zwischenbilanz Aufarbeitung der DDR-Heimerziehung Der Umgang mit politischen Denkmälern der DDR Richard von Weizsäckers Rede zum Kriegsende 1985 Die Sowjetunion nach Holocaust und Krieg Nationale Mahn- und Gedenkstätten der DDR Behörde des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen Die Entmilitarisierung des Kriegstotengedenkens in der SBZ Heldenkult, Opfermythos und Aussöhnung Durchhalteparolen und Falschinformationen aus Peking Buchenwald und seine fragwürdige Nachgeschichte Grenzsicherung nach dem Mauerbau Einmal Beethoven-Haus und zurück Das Bild Walther Rathenaus in der DDR und der Bundesrepublik Alles nach Plan? Fünf Gedanken über Werner Schulz „Wie ein Film in Zeitlupe“ "Ich hatte Scheißangst" Ein Nazi flieht in die DDR Der 13. Februar 1945 im kollektiven Gedächtnis Dresdens Vor 50 Jahren im September: Zweimal Deutschland in der UNO Der Mann aus dem inneren Zirkel DDR-Vermögen auf Schweizer Konten Nicht nur Berlin Moskauer Hintergründe des 17. Juni Opfer einer "Massenpsychose"? Der Wolf und die sieben Geißlein Der Prager Frühling 1968 und die Deutschen Operativer Vorgang „Archivar“ 9. November 1989. Der Durchbruch 9. November 1918. „Die größte aller Revolutionen“? Der vielschichtige 9. November Biermann in meinem Leben Ein Wolf im Museum Entmutigung & Ermutigung. Drei Stimmen zu Biermann Spurenverwischer Kleinensee und Großensee Tod einer Schlüsselfigur Das besiegte Machtinstrument - die Stasi Anhaltende Vernebelung Die RAF in der DDR: Komplizen gegen den Kapitalismus Transformation und Deutsche Einheit Die sozialpsychologische Seite der Zukunft Zwölf Thesen zu Wirtschaftsumbau und Treuhandanstalt Die andere Geschichte der Umbruchjahre – alternative Ideen und Projekte 31 Jahre nach Rostock-Lichtenhagen Wiedervereinigt auf dem Rücken von Migranten und Migrantinnen? Film ohne Auftrag - Perspektiven, die ausgegrenzt und unterschlagen wurden Geheimdienste, „Zürcher Modell“ und „Länderspiel“ 50 Jahre Grundlagenvertrag Drei Kanzler und die DDR Populismus in Ost und West Akzeptanz der repräsentativen Demokratie in Ostdeutschland Zusammen in Feindseligkeit? Neuauflage "(Ost)Deutschlands Weg" Ostdeutsche Frakturen Welche Zukunft liegt in Halle? Anpassungsprozess der ostdeutschen Landwirtschaft Daniela Dahn: TAMTAM und TABU Wege, die wir gingen „Der Ort, aus dem ich komme, heißt Dunkeldeutschland” Unternehmerischer Habitus von Ostdeutschen Teuer erkauftes Alltagswissen Trotz allem im Zeitplan Revolution ohne souveränen historischen Träger Mehr Frauenrechte und Parität Lange Geschichte der „Wende“ Eine Generation nach der ersten freien Volkskammerwahl Unter ostdeutschen Dächern Die de Maizières: Arbeit für die Einheit Schulzeit während der „Wende” Deutschland – Namibia Im Gespräch: Bahr und Ensikat Gorbatschows Friedliche Revolution "Der Schlüssel lag bei uns" "Vereinigungsbedingte Inventur" "Es gab kein Drehbuch" "Mensch sein, Mensch bleiben" Antrag auf Staatsferne Alt im Westen - Neu im Osten Die Deutsche Zweiheit „Ein echtes Arbeitsparlament“ Corona zeigt gesellschaftliche Schwächen Widersprüchliche Vereinigungsbilanz Schule der Demokratie Warten auf das Abschlusszeugnis Brief an meine Enkel Putins Dienstausweis im Stasi-Archiv Preis der Einheit Glücksstunde mit Makeln Emotional aufgeladenes Parlament Geht alle Macht vom Volke aus? Deutschland einig Vaterland 2:2 gegen den Bundestag "Nicht förderungswürdig" Demokratie offen halten Standpunkte bewahren - trotz Brüchen Die ostdeutsche Erfahrung Kaum Posten für den Osten Braune Wurzeln Wer beherrscht den Osten „Nicht mehr mitspielen zu dürfen, ist hart.“ Ein Ost-West-Dialog in Briefen Stadtumbau Ost Ostdeutschland bei der Regierungsbildung 2017 Die neue Zweiklassengesellschaft DDR-Eishockey im Wiedervereinigungsprozess Die SPD (West) und die deutsche Einheit Die Runden Tische 1989/90 in der DDR Die Wandlung der VdgB zum Bauernverband 1990 Transatlantische Medienperspektiven auf die Treuhandanstalt Transformation ostdeutscher Genossenschaftsbanken Demografische Entwicklung in Deutschland seit 1990 Parteien und Parteienwettbewerb in West- und Ostdeutschland Hertha BSC und der 1. FC Union vor und nach 1990 25 Jahre nach der Wiedervereinigung Ostdeutsches Industriedesign im Transformationsprozess Wende und Vereinigung im deutschen Radsport Wende und Vereinigung im deutschen Radsport (II) Kuratorium für einen demokratisch verfassten Bund deutscher Länder Europäische Union als Voraussetzung für deutschen Gesamtstaat Welche Zukunft braucht Deutschlands Zukunftszentrum? Ein Plädoyer. (K)Einheit Wird der Osten unterdrückt? Die neue ostdeutsche Welle Die anderen Leben. Generationengespräche Ost "Westscham" Sichtweisen Die innere Einheit Wer beherrscht den Osten? Forschungsdefizite rechtsaußen Verpasste Chancen? Die gescheiterte DDR-Verfassung von 1989/90 Berlin – geteilte Stadt & Mauerfall Berliner Polizei-Einheit Die Mauer. 1961 bis 2023 The Wall: 1961-2021 - Part One The Wall: 1961-2021 - Part Two "Es geht nicht einfach um die Frage, ob Fußball gespielt wird" Mauerbau und Alltag in Westberlin Der Teilung auf der Spur Olympia wieder in Berlin? Der Mauerfall aus vielen Perspektiven Video der Maueröffnung am 9. November 1989 Die Mauer fiel nicht am 9. November Mauersturz statt Mauerfall Heimliche Mauerfotos von Ost-Berlin aus Ost-West-Kindheiten "Niemand hat die Absicht, die Menschenwürde anzutasten" Berlinförderung und Sozialer Wohnungsbau in der „Inselstadt“ Wie stellt der Klassenfeind die preußische Geschichte aus? Flughafen Tempelhof Die Bundeshilfe für West-Berlin Christliche Gemeinschaft im geteilten Berlin Amerikanische Militärpräsenz in West-Berlin Das Stadtjubiläum von 1987 in Ost- und West-Berlin Bericht zum Workshop "Das doppelte Stadtjubiläum" Das untergegangene West-Berlin Interview: „Der Zoo der Anderen“ Die "Weltnachricht" mit ungewollter Wirkung Krieg & Frieden. Wohin führt die Zeitenwende? Über 70 Analysen & Essays. Wenig Hoffnung auf baldigen Frieden Was riskieren wir? Ein Sommer der Unentschlossenheit Ein Jahr Krieg Die Waffen nieder? Ungleiche Fluchten? Schwerter allein sind zu wenig „Russland wird sich nach Putin ändern“ Die be(un)ruhigende Alltäglichkeit des Totalitären Vergessene Bomben aus Deutschland Putins Mimikry Schon einmal Vernichtungskrieg Verhandeln, aber wie? Das sterbende russländische Imperium und sein deutscher Helfer Was lief schief seit dem Ende des Kalten Krieges? „Sie haben die Zukunft zerbrochen“ Vertreibung ist auch eine Waffe "Wie ich Putin traf und er mich das Fürchten lehrte" "Wir bewundern sie und sie verschwinden" Mehr Willkommensklassen! 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Jahrhunderts wird“ Krieg als Geschäft Bodenlose Ernüchterung In geheimer Mission: Die DDR-NVA gegen den „jüdischen Klassenfeind“ „Verbote bringen herzlich wenig“ Eine missachtete Perspektive? Verordnete Feindbilder über Israel in der DDR: Eine Zeitungs-Selbstkritik Die erste DDR-Delegation in Israel. Ein Interview mit Konrad Weiß „Dieser westliche Triumphalismus ist ein großer Selbstbetrug“ Wolf Biermann: Free Palestine...? Was hilft gegen politische Tsunamis? Der Tod ist ein Meister aus Russland Wann ist die Zeit zu verhandeln? „Ich bedaure und bereue nichts“ Jüdinnen in Deutschland nach 1945 Interviews Beiträge Porträts Redaktion Jüdinnen und Juden in der DDR Antisemitismus in Deutschland Die Zweite Generation jüdischer Remigranten im Gespräch War die DDR antisemitisch? Antisemitismus in der DDR Teil I Antisemitismus in der DDR Teil II Als ob wir nichts zu lernen hätten von den linken Juden der DDR ... Ostdeutscher Antisemitismus: Wie braun war die DDR? Die Shoah und die DDR Umgang mit jüdischen Friedhöfen und Friedhofsschändungen, Teil I Umgang mit jüdischen Friedhöfen und Friedhofsschändungen, Teil II Israel im Schwarzen Kanal Der Nahostkonflikt in Kinder- und Jugendzeitschriften der DDR, I Der Nahostkonflikt in Kinder- und Jugendzeitschriften der DDR, II Das Israelbild der DDR und dessen Folgen Buchenwald und seine fragwürdige Nachgeschichte "Jüdisch & Links" von Wolfgang Herzberg Der patriarchalen Erinnerungskultur entrissen: Hertha Gordon-Walcher Jüdisch sein in Frankreich und in der DDR Frauen in der DDR (Die) Mütter der Gleichberechtigung in der DDR Sexismus unter gleichberechtigten Werktätigen Der Schwangerschaftsabbruch in der DDR Die Situation von lesbischen Frauen in der DDR Hauptamtliche Stasi-Mitarbeiterinnen Frauen im geteilten Deutschland „Schönheit für alle!“ 1989/90 - Friedliche Revolution und Deutsche Einheit Frauen in der Bürgerbewegung der DDR Die Wege zum 9. November 1989 „Die Stunde ist gekommen aufzustehen vom Schlaf“ Mythos Montagsdemonstration Ossi? Wessi? Geht's noch? Es gibt keine wirkliche Ostdebatte Die. Wir. Ossi. Wessi? Wie man zum Ossi wird - Nachwendekinder zwischen Klischee und Stillschweigen 2 plus 4: "Ihr könnt mitmachen, aber nichts ändern“ Blick zurück nach vorn Wem gehört die Revolution? Die erste und letzte freie DDR-Volkskammerwahl Mythos 1989 Joseph Beuys über die DDR Der 9. Oktober 1989 in Leipzig Egon Krenz über den 9. November Die deutsche Regierung beschleunigt zu stark Projekte für ein Freiheits- und Einheitsdenkmal in Berlin und Leipzig Deutsch-deutsche Begegnungen. Die Städtepartnerschaften am Tag der Deutschen Einheit Mit Abstand betrachtet - Erinnerungen, Fragen, Thesen. Die frohe Botschaft des Widerstands Mauerfall mit Migrationshintergrund "Wer kann das, alltäglich ein Held sein?" "Es geht um Selbstbefreiung und Selbstdemokratisierung" Kann man den Deutschen vertrauen? Ein Rückblick nach einem Vierteljahrhundert deutscher Einheit Von der (eigenen) Geschichte eingeholt? Der Überläufer Der Überläufer (Teil IV) Der Deal mit "Schneewittchen" alias Schalck-Golodkowski Un-Rechts-Staat DDR Bedrohter Alltag Unrecht, Recht und Gerechtigkeit - eine Bilanz von Gerd Poppe Der Geschlossene Jugendwerkhof Torgau – eine "Totale Institution" Stasi-Hafterfahrungen: Selbstvergewisserung und Renitenz Kritik und Replik: Suizide bei den Grenztruppen und im Wehrdienst der DDR Suizide bei den Grenztruppen der DDR. Eine Replik auf Udo Grashoff Die Todesopfer des DDR-Grenzregimes, ihre Aufarbeitung und die Erinnerungskultur Die Freiheit ist mir lieber als mein Leben „Nicht nur Heldengeschichten beschreiben“ Wer war Opfer des DDR-Grenzregimes? Todesopfer des DDR-Grenzregimes - Eine Recherche Todesopfer des DDR-Grenzregimes - Eine andere Sicht "Begriffliche Unklarheiten" Die Reichsbahn und der Strafvollzug in der DDR "Schicksale nicht Begriffe" Mauerbau und Machtelite Zwangseingewiesene Mädchen und Frauen in Venerologischen Einrichtungen Stasi-Razzia in der Umweltbibliothek Politisch inhaftierte Frauen in der DDR Ein widerständiges Leben: Heinz Brandt Über den Zaun und zurück – Flucht und Rückkehr von Dietmar Mann Die politische Justiz und die Anwälte in der Arä Honecker Geraubte Kindheit – Jugendhilfe in der DDR Haftarbeit im VEB Pentacon Dresden – eine Fallstudie Zwischen Kontrolle und Willkür – Der Strafvollzug in der DDR Suizide in Haftanstalten: Legenden und Fakten Die arbeitsrechtlichen Konsequenzen in der DDR bei Stellung eines Ausreiseantrages Max Fechner – Opfer oder Täter der Justiz der Deutschen Demokratischen Republik? Die "Auskunftspersonen" der Stasi – Der Fall Saalfeld Geschlossene Venerologische Stationen und das MfS Jugendhilfe und Heimerziehung in der DDR Fraenkels "Doppelstaat" und die Aufarbeitung des SED-Unrechts "OV Puppe". Ein Stasi-Raubzug im Spielzeugland Verdeckte Waffendeals der DDR mit Syrien Alltag und Gesellschaft Die Situation von lesbischen Frauen in der DDR Ost-West Nachrichtenvergleiche Fußball mit und ohne Seele München 1972: Olympia-Streit um das „wahre Freundesland“ Afrikas Das religiöse Feld in Ostdeutschland Repräsentation Ostdeutschlands nach Wahl 2021 Die Transformation der DDR-Presse 1989/90 Das Elitendilemma im Osten "Affirmative Action" im Osten Ostdeutsche in den Eliten als Problem und Aufgabe Ostdeutsche Eliten und die Friedliche Revolution in der Diskussion Die Bundestagswahl 2021 in Ostdeutschland Deutsch-deutsche Umweltverhandlungen 1970–1990 Der Plan einer Rentnerkartei in der DDR "Es ist an der Zeit, zwei deutsche Mannschaften zu bilden" Deutsch-ausländische Ehen in der Bundesrepublik Verhandelte Grenzüberschreitungen Verpasste Chancen in der Umweltpolitik Der dritte Weg aus der DDR: Heirat ins Ausland Und nach Corona? Ein Laboratorium für Demokratie! Nichtehelichkeit in der späten DDR und in Ostdeutschland 30 Jahre später – der andere Bruch: Corona Mama, darf ich das Deutschlandlied singen Mit der Verfassung gegen Antisemitismus? Epidemien in der DDR Homosexuelle in DDR-Volksarmee und Staatssicherheit „Die DDR als Zankapfel in Forschung und Politik" Die Debatte über die Asiatische Grippe Coronavirus - Geschichte im Ausnahmezustand Werdegänge Familien behinderter Kinder in BRD und DDR Vom Mauerblümchen zum Fußball-Leuchtturm DDR-Alltag im Trickfilm Die alternative Modeszene der DDR Nachrichtendienste in Deutschland. Teil II Nachrichtendienste in Deutschland. Teil I Die Jagd gehört dem Volke Homosexuelle und die Bundesrepublik Deutschland Honeckers Jagdfieber zahlte die Bevölkerung Sicherheitspolitik beider deutscher Staaten von 1949 bis 1956 Frauen im geteilten Deutschland Ostdeutsche Identität Patriotismus der Friedensbewegung und die politische Rechte Rechte Gewalt in Ost und West Wochenkrippen und Kinderwochenheime in der DDR Urlaubsträume und Reiseziele in der DDR Reiselust und Tourismus in der Bundesrepublik Schwule und Lesben in der DDR Die westdeutschen „Stellvertreterumfragen“ Erfahrungen mit der Krippenerziehung „Päckchen von drüben“ Vor aller Augen: Pogrome und der untätige Staat Zwischen Staat und Markt Dynamo in Afrika: Doppelpass am Pulverfass Auf deutsch-deutscher UN-Patrouille in Namibia 1989 Zwischen den Bildern sehen Vom Neonazi-Aussteiger ins Oscar-Team „Eine Generalüberholung meines Lebens gibt es nicht“ "Autoritärer Nationalradikalismus“ Unter strengem Regime der Sowjets: Die Bodenreform 1945 Diplomatische Anstrengungen auf dem afrikanischen Spielfeld Demokratiestörung? „Im Osten gibt es eine vererbte Brutalität“ Hauptamtliche Stasi-Mitarbeiterinnen Sexismus unter gleichberechtigten Werktätigen Turnschuhdiplomatie im Schatten Eine Keimzelle politischen Engagements (Die) Mütter der Gleichberechtigung in der DDR Der Schwangerschaftsabbruch in der DDR Anti-Antisemitismus als neue Verfassungsräson? "Ich höre ein Ungeheuer atmen" Als es mir kalt den Rücken runterlief "Ungehaltene Reden". Denkanstöße ehemaliger Abgeordneter der letzten Volkskammer der DDR Was sollten Wähler und Wählerinnen heute bedenken? Ein urdemokratischer Impuls, der bis ins Heute reicht „Als erster aus der Kurve kommen“ Die Rolle des Staats in der Wahrnehmung der Ostdeutschen Die durchlaufene Mauer Interview: Peter-Michael Diestel Interview: Günther Krause Interview: Lothar de Maizière Schülerzeitungstexte Noch Mauer(n) im Kopf? Liebe über Grenzen Ostseeflucht Fluchtursachen Die Frau vom Checkpoint Charlie Mutti, erzähl doch mal von der DDR Staatsfeind Nr.1: DAS VOLK!!! Mit dem Bus in die DDR Ost und West. Ein Vergleich Warum wird der 3. Oktober gefeiert? "Ich wünsch mir, dass die Mauer, die noch immer in vielen Köpfen steht, eingerissen wird" Immer noch Mauer(n) im Kopf? Zeitenwende Ist der Osten ausdiskutiert? Der Mutige wird wieder einsam Das Jahr meines Lebens Basisdemokratie Lehren aus dem Zusammenbruch "Wir wollten uns erhobenen Hauptes verabschieden" Für die gute Sache, gegen die Familie DDR-Wissenschaftler Seuchenbekämpfung Chemnitz: Crystal-Meth-Hauptstadt Europas Keine Ahnung, was als Nächstes passieren wird Allendes letzte Rede Friedliche Revolution Gethsemanekirche und Nikolaikirche Das Wirken der Treuhandanstalt Gewerkschaften im Prozess von Einheit und Transformation Zusammenarbeit von Treuhandanstalt und Brandenburg Privatisierung vom DDR-Schiffbau Die Leuna-Minol-Privatisierung Übernahme? Die Treuhandanstalt und die Gewerkschaften: Im Schlepptau der Bonner Behörden? Treuhand Osteuropa Beratungsgesellschaft "Ur-Treuhand" 1990 Internationale Finanzakteure und das Echo des Sozialismus Soziale Marktwirtschaft ohne Mittelstand? Die Beziehungen zwischen Frankreich und der DDR Suche nach den Spuren der DDR Wirtschaftsbeziehungen zwischen Frankreich und der DDR Der Freundschaftsverein „EFA“ Die Mauer in der französischen Populärkultur DDR als Zankapfel in Forschung und Politik DDR-Geschichte in französischen Ausstellungen nach 2009 Theater- und Literaturtransfer zwischen Frankreich und der DDR Die DDR in französischen Deutschbüchern Kommunalpartnerschaften zwischen Frankreich und der DDR Regimebehauptung und Widerstand Mut zum Aussteigen aus Feindbildern Für die Freiheit verlegt - die radix-blätter Der Fußballfan in der DDR Jugend in Zeiten politischen Umbruchs Umweltschutz als Opposition Sozialistisches Menschenbild und Individualität. Wege in die Opposition Politische Fremdbestimmung durch Gruppen Macht-Räume in der DDR Wirtschaftspläne im Politbüro 1989 "Macht-Räume in der DDR" Macht, Raum und Plattenbau in Nordost-Berlin Machträume und Eigen-Sinn der DDR-Gesellschaft Die "Eigenverantwortung" der örtlichen Organe der DDR Strategien und Grenzen der DDR-Erziehungsdiktatur Staatliche Einstufungspraxis bei Punk- und New-Wave-Bands Kommunalpolitische Kontroversen in der DDR (1965-1973) Schwarzwohnen 1968 – Ost und West Der Aufstand des 17. Juni 1953 Interview mit Roland Jahn Der 17. Juni 1953 und Europa Geschichtspolitische Aspekte des 17. Juni 17. Juni Augenzeugenbericht Kultur und Medien Einmal Beethoven-Haus und zurück Gedächtnis im Wandel? Der Aufbau des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Ostdeutschland Die Demokratisierung von Rundfunk und Fernsehen der DDR Die Stasi und die Hitler-Tagebücher Ein Nachruf auf Walter Kaufmann Die Tageszeitung »Neues Deutschland« vor und nach 1990 Wie ein Staat untergeht Objektgeschichte antifaschistischer Ausstellungen der DDR Reaktionen auf die Ausstrahlung der Fernsehserie „Holocaust“ „Mitteldeutschland“: ein Kampfausdruck? Gesundheitsaufklärung im Global Humanitarian Regime The British Press and the German Democratic Republic Kulturkontakte über den Eisernen Vorhang hinweg "Drei Staaten, zwei Nationen, ein Volk“ "Flugplatz, Mord und Prostitution" SED-Führung am Vorabend des "Kahlschlag"-Plenums Ende der Anfangsjahre - Deutsches Fernsehen in Ost und West "Wer nicht für uns ist, ist gegen uns. Es gibt keinen Dritten Weg" Frauenbild der Frauenpresse der DDR und der PCI Regionales Hörfunkprogramm der DDR DDR-Zeitungen und Staatssicherheit Eine Chronik von Jugendradio DT64 Die "neue Frau": Frauenbilder der SED und PCI (1944-1950) „Streitet, doch tut es hier“ Olympia in Moskau 1980 als Leistungsschau für den Sozialismus Lager nach 1945 Ukrainische Displaced Persons in Deutschland Jugendauffanglager Westertimke Das Notaufnahmelager Gießen Die Gedenkstätte und Museum Trutzhain Die Barackenstadt: Wolfsburg und seine Lager nach 1945 Die Aufnahmelager für West-Ost-Migranten Die Berliner Luftbrücke und das Problem der SBZ-Flucht 1948/49 Migration Fortbildungen als Entwicklungshilfe Einfluss von Erinnerungskulturen auf den Umgang mit Geflüchteten Friedland international? Italienische Zuwanderung nach Deutschland Jüdische Displaced Persons Das Notaufnahmelager Marienfelde Migration aus Süd- und Südosteuropa nach Westeuropa Die "Kinder der 'Operation Shamrock'" Rück- und Zuwanderung in die DDR 1949 bis 1989 West-Ost-Übersiedlungen in der evangelischen Kirche Migration aus der Türkei Griechische Migration nach Deutschland Die Herausforderung der Aussiedlerintegration Die Ausreise aus der DDR Das Spezifische deutsch-deutscher Migration Flüchtlinge und Vertriebene im Nachkriegsdeutschland Interview mit Birgit Weyhe zur Graphic Novel "Madgermanes" Die Migration russischsprachiger Juden seit 1989 Chinesische Vertragsarbeiter in Dessau Arbeitsmigranten in der DDR Gewerkschaften und Arbeitsmigration in der Bundesrepublik Deutschlandforschertagung 2016 Eröffnungsreden Panels und Poster Session Grenzgebiete Die Wende im Zonenrandgebiet Der andere Mauerfall Das "Grüne Band" Alltagsleben im Grenzgebiet Aktion, Reaktion und Gegenreaktion im „Schlüsseljahr“ 1952 Außensichten auf die deutsche Einheit Wahrnehmung des geeinten Deutschlands in Serbien Norwegische Freundschaft mit dem vereinten Deutschland Deutschland im Spiegel des Wandels der Niederlande Österreichs Reaktionen auf die Mühen zur deutschen Einheit Israelische Reaktionen auf die Wiedervereinigung Deutsche Diplomaten erleben den Herbst 1989 Das wiedervereinigte Deutschland aus Sicht der Slowaken Wahrnehmung der deutschen Einheit in Dänemark Die Perzeption der Wiedervereinigung in Lateinamerika Deutsch-polnische Beziehungen Der Blick junger Schweizer auf Deutschland Bulgarien blickt erwartungsvoll nach Deutschland Vom bescheidenen Wertarbeiter zur arroganten Chefin "Gebt zu, dass die Deutschen etwas Großes geleistet haben." 150 Jahre Sozialdemokratie Wehners Ostpolitik und die Irrtümer von Egon Bahr 150 Jahre Arbeiterturn- und Sportbewegung Die Spaltung der SPD am Ende der deutschen Teilung Willy Brandts Besuch in Ostberlin 1985 Deutschlandforschertagung 2014 Einleitungsvortrag von Christoph Kleßmann Tagungsbericht: "Herrschaft und Widerstand gegen die Mauer" Tagungsbericht: Sektion "Kultur im Schatten der Mauer" Interview mit Heiner Timmermann Interview mit Angela Siebold Interview mit Jérôme Vaillant Interview mit Irmgard Zündorf Interview mit Andreas Malycha Die Mauer in westdeutschen Köpfen Multimedia Wie wurde ich ein politischer Mensch? Zeitreisen mit "Kennzeichen D" Der Anfang vom Ende der DDR: Die Biermann-Ausbürgerung 1976 Wendekorpus. Eine Audio-Zeitreise. 1. Vorboten von Umbruch und Mauerfall 2. Schabowski und die Öffnung der Grenzen am 9. November 1989 3. Grenzübertritt am 10. November 4. Begrüßungsgeld 100 D-Mark 5. Den Anderen anders wahrnehmen 6. Stereotypen 7. Was bedeutet uns der Fall der Mauer? 8. Emotionen 9. Sprache Gespräche mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen „9/11 Santiago – Flucht vor Pinochet" Brecht & Galilei: Ideologiezertrümmerung Die Zweite Generation jüdischer Remigranten im Gespräch Freundesverrat Denkanstöße aus Weimar Gefährdet von "Systemverächtern" Raubzug Die Normalität des Lügens Ausgaben vor 2013 Bau- und Planungsgeschichte (11+12/2012) Architektur als Medium der Vergesellschaftung Landschaftsarchitektur im Zentrum Berlins Kunst im Stadtraum als pädagogische Politik Dresden – das Scheitern der "sozialistischen Stadt" Bautyp DDR-Warenhaus? 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Die Insel-Bücherei Versuche deutsch-deutscher Literaturzeitschriften Geschiedene Gemüter, zerschnittene Beziehungen Ein Name, zwei Wege: Reclam Leipzig und Reclam Stuttgart Die Beobachtung des westdeutschen Verlagswesens durch das MfS Volker Brauns Reflexionen über die Teilung Deutschlands Die Leipziger Buchmesse, die Börsenvereine und der Mauerbau Die Publikationskontroverse um Anna Seghers' "Das siebte Kreuz" Westdeutscher linker Buchhandel und DDR Die Publikationsgeschichte von Stefan Heyms "Erzählungen" Das große Volkstanzbuch von Herbert Oetke Eine deutsch-deutsche Koproduktion: die "OB" Dokumentation: "Ein exemplarisches Leben – eine exemplarische Kunst" Literaturjournal Nach dem Mauerbau (7/2012) Der ewige Flüchtling Der Warenkreditwunsch der DDR von 1962 Die Entstehung der "Haftaktion" Leuna im Streik? Mit dem Rücken zur Mauer Der Honecker-Besuch in Bonn 1987 Ein Zufallsfund? 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Wurzeln einer unabhängigen Ukraine Ein Blick zurück: Kiew und Warschau 1920

Wolfgang Templin

/ 34 Minuten zu lesen

„Man kann über die Frage, ob die Geschichte als Lehrmeisterin taugt, sehr verschiedener Meinung sein. Zahlreiche Historiker*innen unterstreichen, dass sich Geschichte nicht wiederholt, dass man vorsichtig sein sollte mit historischen Analogien und Schlüssen von der Vergangenheit auf die Gegenwart. Daran ist vieles richtig“ (Wolfgang Templin im März 2022).

Rückereroberung von Kiew durch die Rote Armee, Juni 1920. (© picture-alliance/akg)

Angesichts der aktuellen Lage in der Ukraine empfiehlt es sich, einen Blick in die Zeit des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts zu werfen, die Wolfgang Templin in seinem gerade erschienenen Buch „Revolutionär und Staatsgründer. Józef Piłsudski – eine Biografie“ beschreibt. Der frühere DDR-Bürgerrechtler, Polen- und Osteuropa-Experte setzt sich darin mit der Person Piłsudski, dem Begründer der Zweiten Polnischen Republik, und mit den Konflikten im Osteuropa in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg auseinander. Zudem widmet er sich der politischen Vereinnahmung von Piłsudski und den verschiedenen Sichtweisen auf diese Persönlichkeit in Polen und in der Ukraine.

Für das Deutschland Archiv ordnet Wolfgang Templin den Krieg in der Ukraine vor diesem Hintergrund ein. Zwei Textpassagen aus seinem Buch geben hier wieder, welche Verflechtungen es gab zwischen Polen und denjenigen, die in der Ukraine seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert und zu Beginn des 20. Jahrhunderts für eine unabhängige Ukraine eintraten.

Ein Kampf um die Ukraine, der vor 100 Jahren begann

In der Geschichte gibt es Erfahrungen, die von Nutzen sein können. Dramatische historische Situationen und Wendepunkte halten Lektionen bereit, die von politischem und menschlichem Versagen zeugen, von Kapitulation und Selbstaufgabe, aber auch Beispiele für Selbstüberwindung, Mut und Standhaftigkeit zeigen.

Mit den aktuellen Bildern des barbarischen russischen Angriffskriegs auf den Nachbarn Ukraine, einer Steigerung der kriegerischen Annexion, die seit 2014 anhält, rückt ein Kampf, der vor rund hundert Jahren um die ukrainische Hauptstadt Kiew geführt wurde, rückt ein Kampf um Warschau, der mit dessen erfolgreicher Verteidigung endete, in die heutige Aufmerksamkeit. Damals standen sich die millionenstarke Armee des bolschewistischen Sowjetrusslands und die gerade erst aufgestellte Armee der 1918 entstandenen Zweiten Polnischen Republik gegenüber. Mit den Polen verbündet waren ukrainische Einheiten, die für eine freie, souveräne ukrainische Republik kämpften.

Aktuell stellt Interner Link: Wladimir Putin , als Verkörperung russischen Messianismus und Imperialismus, stellen sein militärischer und politischer Machtzirkel nicht nur die Souveränität und letztlich das Existenzrecht einer unabhängigen Ukraine in Frage. Der russische Machtanspruch greift viel weiter. Der selbst ernannte Historiker Putin vertritt in Reden, Auftritten und langen Artikeln eine Lesart der Geschichte, nach der es eine eigene nationale Identität der Ukraine, ihre eigene Geschichte, Kultur und Tradition, nie gegeben habe. Russland, die Ukraine und Belarus gehören für ihn als russisch dominierte slawische Brudervölker auf das Engste zusammen. Etwas ähnliches befürchtet Polen, das historisch als abtrünniger westlicher Teil der slawischen Völkerfamilie gesehen wurde. In anderer Weise gilt dies auch für das Baltikum und andere Nachbarstaaten Russlands.

Ohne den Rückgriff auf die tatsächliche Geschichte dieser Regionen lässt sich die Verklammerung der dramatischen Geschehnisse von 1920 und 2022 nicht verstehen, lassen sich das ganze Ausmaß imperialer Obsessionen Wladimir Putins und ihre politischen Konsequenzen nicht ermessen.

Die Kiewer Rus als Ausgangspunkt

Es begann mit der Kiewer Rus. Das von Putin als Mutter aller russischen Städte angesehene Kiew war, anders als Wladimir-Suzdal oder Nowgorod, nach dem Jahr 1000 kein russischer Herrschaftssitz. Rus war der Sammelname für eine Reihe ostslawischer Stämme, zwischen denen es starke ethnische, sprachliche und kulturelle Verbindungen gab. Zu ihnen zählten die Vorfahr*innen der späteren Russ*innen, Ukrainer*innen und Belarus*innen. Die Gleichsetzung von Rus und Russland/Russisch entspricht nicht den historischen Tatsachen.

Die Kiewer Rus erstreckte sich von der Grenze des „Wilden Feldes“ im Süden Kiews bis nach Wladimir-Suzdal im Norden, über das westukrainische Halicz, Brest und Grodno im Westen und musste sich im Osten gegen die permanente Bedrohung aus den Steppengebieten wehren. Der orthodox christianisierten Kiewer Rus standen im Nordwesten die immer stärkere Macht der damals noch heidnischen litauischen Großfürsten gegenüber. Im Westen sah sie sich mit dem römisch-lateinisch geprägten Polen konfrontiert. Infolge der Christianisierung wurde Polen zu einer der stärksten Mächte Europas.

Im 11. und 12. Jahrhundert bereitete sich das spätere polnisch-litauische Bündnis vor, das die westlichen Gebiete der Rus und damit weite Territorien der späteren Ukraine einbezog. Litauen war zu einem eigenen christlichen Großreich geworden. In der Union von Lublin wurde die Verbindung mit Polen 1569 förmlich vollzogen. Dieser Zusammenschluss stellte als Adelsrepublik mit einem Wahlkönigtum ein Novum für die europäische Staatenbildung dar und sollte für zwei Jahrhunderte die Entwicklung und Identität aller damit verbundenen Territorien prägen. In der gemeinsamen Adelsrepublik gab es föderalistische und parlamentarische Momente, ebenso Formen der Gewaltenteilung, die den östlichen, der byzantinisch-orthodoxen Tradition folgenden Gebieten völlig unbekannt blieben. Für die gesamte Union galt religiöse, sprachliche und kulturelle Vielfalt. Zur gleichen Zeit entstand im äußersten Norden der Rus das Großfürstentum Moskau, dessen Herrscher sich zum wahren Hüter der Christenheit erklärten. Iwan der Grausame (Grosny), aus dem Fürstengeschlecht der Rurikiden, ließ sich 1547 zum Zaren krönen. In byzantinischer Tradition erklärte er sich zum Gottkaiser, zum allmächtigen Zar, zur Verkörperung weltlicher und geistiger Macht in einer Person.

Wladimir Putin scheint sieht sich nach langen Jahrhunderten als dessen Nachfolger zu sehen.

Geschichtsschreibung nach Putinscher Lesart

Interner Link: Wladimir Iljitsch Lenin , die spätsowjetischen Gerontokraten von Leonid Breschnew bis Juri Andropow und der auf sie folgende Michail Gorbatschow sind für Putin nur Schwächlinge, denen die Macht des Russischen Reiches aus der Hand glitt. Einzig Josef Stalin lässt er in all seiner Größe und Grausamkeit gelten. Einer Phase des kritischen Umgangs mit Stalin folgte die Interner Link: gegenwärtige Verklärung als Retter des Vaterlands und Restaurator russischer Größe .

Entscheidend dabei ist der imperiale Anspruch, die „Sammlung der russischen Erde“, ein Machtanspruch, der sich auf alle näheren und ferneren Nachbarn erstreckt. Unter der Zarin Katharina II. stieg Russland in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu einer der entscheidenden europäischen Großmächte auf. Ihr Vorgänger Peter I. wollte Russland aus seiner Rückständigkeit herausführen und ein Fenster nach Europa öffnen. Katharina II. stellte sich der gleichen Aufgabe und gestaltete das Imperium aus. Sie entstammte einem deutschen Fürstengeschlecht und beschäftigte sich mit den Ideen der Aufklärung. Dieses Land jedoch bedurfte für sie der Orthodoxie und musste mit eiserner Hand geführt werden. Vor allem galt es, die Sammlung der heiligen russischen Erde voranzutreiben. Im Zweckbündnis mit Preußen und Habsburg war Russland die treibende Kraft bei den drei polnischen Teilungen und konnte sich dabei den Löwenanteil der Beute und die größten Teile der ukrainischen Territorien sichern.

Polen, Ukraine, Belarus und das Baltikum als Schicksalsgemeinschaft

Über das gesamte 19. Jahrhundert teilten Pol*innen, Ukrainer*innen, Litauer*innen, Belarus*innen und Balt*innen das gleiche Schicksal der Unterdrückung. Alle gegen die russische Besatzungsherrschaft gerichteten Erhebungen und Aufstände in dieser Zeit wurden blutig niedergeschlagen. Die Stärke und Gestalt der Unabhängigkeitsbewegung der einzelnen Nationen und Nationalitäten war unterschiedlich. Im geteilten Polen wirkten die Traditionen, wirkte der Mythos der Adelsrepublik zweier Nationen am stärksten, in den ukrainischen Territorien, die zwischen der Habsburger Dynastie und dem zaristischen Russland aufgeteilt waren, setzte ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine immer stärkere Nationalbewegung ein.

In den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts verbanden sich polnische Unabhängigkeitskämpfer im Land und zahlreiche Emigranten, die in Paris, London und weiteren Zentren Europas ihre Zuflucht gefunden hatten, mit den Ideen moderner Demokratie und sozialer Emanzipation. Sie träumten von einem ungeteilten Polen als geachtetem Mitglied der europäischen Völkerfamilie und waren mit der Realität der scheinbar unverrückbaren Herrschaft der Besatzungsmächte konfrontiert. Erst der Niedergang, die militärische Niederlage und der Zusammenbruch aller drei Teilungsimperien – des deutschen Kaiserreichs, des Reichs der Habsburger und des Zarenreichs – infolge des Ersten Weltkriegs schufen hier eine völlig neue Situation.

Józef Piłsudski gegen die Bolschiwiki für ein freies Polen und eine freie Ukraine

Józef Klemens Pilsudski (geb. am 5.12.1867, gest. am 12.5.1935), polnischer Staatsmann, Staatschef von 1918 bis 1922, Marschall ab 1920 und Staatschef von 1926 bis 1935 der Zweiten Polnischen Republik. (© picture-alliance/dpa, Ann Ronan Picture Librar )

Es gelang den polnischen Sozialisten unter ihrem politischen und militärischen Führer Józef Piłsudski in der Konkurrenz, aber gleichzeitig in Zusammenarbeit mit anderen polnischen Unabhängigkeitskräften, das scheinbar Unmögliche wahr zu machen. Sie gründeten im November 1918 die Zweite Polnische Republik. Im Gegensatz zu den bornierten polnischen Nationalisten traten sie auch für eine starke, unabhängige Ukraine ein und sahen diese und andere Nationen im Osten als künftige Partner an. Angesichts der politischen und gesellschaftlichen Kräfteverhältnisse im kaum entstandenen souveränen Polen musste Piłsudski mit seinen nationalistischen Gegnern immer wieder Kompromisse schließen. Kompromisse, die tragische Folgen für das Schicksal der Ukraine und das polnisch-ukrainische Verhältnis haben sollten.

Die polnischen Nationalisten, die für ein starkes, ethnisch-polnisch dominiertes katholisches Polen als Bollwerk der Christenheit gegen den dekadenten Westen eintraten, verachteten den Sozialisten Piłsudski, der nicht regelmäßig in die Kirche ging, hatten aber seiner Führungskraft und seiner Popularität kaum etwas entgegenzusetzen.

Piłsudski hatte nach der Februarrevolution 1917 Hoffnungen auf republikanische und demokratische Kräfte in Russland gesetzt, zu deren Vertretern er gute Verbindungen hatte, kannte aber den Machtwillen der Bolschewiki und ihrer Führer nur zu gut. Als sich die Bolschewiki im Oktober 1917 an die Macht putschten, war ihm schnell klar, dass der zerfallene zaristische Imperialismus von einem nicht weniger gefährlichen roten Imperialismus abgelöst würde. Mochte Lenin auch vom Selbstbestimmungsrecht der Nationen sprechen, in den strategischen Plänen der neuen Machthaber in Moskau war kein Platz für ein souveränes, demokratisches Polen, für eine unabhängige Ukraine, für ein freies Baltikum.

Angesichts dieses gefährlichsten Gegners, der aus den Trümmern der zaristischen Armee in atemberaubender Geschwindigkeit ein neues Millionenheer, die Rote Armee, schuf, musste er Verbündete finden und ein sehr riskantes Spiel wagen.

Die folgenden Unterkapitel aus dem fast 450 Seiten umfassenden Buch von Wolfgang Templin „Revolutionär und Staatsgründer. Józef Piłsudski – eine Biografie“ Der Marsch auf Kiew und Entscheidung an Weichsel und Njemen gehen konkret auf diese Zeit und die damaligen Konflikte in der Region ein.

Der Marsch auf Kiew

Im Laufe des Jahres 1919 bestätigte Lew Borissowitsch Kamenew, der Oberbefehlshaber aller militärischen Kräfte der Roten Armee, die Pläne für den »Roten Marsch« nach Westen. Der Beginn der Offensive wurde auf den 14. Mai 1920 gelegt. Gleichzeitig lief die Friedenspropaganda auf Hochtouren. In der Moskauer Zentrale existierte ein Offensiv- und ein Defensivszenario. Ein revolutionärer Frieden wie auch ein revolutionärer Krieg passten in den vorbereiteten Rahmen. Erfolgreiche militärische Operationen konnten das gleiche Ergebnis bringen wie eine starke Position am Verhandlungstisch. Am Ende würde ein kleines, abhängiges Polen oder eine Räterepublik stehen. Berichte der polnischen Militäraufklärung, in denen die sowjetrussischen Offensivpläne und die schnell wachsenden Truppenzahlen im Norden benannt wurden, lagen im Februar und März 1920 vor. Jetzt schien es um alles zu gehen, und Polen musste sämtliche Kräfte mobilisieren. Paradoxerweise besaß der Oberbefehlshaber aller polnischen Streitkräfte keinen Dienstgrad in der eigenen Armee. Den Titel »Brigadier« hatten ihm die Österreicher verliehen, die unter Freunden verbreitete Bezeichnung Kommandant besagte alles und nichts. Militärische Vollmachten, die ihm übertragen wurden, waren politischen Ursprungs. Piłsudski einfach zum General zu ernennen, ging auch nicht. Darum griff man vonseiten der Regierung tief in die Kiste historischer Traditionen und zauberte den Titel eines Marschalls hervor. Der frisch ernannte Marschall hatte die Wahl, dem russischen Gegner im Norden mit einer Gegenoffensive zuvorzukommen oder auf dessen eigentliches Ziel im Osten, die Ukraine, zuzugehen und diese beim Aufbau eines unabhängigen Staates zu unterstützen. Das Unternehmen, das dann als »Marsch auf Kiew« in die Geschichte eingehen sollte, führte ihn an die Seite von Symon Petljura.

Der war, ähnlich wie Piłsudski, alles andere als der geborene oder in klassischer Weise aus- gebildete Militär. In der Zentralukraine geboren und aufgewachsen, besuchte er ein geistliches Seminar. Als Mitglied einer geheimen ukrainischen Verbindung schlug er sich als politischer Schriftsteller und Literaturkritiker durch, ehe er immer mehr zum Berufsrevolutionär wurde. Er gehörte zum sozialistischen Teil der ukrainischen Unabhängigkeitsbewegung. Sie forderten eine freie ungeteilte Ukraine als Heimat aller auf ihren Territorien lebenden Nationen und Nationalitäten. Soziale Forderungen waren Teil des Programms. Im Parlament fanden sich heterogene politische und gesellschaftliche Kräfte sowie west- und zentralukrainische Bewegungen zusammen. Petljura war eines ihrer führenden Mitglieder und trat für eine demokratische Republik ein, die außer ernannten Ministern und ihren Proklamationen keine staatlichen Strukturen besaß. Dazu hätte es einer längeren Zeit solider ziviler Aufbauarbeit bedurft, eine Zeit, die Petljura nicht zur Verfügung stand. Er kommandierte als militärischer Oberbefehlshaber formal Truppen, die sich nicht seinem Kommando fügten. Neben wenigen regulären, disziplinierten Einheiten und ihren Kommandeuren, auf die er setzen konnte, gab es Anarchisten, bewaffnete Bauern und einfache Banditen. Zu diesem militärischen Flickenteppich kamen Kosakeneinheiten, die völlig unabhängig agierten, sowie die auf den Territorien der Ukraine operierenden feindlichen Truppen.

In den Jahren 1919 und 1920 kam es auf ukrainischem Gebiet zu etlichen Pogromen an der jüdischen Zivilbevölkerung. Daran waren auch Militäreinheiten beteiligt, die Petljura unterstanden. Obwohl sich dieser gegen alle Formen des Antisemitismus wandte, Übergriffe und Plünderungen untersagte und bei Nichtbefolgung rigorose Bestrafung ankündigte, war er nicht in der Lage, gegen die schlimmsten Untaten und Morde der eigenen Soldaten vorzugehen. Davor verschloss er die Augen, nur in einzelnen Fällen versuchte er durchzugreifen und ordnete die Erschießung der Täter und der Verantwortlichen an. Meist reichte seine Macht nur einige Dutzend Kilometer über sein Stabsquartier hinaus. Bereits im Winter hatte sich die militärische Situation Petljuras dramatisch zugespitzt. Die sowjetukrainischen Truppen hatten Kiew und weite Teile der Zentralukraine unter ihre Kontrolle gebracht. Petljura musste mit den ihm verbliebenen Truppen auf ein Territorium ausweichen, das die polnischen Truppen besetzt hielten.

Im Frühjahr 1920 trafen nun mit Piłsudski und Petljura zwei außer- gewöhnliche Charaktere, zwei Exzentriker zusammen, die sich in einen gemeinsamen Traum verrannten. Die Grundidee Piłsudskis für das gemeinsame Unternehmen war denkbar einfach. In einer schnellen Militäraktion polnischer und ukrainischer Einheiten sollte der Vorstoß auf Kiew erfolgen. Der Überraschungseffekt würde den Widerstandswillen des Gegners schwächen, während die erhoffte positive Reaktion der Bevölkerung die Position Petljuras stärken konnte. Nach kurzem Aufenthalt in Kiew und den zentralukrainischen Territorien würden sich die polnischen Truppen zurückziehen. Piłsudski wollte auf keinen Fall als Befreier der Ukraine gelten. Die Ukraine sollte nicht Puffer oder Satellitenstaat, sondern ein eigenständiger Partner werden. So ließ sich zumindest der eine Teil seiner Äußerungen und festgehaltenen Gedanken deuten. Andere Äußerungen und Handlungen liefen dagegen eher auf eine Föderation hinaus, in der Polen das eigentliche Sagen hätte. Dem Marschall war durchaus bewusst, dass er der weitaus stärkere Partner war.

In dem zivilen und teilweise geheimen militärischen Bündnisabkommen, das beide Seiten im April 1920 schlossen, waren die Fragen des künftigen genauen Grenzverlaufs weitgehend ausgeklammert. Sie sollten entschieden werden, sobald die ukrainische Unabhängigkeit gesichert war. Petljura musste akzeptieren, dass ganz Ostgalizien bis dahin in polnischer Hand blieb. Bei Piłsudski trat wieder das polnische Staatsoberhaupt vor den großherzigen Visionär. Ihm war klar, dass Petljura gar nicht anders konnte, als der Vereinbarung zuzustimmen. Es war aber nicht die Position eines polnischen Nationalisten, die ihn diese Situation ausnutzen ließ. Er wusste nur genau, wie viele Polen ihm jede Gebietsabtretung als Verrat ankreiden würden, und nahm Rücksicht darauf. Der militärische erste Teil der Unternehmung gelang zu leicht und wurde ein Schlag ins Leere. Am 26. April begann der gemeinsame Vorstoß, und bereits in der Nacht zum 8. Mai konnte Kiew eingenommen werden. Die roten ukrainischen Verbände leisteten nur geringen Widerstand, wichen aus und zogen sich hinter die Dnjepr-Linie zurück. Im Hinterland stand die Reiterarmee von Semjon Budjonny, die im Juni die rote Offensive anführen sollte.

In einem seiner ersten Aufrufe an die Bevölkerung erklärte Piłsudski, dass die Armee der Republik Polen allen Einwohnern der Ukraine ohne Unterschied des Standes, der Herkunft oder der Konfession Schutz und Unterstützung zusichere. Er verzichtete außerdem bewusst darauf, an der Siegesparade in Kiew teilzunehmen. Beim Zusammentreffen mit Petljura in der zentralukrainischen Stadt Winnyzja sandte er seine wichtigste Botschaft aus: Beide Nationen hätten die Last der Unfreiheit und des Terrors durchlebt. Ein freies Polen könne nicht frei sein, solange in seiner unmittelbaren Nachbarschaft Unfreiheit und Terror herrschten. Im Namen Polens wolle er ausrufen: »Es lebe die freie Ukraine!« Große Worte, die für lange Zeit ein Wunschtraum blieben. Für die Massen der ukrainischen Bauern, ob in Galizien oder der Zentralukraine, bedeutete die polnische Präsenz in diesen Gebieten eine Existenz als Untertanen und Gutsknechte, eine Missachtung der eigenen Sprache als Bauerndialekt und die Unterdrückung des orthodoxen Glaubens. Kein Wunder, dass das, was die Bolschewiki versprachen – Glaubensfreiheit, eine Bodenreform und Frieden sowie Anerkennung des Ukrainischen –, dagegen enorm attraktiv klang. Davon, dass die Nationalitätenpolitik Lenins nur für einen Übergang gedacht war, war da noch keine Rede. Im Übrigen hielten sich nicht alle polnischen Einheiten an das Versprechen Piłsudskis, für den Schutz und die Sicherheit der Zivilbevölkerung zu sorgen. Es kam zu Plünderungen und Übergriffen, was die Unterstützung für das gemeinsame Unternehmen erst recht in Grenzen hielt.

Nach der Besetzung Kiews wurde der Marschall in Warschau als Sieger gefeiert. Er habe die polnischen Adler erneut in das Land der alten Adelsrepublik fliegen lassen. Piłsudski wusste mittlerweile, was er von solchen Huldigungen zu halten hatte. Heute würde man ihn mit Blumen und Ovationen empfangen, bei der nächsten Niederlage dann aber wieder mit Steinen bewerfen oder ihm vor die Füße spucken. Dennoch konnte und wollte er sich der triumphalen Rückkehr in die polnische Hauptstadt nicht entziehen. Die nächsten Prüfungen standen bevor, und er war auf breite Unterstützung angewiesen. Als er in Warschau eintraf, wurde er mit Ehrungen und Ovationen überhäuft. Triumphbögen, die an römische Vorbilder und das Goldene Tor in Kiew erinnerten, waren errichtet worden. »Warschau ist besoffen vor Begeisterung«, notierte Charles de Gaulle in seinem Kriegstagebuch. In den Kirchen wurden Messen zelebriert, ein akademischer Chor sang das »Te deum laudamus«, und Parlamentspräsident Wojciech Trąpczyński verglich den Marschall mit dem Piastenherrscher Bolesław dem Kühnen. Der hatte einst im 11. Jahrhundert Kiew tatsächlich eingenommen, allerdings nicht für die Ukrainer, sondern für die Polen.

Kurz vor Piłsudskis Ankunft aus Kiew war Dmowski nach vielen Jahren in Paris nach Warschau zurückgekehrt. Sollte er einen ähnlich triumphalen Empfang erwartet haben, wie ihn sein Konkurrent schon einige Male erlebt hatte, so wurde er enttäuscht. Nur wenige seiner engsten Anhänger waren gekommen. Nach der Anspannung während der Friedenskonferenz hatte ihn eine Lungenentzündung niedergeworfen. Mehrere Kuraufenthalte folgten. Zwar war er in Abwesenheit in die verfassunggebende Versammlung gewählt worden, hatte dort aber aus der Ferne kaum aktiv sein können. Andere rechte Politiker hatten sich vor Ort deshalb längst nach vorn geschoben. Dafür sah er sich nun von einer Menge zweifelhafter Freunde umgeben. Piłsudski konnte für vieles, was ihm selbst fehlte, auf die Angehörigen seiner alten Gruppe und auf loyale Anhänger zählen. Derlei konnte Dmowski kaum von sich behaupten.

Nach einigem Zögern suchte Dmowski das direkte Gespräch mit dem Hausherrn des Belvedere. Es wurde ihre erste Begegnung seit jener in Tokio im Juni 1904, und auch diesmal gab es keine direkten Zeugnisse ihrer Unterredung. Bekannt wurde lediglich, sie hätten sich über die Frage der Ukraine fundamental zerstritten. Dmowski dürfte dabei die Unterstützung des nationalen Lagers seit Kriegsbeginn angeführt haben, nur um im Gegenzug zu hören, welche Hetze dem Marschall vonseiten der Rechten entgegenschlug. Enttäuscht zog er sich auf sein Landgut Drozdow zurück und grübelte über das weitere Vorgehen nach. Die Nachrichten, die in den folgenden Tagen und Wochen aus der Ukraine eintrafen, erstickten schnell jegliche Triumphstimmung. Piłsudski hatte einige seiner engsten Vertrauten zur Unterstützung für den Staatsaufbau der ukrainischen Volksrepublik nach Kiew geholt, darunter Kazimierz Sosnkowski und Walery Sławek. Ihre Berichte waren mehr als ernüchternd. Der Zustrom von Freiwilligen für die ukrainischen Streitkräfte blieb aus, die Rekrutierung lief nur schleppend an. Das Land war von den Kriegsjahren und Folgekonflikten erschöpft, das Misstrauen gegenüber den als Okkupanten betrachteten polnischen Militärs und Zivilisten hielt an. Misstrauen und Ablehnung wurden zu- dem von ukrainischen Nationalisten und linken Kräften befeuert, die sich auf die sowjetukrainische Seite schlugen. Der Aufbau einer funktionierenden Verwaltung würde sich noch über viele Monate hinziehen, mit ungewissem Erfolg. Angesichts dieser Nachrichten traf Piłsudski eine klare Entscheidung: Die Polen konnten dort nicht ewig bleiben und die polnische Hilfe nicht ewig andauern. Er war bereit, die Ukraine über den Sommer hinweg mit allem, was er vermochte, zu unterstützen. Dann musste sie selbst auf die Beine kommen. Am Ende musste er sich freilich noch früher als geplant, nämlich schon Anfang Juni 1920, mit den polnischen Streitkräften zurückziehen. Sein Rückzug hinterließ ein Vakuum, in das die roten Kräfte mit Erfolg hineinstießen. Der polnische Vorstoß auf Kiew hatte dem Propaganda-Apparat der Bolschewiki eine einzigartige Chance geboten. Die Großoffensive in Richtung Warschau, der Todesstoß für ein unabhängiges Polen, konnte nun als Reaktion auf den polnischen Überfall auf das friedliebende Sowjetrussland, ja als Akt der Selbstverteidigung ausgegeben werden. Diese Moskauer Version der folgenden Kriegsereignisse wurde über den Apparat der Komintern auch international verbreitet. Bereits Mitte Juni 1920 rückten die Einheiten der sowjetischen Südfront erneut vor. Sie besetzten Kiew, bedrängten die abziehenden polnischen Formationen und die Truppen Petljuras. General Budjonny, der Oberbefehlshaber der Südfront, dem Josef Stalin als Politischer Kommissar an die Seite gestellt war, wollte die Lorbeeren des Sieges nicht mit Tuchatschewski teilen. Er wollte Lemberg, Krakau und Südpolen befreien.

Der Text wurde dem Buch „Revolutionär und Staatsgründer. Józef Piłsudski – eine Biografie" von Wolfgang Templin entnommen, erschienen im März 2022 im Ch. Links Verlag Berlin.

Entscheidung an Weichsel und Njemen

Nach der Rückkehr Piłsudskis im Mai nach Warschau schlugen angesichts des schnellen Vormarsches der Roten Armee Euphorie und Begeisterung schnell in Enttäuschung und Panik um. Die plötzlich drohende Niederlage brauchte einen Schuldigen. In ihren Angriffen auf den »Abenteurer« Piłsudski wurde die rechte Presse immer lauter.

Am 1. Juli 1920 wurde ein Nationaler Verteidigungsrat ins Leben gerufen. Er setzte sich aus neun Vertretern der wichtigsten im Parlament vertretenen Parteien sowie drei Militärs zusammen und sollte über grundsätzliche Fragen des militärischen und politischen Vorgehens entscheiden. Für den zivilen Bereich blieb die Regierung zuständig. Im Verteidigungsrat sah sich Piłsudski jetzt mit seinen ärgsten Gegnern konfrontiert, darunter Roman Dmowski, der dort die Nationaldemokraten vertrat. Dmowski nutzte bei der ersten Zusammenkunft des Rates die Gelegenheit, um sich für die im letzten Gespräch erfahrene Zurückweisung und Kränkung zu rächen. Es kam zu endlosen Streitereien und Schuldzuweisungen, zu absurden Vorschlägen. Das Schicksal Polens sollte in die Hände der Alliierten gelegt werden, man wollte den Völkerbund einschalten oder zu einer Verhandlungslösung mit der sowjetrussischen Seite kommen. Realistisch war das alles nicht.

Aus einer Situation der Schwäche heraus mit der sowjetischen Seite zu verhandeln, hätte das Ende Polens als souveräner Staat bedeutet. Für einen Waffenstillstand und ihren Rückzug forderte die Gegenseite nicht weniger als eine Begrenzung der polnischen Armee auf eine Stärke von 50 000 Mann, die Übergabe der überschüssigen Waffen und die Liquidierung der Kriegsindustrie. Piłsudski setzte sein wirksamstes Mittel ein, um handlungsfähig zu bleiben: Er drohte mit dem Rücktritt. Wenn man einen Sündenbock brauche, stünde er als Vertreter der Kriegspartei zur Verfügung. Nach seinem Rücktritt könne man ja zu Verhandlungen schreiten, die er in diesem Moment jedoch für unehrenhaft halte. Natürlich dachte er nicht ernsthaft an Rücktritt und schloss Verhandlungen mit den Bolschewiki nicht prinzipiell aus. Sein Auftritt erzielte die erhoffte Wirkung: Man bat ihn zu bleiben, und er appellierte daraufhin in dramatischen Aufrufen an die Entschlossenheit der Bevölkerung und der Armee. Die an der Front kämpfenden Soldaten sähen sich keiner normalen Armee gegen- über, sondern brutalen Horden von Angreifern, die keinen Unterschied zwischen Bewaffneten und Unbewaffneten machten, Verwundete töteten, weder Frauen noch Kinder verschonten und eine grauenhafte Spur der Verwüstung hinterließen. Die Appelle wirkten. In den Rekrutierungsbüros kam es tatsächlich zu einem Andrang von Freiwilligen.

Daneben gab es Meldungen für den Sanitätsdienst, Spenden für die Armee, und in den Betrieben formierten sich Arbeiterbataillone. In der zweiten Julihälfte wurde eine Reservearmee gebildet, falls es zum direkten Sturm auf Warschau kommen sollte. In ihren Reihen waren zahlreiche Studenten und Schüler zu finden. Jetzt zahlte sich auch der schnelle Aufbau der polnischen Geheimdienste aus. Der Funkaufklärung war es möglich, chiffrierte Depeschen und Befehle, die von Moskau aus an die Frontstäbe gingen, schneller zu dechiffrieren als die Empfänger in den Stäben selbst. Kenntnisse über die Entwicklung der sowjetischen Angriffspläne waren das eine. Wichtiger noch war, dass sich der Gegner durch die immer deutlichere Rivalität zwischen Tuchatschewski und Budjonny/Stalin selbst schwächte. Stalin gönnte dem »Roten Napoleon« Tuchatschewski nicht den alleinigen Sieg. Er wollte Lemberg erobern und dann nach Westgalizien und Südpolen vorstoßen. Hätten beide Armeegruppen koordiniert an der Weichselfront operiert, wäre die Lage der Polen aussichtslos gewesen. So stieß Tuchatschewski im Juli schnell weiter nach Westen vor und wusste seine rechte Flanke durch das deutsche Ostpreußen gedeckt.

Seine linke Flanke, an der er die Einheiten der Süd-Armee erwartete und brauchte, war offen. Der riskante und zugleich genial einfache Operationsplan Piłsudskis, an dem er im August gegen alle Widerstände festhielt, nutzte diese Erkenntnisse – und wurde zur Grundlage des polnischen Sieges. Inzwischen war die Truppenstärke auf 700.000 Mann angewachsen, aber es fehlte an allem. Und selbst wenn Waffen und andere dringend benötigte Güter beschafft werden konnten, hieß das doch lange nicht, dass sie problemlos und schnell verfügbar waren. So konnte beispielsweise in England entsprechende »Ware« nicht verladen werden, weil die Hafenarbeiter unter dem Einfluss ihrer sozialistischen Gewerkschaft streikten. Das Polen der Junker und Militaristen sollte keine Unterstützung in seinem Kampf gegen die friedliebende Arbeiter- und Bauernmacht in der Sowjetunion erhalten. Die deutschen Hafenarbeiter Danzigs verweigerten wiederum die Entladung endlich eintreffen- der englischer Waffen. Hier setzte der Kommandeur des englischen Kriegsschiffes kurzerhand die eigenen Soldaten zum Entladen ein.

Sorgen bereitete Piłsudski auch ein Teil der eigenen Kommandeure. Sosnkowski war unersetzlich und hatte im Generalstab sowie in einzelnen Abteilungen des Kriegsministeriums hervorragende Leute platziert. Świtalski arbeitete im unmittelbaren Umfeld des Marschalls und hielt ihm den Rücken frei. In den Armeestäben und bei den Feldkommandeuren sah es jedoch anders aus. Unter den kommandierenden Generälen konnte er immerhin auf Edward Rydz-Śmigły und Stanisław Szeptycki setzen, den er nicht umsonst zu seinem Stellvertreter ernannt hatte. Ihm selbst machten Herzprobleme zu schaffen, und er wollte für den Fall der Fälle eine Katastrophe in der engsten Führung verhindern. General Tadeusz Rozwadowski schätzte er trotz gelegentlicher Eigenmächtigkeiten. Anders war es mit Władysław Sikorski und Józef Haller. Sikorski vertrat die Gruppe der »Österreicher« im Offizierskorps, die mit den Legionären konkurrierten und sich in die Politik einmischten. Haller lauerte nur auf eine Gelegenheit, um dem Marschall in den Rücken zu fallen. Auf einer dramatischen Sitzung des Verteidigungsrates am 19. Juli 1920 nutzte Dmowski die Gelegenheit, dass einige der politischen Anhänger Piłsudskis an der Front waren, und stellte die Machtfrage. Er warf Piłsudski militärische Unfähigkeit vor und forderte seine Absetzung. Kompetente Militärs sollten an dessen Stelle treten. Piłsudski wehrte sich. Niemand könne im Verlauf von zwei Jahren eine perfekte Armee aufbauen. Der Einsatzwille und die moralische Haltung der Sol- daten und der Bevölkerung seien entscheidend und könnten die Mängel der technischen Ausstattung ausgleichen. Er habe einen Plan, sei aber nicht bereit, ihn preiszugeben. Entweder gebe man ihm das Ver- trauen, oder man solle eine andere Person wählen. Er hoffe nur, dass die dann besser behandelt werde als er selbst. Mit diesen Worten verließ Piłsudski den Sitzungssaal. Die beiden anderen militärischen Vertreter des Verteidigungsrates folgten ihm. Die Diskussion der verbliebenen Mitglieder des Rates dauerte bis tief in die Nacht, dann wurde über die Vertrauensfrage abgestimmt. Bis auf einen leeren Zettel gab es nur Zustimmung für den Marschall. Wie Roman Dmowski abstimmte und wann er die Sitzung verließ, wurde nicht bekannt. Nach dieser Niederlage mied er die weiteren Sitzungen des Verteidigungsrates.

Am 24. Juli ernannte Piłsudski eine Regierung der Nationalen Einheit mit dem Bauernführer Wincenty Witos als Premierminister und Ignacy Daszyński als dessen Stellvertreter. Einen Tag später traf eine militärisch-diplomatische Mission des Hohen Rates der Alliierten ein. Mit dem französischen General Maxime Weygand an der Spitze sollte sie offiziell der polnischen Unterstützung dienen. Der wahre Zweck der Mission war ein anderer. In Pariser Kreisen hatte Dmowski nach Kräften die Vorurteile geschürt, die es ohnehin gegen den Sozialisten und militärischen Abenteurer Piłsudski gab. Dmowskis wichtigster Mann in Paris, Władysław Grabski, hatte den Franzosen angesichts der jüngsten Entwicklungen ganz offen erklärt, Piłsudski sei verrückt geworden. Es gab folglich einen Plan, General Weygand mit der eigentlichen Führung der polnischen Armee zu betrauen, mindestens aber Piłsudski durch einen geeigneteren Kandidaten zu ersetzen.

Weygand stellte nach seiner Ankunft fest, dass er im polnischen Generalstab bestenfalls als Berater akzeptiert war – und auch das nur widerwillig. Die Autorität Piłsudskis war ungebrochen, und der Marschall hatte Weygand schon bei der Begrüßung ironisch gefragt, wie viele Divisionen er denn mitbringe. In den Augusttagen entwickelte sich zwischen beiden eine Beziehung eigener Art. Die wechselseitige Achtung voreinander wuchs.

Piłsudskis Plan, den er mit Weygand diskutierte, sah vor, Tuchatschewski nicht direkt zu stellen, sondern ihn zu täuschen, zu umgehen und ihm dann in den Rücken zu fallen. So lange wie möglich wollte der Marschall den Eindruck erwecken, alles auf die Verteidigung der Hauptstadt zu konzentrieren und im Norden präsent zu sein. In einer schnellen Umgruppierung sollten jedoch südlich von Warschau entscheidende Kräfte in den Rücken Tuchatschewskis vorstoßen. Die Entscheidung würde nicht an der Weichsel, sondern am Narew fallen. Weygand stützte sich auf seine Erfahrungen in der Marne-Schlacht und lehnte den Plan als viel zu riskant ab. Auch Generalstabschef Rozwadowski zögerte zunächst. Was, wenn die Verteidigungslinien vor Warschau nicht lange genug standhielten, wenn die berüchtigten Reiterschwadronen in die Hauptstadt eindrangen und dort ein Blutbad anrichteten? Und was, wenn es den roten Truppen im Norden gelang, die Verteidiger noch weiter zurückzuwerfen, sodass sie Warschau von der ungeschützten westlichen Seite angreifen konnten? Piłsudski war sich des hohen Risikos voll bewusst, stützte sich aber auf die Kriegserfahrungen Napoleons. Dessen Geheimnis eines Sieges mit zahlenmäßig unterlegenen Kräften war die schnelle Umgruppierung und Konzentration von Truppen an einem strategisch entscheidenden Ort. Dort zu einer bestimmten Zeit die Übermacht zu haben, destabilisierte die Gesamtkräfte des Gegners und konnte zum Erfolg führen.

Weygands anfängliche Ablehnung und Skepsis verwandelten sich allmählich in zögernde Zustimmung. Hier stand jemand vor ihm, der an das scheinbar Unmögliche glaubte und es auch durchsetzen wollte. In den folgenden Tagen ergänzte er den Operationsplan mit seinen militärischen Erfahrungen. Vor allem blieb er in den kritischen Tagen in Warschau, um dann Piłsudski an die Front zu begleiten, während sich die übrigen Mitglieder der französischen Militärmission auf Anweisung aus Paris nach Łódż absetzten.

Kurz vor den entscheidenden Tagen machte Piłsudski auf dem Weg an die Front einen Umweg, um sich von Aleksandra und den beiden Töchtern zu verabschieden. Die kleine Jadwiga, im Februar 1920 geboren, war erst wenige Monate alt. Sein Vertrauter Wladysław Baranowski war einer der Ersten, der ihn mit der Jüngsten sah. Auf die Frage des Freundes, ob er sich nicht lieber einen Sohn gewünscht hätte, antwortete der nicht mehr ganz junge Vater, dass es besser so sei. Hätte er einen Sohn bekommen, würde den sein ganzes Leben lang die Last begleiten, an der Größe des Vaters gemessen zu werden. Wie schwer diese Last sein könne, zeigten historische Beispiele. Wieder einmal war schwer zu sagen, ob Piłsudski hier seine wahren Gefühle versteckte oder mit der Geschichte spielte. Im Moment des Wiedersehens merkte Aleksandra ihm die physische und psychische Anspannung überdeutlich an. Es konnte ein Abschied für immer sein.

Am 13. August wurde um die östlich von Warschau gelegene Kleinstadt Radzimin gekämpft, die aus einer Hand in die andere ging. Es gab Gerüchte, dass der direkte Sturm auf Warschau in der kommenden Nacht losbrechen würde und dass sich Piłsudski nach Süden abgesetzt habe, um sich mit den dort stehenden Truppen nach Tschenstochau zurückzuziehen. Eine Quelle dieser Gerüchte, die ihre Wirkung nicht verfehlten, waren Angehörige des polnischen und des französischen Militärstabes, welche die Lage als verloren ansahen. In Warschau brach Panik aus. Während die Verteidiger der Stadt alles taten, um die Stellungen zu befestigen, packten andere bereits die Koffer. Ein Großteil des diplomatischen Korps setzte sich nach Posen ab. Weygand blieb und mit ihm der päpstliche Nuntius Achille Ratti, der spätere Papst Pius XI. In Posen bereitete Roman Dmowski den nächsten Putsch vor. Er hielt sich schon seit dem 4. August in der Hochburg der nationalistischen Rechten auf, hatte dort zahlreiche politische Treffen und sprach auf mehreren großen Veranstaltungen. In Warschau hatte er keine Aufgabe mehr, der Sejm tagte nicht. Er kam mehrere Tage vor seinem 56. Geburtstag in der Stadt an, war aber nicht in Feierlaune. Noch nicht. Posen war voll von Flüchtlingen und Botschaftspersonal. Sollte es zur Besetzung Warschaus durch die Bolschewiki kommen, wäre hier die Hauptstadt, das Herz Polens. Vielleicht konnte es zur Hauptstadt einer westpolnischen Republik werden?

Beunruhigt von den Ereignissen oder vielmehr davon, dass er von der neuen Machtzentrale ausgeschlossen sein könnte, traf am 13. August auch Premierminister Wincenty Witos in Posen ein. Er vermied alle direkten Angriffe auf Piłsudski, sprach aber immer wieder von den schweren Fehlern und den Verantwortlichen dafür, traf mit Klerikern wie dem erzreaktionären Priester Stanisław Adamski zusammen und fand auch noch Zeit für einen kurzen Besuch in Gnesen, um dort am Grab des heiligen Adalbert zu beten. Der Bauernführer hielt sich alle Türen offen. Kurze Zeit später verschaffte sich eine Abordnung aus Posen in Warschau Zutritt zum Verteidigungsrat. Als der Delegationsleiter Adamski dort Piłsudski vor sich sah, hob er die Hand zu einer theatralischen Geste und sagte: »Der Verrat, welcher unser Land heimsucht, hat einen Namen, und ich sehe diesen Namen vor mir.« Dabei zeigte er auf den Marschall, der sich schweigend umwandte. Das bittere Wort von der stolzen Nation, die so viele Strolche und Lumpen hervorbrachte, kam ihm nicht nur einmal über die Lippen. Ein im ostpolnischen Siedlce gedrucktes und verteiltes Flugblatt verkündete voreilig, dass Warschau am 15. August 1920 eingenommen worden sei. Den polnischen Arbeitern wurde zugesichert, dass die Stadt nach Vertreibung der weißen Banditen in ihre Hände überginge wie auch die noch zu befreienden Städte Krakau und Posen. Das gesamte zivile Leben solle seinen geordneten Lauf nehmen und werde von den neuen revolutionären Organen gesichert. Jeder Angriff auf die Kräfte der Befreier werde mit den härtesten Strafen belegt. Einwohner besetz- ter Städte, in denen diese Flugblätter bereits geklebt wurden, brachen in Tränen aus. Künftige Historiker sollten hier einen schönen Beleg für den Wahrheitswert schriftlicher Dokumente erhalten.

Schon im Juli 1920 hatte man auf dem II. Kongress der Kommunistischen Internationale die Weichen für das künftige Polen gestellt. Eine polnische Revolutionsregierung war vorbereitet und wartete in Białystok auf ihren Einsatz. Im Tagungssaal der Internationale hing eine Karte, vor der sich jeden Tag die Delegierten drängten, um die neuesten Fortschritte der roten Truppen zu bejubeln oder selbst die Fähnchen umzustecken. Mitte August wurde in Moskau eine Botschaft verkündet, deren Schlusssätze lauteten: »Warschau ist gefallen, und mit ihm ist das bisherige Polen zur Geschichte geworden. Heute ist es nur noch eine Legende, und was existiert, ist die rote Wirklichkeit. Es leben die Sowjets. Es lebe die unbesiegbare Rote Armee.« Auf der Sitzung des Politbüros am 19. August hielt man die Angelegenheit Polen bereits für erledigt.

Der Siegesgewissheit Lenins und seiner Genossen schloss sich in den Juli- und Augusttagen auch die deutsche Seite an. Einheiten der Reichs- wehr standen bereit, um in Großpolen und ins Ermland einzurücken sowie den Korridor zu besetzen. Tuchatschewski hatte durch Ostpreußen nicht nur seine rechte Flanke gesichert. Von dort aus wurde ihm auch Hilfe durch Freiwillige und Ausrüstung zuteil. In Schlesien brach der nächste Aufstand los, diesmal auf deutscher Seite. Er wurde von Freikorpstruppen unterstützt. Rechte Abenteurer und Nationalbolschewisten träumten von einem weiteren Vordringen der Roten Armee und einem gemeinsamen Marsch auf Paris. Die wichtigsten Vorstöße und Gefechte, die den Sieg der polnischen Truppen, den Rückzug und die panische Flucht der Armeen Tuchatschewskis bewirkten, fielen in die Zeit zwischen dem 17. und dem 22. August 1920. Piłsudski, der immer wieder von Weygand begleitet wurde, besuchte in den Tagen vor und während der Schlacht verschiedene Einheiten. Er machte klar, was auf dem Spiel stand, rüttelte die Soldaten auf und übernahm an einzelnen Abschnitten selbst das Kommando. Die durch Rückzug und Niederlage deprimierten Kämpfer schöpften mit einem Mal neuen Mut: Sie nahmen ungewöhnliche Strapazen auf sich, fassten den Gegner in der ungedeckten Flanke, drangen in seinen Rücken vor.

Im September standen die polnischen Truppen an Bug und Njemen. Tuchatschewski und seine Kommandeure konnten nicht fassen, dass ihnen der schon sicher geglaubte Sieg aus den Händen geglitten war. In der ersten Augusthälfte war ein Teil des polnischen Operationsplanes bei einem gefallenen Ordonnanzoffizier gefunden worden und zu Tuchatschewski gelangt. Der hatte ihn aber schlicht für zu abenteuerlich gehalten, um ihn ernst zu nehmen. Der Plan musste eine Finte sein. Noch am 20. August nahm der rote Oberbefehlshaber die spätere Losung von Stalingrad vorweg: »Keinen Schritt zurück.« Doch da waren die Würfel bereits gefallen. Tuchatschewski sollte in seinen Erinnerungen festhalten, dass es Stalin und der »Analphabet Budjonny« waren, die in Galizien ihren Privatkrieg geführt hätten. Stalin konnte sich solche Schuldzuweisungen sehr gut merken. Im Jahre 1937 war Tuchatschewski der ranghöchste hingerichtete Militärführer.

Mit der Abwehr des sowjetrussischen Vordringens auf Warschau hatte der Krieg noch nicht seinen Abschluss erreicht. Die nach Norden und Osten zurückgewichenen roten Divisionen stellten weiter eine Bedrohung dar. Einheiten Tuchatschewskis hatten sich auf ostpreußisches Territorium begeben und konnten sich dort in aller Ruhe umgruppieren und neu ausstatten. Für die folgenden entscheidenden Kämpfe trat der Njemen an die Stelle von Narew und Weichsel. Im Verlauf des Septembers wurde ganz Ostgalizien von den polnischen Truppen erobert, auf den Territorien Wolhyniens und Belarus näherte sich die Kampflinie der Front von 1916. Damit lag sie weit östlich der von den Alliierten noch im Sommer geforderten Curzon-Linie an San und Bug als Ostgrenze Polens.

Der Text wurde dem Buch „Revolutionär und Staatsgründer. Józef Piłsudski – eine Biografie" von Wolfgang Templin entnommen, erschienen im März 2022 im Ch. Links Verlag Berlin.

Der Weg in die Unterdrückung der Ukrainer*innen

Die junge polnische Nation siegte zwar militärisch, doch am Ende ihrer Kräfte schloss sie im Oktober 1920 einen Waffenstillstand und stimmte in den folgenden Friedensverhandlungen einem von den Interner Link: Entente-Mächten abgesegneten Kompromiss zu. Der Friedensvertrag von Riga 1921 war allerdings kein wirklicher Kompromiss. Ostgalizien und das vormals russisch beherrschte Wolhynien kamen unter polnisches Protektorat, während die sowjetische Seite den ukrainischen Territorien, die ihr zugeschlagen wurden, eine Eigenstaatlichkeit zusicherte. Eine ähnliche Eigenstaatlichkeit sollte für Belarus gelten. Dazu kam es natürlich nie.

Der wirkliche Gewinner des Friedensvertrages war die Moskauer Seite. Viele Ukrainer*innen wollten an die Abkehr der Bolschewiki von ihrem ursprünglichen Terrorkonzept glauben, sahen ihre eigenen sozialen Hoffnungen und Visionen mit einer freien sozialistischen und wirklich föderativen Sowjetunion verbunden, in der es Platz für eine eigene ukrainische Identität geben sollte. Emigrant*innen kehrten zurück, wurden hofiert und mit Aufstiegschancen bedacht. In der Konfrontation mit Polen hielt die sowjetische Seite an ihrem Ziel der Herrschaft über die gesamte Ukraine fest. Die auf polnischem Staat lebenden Ukrainer*innen wurden als Opfer nationaler Unterdrückung und sozialer Ausbeutung angesprochen und zu bewaffnetem Widerstand gegen den polnischen Staat und seine Vertreter angestachelt.

Die polnische Nationalitätenpolitik, welche zunehmend weniger von Piłsudski und seinen Anhängern, die immer stärker von den rechten Nationaldemokraten bestimmt wurde, trug entscheidend dazu bei, dass sich die ukrainische Seite radikalisierte. Entgegen eines staatsbürgerlichen Nationenverständnisses setzten Roman Dmowski und seine Anhänger auf die Assimilation ethnischer Minderheiten und eine Monopolstellung der katholischen Kirche.

Als sich in der Sowjetunion in den Diadochenkämpfen nach Lenins Tod endgültig Stalin durchgesetzt hatte, stürzte ab 1928 millionenfache Gewalt und Terror auf alle Regionen und sozialen Schichten der Ukrainer*innen ein. Ein zentraler Fünfjahresplan mit gigantischen Entwicklungszielen gab der Ukraine mit ihren fruchtbaren Schwarzerde-Böden in den südöstlichen Regionen und den Steinkohle- und Eisenerzvorkommen im Donbass einen besonderen Stellenwert. Das Dniprokraftwerk mit seinem gewaltigen Staudamm, Stahlkombinate in Saporischja, die Zentren der Rüstungsindustrie in Charkiv und Dnipropetrowsk ließen die Ostukraine zum entscheidenden Zentrum der sowjetischen Schwerindustrie werden.

Gerade in der Ukraine regte sich aber auch der größte Widerstand. Während ein Teil der ukrainischen Kommunisten bereit war, sich bedingungslos unterzuordnen und die erfolgreiche Kollektivierung binnen eines Jahres versprach, hielt ein anderer Teil an einem besonderen nationalen Weg fest. Ukrainische Intellektuelle und Künstler wollten sich nicht auf die Rolle als Sprachrohr sozialistisch-sowjetischer Phraseologie reduzieren lassen, keine Ingenieure der Seele werden. Die ukrainischen Klein- und Mittelbauern verweigerten sich der Kollektivierung. Damit sprachen zahlreiche Ukrainer ihr Todesurteil aus und wurden zur Flucht gezwungen. Sie wurden hunderttausendfach deportiert oder liquidiert.

Dem Mord durch Hunger, dem Holodomor, fielen als unfassbare Steigerungsstufe des Terrors in den Jahren 1932-1934 bis zu fünf Millionen Ukrainer, aber auch Russen und Angehörige anderer Nationen zum Opfer.

Die Holodomor-Gedenkstätte bei Kiew erinnert an bis zu 3,5 Millionen ukrainischen Opfer der großen Hungersnot (ukrainisch „Holodomor“) in der kommunistischen Sowjetunion von 1932/33. Mit dem Gedenken an die Opfer, die in sowjetischer Zeit tabu gewesen sind, distanziert sich das Land von der stalinistischen Gewaltherrschaft. Die Ukraine bemüht sich um die internationale Anerkennung als Völkermord. (© picture-alliance/dpa)

Der Holodomor sollte zum zentralen Trauma der jüngeren ukrainischen Geschichte werden. Für Stalin und seine Helfershelfer in der Moskauer Zentrale sollte die unbotmäßige ukrainische Nation ein für alle Mal gebrochen werden und das, was von ihr blieb, in den Schmelztiegel der Sowjetnation eingehen. Auch an diesem Auslöschungswerk waren ukrainische Kommunisten beteiligt. Mit dem Überfall auf Polen 1939, eine der Folgen des Verbrechenspaktes mit dem nationalsozialistischen Deutschen Reich, gerieten alle ukrainischen Territorien unter sowjetische Kontrolle und wurden ab 1941 als „Bloodlands“ zu den Schauplätzen von Massenvernichtung und Zentren des Holocaust.

Ukrainerinnen und Ukrainer kämpften in der Roten Armee gegen Hitlerdeutschland

Die Rote Armee, in der neben Russ*innen Millionen von Ukrainer*innen und Angehörige aller anderen in der Sowjetunion zwangsvereinigten Nationen und Nationalitäten kämpften, wurde zur entscheidenden militärischen Kraft beim Sieg über Hitlerdeutschland und zahlte dabei den höchsten Blutzoll. Der Massenmörder und Usurpator Stalin war der entscheidende Verbündete der Westalliierten und konnte seine Rolle als Militärführer und Befreier zahlreicher von Hitlerdeutschland besetzter Staaten nutzen, um dort Vasallenstaaten zu installieren. In der formal selbstständigen Sowjetukraine, die nach 1945 durch die 1939 besetzten Territorien der Westukraine erweitert wurde, erlosch der Widerstand, der Kampf um eine freie Ukraine nie. Er wurde in den ersten Jahren nach Kriegsende als bewaffneter Partisanenkampf geführt, in den späteren Jahrzehnten als politischer Widerstand und als Ringen um den Erhalt der ukrainischen Sprache, Kultur und Identität. Im sowjetisch besetzten Polen, welches mit Unterstützung polnischer Kommunisten zur Polnischen Volksrepublik erklärt wurde, erlosch der nationale Widerstand ebenfalls nicht. Polnische und ukrainische Oppositionelle fanden sich mit der Losung „Für eure und unsere Freiheit“ zusammen. Vor allem polnische Oppositionelle und Angehörige des polnischen Exils im Westen, die der Tradition polnischer Sozialisten folgten, standen dabei vor einer schwierigen Aufgabe. Sollten sie die durch Stalin und den Krieg geschaffenen territorialen Realitäten anerkennen und den Verlust der „polnischen Ostgebiete“ akzeptieren?

Sie entschieden sich dafür und gerieten damit in heftigen Gegensatz zu anderen Teilen des Exils und des polnischen Widerstands, die sich mit dem Verlust von Lemberg und Wilna nie abfinden wollten. Die Vorboten der europäischen Befreiungsrevolutionen von 1989 sahen Delegationen polnischer Oppositioneller und Ukrainefreunde um Adam Michnik und Jacek Kuron auf den Treffen und Kongressen der ukrainischen demokratischen Oppositionsbewegung. Sie bauten am Fundament einer künftigen wirklichen Nachbarschaftsbeziehung.

Ab 1991 – eine unabhängige Ukraine

Der Zerfall der Sowjetunion im Jahre 1991 – von Wladimir Putin als Jahrhundertkatastrophe bezeichnet – ließ die Ukraine zum souveränen Staat werden, der sich in den folgenden Jahrzehnten – anders als sein russischer Nachbar – in Richtung einer Demokratie und eines Rechtsstaat bewegte . Wenn in dieser Zeit Reformen ins Stocken gerieten, oder wie mit Wiktor Janukowitsch prorussische Kräfte in der Ukraine nach der Macht griffen, waren es patriotische, europäisch orientierte Ukrainer*innen, die erneut aufstanden und einen eigenen Weg für die Ukraine einforderten. Das galt für die Studierendenbewegung der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts, für die Revolution in Interner Link: Orange von 2004 und den Interner Link: Euro-Majdan von 2014 .

Putin erhebt Anspruch auf die Ukraine und beginnt den Krieg

Die aus dem Zerfall der Sowjetunion hervorgegangene Russländische Föderation (GUS) wählte einen anderen Weg. Konnte unter dem Präsidenten Boris Jelzin noch die Hoffnung auf demokratische Reformkräfte existieren, die ein partnerschaftliches Verhältnis zu ihren neuen souveränen Nachbarn akzeptierten, gewannen ab der zweiten Hälfte der neunziger Jahre Kräfte die Oberhand, die den imperialen Anspruch Russlands nicht aufgeben wollten.

Ein polnischer Fußballfan zeigt seine Unterstützung für die Ukraine während eines internationalen Freundschaftsspiels zwischen Schottland und Polen im Hampdan Park Stadium in Glasgow, 24.3.2022 (© picture-alliance/AP)

An ihre Spitze setzte sich im Jahre 2000 der ehemalige KGB-Offizier Wladimir Putin, der mit seinen Geheimdienstlern und Militärs, den Silowiki, Russland zu dem werden ließ, als das es heute seinen Nachbarn entgegentritt: eine hochgerüstete Militärmacht, vor der man sich vorsehen, die man fürchten muss, die mit der Forderung nach Einflusszonen halb Europa für sich beansprucht. Zur Durchsetzung dieses Anspruchs bereit zu allen Formen verdeckter, hybrider, aber auch offener Kriegführung. Einem solchen offenen Krieg ist der ukrainische Nachbar seit der Besetzung der Krim im März 2014 und der nachfolgenden Einsetzung der Besatzungsregime in Territorien von Donezk und Luhansk ausgesetzt. Dieser Krieg, der durch den Willen Putins und seiner Umgebung trotz aller politischen und diplomatischen Bemühungen um einen Kompromissfrieden anhielt, erfährt seit dem 24. Februar 2022 seine entsetzliche Steigerungsstufe.

Mit den massiven Verbrechen eines auf die gesamte Ukraine gerichteten unmenschlichen Angriffskrieges hat sich Russland selbst aus dem Kreis zivilisierter Staaten ausgeschlossen. Wann und in welcher Weise es in die Staaten- und Völkergemeinschaft zurückkehrt, müssen die Russ*innen selbst entscheiden. Eine unermessliche Last an Mitschuld und Mitverantwortung liegt schon jetzt auf ihnen.

Auf Putin und seine verbrecherische Machtclique wird letztendlich , so die Hoffnung in Westeuropa, ein Platz auf der Anklagebank des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag warten. Ob es ihnen zuvor gelingt, die Ukraine in einem Krieg, der nicht zu gewinnen ist, in ein Ruinenfeld zu verwandeln, muss die internationale Staatengemeinschaft mitentscheiden.

Zitierweise: Wolfgang Templin, „Wurzeln einer unabhängigen Ukraine Ein Blick zurück: Kiew und Warschau 1920“, in: Deutschland Archiv, 24.3.2022, Link: www.bpb.de/506609.

Externer Link: Zeitenwende? 40 weitere Stimmen zum Ukrainekrieg im Deutschland Archiv.

Quellen / Literatur

Anne Applebaum, Roter Hunger: Stalins Krieg gegen die Ukraine, München 2017.
Andreas Kappeler, Ungleiche Brüder: Russen und Ukrainer, München 2017.
Christiane Schubert/Wolfgang Templin, Dreizack und Roter Stern – Geschichtspolitik und historisches Gedächtnis in der Ukraine, Berlin 2015.
Karl Schlögel, Entscheidung in Kiew. Ukrainische Lektionen, München 2015.
Timothy Snyder, Bloodlands – Europa zwischen Hitler und Stalin, München 2011.
Wolfgang Templin, Farbenspiele – Die Ukraine nach der Revolution in Orange, Osnabrück 2008.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Wladimir Iljitsch Lenin (eigentlich Wladimir Iljitsch Uljanow), geb. 22.4.1870 in Simbirsk (Wolga), gest. 21.1.1924 in Gorki bei Moskau, war ein russischer Politiker, kommunistischer Revolutionär und marxistischer Theoretiker, Vorsitzender der Bolschewiki von 1903-1924, Begründer und erster Regierungschef der Sowjetunion von 1922-1924.

  2. Leonid Breschnew, geb. 19.12.1906 in Kamenskoje (heutige Ukraine), gest. 10.11.1982 in Moskau, war von 1964-1982 Generalsekretär der KPdSU.

  3. Juri Andropow, geb. 15. 6.1914 in der heutigen Region Stawropol (Nordkaukasus), gest. 9.2.1984 in Moskau, war von 1967-1982 Chef des KGB und folgte als Staatsoberhaupt der Sowjetunion auf Leonid Breschnew.

  4. Michail Gorbatschow, geb. 2.3.1931 in Priwolnoje (Nordkaukasus) folgte im März 1985 auf Andropow als Generalsekretär der KPdSU, ab März 1990 nannte er sich Staatspräsident der Sowjetunion. Am 25.12.1991 trat er von diesem Amt zurück. Auf ihn folgte Boris Jelzin, der im Juni 1991 zunächst zum Präsidenten der Russischen Teilrepublik (RSFSR) gewählt worden war, als erstes russisches Staatsoberhaupt. Siehe auch: www.bpb.de//338861, zuletzt aufgerufen am 21.3.2022.

  5. Josef Stalin (eigentlich Iosseb Bessarionis dse Dschughaschwili), geb. 18.12.1878 in Gori, heute Georgien, gest. 5.3.1953 in Kunzewo bei Moskau. Den Namen Stalin („der Stählerne“) trug er seit 1912. Er folgte auf Lenin und war von 1922-1953 Generalsekretär des ZK der KPdSU und von 1941-1945 Oberster Befehlshaber der Roten Armee.

  6. Józef Piłsudski, geb. 5.12.1867 in Zułowo, Gouvernement Wilna (heutiges Litauen), gest. am 12.5.1935 in Warschau, Polen.

  7. Roman Dmowski geb. 9.8.1864 in Kamionki, Gmina Kórnik bei Warschau (damals russisches Kaiserreich), gest. am 2.1.1939 in Drozdowo (Kreis Łomża) war ein polnischer Politiker und wichtigster Akteur in der National-Demokratischen Partei (endecja) in Polens.

  8. Adam Michnik, geb. 17.10.1946, Essayist und Publizist, Chefredakteur der liberalen, größten Tageszeitung des Landes Gazeta Wyborcza und ehemaliger antikommunistischer Dissident.

  9. Jacek Kuroń, geb. 3.3.1934 in Lwów (Polen), gest. 17.6.2004 in Warschau, polnischer Bürgerrechtler, Publizist, Historiker, Pädagoge und Politiker.

  10. Boris Jelzin, geb. 1.2.1931 in Butka, gest. 23.4.2007 in Moskau, war von 1991 bis 1999 der erste Präsident Russlands und das erste demokratisch gewählte Staatsoberhaupt in der Geschichte Russlands. 1981 war Jelzin ins Zentralkomitee der KPdSU aufgestiegen und wurde außerdem 1. Sekretär des Stadtkomitees von Moskau.

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Wolfgang Templin ist Philosoph und Publizist. Von 2010 bis 2013 leitete er das Büro der Heinrich Böll Stiftung in Warschau. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Fragen des deutsch-deutschen Vereinigungsprozesses und der Entwicklungen im östlichen Teil Europas, insbesondere in Polen und der Ukraine.