Jugendkultur in der DDR zwischen Staatsgründung und Mauerbau
Arrangierten sich die Jugendlichen der Aufbaugeneration einerseits mehrheitlich mit dem Sozialismus, lebten sie andererseits bereits in einer kulturellen Parallelwelt. Denn die weltumspannende Sprache des Rock 'n' Roll hatte auch die jungen Menschen in der DDR erfasst. Drohungen und Repressionen konnten sie davon nicht abbringen.Einleitung
Die inhaltliche Spannweite der Entwicklung, welche die Jugendlichen in der DDR zwischen der Gründung des Staates am 7. Oktober 1949 und dem Bau der Mauer am 13. August 1961 durchliefen, war enorm. Umrissen sei diese eingangs mit zwei, von ihrem Charakter her, sehr unterschiedlichen Texten. Ihre Entstehungszeit liegt nur zehn Jahre auseinander und dennoch trennen sie im wahrsten Sinne des Wortes Welten.
1948 schuf Bertolt Brecht den Text für das "Aufbaulied der FDJ" (Musik: Paul Dessau):
"Keiner plagt sich gerne, doch wir wissen:
Grau ist's immer, wenn ein Morgen naht,
und trotz Hunger, Kälte und Kümmernissen
stehn zum Handanlegen wir parat.
(...)
Besser als gerührt sein, ist sich rühren,
denn kein Führer führt uns aus dem Salat,
selber werden wir uns endlich führen,
weg der alte, her der neue Staat.
Refrain:
Fort mit den Trümmern und was Neues hingebaut,
um uns selber müssen wir uns selber kümmern,
und heraus gegen uns, wer sich traut."[1]
Spricht dieser lyrische Text im Namen der Jugendlichen seiner Zeit, stammt das zweite Zitat dagegen von Jugendlichen selbst:
"Elvis Presley – das Idol! / Wir wollen nur noch Rock and Roll!"[2]

Während das Singen des "Aufbauliedes" staatlich gewünscht war, hatte das öffentliche Bekenntnis zum westlichen Rock 'n' Roll-Star Elvis Presley juristische Konsequenzen. In einem Verfahren wegen "Landfriedensbruchs" wurden acht der beteiligten Jugendlichen zu "Gefängnisstrafen von acht Monaten bis zu zwei Jahren"[3] verurteilt. Dem Betreiber des örtlichen Tanzsaals wurde seine Konzession entzogen.