Vorbemerkung: Die Berliner Autorin Lucia Lucia hat kürzlich zwei Wochen in Friedland verbracht. Viele werden jetzt wahrscheinlich an Friedland bei Göttingen und an das dortige Grenzdurchgangslager denken, aber es gibt noch ein weiteres, weitaus weniger bekanntes Friedland in Brandenburg. Gemessen an der Einwohnerzahl ist es die kleinste Stadt Deutschlands, ein 750-Seelen-Ort, und von Berlin aus erreicht man ihn ohne Führerschein, indem man erst den Regionalexpress über Fürstenwalde bis Beeskow nimmt und dann noch eine Stunde mit dem 440er-Bus fährt. Und wenn man dann eigentlich gar nicht in Friedland Stadt, sondern im friedländischen Ortsteil Niewisch am Schwielochsee untergebracht ist, dann fährt man entweder noch eine halbe Stunde mit dem Fahrrad oder man wartet, bis nachmittags der Schulbus kommt. Die Beobachtungen ihres Aufenthalts hat Lucia bei einer Lesung in der Turnhalle der Grundschule Friedland vorgetragen – ein Blick von außen, im Innen geteilt:
Unauffälliges
Von alledem, was es in und über Friedland zu entdecken gibt, kann ich nur über das stolpern, was mir auffällt, ohne dass mir je auffallen wird, worüber ich nicht gestolpert bin. Der Transparenz halber will ich euch also einen Blick durch die Brille werfen lassen, die meinen Wahrnehmungshorizont filtert. Ich wurde 1997 in Hamburg geboren, in eine chaotische, aber gut situierte Patchwork-Familie. Wer meine Vorfahren sind, wo sie gelebt haben, woher die Namen meiner Eltern kommen, weiß ich nicht – und sonderbarerweise habe ich nie danach gefragt. Vielleicht, weil das als Kind von vier Elternteilen, die teils selbst Kinder von vier Elternteilen sind, ein einschüchternd großes Fass zum Öffnen gewesen wäre. Vielleicht aber auch, weil unsere Familienmitglieder so kleinteilig über die Republik verstreut leben, dass ich es in Sachen Identität der Einfachheit halber bei „Fischkopp“ belassen wollte.
Wie sich das für eine Städterin gehört, bin ich gegen fast alles allergisch, was raschelt oder sich bewegt, und bezeichne mangels weiteren Vokabulars Pflanzen, die weniger als einen Meter hoch sind, summarisch als Gestrüpp. Meine Welt öffnet sich nicht mit dem Aufschwingen von Fenstern, sondern nach innen, zwischen den Rechtecken von Seiten und Bildschirmen. Die Brille, durch die ich die Welt sehe, ist die eines westdeutschen, nach der Wende geborenen Großstadtkindes, das sich nicht an einem Ort, sondern in einer Lebensweise zuhause fühlt: nicht in der Gewissheit, zu bleiben, sondern in der immer bestehenden Möglichkeit, zu gehen.
Der letzte Bus bis Montag
Sehr weit weg von zuhause komme ich mir demnach am Abend meiner Ankunft vor, als ich zum ersten Mal einen Blick auf den Busfahrplan in Niewisch werfe: Um siebzehn Uhr zweiunddreißig, also in einer halben Stunde, steht da, fährt der letzte Bus nach Beeskow. Der letzte Bus bis Montag. Wenn ich in den sechzig Stunden Wochenende dazwischen also aus irgendeinem Grund nach Berlin zurückfahren wollen sollte, dann hieße das entweder absurde Summen für ein Taxi ausgeben oder drei Stunden zum nächsten Bahnhof laufen. Die Vorstellung, an einem Ort zu bleiben, von dem ich aus eigenen Stücken nicht wieder wegkomme, widerstrebt mir so sehr, dass ich neunundzwanzig lange Minuten wie angegossen am Küchentisch der Ferienwohnung sitze und aktiv gegen den Drang ankämpfe, aufzuspringen, meinen Koffer zu greifen und direkt wieder abzuhauen. Erst als das nach einunddreißig Minuten endlich keine Option mehr ist, kann ich auspacken.
Es ist spät. Nervös schlurfe ich ein paar Mal zwischen Küche und Schlafzimmer auf und ab, ehe ich zu dem Schluss kommen muss, dass es für die nächsten zwei Tage nun offiziell nichts mehr zu tun gibt. Immerhin habe ich noch daran gedacht, im Lindeneck in Friedland die nötigsten Lebensmittel einzukaufen. Für meine Überraschung darüber, dass ein Dorf Teil eines Ortes, der sich Stadt nennt, sein und dennoch über keinen Supermarkt verfügen kann, kommt ich mir jetzt, wo ich hier bin, naiv vor; gleichzeitig ärgere ich mich darüber, dass niemand diesen zum Überleben doch nicht ganz unbedeutenden Aspekt im Vorfeld erwähnt hat. „Klassisches Stadt-Land-Gefälle“, kommentiert mein Freund dazu wenig später lachend am Telefon, als ich ihm mein vor allem aus Dosenravioli bestehendes Leid klage. „Du hast nicht daran gedacht, dass man in Niewisch vielleicht nicht einkaufen können könnte, und die haben nicht daran gedacht, dass jemand an sowas nicht denken können könnte.“ Er ist spät dran für irgendeine Verabredung und hat nur wenig Zeit, die Stille nach unserem Auflegen setzt sich neben mich auf die Couch wie eine sehr schwere Person. Himmel, ist das leise hier, höre ich mich denken. Himmel, denke ich laut, denke ich kurz darauf.
Erst als am nächsten Morgen durch die Vorhänge spätsommerliche Sonnenstrahlen das trutschige Wachstuch mit Waldbeerenprint auf dem Küchentisch streifen und die Wellen des Sees hinter dem Balkon aufglitzern lassen, komme ich dazu, die Landschaft um mich herum zu bewundern. Sie detailliert zu beschreiben, würde ich mich vor euch, die ihr teilweise zwischen ihren Kiefern und Mooren aufgewachsen seid, mit meinem geringen Naturwortschatz nicht trauen, aber ich denke, auf die Adjektive „idyllisch“, „malerisch“ oder schlicht „schön“ können wir uns einigen. Ein Spaziergang entlang des Schwielochseeer Süduferwegs und die ersten Begegnungen mit mir entgegenkommenden Paaren (man nickt sich mit leicht abwesendem Blick zu und murmelt dabei ein kaum vernehmbares „Hallo“ oder „Guten Tag“) rufen mir dann auch wieder meine wesentliche Aufgabe in den Kopf: über Friedland schreiben.
Meine Recherchen vor Ankunft (ja, es gab Recherchen – darauf, einen Supermarkt zu googlen, bin ich dennoch nicht gekommen) haben ergeben, dass, wäre es nur nach den wahlberechtigen Friedländer:innen gegangen, der Landrat für den Kreis Oder-Spree bei der Stichwahl im Mai 2023 ein Kandidat der AfD geworden wäre. Als erster AfD-Landrat bundesweit. Wie der Website des Landkreises zu entnehmen ist, müsste statistisch etwa jede erste und zweite Person, die mir am Süduferweg entgegenkommt, gar nicht, dann jede dritte und viereinhalbste für den AfD-Menschen (der seit 2025 übrigens direkt gewählter Bundestagsabgeordneter ist) und nur der Oberkörper jeder vierten Person für den Kandidaten von der SPD gestimmt haben.
Dekorationssteine und frisch gereinigte Holzkohlegrills
Neugierig beäuge ich die Datschen zu meiner Linken, die sich eine nach der anderen am sorgfältig gepflasterten Gehweg reihen. Die Menschen scheinen ihre Gärten hier liebevoll zu pflegen, ich entdecke Dekorationssteine und frisch gereinigte Holzkohlegrills, Figuren von Rehen, Störchen und Zwergen, gepolsterte Liegestühle unter bunten Markisen.
Bei meinem Rückweg durch Pieskow (bei Niewisch bei Friedland) überrascht mich eine ungewohnte Sitzbank-Dichte: Für jede Hausnummer scheint es hier eine eigene Bank zu geben, selbst dem Stromkasten wurde eine aufgemalt (die ist jedoch besetzt). Manche von ihnen sind farbenfroh angestrichen oder mit in das Holz geritzten Nachrichten versehen, wie die eine, die verkündet Unser Dorf hat Zukunft, 2. Platz Pieskow 2017. Als ich einen ausreichend langsamen Autofahrer frage, was es mit all diesen Sitzgelegenheiten auf sich hat, guckt der mich verwundert an. Na, ob sich da jeder einfach draufsetzen könne zum Beispiel oder ob die Bänke jemandem gehörten. „Ach so, nee, die sind von den Leuten aus den Häusern dahinter. Das ist hier halt so. Die sitzen da nachmittags manchmal und gucken, was auf der Straße so passiert.“ Skeptisch blicke ich die außer uns menschenleere Straße rauf und wieder runter. Er lächelt, als könne auch er mich denken hören.
In den kommenden Tagen versuche ich, Kontakt aufzunehmen. Die Schüler:innen der Grundschule Friedland empfehlen mir das Zucker am Markt, die Betreiberin des Zucker am Markt empfiehlt mir einen Spaziergang am Nordufer und das Gazpacho-Eis, die Schulleiterin empfiehlt mir, mich an Frau Schmidt zu wenden, Frau Schmidt aus der Bibliothek leiht mir eine Sammlung mit Friedländer Sagen aus und empfiehlt mir, mich an Frau Pietzke aus der Burg zu wenden. Eine ältere Dame vor der Apotheke empfiehlt mir, mich an die Verkäuferin des Lindenecks zu wenden, und die wiederum empfiehlt mir, auf die Friseurin zu warten. Allgemein für die Friedländer:innen sprechen möchte niemand, man ist noch nicht lange genug hier oder war zwischendrin zu lange weg, man holt hier nur seine Medikamente und kommt eigentlich aus der Umgebung, man hat nur über die Kinder Kontakte. Dafür kann man mir aber einen Cappuccino anbieten, einen Falafel Dürüm mitgeben, ein Abendessen kochen, ein Bier einschenken, ein paar Anekdoten mit mir teilen, und so wird es immer wieder Abend, ohne dass zuvor ein Tag vergangen wäre, und ich beginne zu begreifen, was die Leute meinen, wenn sie von anders tickenden Zeigern sprechen.
Schließlich empfiehlt mir die Verkäuferin der Fleischerei Haase (eine allgemeine Empfehlung übrigens), beim Seniorentreff vorbeizuschauen, heute im Rathaus, vierzehn Uhr, ich würde aber sicherlich auch jetzt schon (es ist elf Uhr morgens) jemanden beim Stullen schmieren antreffen. Das müssen Unmengen an Stullen sein, denke ich mir, so mit drei Stunden Vorlauf – und mein Interesse ist geweckt. Wie sich herausstellt, ist der Seniorenclub hier eine richtige Hausnummer; im wahrsten Sinne des Wortes, denn er hat ein eigenes Klingelschild an der Rathaustür.
Stullenschmieren für den Seniorentreff
Als ich nach einigem Warten gerade wieder kehrtmachen will, öffnet mir eine freundlich aussehende Dame mit glattem, aufgeräumtem Bob und einer Outdoor-Weste über Kaschmir-Pullover die schwere Holztür. Weil ich mir keinen guten Begrüßungssatz zurechtgelegt habe, beäugen wir uns ein paar Sekunden lang erwartungsvoll, bis ich schließlich eröffne mit: „Guten Tag, bin ich hier richtig zum Seniorentreff?“ Die Dame scheint verdattert und schaut an mir runter und wieder hoch, als frage sie sich, ob sie das Offensichtliche erklären müsse. Ich stammele weiter: „Ich bin nämlich Autorin und mache hier bei so einem Projekt-…“ Sie unterbricht mich mit einer ungeduldig abwinkenden Geste und tritt einen Schritt zurück: „Na, kommen se erstmal rein, das erzählen se uns dann ja alles sicher gleich.“
Ohne große Umschweife werde ich in eine achtköpfige Runde älterer Frauen gesetzt, die auf den rot gepolsterten Stühlen des Standesamts um drei Tische verteilt Rommé spielen. Nach den ersten zwei Runden beginne ich, die Regeln zu verstehen, die mir nun, da ich sie kenne, umso mehr Konzentration abverlangen. Ich stelle meine Fragen fürs Erste zurück. Auch der einsilbige Ton, mit dem meine Mitspielerinnen bisweilen reagieren, vermittelt mir klar und deutlich: Erst das Kartenspiel, dann das Vergnügen.
Zwei Stunden später kann ich bestätigen, dass es nicht die Menge, sondern die Qualität der Stullen ist, die so einen enormen Schmieraufwand und zeitlichen Vorlauf erforderten. Ich sitze bei Kaffee, Kuchen und Brotpyramide inmitten eines hitzigen Stimmengemenges. Es geht um die geschlossene Sparkasse, die Schwierigkeiten mit dem Online-Banking, insbesondere für die vielen Menschen in der Region, die kein Internet haben oder sich in diesem Internet nicht zurechtfinden. Um die Angst davor, gescamt zu werden; die Angst davor, einmal nicht mehr mobil zu sein; das Gefühl, nicht mitgedacht zu werden.
Als ich nach Ende der Kaffeepause meine neue Gegenspielerin (die Tische werden mit kleinen Nummern gelost) frage, welche Probleme sie im Moment am meisten besorgen, erwidert diese, dass ihr bei dem Gedanken an die vielen hierher kommenden Geflüchteten (Wortlaut: „all die Ausländer“) unwohl sei. Vor allem müsse man ja bedenken, dass das überwiegend Männer seien. „In Eisenhüttenstadt wurde ja eine Menge von denen schon untergebracht, aber hier in Friedland… Wie soll das werden?!“
Immer auch Lücke, Sorge und Wunsch
Sie spezifiziert ihre Sorgen nicht, sondern lässt das Ende ihres Satzes bedeutungsschwanger in der Luft zwischen uns schweben, als läge es an mir, dieses schreckliche Szenario fertig auszumalen. Aber ich denke bloß darüber nach, wie interessant es ist, dass den Kindern der Grundschule, wenn ich sie zu Friedland befrage, zuallererst all das einfällt, was es hier gibt: „Es gibt hier einen Eisladen!“, „Es gibt die freiwillige Feuerwehr!“, „Wir haben einen Bäcker!“, rufen sie. Während die Erwachsenen vor allem dasjenige beschäftigt, was es nicht gibt. Sie erzählen von der umgezogenen Sparkasse, von dem Supermarkt, der nie eröffnet wurde, und von Geflüchteten, von denen ich in den zwei Wochen, die ich hier war, keinem einzigen begegnet bin. Von dem Bäcker, der schließt, von dem anderen, bei dem man nicht weiß, wer ihn übernehmen wird. Von dem Tanzsalon, der einmal schräg über der Apotheke war. In ihren Köpfen mischen sich Erinnerungen an ein Vorher, Vorstellungen von einem parallelen Jetzt und Ängste vor einem Morgen mit dem Bild dieses Ortes, der immer auch Lücke ist, immer auch Sorge und Wunsch.
Weil ich als Außenstehende nicht mehr als die Kinderperspektive einnehmen kann, die nicht durchdringt, sondern lediglich sammelt und aufnimmt, scheint mir der beste Weg, über Friedland zu schreiben, euch zu erzählen, was es hier alles gibt – womit ich all das meine, worüber ich gestolpert bin, weil es mir aufgefallen ist, neben all jenem, von dem mir vielleicht nie auffallen wird, dass ich nicht darüber gestolpert bin:
Es gibt hier das Zucker am Markt, eine Apotheke, zwei Fleischer,
und eine Landstraße, die quer durch die Stadtmitte schneidet,
durch einen Korridor aus geschlossenen Gardinen und Läden
die den LKWs sagen: „Es gibt hier nichts zu sehen“,
darin Blumenkästen, die farbenfroh auf Fenstersimsen stehen,
und gepflegte Gehwege, auch wenn es scheint, als sei niemand da, sie zu pflegen,
es gibt hier wohl wunderschöne Hinterhöfe, in denen die Menschen verweilen,
und ohne je eingeladen worden zu sein, kann das auch keine bestreiten,
es gibt hier mehr Physiotherapeuten als Bars – und damit meine ich zwei, es gibt Erinnerungen an Zeiten geselligen Treibens,
in denen die Leute auf dem Marktplatz sich trafen zum Quatschen,
um dann im damaligen Tanz-Salon auf ein Glas zu versacken,
es gibt ein syrisches Restaurant, das hier Schnitzel verkauft,
und die ein oder andere Burgtouristin, die dem dennoch nicht traut,
es gib eine Buslinie, die man Schulbus nennt, weil sie zweimal am Tag
in jedem einzelnen Dorf auf jeden einzelnen wartet,
es gibt kurz vor Niewisch eine Villa mit dem Namen Meine Ruh
und genug Ruhe für dich und all deine Bekannten dazu,
es gibt Menschen, die Pflöcke um ihre Grundstücke schlagen
und an Sonntagen leise über Einsamkeit klagen,
es gibt hier spiegelgleiche Seenflächen, die umrankt sind von Sagen
über Drachen und Wendenkönige und blutige Strudel
und winzige Leute, die Luttchen sich
und sich zwischen Goyatz und Speichrow auf dem Luttchenberg trubeln,
es gibt Aufzeichnungen von Zeiten, in denen hier mehr als zwei Kirchen friedlich nebeneinander her existierten,
und Familien, deren kulturelles Erbe es ist, sich für diese Geschichte zu interessieren,
es gibt die, die zurückkehren, und die, die nie gingen,
und dann solche, die sich unverhofft in der Landschaft verfingen,
es gibt das Seenlandkollektiv für all jene, die neu sind,
und sich über jede Gelegenheit von Begegnungen freuen,
es gibt die Volkssolidarität und den Wunsch nach Gemeinsam
und aus jeder Sicht einen anderen, an dem ein Kennenlernen scheitert,
es gibt – nein, es gab einmal eine Sparkasse, die da jetzt nicht mehr ist,
und die Jobs und die Automaten nahm sie gleich mit sich mit
und wo sie war bleibt die Sorge, dass nichts sich je ändert,
es gibt mehr Termine als Busse, weniger Ärztinnen als Rentner,
es gibt einen Haufen Probleme, die sich nicht leugnen lassen,
zusätzlich zu den bestehenden noch die gemeinsam erdachten,
es gibt Gerüchte und Ängste vor geflüchteten Menschen,
es gibt reißerische Debatten über europäische Grenzen,
aber es gibt nichts, das nicht warten kann, für Kaffee und Kuchen,
und weißt du allein mal nicht weiter, finden sich die paar Minuten,
es gibt an Armen, die verschränkt sind, helfende Hände
und hinter verschlossenen Lippen erzählt man sich Bände,
es gibt die Erfahrung, dass Zukunft bloß von außen passiert
und ein Ort wie Friedland sich lediglich in ihr arrangiert,
es gibt hier das Zucker am Markt, eine Apotheke, zwei Fleischer
und eine Landstraße, die quer durch die Stadtmitte schneidet –
hier gibt es Hände und Lippen zum Gestalten von Zeit,
aber wer das nicht weiß, der fährt einfach vorbei.
Zitierhinweis: Lucia Lucia, DA vom 8.10.2025. Die Hamburger Autorin ist Poetry Slammerin, Mitbegründerin und festes Mitglied der Berliner Lesebühne Neuköllner Brett und leitet Poetry Slam Workshops und Schreibwerkstätten für Jugendliche und Erwachsene.
Zu diesem Text gehören der Beitrag des Poetry Slammers Aron Boks aus Wernigerode, "Interner Link: An einem Tag den Westen besiegt", DA vom 3.10.2025 und das Gespräch Lucia Lucias mit Aron Boks Interner Link: „Und keiner hat Recht“, DA vom 9.10.1989.
Ergänzend zum Thema:
Marko Martin, Interner Link: Erinnerungslandschaften, zerklüftet. DA vom 2.9.2025
Christopher Banditt, Interner Link: Noch immer "Bürger zweiter Klasse"? Einschätzungen von „Wendekindern“ zur ostdeutschen Transformation seit 1989/90. Eine Datenauswertung. DA vom 25.4.25.
Nine-Christine Müller, Interner Link: Ostwärts hören: Gespräche über ostdeutsche Identitäten, DA vom 30.7.2025.
Raj Kollmorgen, Interner Link: Zerrbilder. Dirk Oschmanns Erfindung des Ostens, DA vom 1.2.2025.
Interner Link: Ossi? Wessi? Geht's noch? Drei Perspektiven von Antonie Rietzschel, Christian Bangel und Johannes Nichelmann, DA vom 3.10.2023.
Interner Link: Mehr Osten verstehen. 80 Autoren und Autorinnen über (Ost)Deutschlands Weg. Zwei e-books herausgegeben vom Deutschland Archiv, online seit 3.9.2024.
Joachim Gauck, 1989/90: Interner Link: Freiheit erringen, Freiheit gestalten, DA von 2.10.2025.