Faulenbach gehörte nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst bei der Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) dem Wissenschaftlichen Beirat des Deutschland Archiv (DA) an, bis dieser 2019 mit der Umwandlung der Printzeitschrift in ein Online-Portal unter dem Dach der BpB seine Arbeit beendete. Nicht nur als Zeithistoriker und Didaktiker war er dem DA, seinen Themen und seinem Auftrag eng verbunden.
Nach dem Studium für das Lehramt an Gymnasien hatte Jürgen Faulenbach 1974 seine berufliche Laufbahn als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Ostkolleg der BpB in Köln und später in Brühl begonnen, bevor er 1985 als Planungs- und Grundsatzreferent ins „Haupthaus“ an die Berliner Freiheit in Bonn wechselte.
Ende 1989, zur Zeit des historischen Herbstes in Europa, wurde er leitender Redakteur der Wochenzeitung „Das Parlament“, die damals unter Ägide der BpB erschien und später zum Deutschen Bundestag gehörte. Kurz nach der Erlangung der deutschen Einheit wurde er für sieben Monate zum Bundesministerium des Innern abgeordnet, um einen Bericht zum Stand der politischen Bildung im vereinten Deutschland zu erarbeiten und Desiderate für die Zeit des Zusammenwachsens beider Staaten zu formulieren.
Ab 1993 leitete Jürgen Faulenbach in der BpB die Arbeitsgruppe „Politische Bildung in der Schule“ und übernahm im Dezember 2000, zunächst gemeinsam mit Rüdiger Thomas, kurz nach dem Amtsantritt von Thomas Krüger als Präsident der BpB, bis zu seinem Ruhestand im November 2011 die Leitung des neuen Fachbereichs Print.
Die breite Formatpalette, die enge Vernetzung der einzelnen Redaktionen und das liberale, ziemlich „unbehördliche“ Binnenklima seines großen Fachbereichs behagten ihm sehr, weil er neben den täglichen Leitungsaufgaben immer wieder Zeit für die fordernde Redaktionsarbeit nicht nur bei den „Informationen zur politischen Bildung“ fand.
Das DA lag ihm sehr am Herzen, hatte er die deutsche Teilung doch stets als widernatürlich empfunden. Dass wir uns nun auch nach Jahrzehnten der Einheit noch immer auf die Suche nach der Chimäre „innere Einheit“ machen, hat ihn zuletzt eher irritiert: Da war er (zugezogener) Rheinländer genug, um zu erkennen, dass die wahre Einheit in der Vielfalt liegt.
Jürgen Faulenbach misstraute nicht nur dem Pietismus, der ihn in seiner Jugend im Siegerland umgeben hatte, sondern grundsätzlich allen Ideologien, ob weltlichen oder übernatürlichen. Sein feiner Humor, seine Zugewandtheit und sein gewinnendes Wesen entwaffneten so manchen auf Streit gebürsteten Zeitgenossen mit Wertschätzung und Respekt.
Natürlich hatte er bei allem Laissez-faire feste Prinzipien. Diese beruhten auf immenser Belesenheit, auf Menschenkenntnis und einem großen Erfahrungsschatz – er habe schon „hinter jedem Busch gelauert“, meinte er des Öfteren. Man konnte ihm nichts vormachen. Legendär sind lange Einzelgespräche in seinem Büro, bei ausgewähltem Tee und feinen Plätzchen – Jürgen Faulenbach war ein Genussmensch. Solch ungeteilte Aufmerksamkeit konnte anstrengend sein, aber man verließ das Separee stets bereichert – und durch edle Schokolade erfreut.
Jürgen Faulenbach war ein Menschenfreund und ein Urgestein der politischen Bildung. Zum 60. Geburtstag der BpB hatte er das in einem Externer Link: Videostatement so formuliert: „Ich wünsche der Bundeszentrale als Zentrum der unabhängigen Politikanalyse und ihrer Publizierung, dass sie sich eine gewisse Unabhängigkeit auch über die nächsten Jahrzehnte erhalten kann. Ich kann mir ein Leben ohne BpB nicht vorstellen.“
Dr. Hans-Georg Golz / Dr. Birgitta Gruber-Corr, BpB, Bonn