Es ist die Aufgabe Deutschlands, einen Damm aufzurichten gegen das Einsickern sowjetrussischer Ideen“. Mit diesen Worten eröffnet Konrad Adenauer, Kanzler der Bundesrepublik Deutschland und Vorsitzender der Christlich Demokratischen Union (CDU), den ersten Bundesparteitag der Union in Goslar. Der Gründungsakt der Bundespartei ist eine Konsequenz des Erfolgs bei der Bundestagswahl 1949. Bei dieser ist die CDU mit selbstständigen Landesparteien angetreten. Jetzt, im Oktober 1950, soll ein Ausgleich zwischen den rivalisierenden Landesvorsitzenden hergestellt werden. Im Mittelpunkt steht Adenauer selbst, der im katholischen Westen der Republik unumstritten ist. Sein Konkurrent ist Jakob Kaiser, der ehemalige Chef der Ost-CDU. Er hat im Arbeitnehmerflügel und bei den aus Ostdeutschland Geflüchteten viele Anhänger.
Der Ort des Bundesparteitags ist sorgfältig gewählt: Goslar ist im Krieg fast unzerstört geblieben, vor allem aber liegt die Stadt unmittelbar an der Grenze zur DDR. Unter dem Motto „Einigkeit und Recht und Freiheit“ verständigen sich die über 300 stimmberechtigten Anwesenden vom 20. bis 22. Oktober 1950 auf die Grundsätze ihrer Parteipolitik. Dazu gehört die Nichtanerkennung der staatlichen Souveränität der DDR ebenso wie die Ablehnung der Oder-Neiße-Grenze. Außerdem werden der Vorsitzende Adenauer und zwei Stellvertreter gewählt – Adenauer erhält 302, Kaiser als Vize und Vertreter der „Ostzone“ sogar 304 Stimmen. Ebenfalls im Bundesvorstand vertreten sind die Gebiete jenseits von Oder und Neiße.