Fast neun Monate lang haben die 65 Mitglieder des Parlamentarischen Rates in Bonn getagt, bevor sie über das Grundgesetz abstimmen, die vorläufige Verfassung für den westlichen Teil Deutschlands. Die Beratungen haben sich deutlich länger hingezogen als anfangs angenommen. Nicht nur fehlen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Mehrheit der nach Bonn Abgeordneten muss auch in den jeweiligen Länderparlamenten mitarbeiten: Die Arbeit am Grundgesetz findet in Teilzeit statt. Das gilt auch für prominente Teilnehmer wie Konrad Adenauer und Theodor Heuß. Zudem dauern Hin- und Rückfahrt nach Bonn teils sehr lang, weil Straßen, Schienenwege und Brücken zerstört sind.
Die Stadt Bonn bewirbt sich in diesen Wochen als zukünftiger Parlamentssitz. Sie tut alles, damit sich die angereiste politische Elite am Rhein wohlfühlt. Sie vermittelt Unterkünfte für die Parlamentarier und ihre Begleitung. Mehrfach appelliert die Stadt an Hotelbesitzer, Vermieterinnen und Vermieter, die Preise für die Übernachtungen niedrig zu halten. Auch für eine gute Verpflegung ist gesorgt. Vereinzelt wird unterstellt, die Dauer der Verhandlungen hänge mit dem „guten Leben“ der Parlamentarier in der Stadt zusammen. Ende Mai 1949 aber ist es soweit: Die Länderparlamente nehmen das Grundgesetz an. Der Parlamentarische Rat kann sich auflösen – seine Arbeit ist getan. Bonn hat bewiesen, dass es als Tagungsort taugt und wird Sitz von Bundestag und Bundesregierung – bis September 1999, dann ist Berlin wieder Hauptstadt in der nun vereinten Bundesrepublik.
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