Hunderttausende von Menschen suchen nach Kriegsende Angehörige, die von den Nationalsozialisten verschleppt worden sind. Anfang 1946 wird in der hessischen Kleinstadt Arolsen ein zentraler Suchdienst als Anlaufstelle für sie gegründet. Die meisten Angestellten des ab 1948 in International Tracing Service (ITS) umbenannten Dienstes sind wie die Menschen, denen sie helfen wollen, KZ-Überlebende. Sie recherchieren in Karteien, die von verschiedenen NS-Institutionen angelegt worden sind. Bis Ende 1949 sind es 17 Millionen Namen, die die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus den Akten des NS-Apparates zusammentragen.
Nicht immer lässt sich der Verbleib der Vermissten durch die Karteirecherche klären. Ergänzend schaltet der Suchdienst selbst Zeitungsanzeigen oder beschreibt die Gesuchten in kurzen Radiosendungen. Häufig sind nur ihr Name, Geburts- und letzter Wohnort bekannt. Gerade im Chaos der letzten Kriegswochen sind viele verschwunden. Von anderen fehlt jede Spur, seitdem sie in die Fänge des NS-Apparates geraten sind. Dazu gehören die Eheleute Hartmann aus Berlin. Im Juni 1946 wendet sich die in den USA lebende Tochter an den ITS. Dieser findet zunächst nur heraus, dass die Gestapo die Hartmanns 1942/43 in „Schutzhaft“ genommen hat, und schaltet eine Suchanzeige in den Badischen Neuesten Nachrichten vom 28. September 1946. Zumindest der Verbleib von Max Hartmann kann bis zum Frühjahr 1948 geklärt werden: Er ist im KZ Dachau befreit worden.